Methodische Tipps (Engl.U) in schwierigen Klassen?

  • Hallo! Ich wende mich noch einmal an euch und es geht erneut um meine 8. Hauptschulklasse, in der ich Englisch unterrichte und in der ich nicht wirklich gut zurecht komme.
    Mal abgesehen von allen disziplinarischen und allgemeinen pädagogischen und methodischen Konzepten, die ich in dieser Klasse durchsetzen muss, frage ich euch nach speziell fremdsprachlichen Methoden. Mir ist heute endgültig klar geworden, dass ich in dieser Klasse kaum mit dem eingeführten Lehwerk arbeiten, da es inhaltlich kein Interesse bei den Schülern weckt und einfach auch viel zu schwer ist.
    Welche Methoden wendet ihr in solch schwierigen Klassen an?
    Welche Spielchen habt ihr, die ich vielleicht noch nicht kenne?
    Wie begeistert ihr solche Klassen?
    Wie "beschäftigt" ihr sie 45 Minuten, so dass sie gar nicht ans stören denken können?
    Wie setzt ihr Lob ein?
    Wer hat Tipps in Sachen lehrwerlkunabhängigen Materials?.....
    Das Fachliche möchte ich jetzt erstmal hinten anstellen und statt dessen erstmal das Lernen lehren und vielleicht auch Interesse wecken!
    Freue mich über jede kleine Anregung, falls ihr bei der Fülle der Fragen noch den Überblick behalten habt ;)
    Danke!!

  • Hallo yula,
    um in Französisch Klassen zu motivieren, Unterricht ohne Lehrbuch zu machen und trotzdem den Stoff in den Griff zu bekommen gibt es die sogenanten "simulations globales", die findet man auch hier im Forum, da übernimmt jeder Schüler eine Rolle, die er per Los zugeteilt bekommt und erlebt dann z.B. in seinem (fiktiven) Wohnhaus/Hotel/Insel die verschiedensten Dinge, er schreibt Briefe, Beschwerden, emails, ... und tauscht sich mit den anderen Rollen mündlich aus, feiert eine Hausparty (Einladungen, Rezepte für mitgebrachtes Essen), vielleicht geschieht ein Mord und der/die Schuldige wird gesucht, jeder braucht ein Alibi usw... Es werden Umfragen gemacht und der "Haus"psychologe befragt alle nach ihren Wüschen etc. Das Wohnhaus hat vielleicht ein Graffiti und einer ist Pächter des Ladens im Haus, einer Hausmeister usw. Je enger die Rollen vorgegeben sind, desto kreativer werden die Schüler, weil sie sich wirklich sehr in ihre Rolle hineindenken. Vorbereitung ist hier alles, also Du kannst in den Stunden viel für die Schüler da sein, weil sie selbst arbeiten, aber das Material muss gut sein! Über die verschiedenen Situationen kann man auch Grammatik ganz gut unterbringen, die schriftlichen Ergebnisse kann man einsammeln und korrigieren.
    Das alles ist jetzt nicht auf meinem Mist gewachsen, es gibt sogar ein (wenn nicht mehrere) Buch dazu von Francis Debyser, das sich l'immeuble nennt. Man versteht aber auch ohne Französisch die Situationen und kann sie ja auf Englisch anpassen.
    Viel Spaß beim (vielleicht) Ausprobieren wünscht Dir willi

    • Offizieller Beitrag

    Ganz kurz, da ich etwas im Stress bin - vielleicht später mehr.


    Ich hatte im letzten Jahr eine ähnliche Klasse. Und ich kenne auch generell die Motivationsprobleme für Fremdsprachen bei schwachen Schülern (habe ich in Deutsch viel weniger).


    Ich fürchte, eine Simulation ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht das, was funktioniert, falls du von der Klasse sprichst, die du im anderen Thread erwähnt hast.
    Grade schwierige Klassen, die vermutlich auch leistungsschwach sind, sind vom Englischunterricht frustiriert, da sie nicht gut mitkommen.


    Bei mir haben folgende Sachen gaaaaaanz langsam geholfen (Wunder wird es wohl kaum geben): Allgemein sehr konsequent sein, streng, aber gleichzeitig auch mal bei paar Witze machen und bei Schülerbemerkungen mit einer witzigen Bemerkung kontern, viele Einzelgespräche, die Klasse langsam gut kennen lernen.
    Speziell im Englischunterricht: Ganz kleinschrittig arbeiten, den Schülern ganz viele Erfolgserlebnisse geben - was vermutlich schwierig ist, da sie - auch nur hypothetisch - wahrscheinlich in Englisch viele Lücken haben.
    Wenn sie schlecht Englisch verstehen, dann sprich Deutsch mit ihnen, besprich Themen aus dem Buch (z.B. Landeskunde Amerika in Klasse 8 ) oder Themen, die sie interessieren, erst einmal auf Deutsch, damit sie sich ins Thema einfinden können, dann lass sie Englisch reden und gib ihnen ganz viele Hilfen. Du könntest ihnen Sätze oder Satzanfänge oder Stichworte an die Tafel schreiben.


    Oft liegt die Abneigung gegen eine Fremdsprache bei den Schülern durch die Unsicherheit in dieser Sprache begründet und durch mangelnde Sprachkompetenz.


    Mach mit ihnen, Dinge, bei denen sie Erfolge sehen und lobe sie viel: z.B. Mindmaps zum Thema "food" oder "clothes" - da fällt jedem etwas ein. Ich würde erstmal sehr kleinschrittig vorgehen und keine größeren Projekte machen. Die Stunden sollten erst mal gut strukturiert sein und aus vielen kleineren machbaren Aufgaben bestehen, die direkt besprochen werden.
    Wenn die Schüler arbeiten, dann geh rum, sprich mit ihnen, hilf ihnen, lobe sie, wechsle mit ihnen auch mal ein paar private Worte, lerne sie ein bisschen kennen, zeige aber auch deutlich, dass du ihre Arbeit bewertest und dir Notizen machen, ob und wie sie arbeiten.


    So, jetzt ist es zwar nicht ganz so kurz geworden, aber sehr schnell geschrieben - ich hoffe, du kannst meinen Gedankengängen noch folgen. ;)


    Noch ein Zusatz: Nachdem ich anfangs in oben genannten der schwierigen Klasse
    viel mit anderen Materialien als dem Buch gearbeitet haben, habe ich später dann doch das Buch als Grundstock genommen. Ich habe zwar nicht jede Übung gemacht und vieles auch abgewandelt, aber meine Schüler brauchten irgendwo auch die Sicherheit und Gewohnheit des Buches - so seltsam ich es auch manchmal fand.


    Wir haben auch die wichtigsten Grammatikthemen wiederholt - nicht alle, da das für schwache Schüler, die Probleme haben, Grammatik analytisch zu betrachten, sehr sehr schwer ist. Mir genügte es für den Anfang vollkommen, wenn sie z.B. an Zeiten das simple present und das simple past halbwegs beherrschten - alles andere hätte zu diesem Zeitpunkt eher zu einer Verwirrung geführt als zu Ergebnissen. Wir haben diese Dinge dann auch am Computer geübt (auf www.englisch-hilfen.de sind gute Erklärungen und Übungen).

  • Hallo!
    Danke für die Tipps! Ich finde die Geschichte mit der Simulation interessant, denke aber auch, dass das im Moment nichts für meine Problemklasse ist.
    Ich werde mich auf jeden Fall auf das ganz kleinschrittige Vorgehen konzentrieren und wegen der großen Lücken quasi von vorne anfangen. Bin mir aber noch nicht sicher, ob ich diese 8Klässler mit Themen wie weather, clothes, what's the time... begeistern kann. Hoffe, sie fühlen sich dann noch ernst genommen.
    Ein größeres Problem bin vielleicht auch ich in der Hinsicht, dass ich momentan den Schülern gegenüber so negativ eingestellt bin. Ich hoffe mal, dass ich mich bis zur nächsten Woche einkriege und wieder mit einem Strahlen im Gesicht und voller Offenheit die Klasse betrete :D

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