Lästern im Kollegium

  • Zunächst: Ich persönlich finde es lobenswert, dass Du Tratsch und Lästereien a priori und prinzipienfest ausschließt.


    Sicherlich muss jeder einmal seine Negativität abladen. Das Problem ist: Ein Kollegium ist keine Familie. Wir sind alle Mitglieder einer stressintensiven Institution; wir müssen auf Dauer funktionieren und zusammenarbeiten - besonders für die SuS.


    Für den, der Frust ablädt, lästert, kritisiert etc. ist es ein kurzfristiger Gewinn; für den, der es anhören muss nicht unbedingt. Du sagst ja, dass Dich dies beschäftigt. Ist es fair, dass Du, die Du ja auch durchhalten willst, für so viel an Negativität herhalten musst? Kann er die Grenzen Deiner psychischen Gesundheit nicht respektieren?


    Dann, um Deine Frage zu beantworten: Wahrscheinlich. Wer keine Hemmungen hat, sich an derartigen, scheinbar unfairen Dingen abzureiben - Teilzeitkräfte machen weniger, werden aber auch schlechter bezahlt -, der findet sicherlich auch an Dir das Haar in der Suppe.


    Ich kenne diesen teenagerhaften Schwall an Geläster und Negativität zu gut. Es belastet mich sehr und ich bin daher auf Distanz gegangen. Wenn Du klare Grenzen ziehst, machst Du Dich unbeliebt, gewinnst aber Respekt - und findest schnell die Kollegen, die sich reifer verhalten.


    Bei uns sind es vor allem die älteren Damen, keine Ahnung, warum. Das geht sogar so weit, dass vor SuS über Lehrkräfte geredet wird. Eine Referendarin hat bei uns unter Tränen aufgehört. Am schlimmsten empfinde ich die Kollegen, die wüst über die SL schimpfen, dann aber nett und freundlich vor der SL lächeln und betonen, wie engagiert sie doch seien. Solchen Menschen muss man nichts Persönliches mitteilen und Du lebst besser ohne diesen Unsinn.


    Und zum Thema "Zusammenhalt": Lästern mag zwar ein Gruppengefühl stärken, das aber auf Kosten Dritter. Es schadet dem Zusammenhalt im Kollegium (Zickenkrieg, Vorenthalten von Infos, Schmollen etc.) und ist unkollegial. In schlimmen Fällen kann es auch arbeits-/dienstrechtliche Konsequenzen für den Lästerer haben.


    Und zuletzt: Wir müssen den Schülern doch auch ein kleines Vorbild sein.

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