Wie gehen Schwule Lehrer mit ihrem Schwulsein an Schulen um? Nachteile?

  • Hallo, ich bin neu auf diesem Forum, am 14. Sept beginnt mein Referendariat (Gymnasium, Englisch/Französisch).
    Da ich schwul bin, wollte ich nun einmal ein paar Erfahrungswerte von schwulen Refs oder Lehrern hören, wie sie damit umgehen.

  • Hallo!


    Leider kann ich keine Erfahrungsberichte beisteuern. Ich erinnere mich allerdings, dass über dieses Thema schonmal geschrieben wurde. Wenn du über die Suchfunktion entsprechende Begriffe eingibst, solltest du die Beiträge finden.


    Liebe Grüße,
    Sophia

  • Hi "derBONE" (komischer Nick *grübel*)!


    Philosophus hat völlig Recht - unter dem angegebenen Link gab es schonmal eine Diskussion zu diesem Thema. Da ich zum damaligen Zeitpunkt für einige NutzerInnen ziemlich gewagte Thesen gepostet habe (zu denen ich im Prinzip noch immer stehe - auch nach mittlerweile fast 10monatiger Tätigkeit als Referendar in der Primar- und Sekundarstufe 1), melde ich mich natürlich auch gerne hier zu Wort!


    Also zu deinem Anliegen: du fragst nach Erfahrungen und wie man "damit" umgehen sollte. Patentrezepte für dein Verhalten kann dir sicherlich niemand geben - aber mit Erfahrungen kann ich schon dienen...


    Kurz zu mir: Ich bin mittlerweile 28 Jahre alt (gehe also schon mit großen Schritten auf das "Gay-Greisen-Alter" zu), habe vor meinem Referendariat fast sechs Jahre studiert und "nebenher" 7 Jahre in einem Pflegeberuf gearbeitet. Wie du dir vielleicht denken kannst, gab es da nie Probleme mit dem Thema "Schwul-Sein" (in den Einrichtungen, in denen ich gearbeitet habe, war eher die "Hetero-Fraktion" -entschuldige meine platte Formulierung- in der Minderheit). Natürlich habe auch ich mir Gedanken darüber gemacht, was der offene Umgang mit der eigenen sexuellen Orientierung an Schulen / vor KollegInnen / vor SeminarleiterInnen / vor SchülerInnen und vor Eltern auslösen mag - aber ich habe für mich von vornherein festgelegt, dass ich aus meinem (langjährigen) Freund keine Freundin mache und aus Prinzip nicht einsehe, irgendwo / irgendwem Lügen zu erzählen. Das entspricht nicht meiner Person und ich hätte auch ein schlechtes Gefühl, als "authentischer Lehrer" vor einer Klasse zu stehen und völlig "unauthentisch" zu handeln. Ich verlange Ehrlichkeit und Offenheit mir gegenüber - also bringe ich das auch gegenüber meinen Mitmenschen.


    Natürlich bedeutet das nicht, dass ich mich vorgestellt habe nach dem Motto: "Guten Tag, erstens bin ich schwul und zweitens heiße ich...". Aber wer fragt, bekommt eine ehrliche Antwort!


    Tatsächlich / in der Realität hat es sich bisher nur im Rahmen meiner Seminare ergeben, dass ich - aus gegebenen Zusammenhängen heraus - erwähnt habe, dass ich mit meinem Freund eine langjährige Beziehung führe und schwul bin. Hier hat es niemanden gestört und es kam noch nichteinmal näheres Interesse auf, das eingehender zu besprechen - es wurde hingenommen und "es war gut so".


    Ähnlich erging / ergeht es mir mit einigen (wenigen) KollegInnen an meiner Schule. Da der Lehrer-Alltag oft wenig Zeit für Interaktionen mit KollegInnen lässt, hat es sich einfach noch nicht oft ergeben - aber die KollegInnen, denen ich ehrliche Antworten auf ehrliche Fragen gegeben habe, scheinen damit kein Problem zu haben.


    Im Hinblick auf SchülerInnen und Eltern kann ich dir (noch) keine konkreten Erfahrungen berichten. Ich bin zwar Co-Tutor einer 8. Klasse, mit der ich ein sehr gutes und offenes Verhältnis habe (es ist eine echt tolle Klasse!!!), aber gefragt hat mich dort noch niemand, so dass ich auch noch nicht geantwortet habe. Aber sollte die Frage kommen, werde ich selbstverständlich auch hier die Fragen richtig beantworten. Und ich bin mir sicher - je offener man dieses Thema angeht, umso weniger Probleme wird dein Gegenüber damit haben.


    Dass es hier im Forum auch andere Meinungen gibt, haben meine Postings zum Thema unter dem o. g. Link gezeigt - allen Unkenrufen zum Trotz bleibe ich dabei: Der Lehrerjob kann nur dann sinnvoll und verantwortungsbewusst ausgeübt werden, wenn ich mich AUTHENTISCH, EHRLICH und OFFEN auf diejenigen einlasse, mit denen ich zusammen arbeite. Alles andere wäre - in meinen Augen - verlogen.


    Wer sich natürlich - aus welchen Gründen auch immer - dafür entscheidet, ein "Neutrum" aus seiner Partnerin / seinem Partner zu machen - bitte! Die Entscheidung sollte jeder selbst treffen. Aber ich fühle mich mittlerweile zu alt dazu, dieses Versteckspiel zu spielen (das habe ich mit 16 / 17 gespielt und aus dem Alter bin ich raus!) - unabhängig davon, ob ich als Referendar, Lehrer oder als sonstirgendwas tätig bin!


    Also, lieber "derBONE" - du merkst: von mir kannst du nur folgenden Tipp bekommen: Gib dich so, wie du bist und fange dein "Lehrerleben" nicht mit "Lebenslügen" an, die dich erst angreifbar machen und dich - nach meiner Einschätzung - für diesen Job disqualifizieren würden! (Dafür ernte ich wieder bissige Antworten - ich ahne es!)


    Alles Gute - und wenn du Lust hast, mail mir - ist mit Sicherheit ganz nett, Erfahrungen auch in Zukunft mal auszutauschen.


    Liebe Grüße aus Hamburg


    Andreas

  • Wie bereits im anderen Thread bemerkt: Zustimmung zu Heikes Bemerkungen!

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Liebe Heike, liebe(r) alias!


    Natürlich respektiere ich eure Ansichten und freue mich über die zumindest "prinzipielle" Zustimmung auf meinen Beitrag. Umso mehr verwundern mich die "Konsequenzen", die aus der "prinzipiellen Zustimmung" gezogen werden.


    Natürlich ist das Referendariat eine Zeit, in der "systemische Komplikationen" (wie du, liebe Heike, sie nennst) eine besondere Rolle spielen - das ist wahrscheinlich bei kaum einer anderen Ausbildung anders (auch in sog. "traditionellen Ausbildungsberufen"). Nur stellt sich für mich die Frage, ob ich mir diese "systemischen Komplikationen" so weitreichend zu eigen machen muss - gerade in Anbetracht unseres verantwortungsvollen (zukünftigen) Berufes.


    Beurteilungskriterien, die "z. T. auch nix mit dem Lehrersein oder der Fähigkeit ein guter solcher zu sein zu tun haben -sondern, ob man sich in die jweilige Idealvorstellung eines Seminars oder eines Kultusministeriums oder Schulamtes einfüg[en muss]" sind NICHT mein Problem.


    Ich verlange von meinen Ausbilderinnen und Ausbildern jene Professionalität, die von mir täglich (vor meinen Schülerinnen und Schülern) zu Recht verlangt wird - auch im Hinblick auf die Bewertung meiner Handlungen als Referendar / Lehrer. Und wenn ich das Gefühl habe, dass in Bewertungen Dinge einfließen, die nichts mit meiner Tätigkeit als Lehrkraft zu tun haben, ist es zwar meine Pflicht, von meinen AusbilderInnen zu erfragen, auf welcher Grundlage die Bewertung erfolgt, aber handeln müssen hier die AusbilderInnen - nämlich indem mir transparent erklärt wird, auf welcher Ebene Kritik an mir geübt wird.


    Nun möchte ich hier nicht als "Revoluzzer" dastehen - ich weiss, meine Formulierungen hören sich oft recht hart an. Und in der Realität hatte ich - wie bereits erwähnt - mit AusbilderInnen, KollegInnen und SeminarleiterInnen dahingehend noch KEINERLEI Probleme. Im Gegenteil: Gerade unsere (nahezu geniale) Hauptseminarleiterin bestärkt uns geradezu darin, eine EIGENE und AUTHENTISCHE Persönlichkeit zu entwickeln, die nicht vor der Klassentür endet.


    Ich denke, dass diese Form des Selbstbewusstseins nicht übertrieben ist - ich bin mir sehr wohl im Klaren darüber, dass ich mich in einer Ausbildung befinde, in der ich noch eine Menge lernen kann und muss.


    Aber das darf nicht dazu führen, dass ich mich derart verbiegen müsste!


    Liebe Heike, ich verstehe die Intentionen deines Beitrages - aber gerade die Konsequenz daraus zu ziehen "zu warten, bis die Eiertänze beendet sind und ich eine feste Stelle habe - und dann erst Klartext reden", halte ich FÜR MEINE PERSON für unakzeptabel!


    Ich verweise nochmal kurz auf meinen o. g. Beitrag: Der Lehrerberuf ist nach meiner Ansicht ein verantwortungsvoller Beruf - insbesondere weil man in der Verantwortung steht, SchülerInnen einen bedeutsamen Teil ihres Lebens zu begleiten und zur Ehrlichkeit, Offenheit und zum Selbstbewusstsein zu "erziehen". Wie kann man das, wenn man selbst nicht in der Lage dazu ist, das auch zu leben?


    Nochmal: Ich verstehe deinen "wenig idealistischen und bös pragmatischen" aber trotzdem wohlmeinenden Ratschlag an "BONE" sehr wohl und glaube auch, dass hier jeder selbst eine Entscheidung treffen muss - auch im Hinblick darauf, MÖGLICHEN (aber nicht zwangsläufig eintreffenden) Schwierigkeiten begegnen zu können / wollen.


    Ich kann nur - abschließend - nochmal darauf hinweisen, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass dieses Thema für Probleme sorgt - wenn wir selbst es nicht zu einem Problem machen!


    Ich erinnere mich vor einigen Monaten eine Pressemitteilung der Berliner Bildungsbehörde gelesen zu haben, in der händeringend darum gebeten wurde, sich als schwule/r Lehrer/in zu outen - eben um diesen Verkrampfungen zu begegnen. Ein toller Vorstoß! Wagen wir es... was soll schon passieren?


    In diesem Sinne liebe Grüße aus Hamburg...



    ... Andreas

  • Lieber Andreas,


    deine Offenheit und Ehrlichkeit ist nicht zu beanstanden und ich persönlich habe Respekt vor deiner Haltung. Nur .....du triffst an Schulen (und nicht nur dort) manchmal auf sehr respektlose, engstirnige und dumme Leute, die aus unerfindlichen Gründen plötzlich in der Referendarsausbildung und -beurteilung tätig sind, sei es weil es sonst keiner machen wollte, sei es, weil sie sich profilieren wollen, sei es, um aus dem Schultrott zu fliehen oder aus Geltungsbedürfnis.


    Es ist glücklicherweise nicht die Regel und diese Leute bilden auch keine Mehrheit - aber man trifft sie.
    Die begegnen dir mit dem freundlichsten Gesicht, sie sind offen und tolerant - und haben doch schon längst beschlossen, "so einen" nicht in den Schuldienst zu lassen. Die Noten der mündlichen Prüfungen müssen nicht begründet werden. An Lehrproben findet man immer etwas, was auszusetzen ist.


    Verschieb dein "Coming-Out" auf den Tag, an dem du deine Anstellung sicher hast. Du lebst in Deutschland und nicht in Utopia. Leider.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Liebe Heike, liebe(r) alias,


    bitte entschuldigt meine verspätete Reaktion auf eure Beiträge - aber die letzten Wochen vor den Ferien waren geprägt von zahlreichen Hospitationen, Unterrichtsvorhaben und "nebenher" Projektwoche. Daher komme ich erst jetzt dazu, nochmal kurz Stellung zu beziehen.

    Wie bereits gesagt: ich verstehe die Intention eurer Beiträge ebenso wie die Intentionen eurer Ratschläge in Bezug auf die von "derBONE" gestellte (Ausgangs-) frage.


    Ich würde jedoch -noch immer zugegebenermaßen idealistisch- die Professionalität meiner AusbilderInnen nicht in Frage stellen - ich setze sie zunächst voraus (zumindest für den Teil, der die Bewertung meines Handelns betrifft).


    Ich kann mir lebhaft vorstellen, was du, liebe Heike, als Prüfungsmitglied hinsichtlich der Notenfindungen miterlebt hast - und ganz ehrlich: ich kann es sogar (menschlich) irgendwo verstehen und nachvollziehen (habe dazu lang genug in meinem bisherigen Beruf gearbeitet und dort Auszubildende ausgebildet und an Prüfungen teilgenommen). Und solang eine Bewertung auf einer nachvollziehbaren Bewertungsgrundlage (transparenten Indikatoren) stattfindet, finde ich es auch nicht so verwerflich, den Rahmen, in dem die Notenfindung stattfindet, nicht ganz so feierlich stattfinden zu lassen, wie es sich vielleicht ein Prüfling vorstellt.


    Aber zurück zum Thema: Ich stecke (unter enormen zeitlichen und persönlichen Entbehrungen) all meine Energie in das Referendariat, eben um dem Anspruch an mich (ein "guter Lehrer" zu sein / zu werden) gerecht zu werden - genauso, wie hunderte anderer ReferendarInnen. Während dieses Referendariats möchte ich meine Professionalität weiter ausbauen und bin gleichermaßen "professioneller Lehrer" für meine Schülerinnen und Schüler. Es ist anstrengend (wem sag ich das...) - aber es ist nunmal die Ausbildung und das ist auch o.k.
    Will damit sagen: Ich bin mir darüber im Klaren, dass ich Auszubildender - mit allen Nachteilen - bin. Und eine Ausbildung hängt nun mal -naturgemäß- damit zusammen, mehr oder weniger intensiv einem "Bewertungsdruck" ausgesetzt zu sein (der mit Sicherheit u. U. auch Raum für Willkür bieten mag).


    ABER:
    Der Lehrerberuf hat nach meiner Ansicht weitreichende Folgen - und zwar derart, dass die berufliche Tätigkeit nicht um 16.00 Uhr damit endet, dass ich ein Büro verlasse und dies hinter mir zuschließe. Ich habe mit jungen Menschen zu tun und habe damit eine Verantwortung. Diese Verantwortung (ich benutze aus gutem Grund nicht den Begriff der "Vorbildfunktion"!) beginnt für mich genau da, wo ich mir im Klaren darüber sein muss, dass ich eben das präsentiere, was ich verlange: Ehrlichkeit, Offenheit und Authentizität. Und das ist der Punkt, den ICH für MEINE PERSON nicht zur Diskussion stelle. Ich missioniere an dieser Stelle nicht, möchte auch niemanden von irgendeiner Haltung überzeugen und würde mir schon gar nicht anmaßen, irgendwem ein "rückratloses Verhalten" vorzuwerfen.
    Ich will damit sagen, dass ich unseren Diskussionsgegenstand nicht zu einem "missionarischen Auftrag" machen möchte, sondern schon viel weiter vorher ansetze: Ich bin nicht bereit dazu, gewisse Dinge überhaupt zur Diskussion zu stellen - es gibt Dinge, die sind so wie sie sind.


    Ein schönes Beispiel ist für mich auch immer wieder das Rauchen: Ja, ich bin (leider sogar starker) Raucher. Ich weiß, welchen Schaden ich mir damit zufüge und ich weiß, dass es mein Auftrag ist, meine Schülerinnen und Schülern vor diesem Laster zu bewahren (im Rahmen meiner Möglichkeiten). Aber es kann doch nicht sein, dass ich sie deswegen anlügen muss, oder? Natürlich wissen meine Schülerinnen und Schüler, dass ich rauche (nicht zuletzt, weil meine Zigaretten nicht selten aus der Brusttasche meiner Jacke "herausgucken"). Sie wissen aber auch, dass es sich um eine (MEINE) Schwäche handelt (Stichwort Authentizität) und mir viel daran liegt, die Gefahren dieser schlechten Angewohnheit (innerhalb und außerhalb des Unterrichts) darzustellen und ihnen - aufgrund meiner Lebenserfahrung - mitzuteilen, dass ich es bitter bereue, jemals damit angefangen zu haben. Der Nutzen meiner "Aufklärungsarbeit" sei dahingestellt - aber mir geht es darum, eben nicht darüber diskutieren zu müssen, ob ich meinen Schülerinnen und Schülern gegenüber ehrlich sein darf oder nicht. Ich bin es!


    In der Konsequenz kann natürlich aus meiner (vielleicht etwas starrköpfig anmutenden) Haltung heraus ein "Heldentod" erwachsen (den ich nicht erwarte und der sich -bis jetzt- auch zum Glück noch in keinster Weise abzeichnet). Aber meine Intention ist überhaupt nicht, den Held / Revolutionär / Weltverbesserer spielen zu wollen. Meine Intention ist es, die Professionalität, die der Lehrerberuf erfordert, zu leben. Und ein authentisches Auftreten ist nunmal (nach meiner Meinung) ein Bestandteil der Professionalität (gründend auf der Verantwortung, die ich gegenüber Schülerinnen und Schülern, KollegInnen und AusbilderInnen) habe. Ich bin kein Held - ich habe nur ein Mindestmaß an Selbstbewusstsein!


    Versteht mich bitte nicht falsch: All eure aufgeführten Begründungen sind aus "diplomatischer Sicht" sicherlich viel "vernünftiger" als meine Intentionen und vielleicht ist es auch mein Defizit, mich nicht auch noch derartigen "Zwängen" unterwerfen zu wollen. Aber ich habe diesen Weg für mich gewählt.


    Da "derBONE" nach Erfahrungen gefragt hat, kann ich nur meine bisherigen Antworten bestärken: ICH habe bisher mit meiner Haltung zu dem Thema (noch) keine negativen Erfahrungen gemacht. Ich kann mir selbst morgens (nach 4 Stunden Schlaf, weil ich mal wieder die halbe Nacht damit zugebracht habe, Lerngruppenbeschreibungen und dgl. zu formulieren) noch im Spiegel "guten Morgen" sagen, brauche kein schlechtes Gewissen zu haben, weil ich meine SchülerInnen / KollegInnen / AusbilderInnen belogen habe und mache mich nicht durch "ausweichende Antworten" angreifbar und lächerlich.


    In diesem Sinne muss sicher jeder seinen eigenen Weg finden - und wir können wohl festhalten, dass es für jede Haltung (gute) Gründe gibt. Die Gewichtung muss wohl dann jeder für sich selbst festlegen.


    Ich wünsche jedenfalls "derBONE" Kraft, Selbstbewußtsein, Durchhaltevermögen und einen guten Start ins Referendariat!


    In diesem Sinne an euch alle herzliche "Ferien-Grüße" aus Hamburg...


    ... Andreas

  • Liebe(r) "Densha-de-Go!",


    eine direkte Antwort auf deine Frage kann ich dir kaum geben. Ich, als schwuler Lehrer, maße mir einfach mal an, mein Gegenüber diesbezüglich recht schnell "einschätzen" zu können. Da spielen sicherlich Erfahrungswerte sowie (oftmals) eine bestimmte Form des Blickkontakts eine Rolle - wahrscheinlicher ist es jedoch, diese "Vermutung" einfach so zu haben - ein Gefühl halt.


    Viel unangenehmer finde ich jedoch, sich überhaupt Gedanken darüber zu machen, wer denn schwul, hetero oder sonstwie orientiert sein könnte und woran man es denn am besten erkennen könne. Wenn es dich wirklich interessiert, frag doch einfach! Wenn du ein ehrliches und aufrichtiges Gegenüber hast, wirst du schon eine dementsprechende Antwort bekommen!


    Grüße aus Hamburg...


    ... Andreas

  • Hallo Andreas


    ich wollte eigentlich gar nicht wissen, woran Schwule sich untereinander erkennen oder woran das scheitern kann ;=)


    Ich wollte eher von den Heten wissen, was sie veranlasst, von einem Kollegen zu vermuten, dass er schwul ist. In der Diskussion kam es irgendwie so rüber als wäre sowas vollkommen offensichtlich, sofort auffallend keine Ahnung.

  • Liebe(r) "Densha-de-Go!",


    hmmh - auf diese Frage kann ich dir letztlich auch keine abschließende Antwort geben.


    Ich denke, dass dies sehr eng mit dem Einzelnen und seinem Verhalten zusammenhängt. Sicherlich sieht man nicht jedem Schwulen seine sexuelle Orientierung sofort an - aber vielen wahrscheinlich schon. Vielleicht etwas plakativ: Das hat m. E. sehr viel damit zu tun, inwieweit einzelne Menschen mit Schwulen in ihrem Umfeld zutun haben und vielleicht eher "typische Verhaltensweisen" (insofern es die geben sollte) erkennen.


    Ganz sicher hat es aber immer auch damit zu tun, welches Interesse andere Menschen an dir als Person haben - ein größeres Interesse führt oft automatisch dazu, dass man daran interessiert ist, mehr über das (Lebens-) Umfeld des Anderen zu erfahren. Daher - so meine Theorie - ist man oft versucht, gerade den Menschen gegenüber, die ein größeres Interesse an der eigenen Person haben, mehr zu erzählen als anderen. Klingt doch eigentlich logisch, oder???


    Herzliche Grüße aus Hamburg


    Andreas

  • Zum Thema kann ich zwar nichts aus eigener Erfahrung beitragen, aber dennoch etwas berichten.
    Mein liebster Kollege, mit dem ich im Ref am meisten zusammen gearbeitet habe, ist schwul. Er hat sich im Ref so verhalten, dass er es zwar nicht jedem gleich unter die Nase gerieben hat, aber dennoch recht natürlich damit umgegangen ist. So fiel eben - zumindest unter Referendaren - irgendwann einmal "mein Freund..." oder eine ähnliche Äußerung. Etwas anderes war es glaube ich gegenüber den Fach- und Seminarleitern. Man begegnet eben immer noch unglaublich konservativen, intoleranten Leuten, die auf Posten sitzen, in denen sie nunmal Macht haben, gerade was die Benotung angeht. Ich kann es verstehen, dass man sich da als Schwuler oder Lesbe zurückhält. An unserem Seminar gab es aber auch andere, die ihr Lesbischsein offen gezeigt haben. Und ich wüsste nicht, dass es ihnen geschadet hätte. Ich denke, man muss es von Situation zu Situation abwägen.
    Gerade habe ich an meiner jetzigen Schule ein Gespräch mit einer jungen Kollegin geführt, die am selben Studienseminar war. Es war unglaublich. Sie sprach davon, wie schockiert sie war, als sie von Schwulen und Lesben am Seminar erfahren hat. Wie "ekelig" (sic!) und unmoralisch das doch sei... Sie dachte wohl, in mir als Relilehrerin ein entsprechendes Gegenüber zu finden. Die Diskussion war unglaublich. SIE wollte MIR mit Bibelargumenten kommen, sie sprach von den Risiken für die Jugend, die doch alles ausprobierten, weil es in den Medien mitlerweile als normal behandelt werde, etc. etc. Ich kann mich jetzt noch aufregen... Ich kann das jetzt nicht im einzelnen ausführen, nur soviel: diese Haltung gibt es immer noch. Auch bei jungen Leuten.


    :(

  • Liebe Kyrene!


    Danke für deinen Beitrag - du hast die Vielfalt menschlichen Daseins (wie sie es auch unter allen Beschäftigten im Bildungssystem gibt) durch ein schönes Beispiel belegt.


    Aber nun gut - was soll man dazu sagen?!? Der von dir beschriebenen Intoleranz begegne ich meistens mit enormer Toleranz - lass doch jeden entsprechend seines Vermögens denken, wirken und handeln! Das schöne an den Ansichten der von dir beschriebenen Kollegin ist doch, dass sie völig überholt sind und -auf breiter Basis- keine Zuhörer mehr findet. - Ich sehe mich (trotz meines studierten Faches Religion) nicht in der Rolle, mit meiner Meinung missionieren zu wollen - und dass ich (trotz meines Schwulseins) kein Monster bin, merken die meisten Menschen recht schnell - und wer es nicht will / kann, dem kann und möchte ich (diesbezüglich) nicht helfen!


    Grüße aus Hamburg...


    ... Andreas

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