Bayern- Klasse 2: Ungeübt und unangekündigt?

  • ...Eltern haben mir heute per mail berichtet, ihre Kinder (Bayern) würden in der Grundschule (Klasse 2) nur ungeübte Diktate und unangekündigte Tests (Mathe z.B.) schreiben.
    Viele Kinder hätten Probleme mit dieser Methode bzw. unzureichende Ergebnisse und seien sehr entmutigt.
    Lt. Aussage der Lehrer sei es Aufgabe der Eltern, wenn die Kinder nicht mitkommen, es ihnen beizubringen....


    Ich halte es erstens für fragwürdig, die Kinder in diesem Alter (7-8) schon so unter Druck zu setzen und mit lufend schlechten Resultaten zu konfrontieren, zweitens weiß ich, dass in anderen BL` s noch in Klasse 3 geübte Diktate und angekündigte Tests geschrieben werden....


    Ich (Niedersachsen) hab` nun in der bayerischen Schulgesetzgebung noch nicht nachgeschaut - vielleicht weiß das jemand von euch? Ist das üblich in Bayern? Ungeübte Diktate in 2? Unangekündigt sowieso? Sind dort Eltern generell als Hilfslehrer gefordert bzw. verdonnert?


    LG Cecilia

  • Also Rechenwiederholungen habe ich in der 2. immer unangesagt durchgeführt - auch Sätze mit Lernwörtern der Woche gibt´s bei mir meistens einmal pro Woche ohne Vorwarnung.
    Weil: habe ich den Kindern den Termin für eine solche "Überprüfung" ins Mitteilungsheft geschrieben, haben die Eltern die Kinder meistens total nervös gemacht und auf den Test hin richtiggehend drangsaliert mit Üben usw. Die Kinder waren dann meistens so nervös, dass sie garnix zustande brachten. So bekommen sie (in Mathe) einen Zettel mit z.Bsp 40 Malreihen, Aufgabenstellung: rechne schnell und genau - nach max. 10 min wird abgesammelt.
    Ich sehe es nicht als Aufgabe der Eltern, ihren Kindern den Schulstoff zuhause einzutrichtern, aber ihn durchaus mit ihnen gemeinsam zu wiederholen (z.Bsp. tgl Malreihen, Lernwörter usw.)
    lg
    shopgirl :D

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Cecilia,
    ich bin zwar keine Grundschullehrerin, aber vielleicht kann ich doch etwas beitragen.
    Im Normalfall gibt es neben den ungeübten Diktaten noch Nachschriften, das sind Diktate, die man über ein paar Tage hinweg übt und erst nach Ablauf dieser Frist eine Note darauf bekommt- meiner Ansicht nach nur begrenzt effektiv, man lernt den Text auswendig, kann dann zwar die Wörter, aber ich finde nicht, dass Auswendiglernen der Sinn eines Diktates ist.
    Abgesehen davon, dass ich bei meinen Fünften dieses Jahr gesehen habe, dass die Wörter dann nur in Zusammenhang mit einem bestimmten Kontext hängenblieben- änderte man den Kontext und erwartete einen Transfer, waren die Kinder meist überfordert.
    Etwas seltsam finde ich, dass die Diktate, die von dir angesprochen wurden, wohl immer sofort benotet werden. Ein nichtbenotetes, unangekündigtes Diktat würde den Kindern auch die Nervosität vor dem benoteten nehmen.
    Vielleicht war die Lehrerin einfach übereifrig-(im Gymnasium gibt es ja nur unangekündigte Tests, angekündigt werden nur die Klausuren)- denn auf jeden Fall sollte man die Kleinen da einfühlsamer heranführen und nicht ins kalte Wasser schubsen.
    Und auch ich finde eine gemeinsame häusliche Wiederholung wichtig-bzw. wenigstens eine Hilfestellung oder ein Nachfragen beim Lehrer, wenn der Schüler nicht weiter kommt.
    Lg, Hermine

    "Ein Mann, der noch keinen Fehler begangen hat, hat noch nie etwas getan."
    Sir Robert Baden-Powell, Earl of Gilwell

  • Ich schreibe mit meinen 5ern in der Hauptschule fast nur geübte Diktate.


    1.) Ich prüfe von den Kindern nur das ab, was ich ihnen beigebracht habe. Um die Diktate herum ist ein komplettes Training aufgebaut, mit dem die "Lernwörter" des Textes geübt werden. Ich schaue auch immer darauf, dass der Text etwas mit einem aktuellen Epochenthema aus Biologie, Erdkunde, Geschichte oder Technik zu tun hat. Dadurch wird ein Basiswortschatz erarbeitet - und abgeprüft.
    Wer ein geübtes Diktat nur austeilt und sagt: "Das kommt morgen dran", macht was ziemlich falsch.


    2.) Bei 30% Fast-Legasthenikern in der Klasse geht es nicht darum, den Schülern zu zeigen, was sie NICHT können. Die Schüler brauchen Erfolgserlebnisse. Und wenn ein Schüler, der zu Beginn des Schuljahres 60 Fehler im Diktat hatte, am Ende nur noch 25 Fehler schreibt, würde ich ihm am liebsten eine eins in Deutsch geben. Leider ist das nicht vermittelbar - und ich darf es nicht, weil wir immer noch eine Sportlermentalität im Schulsystem haben:
    Es geht um Ranglistenplätze, nicht um das Kind. Traurig, aber wahr.


    3.) Meine Erfahrungen sind positiv. Die Schüler lernen die Diktate zum Teil auswendig und lernen, wie man die Worte schreibt. Gleichzeitig speichern sie Informationen für das Sachfach. Und? Was ist daran schlecht?


    Wie sagte Pestalozzi:
    "Vergleiche nie ein Kind mit einem anderen, sondern immer nur mit sich selbst."
    Der alte Knabe hat schon vor 250 Jahren gewusst, was Sache ist.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

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