Emigration-Sprachproblem-Konflikt zw. Eltern und Kindern-vage Idee Lehrprob

  • Ich fange eine Reihe zur italienischen Emigration an (im Italienischunterricht). "Natürlich" habe ich auch eine Lehrprobe. Ich würde gerne meine Reihe ein wenig auch auf die Lehrprobe hinplanen. Bisher ist meine "'Idee", etwas mit dem Sprachproblem zu machen, dass die 1. Generation häufig noch hat, während die 2. Generation die Sprache des "Einwanderungslandes" gut und vor allem besser als die Eltern kann. Es gibt in "Solino" ja auch diese eine Szene, wo die Mutter mit dem mittlerweile erwachsenen Sohn beim Arzt sitzt, er ihr alles übersetzen muss und die Mutter dann sagt, als sie erfährt, dass sie Leukämie haben könnte, sie wolle nach Hause.
    Nur eine konkrete Idee fehlt mir ... 8o Was könnte man machen? Man könnte diese Szene als Einstieg / Auslöser nehmen? Aber was dann? Hat jemand von euch vielleicht - z.B. in einer anderen Sprache - so etwas schon mal gemacht oder hat spontan eine Idee? Ein kleines Fünkchen? Im Moment bin ich etwas schlapp im Hirn ...

  • Im Moment habe ich folgende Ideen und bin aber nicht ganz glücklich bzw. weiß nicht, was die bessere Wahl wäre. Vielleicht hat ja einer von Euch Erfahrungen mit dem einen oder anderen gemacht:


    Es handelt sich um einen Kurs Ende des zweiten Lernjahres (Jg. 12), in dem schwache und starke Schüler sind.


    1) Hat nichts mit dem/einen Film zu tun: ein Gedicht in freien Versen von einem Emigranten (also ohne Metrum, ohne Reim, "ohne alles") wird von mir als zusammenhängender Text den Schülern in der Vorstunde gebeten mit der Aufgabe, diesen inhaltlich vorzubereiten. Das Gedicht (das eigentlich nur die Anordnung in Versen als solches erkennbar ist) handelt von den Erfahrungen eines Emigranten in Deutschland. Die S sollen dann in der Stunde nach einer Inhaltssicherung die Information bekommen, dass es sich hierbei eigentlich um ein Gedicht handelt und bekommen den Auftrag, in Gruppen den Text als Gedicht anzuordnen. Danach sollen dann einige Gruppen ihre Versionen vorstellen und begründen. Anschließend würde das Gedicht im Original vorgestellt. Die S würden sich somit sehr intensiv mit dem Gedicht beschäftigen, aber ganz klar, was sie dabei lernen, ist mir nocht nicht :( . Es könnte auch evtl. in der Fremdsprache recht schwierig sein ...


    2) Ein Ausschnitt aus dem Film "Solino" wird den S ohne Ton gezeigt. In diesem Ausschnitt gestikuliert die Mutter wild rum und diskutiert in Anwesenheit eines Gastes und der Kinder mit dem Vater. An einem gewissen Punkt stürmt sie in Schlafzimmer, der Vater hinterher, sie packt den Koffer, sie sprechen ruhiger miteinander und fallen sich dann in die Arme. Hier wäre ein eher produktiver Ansatz, bei dem die S sich Dialoge überlegen und diese vorstellen sollten. Ich denke, dass viele bisher angesprochene, aber auch neue Ideen für mögliche Probleme in die Dialoge kämen. Anschließend könnte man es dann mit der Originalversion vergleichen. Dort sagt die Mutter auch, dass sie die Leute nicht verstehen. In den Folgestunden will ich einen (anspruchsvollen) Text lesen, in dem der Zwiespalt der Annehmnlichkeiten im Emigrationsland und das Vermissen des Ursprungslandes und die Sprachproblematik thematisiert werden, so dass der Dialog eine Vorbereitung wäre.


    Was meint ihr?

  • Hallo AKtenklammer,


    Mann, du forderst deine Schüler aber ganz schön! Ein paar Stichworte:


    - Gedicht in Zeilenform rekonstruieren ist eine Aufgabe, die die Aufmerksamkeit auf den Einfluss der Form auf den Inhalt lenkt (schau mal bei Waldmann, Literaturdidaktik), als solches ein recht hoher interpretatorischer Anspruch und nicht recht Sinn der Sache im Anfänger-Sprachunterricht. Eher geeignet: Du gibst ihnen das Gedicht in Gedichtform, lässt aber bestimmte Wörter, Zeilen, Strophen weg. Diese Leerstellen sollen sie füllen und ihre Entscheidung begründen - damit kannst du sie z.B. auf Emotionen eines Exilanten hinführen. Schluss wäre Vorstellung (Vortrag in den Gruppen vorher üben lassen) und Diskussion der verschiedenen Versionen.


    - Als "sanften Einstieg" in diese Stunde könnte ich mir eine Sammlung vorstellen, welche Erfahrung sie mit Kommunikationsschwierigkeiten gemacht haben - wenn du viele Exilanten hast, ruhig zum Thema "Leben im fremden Land", wenn nicht, vielleicht einfache Anekdoten und Urlaubserfahrungen. Als Prompt kann hier entweder eine Karrikatur oder eine von dir erzähle Anekdote dienen.


    - DIe Filmidee ist klasse, würde ich aber erst zu einem späteren Zeitpunkt in der Reihe machen, da sie dafür schon einiges an Vorwissen und Sprachmaterial brauchen. Aufbau könnte sein, den Film anhand eines Filmplakates/ einer Kurzkritik vorzustellen, dann die Szene einmal vorspielen, Beobachtungen zu Stimmung und nonverbalem Verhalten der Personen sammeln, dann noch mal vorspielen und Text verfassen lassen, Texte vorspielen und besprechen, zum Schluss Original zeigen und vergleichen - das kann aber leicht eine Doppelstunde oder mehr dauern.


    Hilft das weiter?
    w.

    Frölich zärtlich lieplich und klärlich lustlich stille leysejn senffter süsser keuscher sainer weysewach du minnikliches schönes weib

  • Hallo Wolkenstein,
    danke für die lange Antwort.
    Es handelt sich um die 12. Stunde in der Reihe. Bis dahin haben die Schüler (hoffentlich!) Folgendes gemacht:


    - anhand von Fotos kleine Dialoge oder Monologe geschrieben (Einstieg)
    - ein kurzes Interview mit einer jungen Italienerin in Deutschland gelesen
    - Sachinformationen zu Etappen und Gründen der Emigration aus Texten erarbeitet
    - eine Kurzgeschichte zu Italienern, die im Zug sitzen und sich darüber unterhalten, dass im Ausland ja alles viel besser ist als in Italien, gelesen
    - ein kurzes Interview als Hörtext mit Italienern in Deutschland verstanden (Vorstunde)


    Die Stunde ist zwar eine Doppelstunde, aber ich habe nur die 1. zur Verfügung.


    Aber es scheint ja eher zum Film zu tendieren. Die Bilder sollen ja vor allem auch Anlass zur Produktion sein. Meinst du nicht, dass das in einer Stunde auch geht? Mit reduziertem Programm. (In der zweiten Stunde will die Lehrerin die Klausur zurück geben)


    Das Gedicht hat eher folgendes zum Inhalt:
    - er hat Arbeit gefunden, wäre aber viel glücklicher, wenn er die gleiche Arbeit in Italien hätte, weil er sich einsam fühlt
    - er denkt nur an die Familie
    - die Deutschen respektieren ihn, aber pöbeln in an, wenn sie getrunken haben
    - die deutschen Frauen lieben die Italiener, weil diese den Frauen das geben, was die Männer ihnen nicht geben
    - sie gehen nicht in die Cafés, weil sie dort rausfliegen, wenn sie lachen
    - beim Konsolat gibt es auch nur etwas gegen Geld


    ... hm, schwierig, schwierig

  • Hallo Aktenklammer,


    ich würde auch eher zum Film tendieren. Wie lang ist denn die Szene?


    Mehrere Vorführungen werden nämlich - denke ich - unvermeidlich sein.


    Als ich in meiner 9 (in Französisch, 3. Lernjahr) vor kurzem mit einem Film gearbeitet habe, habe ich schon beim ersten Sehen Arbeitsaufträge vergeben, sodass zwar nur selektiv wahrgenommen wurde (Person X, Person Y, Person Z...), sich dadurch aber dann ein Redeanlass für eine GA ergab (X est en colère, parce Y a fait ...). Das Textschreiben wird dadurch schon vorentlastet.


    In Gruppen mit der den Charakteren entsprechenden Anzahl von Schülern wurde der Ausschnitt dann noch 2x gezeigt mit einer längeren Pause dazwischen, sodass die S ihre Dialoge schreiben und dann nochmal verändern konnten.


    Willst du denn als Auswertung synchronisieren oder vorspielen lassen? Die Synchronisierung ist meinen Schülern schwerer gefallen, weil sie ja auch nicht ständig mit dem Film proben konnten, sodass längere Pausen folgten, bzw. zeitversetzt gesprochen wurde. Ein Nachspielen der Szene ist da irgenwie wirkungsvoller und machte meinen Schülern mehr Spaß.


    Ich weiß gar nicht, ob ich den Vergleich mit der Originalversion noch mit in die Stunde packen würde. Vielleicht eignet sich ein kreativer Schreibauftrag (Übernimm die Perspektive von Person X und beschreib die Szene deinem Tagebuch/dem besten Freund .... ) als Hausaufgabe, sodass der Vergleich dann in die nächste Stunde verschoben werden könnte (unter Einbezug der HA).


    Lernzielformulierungstechnisch bin ich leider wirklich nicht so versiert, immer noch nicht .... :D


    Jedenfalls drücke ich die Daumen!
    A.

  • Die Szene ist nur 2:40 Minuten lang, das kann man öfters zeigen ;)
    Ich will nicht synchronisieren lassen, dafür müssten die S ja die Gelegenheit haben, die Szene wieder und wieder zu sehen. Und ein synchrones Sprechen hätte nicht unbedingt einen großen Mehrwert. Ich lasse die S dann lieber die Szene spielen (in der Hoffnung, dass sie nicht zu albern werden ;) - wobei sich Schüler bei Lehrproben ja "immer" benehmen .... ich bin also mal hoffnungsvoll!)


    Wenn ich das mache, habe ich auch mehr Medien "abgehandelt", zumindest im Schmalspurverfahren, das ist auch gut ... vielleicht sollte ich wirklich den Film nehmen, dass ist lustiger als das Gedicht


    Liebe A., in jedem Fall schon mal viel Erfolg! Bist du mit deinem Strand schon weiter? Klingt doch gut - wenn auch ein ordentliches Programm für eine Stunde ;)!

  • Aktenklammer


    Der Strand ist seit Freitag beendet! 13 Punkte, zur Enttäuschung des AKO, der meinte, ich sei weit unter meinem Wert beurteilt worden... vielleicht lag's an den Lernzielen??? ;)


    Nee, im Ernst, die Stunde war etwas voll und meine Mädels einfach zu redefreudig. Bin leider nicht ganz fertig geworden und war "nicht flexibel genug", am Ende so richtig von meinem Konzept abzuweichen ... naja, hinterher ist man immer schlauer und Fragen wie "Sind sie jetzt sehr enttäuscht?" (mit 13 Punkten!) lassen mich nach 1,5 Jahren Ref und noch einer Lehrprobe bis zum Ende inzwischen kalt. Aber Danke der Nachfrage! Wann ist es bei dir soweit?


    Viele Grüße
    A.

  • Übrigens mache ich Film/DVD-Einsatz im Unterricht auch als eines meiner Spezialthemen im Kolloquium.


    Neben diversen kopierten Aufsätzen habe ich hier


    http://www.fmf-rp.de/PDF/nr-8/Bruenker.pdf


    http://www.nibis.de/~deadpoets…ipps_fuer_den_einsatz.pdf


    und hier


    http://www.prof-fle.com/prof_fle/download/video.pdf


    noch einige ganz gute handlungs- und schülerorientierte Aktivitäten gefunden. Vielleicht ist ja da auch noch was für dich dabei?

  • Wir haben die Examenslehrproben ja erst im Herbst und dann aber leider alles an einem Tag. Aber soweit kann und will ich noch gar nicht denken. Vorher stehen ja noch die anderen Lehrproben (s. meine Postings ;) ), die mich voll und ganz fordern. Im Moment sitze ich gerade über der Einführung der Vergangenheit, das blöde ist, dass wir das einerseits schon bei einem STudientag gesehenn haben, es aber andererseits jetzt mehr als nötig ist, dass die Schüler sich endlich auch über Vergangenes unterhalten können !

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