Interpretationsfrage an Galilei-"Experten"

  • Ich hätte zwei Fragen bzgl. Bild 6 (Clavius bestätigt die Entdeckung Galileis, zuvor haben die Geistlichen und Wissenschaftler ihr Weltbild dargelegt):
    1) Galilei bleibt ja nach der Bestätigung Clavius' ganz ruhig - ich hätte bestimmt "Ha!" oder so gerufen. Wie erklärt ihr euch das? Weil er weiß, was der Zusammenbruch des Weltbildes für die Kirche eigentlich bedeutet und es ihm nicht um einen Sieg über die Kirche geht bzw. er sich anders als die Kirche nicht auf einer persönlichen Ebene bewegt was das Weltbild angeht?
    2) Am Ende wird der Inquisitor zum Fernglas geleitet, ob er durchschaut, erfährt der Zuschauer nicht, genauso wie der Zuschauer auch draußen bleibt, als Clavius hinter verschlossenen Türen durch das Fernrohr schaut. Wie kann man dies deuten?
    Bin für Gedankenanregungen dankbar!

    • Offizieller Beitrag

    Zur ersten Frage, würde ich sagen, daß man das so sehen kann. In dem Hinblick hab ich mich aber nicht mit Galilei auseinander gesetzt bei meiner Hausarbeit.


    Bei der zweiten Frage muß ich erst noch ein bißchen nachdenken. Aber vielleicht fällt mir ja zu beiden im LÖaufe des Tages noch ein bißchen was Detaillierteres ein.


    Liebe Grüße,


    Dalyna

  • Hi Spearmint,


    habe gerade das 6. Bild noch mal gelesen - falls Deine Fragen noch aktuell sind:


    Zitat

    Galilei bleibt ja nach der Bestätigung Clavius' ganz ruhig - ich hätte bestimmt "Ha!" oder so gerufen. Wie erklärt ihr euch das? Weil er weiß, was der Zusammenbruch des Weltbildes für die Kirche eigentlich bedeutet und es ihm nicht um einen Sieg über die Kirche geht bzw. er sich anders als die Kirche nicht auf einer persönlichen Ebene bewegt was das Weltbild angeht?


    Ich würde meinen, der letzte Punkt ist am Plausibelsten. Es geht G. nicht um einen persönlichen Triumph. Entsprechend sagt er am Ende: "Nicht ich, die Vernunft hat gesiegt!" Es kommt ihm also nicht darauf an, aus einer Entdeckung "seinen" Sieg zu machen. Dies unterscheidet ihn bes. vom alten Kardinal, dem es in der Auseinandersetzung vor allem um persönliche Probleme/Eitelkeiten geht: "ICH gehe auf einer festen Erde ... ICH bin im Mittelpunkt ... Um MICH kreisen ... etc."


    Man kann auch vermuten, dass Galilei nicht wirklich überrascht ist, sondern sich seiner Sache sicher ist und die Bestätigung ihn nur bedingt erregt. Er vertraut fest auf "die Vernunft", die zu diesem Ergebnis führen musste.


    Zitat

    Am Ende wird der Inquisitor zum Fernglas geleitet, ob er durchschaut, erfährt der Zuschauer nicht, genauso wie der Zuschauer auch draußen bleibt, als Clavius hinter verschlossenen Türen durch das Fernrohr schaut. Wie kann man dies deuten?


    Ich würde vermuten, dass dies z. T. sicher schlicht dem Spannungsaufbau dient, und speziell im 2. Fall eine Art "Cliffhanger" am Ende der Szene ist. Man könnte vielleicht auch sagen, dass der Zuschauer hier die Szene aus der Perspektive der beteiligten "Normalmenschen" verfolgt, die selbst nicht durch das Fernrohr blicken.


    Grüße
    Unter uns

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