Beiträge von marie74

    Zum anderen deswegen, weil Lehrkräfte die Stoff nicht durchkriegen, ihre Klassen nicht im Griff haben und Termine nicht einhalten - schlicht nicht die (THEORETISCH) nötige Leistung bringen. In der Praxis scheint dieses Verhalten jedoch akzeptiert zu sein

    Deutschland ist eben ein Land, in dem Lehrer nicht "leistungsbezogen" bewertet oder gar bezahlt werden. Darüber kann man einerseits froh sein, dass der Lehrer nicht an den Leistungen der Schüler gemessen wird, andererseits kann es auch dazu führen, dass Lehrer "sich auf die faule Haut" legen.
    Aber so lange, wie die Einstellungschancen so hoch sind und man nur mit einem speziellen Studium Lehrer werden kann und die Anzahl der Seiteneinsteiger niedriger ist, wird dieser Konflikt zwischen "motivierten und leistungsbereiten" und "unmotivierten und leistungsschwachen" Lehrern weitergehen.
    Allerdings gibt es doch dieses Problem überall im Arbeitsleben. Nicht nur bei Lehrern.
    Auch von meinen Bekannten, die im Finanzamt oder im Supermarkt oder im Krankenhaus arbeiten, höre ich hin und wieder von Kollegen, die fauler, geschwätziger, langsamer und und und sind.

    Im Lehrbuch Englisch D21 von Cornelsen D3 gibt es eine kleine Abbildung von einem Ticketautomaten in London. Und da haben wir die Mediations-Übung gemacht, welches Ticket man lösen müsste. Da hat sich so ein Oberschlaumeier-Schüler beschwert, warum sie das machen müssten. Da habe ich eben auch gemeint, dass es doch wohl nicht unrealistisch ist, mal vor einem Ticketautomaten im Ausland zu stehen.
    Übrigens, war ich trotz Englischstudium etwas überfordert, als ich vor 5 Jahren das erste Mal vor einem Ticketautomaten in New York gestanden habe :angst:

    Raket-O-Katz: Ich dir auch nur Recht geben, wie organisiert man denn noch die anderen 27 Kinder, wenn bereits 3 die ganze Kraft und Aufmerksamkeit verlangen. Schließlich heißt es "Gemeinsamer Unterricht", aber nicht normale lernen mit den Inklusionskindern und passen sich an die Problematik der I-kinder an, sondern die Inklusionskinder lernen gemeinsam mit den normalen Kindern an und lernen auf ihrem eigenen Niveau. Und das heisst für mich, dass wir uns in der Schule nach Mehrzahl der Kinder richten und nicht nach der Minderheit.
    Und natürlich funktionieren alle Konzepte, die personalintensiv und sorgsam vorbereitet und eingeführt werden. Aber in Realität wird man als Lehrer allein gelassen, aber mit Vorgaben überhäuft.
    Mein Tipp: Versucht die Eltern mit ins Boot zu holen. Für manche Kinder ist einfach die allgemeinbildende Schule zu schwierig zu meistern und vlt kann man die Eltern überzeugen, dass das Kind auf der Förderschule doch besser aufgehoben wäre. Schließlich gilt doch der Elternwille. Und bitte schön, seit wann gilt denn, mein I-Kind soll auf das Gymnasium, weil dort die Kinder lieber und ordentlicher sind und sich besser benehmen können als auf anderen Schulen.

    Nicht ganz so drastisch: Behaupte einfach, Dein Auto sei kaputt, Schwierigkeiten mit Ersatzteil, etc. pp. Mach es einfach mal und schau, was passiert.

    Die Idee ist gar nicht so schlecht. Man ist ja nur verpflichtet, zur Stammschule zu kommen. Und wie man das bewerkstelligt, dafür ist jeder selbst verantwortlich bzw. ist auch seine "Arbeitnehmer-Pflicht". Falls ich wieder abgeordnet werde, dann werde ich das mal im Hinterkopf behalten und einen Antrag auf Dienstwagen stellen. :teufel:

    Unsere Sonderpädagogen wissen nicht, was sie in den normalen Fächern mit den normalen Schülern machen müssen. Ich unterrichte Englisch und höre dann vom Sonderpädagogen, dass ich ja wissen müsste, was im Lehrplan der Hauptschule oder der Sekundarschule drinstehen würde und was die normalen Anforderungen an die "normalen" Kinder sind. Es wäre nicht die Aufgabe, des Sonderpädagogen, dass auch noch zu leisten.
    Ich fände es aber auch nicht fair, jetzt die Sonderpädagogen in die Klassen zu stecken und dann sollen die mal zusehen, wie sie ihre Sonderfälle und noch die vielen anderen "normalen" Kinder gleichzeitig unterrichten.

    Hoffentlich hat noch niemand das Kultusministerium auf die Idee gebracht, dass die Sonderpädagogen jetzt auch noch den normalen Unterricht an den allgemeinbildenden Schulen mit übernehmen. Dann bräuchte man noch weniger Lehrer :)

    Angestellte: Interessanter Artikel über SH. Macht mal schnell eure Hausaufgaben, damit ihr die Kinder mit "Förderbedarf Lernen" (= lernbehindert) und "Förderbedarf Verhalten" (= verhaltensgestört) nicht vergesst ins Gymnasium zu inkludieren. Ist ja auch beschämend, dass "lernbehinderten" Kindern der Zugang zum Abitur so schwer gemacht wird!
    Oder ihr nehmt ein normal intelligenten Rolli-fahrer, der unbedingt auf das Gym in XYZ gehen will. Leider hat die Schule aber keinen Fahrstuhl und er muss auf die Regelschule der gleichen Stadt gehen, weil die nämlich einen Lift hat. Jetzt bestellt die Medien und der Rolli-fahrer sagt, dass ihm deswegen der Zugang zum Abitur verwehrt wird.
    (P.S. Aber keiner darf verraten, dass man in der gleichen Stadt auf dem örtlichen beruflichen Gymnasium mit Lift auch das Abitur machen kann.) :stumm:


    Bitte jetzt nicht persönlich nehmen, ich habe gerade meine Sarkasmus-Phase.

    Die Kollegen können wegen 2 stark geistig eingeschränkten I-Kindern nicht die übrigen 27 mit Arbeitsblättern abspeisen, weil die zwei beiden nichts verstehen und sehr enge individuelle Zusprache benötigen. Wie soll das gehen? Woher soll der GYM-Lehrer denn auf einmal das Wissen herbekommen, wie er für so stark eingeschränkte SuS ihnen gerechtes Material, Arbeitsaufträge etc. erstellen soll. Zudem, wie gesagt, ist es schon schwierig genug, sie auf dem Platz und ruhig zu halten. TOll Inklusion. Da haben alle viel vom Nichts von.

    Nicht nur der "nicht-ausgebildete" Gym-Lehrer weiss nicht wie das geht, auch der Förderschulpädagoge kann das nicht leisten. Der kann sich dann eben nur auf die 2 geistig-behinderten beschränken und weiss nicht, was er mit den 27 normalen in der Zeit anstellen soll, da diese ja lehrplankonform unterrichtet werden müssen.

    P.S. Gibt es das überhaupt, dass geistig-behinderte Kinder ans Gymnasium können? Oder können die nicht nur an eine "normale" Sekundarschule (oder wie auch immer die heisst in dem Bundesland)?

    Da musst du wohl die jeweiligen Bundesländer selbst im Internet durchforsten oder zur Studienberatung der jeweiligen Uni gehen. Sek II ist die Oberstufe des Gymnasiums oder eben die Berufsschule. Nur für Sek II des Gymnasiums kann man nicht studieren.

    Wenn dich das Schulamt einstellt, dann gibt es sicherlich Einschränkungen mehr. In der täglichen Arbeit verwischt es sich sowieso, wer wie eingestellt wurde. Persönlich würde ich dir aber auf alle Fälle raten, dass Referendariat zu machen.
    Später nach einigen Schuljahren ist es für dich besser, wenn du das Referendariat hat, denn damit hast du das 2. Staatsexamen. Wenn sie irgendwann deine Kombination als Vertretungslehrer nicht mehr brauchen, dann kann es dir passieren, dass du wieder entlassen wirst, weil du kein 2. Staatsexamen hast. Lehrer, die das 2.Staatsexamen haben und einen unbefristeten Vertrag, werden nicht entlassen.

    Prinzipiell sollte man sich überlegen, ob man lieber für das Gymnasium oder die Berufsschule studiert von der Frage abhängig machen, ob man gern in den kleinen Klassen unterrichtet (Klasse 5-7). Wenn man schon prinzipiell lieber Große bzw. Teenager unterrichtet, dann sollte man sich lieber für die Berufsschule entscheiden.
    Selbst wenn man sagt, dass man mit Chemie und Informatik ja sowieso erst ab Klasse 7 unterrichtet, sollte man nicht vergessen, dass man eben auch für Klasse 5-6 auch fachfremd oder vertretungsweise eingesetzt werden kann, wenn man erst mal an einem Gymnasium ist. (Sorry, schlechter Sprachstil: 5x "man" in einem Satz).
    Prinzipiell kann man sich in jedem Bundesland für das Referendariat bewerben, egal, wo man vorher studiert hat. Und nach dem Referendariat kann man sich dann auch in allen Bundesländern bewerben, egal, wo man studiert oder das Referendariat gemacht hat. Nur muss eben die Fächerkombination passen. Einige Kombinationen sind nur in einigen Bundesländern möglich und in anderen noch nicht mal vorstellbar.
    Und wenn man später mal im Schuldienst ist, dann kann es schon passieren, dass man als Gymnasiallehrer an die Berufsschule abgeordnet wird, oder als Berufsschullehrer an das Gymnasium, die Sekundarschule oder die Hauptschule. Das kann man vorher nie planen oder wissen.
    Wenn du dich für die Berufsschule interessierst, dann denk daran, dass unter dem Berufsschullehramt heute nicht mehr die klassische duale Berufsschule gemeint ist. Heute sind mit Berufsschulen eine Vielzahl von verschiedenen Schulen gemeint, die unter einem Dach sind: Berufsvorbereitungsjahr (machen erst noch den Hauptschulabschluss), Berufsfachschulen, Fachoberschulen, klassische Berufsschule des dualen Systems und das Berufsgymnasium oder das Fachgymnasium, dass auf die allgemeine Hochschulreife vorbereitet und ganz normale Abiturprüfungen schreibt. Als Berufsschullehrer musst du später in der Lage sind, in all diesen verschiedenen Schulformen zu unterrichten. Dies ist neben der hohen pädagogischen Herausforderung natürlich auch eine hohe fachliche Herausforderung.

    Wenn sich Eltern beschweren, dann landet das allerdings immer auf dem Rücken der Lehrer, denn der Lehrer ist nämlich nicht in der Lage, den Unterricht zu gestalten. Damit sind wir wieder die Unfähigen und die, die nicht zur Inklusion bereit sind.
    Allerdings ist es eben die Hoffnung der Lehrer, dass die Eltern sich für Förderschulen entscheiden und manchmal hilft es doch, wenn das Kind an der normalen Schule "versagt" und man als Lehrer sagt: "Bitte überlegen Sie sich besser, ob sie nicht ihr Kind an der Förderschule anmelden wollen, denn damit wird dem Kind der Druck an der normalen Schule genommen." Hat gelegentlich schon funktioniert :)
    Man darf nämlich nicht vergessen, wie schlimm Kinder untereinander sind und ich habe schon manches Mal eingreifen muss, wenn das "normale" Kind ein "Förderschwerpunkt-Lernen-Kind" anschreit: "Wie behindert muss man sein, wenn man das bisschen Scheiße nicht versteht." oder "Warum kriegen die "Behindis" nie eine 5 oder 6 und einfachere Tests und Klassenarbeiten, während ich mir noch so viel Mühe gebe und trotzdem schlechte Noten bekomme?" oder "Warum dürfen immer nur die "Behindis" die Aufgaben mit Frau (Name der Doppelbesetzung) extra üben und nicht ich, wenn es mir doch auch schwerfällt?"
    Und jedes Mal fängt man von vorn an zu erklären: Nachteilsausgleich, Förderschwerpunkt, individuelle Leistungsbewertung, zieldifferent usw.

    Kinder, vor allem Teenager, haben oft kein Verständnis für die Inklusion. Es kommt zur Grüppchenbildung, Ausgrenzung, Beleidigung und Mobbing. Und zwar in beide Richtungen: die "Förderschwerpunkt-Lernen-Kinder verachten/ mobben/ beleidigen die normalen/ guten Schüler und genauso oft gehen die anderen Kinder, den "Behindis" aus dem Weg.
    Meiner Meinung nach funktioniert Inklusion in Bezug auf den zwischenmenschlichen Kontakt zwischen den Schülern meist noch bis zum Beginn des Teenageralters, aber dann kommt eben die Teenagerzeit und die Konflikte, die auch zwischen "normalen" Kinder existieren, verschärfen sich noch.
    Dabei habe ich noch vergessen zu erwähnen, es geht ja nicht nur um die Kinder mit "Förderschwerpunkt Lernen", sondern auch um die Kinder mit "Förderschwerpunkt Verhalten", die teilweise kaum in die Klasse integrierbar sind. Ein "Wahnsinniger" in der Klasse, kann die ganze Klasse kaputt machen.

    Auch in Sachsen-Anhalt ist das Ganze mit der Inklusion schwierig. Am schwierigsten ist die Sache mit den lernbehinderten Kindern. Davon habe ich 3 im Englischunterricht der Hauptschule der 7. Klasse sitzen und noch 2 mit Förderschwerpunkt Verhalten. Zum Glück haben wir in Englisch Doppelbesetzung. Leider klappt die nicht immer, da die Doppelbesetzung gleichzeitig die Vertretungsreserve ist.

    Aber was mich am meisten stört, bei dem Thema Inklusion, dass hier in der Öffentlichkeit Beispiele herangezogen werden, die eigentlich nicht das Hauptproblem der Inklusion sind. Es scheint mir, als ob uns Lehrern der "Buhmann" zugeschoben wird, wenn wir gegen Inklusion sind. Welche Probleme in der oben beschriebenen Hauptschulklasse auftreten brauche ich erfahrenen Lehrern sicherlich nicht beschreiben. Aber wenn ich einen Bericht im Fernsehen sehe, wo es um Inklusion geht, dann werden immer nur mustergültige Kinder als Beispiele gewählt: z.B. der Rollstuhlfahrer, der normal geistig und intellektuell entwickelt ist und dank Inklusion nun an einem normalen Gymnasium Abitur machen kann. Als ob das vorher für normal geistig und intellektuell entwickelte Kinder nicht möglich gewesen wäre.

    Die größten Probleme bereiten doch die Kinder, die Förderschwerpunkt Lernen oder Verhalten haben. Und selbst der Begriff "Förderschwerpunkt" beschönigt das ganze Problem doch nur.
    Förderschwerpunkt Lernen ist lernbehindert und Förderschwerpunkt Verhalten bedeutet verhaltensgestört. Unsere Direktor sagt, dass wir uns daran gewöhnen müssen: Kinder mit Förderschwerpunkt Lernen bleiben nicht sitzen und bekommen keine 5 oder 6 auf dem Zeugnis. Und wenn die in Mathe oder Englisch nichts können, dann schreiben wir auf das Zeugnis, dass sie nichts können (bzw. umschreiben "Das Kind ist in der Lage den Zahlenraum 1-20 in Klasse 8 zu verstehen" oder "Das Kind beherrscht in Klasse 7 den Grundwortschatz des Anfangsunterrichts Englisch und ist in Teilen in der Lage einfachste Sätze ohne Beachtung grammatikalischer Strukturen zu bilden.")
    Und wenn das Kind in Klasse 9 immer nur noch bis 20 rechnen kann, dann bekommt es eben Aufgaben nur aus dem Zahlenraum 1-20 während die anderen eben am Lehrplan unterrichtet werden. Und wer als Lehrer diese Binnendifferenzierung nicht hinbekommt, der ist selbst dran schuld (O-Ton Schulleitung), denn selbst wenn wir uns wehren, wir haben keine Chance dagegen.

    Aller paar Jahre ist das Finanzamt pingelig. Vor 7 oder 8 Jahren musste ich eine Bestätigung der Schulleitung bringen, dass ich die Fächer auch unterrichte und dafür Fachbücher anschaffe. Für 2012 wollten sie wieder bestätigt habe, wofür ich die Bücher brauche. Da habe ich aber einfach nur an jede Quittung ein Post-it draufgeklebt, für welches Fach ich das Buch brauchte.

    So pingelig war es auch mit der Kilometerabrechnung. Das Finanzamt legt nur die tatsächlichen Schultage zu Grunde. Wenn man 2x pro Tag zur Schule fährt, dann zählt das auch nicht.

    Jetzt wird es schwierig, denn Studienberatung können wir hier nicht leisten. Dazu sind die meisten Lehrer zu lange aus den Unis raus. Bei mir sind es mittlerweile auch mehr als 10 Jahre und deswegen bin ich nach der Bologna-Reform nicht up-to-date, wo man was und mit welchen Voraussetzungen studieren kann.
    Viel Glück bei der Wahl.

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