Überforderung und Abbruchgedanken

  • Mir scheint, du unterstellst mir anhand einer Beschreibung dessen, was ich- genau wie andere- selbst um Ref erlebt habe, wie ich persönlich Feedback geben würde. Falls dem so wäre, muss ich das als unzutreffend zurückweisen.

    Es ist nicht als persönliche Kritik gedacht. Jedoch finde ich die Begründung, wieso man sich im Ref auf das konzentriert, was alles falsch läuft, als problematisch.


    Die Äußerung, dass es um "maximale Entwicklungssprünge" geht, erscheint mir eine Rechtfertigung zu sein, um Referendare mit Kritik zu überhäufen... das ist nur selten wirklich im Sinne des Referendars und einfach überholt.


    Ich möchte eben nicht, dass durch die ständige Wiederholung solcher Konzepte/Ideen am Ende alle glauben, dass es auch wirklich stimmt. Es ist nie eine gute Idee jemanden im Detail zu schildern, was er alles falsch macht. Egal, wie "freundlich" es verpackt wird.


    Dazu kommt es durch zu detaillierte Kritik häufig auch zu unangebrachter, persönlicher Kritik.

  • Und hättest du einen Stuhlkreis organisiert, wäre eben dieser kritisiert worden. ..

    Du warst nicht dabei. Wenn die Plakate nicht lesbar waren und der Vortrag nicht verständlich weil am Platz vor sich hingenuschelt, wäre das Stundenziel nicht erreicht worden. Es hätte also eine konkrete Möglichkeit sein können, spontan umzuplanen und zu sagen, dass man zum Beispiel im Stuhlkreis den Arbeitsergebnissen mehr Aufmerksamkeit widmen kann.


    Referendare neigen auch dazu, einen Hinweis als Dogma aufzufassen und dann zu behaupten, XY wolle immer Stuhlkreise sehen und bauen dann ihre nächste Stunde um einen Stuhlkreis herum.


    Das muss explizit nicht auf nikoo zutreffen. Aber die allgemein immer wieder zu lesende Sorge, dass man Lehramtsanwärter*innen keine Kritik oder Verbesserungsvorschläge zumuten könne, weil diese sonst daran zerbrächen, leuchtet mir nicht ein. Übrigens gerade in einem Beruf, der darin mündet, permanent andere zu bewerten.

  • Es wurde darauf hingewiesen, dass größere Kritikpunkte vorhanden waren und dass diese Schritt für Schritt verbessert werden sollen.

    Normal, dafür ist das Ref da.


    Der nächste UM ist nächste Woche Freitag ich hoffe es klappt etwas besser, aber diesmal in Sozialkunde.

    Daumen sind gedrückt. Da du schon Unterrichtserfahrung hast: besinne dich auf eine schöne Stunde in deiner Erinnerung und gehe mit diesem Gefühl in diesen Unterrichtsbesuch. Wenn du dir ein paar Stichpunkte notierst, auf die du während der Stunde achten willst (auch grob den Ablauf der Stunde) und auf den Lehrertisch legst, kannst du diese Gedanken besser ausblenden und dich wieder auf die Gespräche mit den Schüler*innen einlassen. Die sind wichtig, die Leute hinten drin nicht, die sind einfach nur dabei.

  • Das muss explizit nicht auf nikoo zutreffen. Aber die allgemein immer wieder zu lesende Sorge, dass man Lehramtsanwärter*innen keine Kritik oder Verbesserungsvorschläge zumuten könne, weil diese sonst daran zerbrächen, leuchtet mir nicht ein. Übrigens gerade in einem Beruf, der darin mündet, permanent andere zu bewerten.

    Kritik ist natürlich wichtig und sinnvoll. Dafür ist das Ref ja da. Es gibt aber nunmal Anzeichen, dass hier überzogene Kritik vorliegt.


    Ein Schüler spricht den Namen falsch aus und der Referendar ist schuld? Ich gehe an dieser Stelle nunmal davon aus, dass es sich so zugetragen hat. Allein diese Aussage legt nahe, dass man hier das Haar in der Suppe sucht.


    Du deutest meinen Beitrag offensichtlich falsch.

  • Ich fand das auch etwas übertrieben. Ja, ich habe es mitbekommen, aber ich war in dem Augenblick wahrscheinlich mit meinen Gedanken woanders. Nächste Woche werde ich ihn kurz darauf ansprechen, und dann ist die Sache für mich erledigt. Außerdem heiße ich nicht „Müller“ oder „Schmidt“, sondern habe einen ausländischen Nachnamen. Der Schüler hat, soweit ich mich erinnere, ein oder zwei Buchstaben falsch ausgesprochen, aber ich bin mir nicht mehr ganz sicher

  • Ja, das mit dem Namen ist unverständlich. Aber das würde ich nicht hoch hängen, warum jeden Satz auf die Goldwaage legen und alle Sätze gleich gewichten?


    Ich kenne jedenfalls nur die kriteriengeleitete Auswertung von Unterricht. Unsere Refs haben eine Tabelle davon und setzen sich selbst ein konkretes Ziel daraus.

  • Hallo Nikoo,

    ich habe das Referendariat in Niedersachsen vor 13 Jahren absolviert und bin in Oldenburg gescheitert. Dort herrschte eine menschenverachtende Grundhaltung - es wurde nie das gesehen was man besser gemacht hatte, sondern nur was noch nicht perfekt war.

    Heute bin ich Lehrer in Sachsen und kann behaupten, dass ich guten Unterricht mache trotz der schlechten Lehrerausbildung in Niedersachsen.

    Das Bewegen im Raum ist meiner Ansicht nach etwas positives, da man den SchülerInnen zeigt, dass man ansprechbar ist. Behalte das bei.

    Ich habe bestimmt 2 Jahre gebraucht um mich vom "Tiefschlag Referendariat" zu erholen. Ein gutes Kollegium hilft da immer. Die "Götter der Ausbildung" sind oft sehr armselige Würstchen, die man nicht mehr auf SchülerInnen los lassen will. Bei uns in Sachsen haben wir Mentoren an den Schulen. Auch ich war schon Mentor und konnte meine Referendare gegen sinnfreie Kritik verteidigen. Dies fehlt in Niedersachsen leider. Ich vergleiche das Referendariat oft mit meiner Bundeswehrzeit - nur dort hatten die Schikanen wenigstens Sinn - sie schweißen die Soldaten zusammen. Nach dem Ref wird es bestimmt besser wenn du ein gutes Kollegium erwischst, wie ich, kannst du den Beruf mit viel Zufriedenheit machen. Selbst ein nicht bestandenes Ref hat mich nicht aus der Bahn geworfen. Höre auf dein Gefühl und was dir die SchülerInnen spiegeln - das ist viel wichtiger als diese seltsamen "Ausbilder".

  • Gerade das Gym-Seminar in OL steht derzeit in der Kritik.


    Eine Anmerkung:

    Bei uns in Sachsen haben wir Mentoren an den Schulen. Auch ich war schon Mentor und konnte meine Referendare gegen sinnfreie Kritik verteidigen. Dies fehlt in Niedersachsen leider.

    In NDS gibt es auch Mentor:innen, die die Referendar:innen begleiten. Ist das in der Gym-Ausbildung anders oder schulspezifisch oder dem Lehrkräftemangel zum Opfer gefallen?

    Die Bedingungen für die Mentor:innen könnten besser sein (gemeinsame Stunden und Entlastung). Das wäre meiner Meinung nach der Ausbildungsphase zuträglicher. inzwischen gibt es noch das Praxissemester, auch da ist man einer Kehrkraft zugeordnet.

    Man kann sich melden, weil es von den Fächern passt, oder auch von der SL dazu eingesetzt werden.


    Die Qualität der Begleitung hängt immer von den Personen ab, die der Ausbildung durch Seminarleiter:innen auch.

    Auch ich stelle mich vor die Referndar:innen, wenn die Kritik haltlos ist, aber manchmal muss man die Referendar:innen auch vor der Betreuung an der Schule schützen, weil diese überzogen reagieren oder gar schikanieren.

  • Zumindest an den BBS gibt es weiterhin Mentor*innen für die LiV. Das war schon zu meiner Ref-Zeit (2001-2003) so und ist noch immer der Fall. Hingegen gibt es in der BBS-Lehramtsausbildung leider kein komplettes Praxis-Semester, sondern weiterhin zwei mehrwöchige Praktika.


    An meiner Schule bekommen die Mentor*innen, die sich um eine/n LiV kümmern, eine halbe Entlastungsstunde und haben auch gemeinsame Stunden mit den LiV (sie begleiten diese mind. ein bis zwei Doppelstunden im "begleiteten Unterricht"). Wir haben außerdem einen Kollegen, der für alle unsere LiV und die Praktikant*innen zuständig ist - er ist also auch "Bezugsperson" zwischen diesen und der Schulleitung sowie dem Studienseminar und der Uni.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

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