Oft ist es bei Kindern, die sich in Musik verweigern so, dass sie unsicher sind und/oder "erwachsen geprägt" durch ältere Geschwister zB.
In der ersten Klasse gibt es noch keine Noten, daher kommuniziere ich mit den Kindern am Anfang gleich, dass es ok ist, wenn man mal ein Stück nicht mitsingen oder mittanzen möchte. Dann darf man zuschauen, aber es gibt eine Sache, die ich nicht toleriere - und das ist Rummaulen und die Klasse aufhetzen. Da reagiere ich scharf. Jeder und jede hat mal das Recht zu sagen: "Mag ich nicht", weil etwas nicht dem Geschmack entspricht oder weil es zu oft dran kam. Für mich ist es ok, wenn ein Kind sich dann mal setzt. Ich mag nur nicht, wenn dieses Kind dann "ist ja uncool!!" oder sowas sagt und womöglich dann begeisterte Kinder mitzieht, die es eigentlich gerne würden, sich aber der Negativ-Dynamik nicht widersetzen können.
Wenn sich ein Kind unsicher fühlt oder nicht wohl mit dem Song, darf es sich setzen. Fertig. Klappt in der Regel. Die Klassen nehmen diese Regel auf und regulieren sich dann auch selbst ("Setz dich doch, statt zu motzen!"). Sie verstehen nämlich schon mit 6 und 7 Jahren gut, was es bedeutet, eine Meinung zu haben und diese Meinung für sich selbst umzusetzen oder andere mitzuziehen. Im Gegenzug lobe ich immer all diejenigen, die wirklich mitmachen, was auch wieder einige animiert, sich so ein Lob doch auch abholen zu wollen. Gerade, wenn ich Jungs loben kann, bekommt das gerne eine Eigendynamik, die sich lohnt.
Oft ist es auch so, wenn wir dann anfangen und ich begeistert auf dem Klavier spiele und die Kinder animiere, stehen plötzlich doch alle da und zappeln mit.
Daher mache ich da keine große Sache draus. Die Kinder mögen es auch lieber, wenn sie selbst Bewegungen zu Liedern erfinden dürfen. Dann ist es mehr "ihr Lied". In der Regel frage ich, welche Bewegungen sie bei welchem Textteil am sinnvollsten finden und meist ergeben sich wirklich gute Sachen. Mit Bewegungen lernen die Kleinen zB auch längere Texte ohne ein Problem. Wir haben gerade mit der ganzen Schule "Schule ist mehr" geübt, die Ersten standen da den anderen Klassen in nichts nach.
Leichte Lieder sind zB solche, bei denen sich immer nur ein Teil ändert, der Rest aber gleichbleibt. So haben die Kinder schneller Lern-Erfolg:
"Das Auto von Lucio" (man ersetzt immer ein Wort durch ein Geräusch)
"Was machen wir mit müden Kindern" (Melodie vom Drunken Sailor, dessen erste Strophe ich dann mit ihnen als Belohnung auch auf Englisch lerne)
"Im Land der Blaukarierten" (kann man toll die Klasse vierteln und sie selbst Bewegungen aussuchen lassen)
"Zwei kleine Wölfe" - der Renner - kann man auch im Kanon singen.
"Die Jahresuhr" mit selbst gebautem Kreistanz oder die Kinder dürfen sich melden, wenn ihr Geburtsmonat dran kommt. Kann man gleich noch checken, ob sie wissen, wann sie Geburtstag haben.
"Wir werden immer größer" - allerdings habe ich da die dritte Strophe umgedichtet, weil da immer noch steht "auch wenn man uns einsperrt oder uns verdrischt".
"Wenn du glücklich bist" - auch gerne mal in Englisch, die Kinder lieben es, eine Sprache zu singen, die sie noch nicht lernen dürfen.
"Das Rap-Huhn" von Janosa ist auch beliebt, da machen auch die mit, die nicht so gerne singen.
"Herbst-Rock'n Roll" gerade für die kommende Jahreszeit. Mit Bewegungen der Oberrenner.
"Ein bisschen Mut tut gut" von der Eule (die ist insgesamt toll)
"Schule der magischen Tiere" kennen fast alle als Filme und Bücher, da kann man auch einiges machen.
Simone Sommerland-Songs sind genau zu untersuchen. Manche sind schön, andere sind ne Katastrophe oder für Kleinere. Gibt aber einiges Schöne.
Was alle Kinder gerne mitmachen, sind "Deine Freunde"-Raps. Und witzigerweise ist da NIE ein Textproblem. Die lernen sowas "Cooles" megaschnell, ich bin immer wieder überrascht.
Gibt natürlich viel mehr, aber ich habe meine Listen in der Schule und nur kurz mal überlegt, was mir so aus dem Stand einfällt, was meine gerne singen.
Wer ein Smartboard hat und gerne Bewegungslieder singen möchte, kann auch mal bei "Lichterkinder" schauen. Da gibt es den Körperteilblues und "die Hände rauf und runter", "guck mal diese Biene da" und so weiter.
Beliebt sind auch die "verliebten Zahlen", das ist gerade für Erstklässer toll, es dauert aber etwas, weil viel Text dabei ist oder "wo wo wo", das kennen sie vom Kindergarten und lieben es. Auch Klick Klick Klack Klack hat kaum Text und man muss sehr flink mit den Händen sein.
Oder Body-Percussion mit beliebten Popsongs. Da gibt es auf dem Smartboard mittlerweile viele Songs, die mit den Percussions-Symbolen unterlegt sind.
Was immer gut kommt, ist auch, die Lieder mit Instrumenten zu begleiten. Mit Boomwhackers oder mit Orffschen. Gerade, wenn die Harmonien einfach sind (zB nur drei Stück im Lied vorkommen) - oder sie dazu trommeln lassen. Dann kriegt man auch Sing-Unwillige gerne mal in den Kreis dazu.
Volkslieder lernen Kinder dann, wenn ich ihnen davon erzähle, wie alt die Stücke schon sind und dass sie etwas lernen, das ich schon als Kind gelernt habe. Wenn ich es richtig erzähle, will die Mehrheit es zumindest hören und wenn ich es richtig "bewerbe", dann singen sie es auch total gern.
Und am allerwichtigsten: immer die EIGENE Haltung überprüfen. Stehe ich voll dahinter? Bin ich selbst begeistert? Kann ich das den Kindern so vermitteln? Von positiver Energie und Spaß lassen sich Kinder wirklich toll leiten. Und wenn es wirklich ok ist, wenn sich eins mal setzt und nicht mitmachen will, dann ist da auch der Druck raus und alles fließt etwas natürlicher.
So jedenfalls meine Erfahrungen.