Beiträge von marie74

    Wo ist da die Einhaltung des §1 des Grundgesetze, "die Würde des Menschen ist unantastbar", wenn die Würde eines Lehrers täglich "mit Füßen getreten wird"?

    Da kann ich dir nur absolut Recht geben. Wie müssen uns alles gefallen lassen, weil es zu "pädagogischen Professionalität" gehört, mit diesen Konfliktsituationen umzugehen, und die Kinder können sich alles leisten.

    Hilfe und Unterstützung suche ich wie Pilze im Wald und freue mich, wenn ich mal einen Pilz finde. Es ist eine Zumutung, was man derzeit mit uns veranstaltet.

    Hi. Da gebe ich dir absolut Recht. Mir ist es auch ein Rätsel, wie ich in Englisch in der 6. Klasse mit den Kindern mit Förderschwerpunkt immer noch einzelne Vokabeln besprechen soll, da sie es nicht schaffen, auch nur irgendeinen vernünftigen Satz zu bilden, während die andern mit Berichte im Simple Past schreiben sollen. Ganz zu schweigen von den ADHS-Kindern, die die ganze Zeit nur Spass haben wollen und nichts machen!

    Hi. Ich kenne niemanden, der Lehramt Berufsschule studiert hat, der Hartz 4 geworden ist. Aus Sachen-Anhalt kann ich dir nur sagen, dass es wenige staatliche Berufsschulen gibt, die die medizinischen Berufe ausbilden. Aber es gibt jede Menge private Bildungsträger, die diese Berufe ausbilden. Das kannst du ja für deine eigene Stadt/ Region selbst herausfinden. Zumindest gab es hier immer nur wenige Stelle im Bereich Gesundheit an staatlichen Schulen. Und wichtig ist es dann, auch ein zweites allgemeinbildendes FAch zu studieren (Sozialkunde, Englisch, Deutsch). Das erhöht die Einstellungschancen in den staatlichen Schuldienst.

    Ansonsten höre ich, dass des den Leuten, die als Lehrer an privaten Bildungseinrichtungen arbeiten, nicht solche Vorteile haben, wie staatliche Lehrer. Es gibt Probleme überhaupt einen unbefristeten Arbeitsvertrag zu bekommen. Viele Bildungsträger befristen ihre Verträge ausschliesslich und oft sind nur die Geschäftsführer und die Sekretärin fest eingestellt und es gibt jede Menge Honorarverträge mit Privatdozenten.

    Insgesamt gibt es zwar Prognosen über künftigen Lehrermangel, aber niemand kann dir sagen, ob in der Zukunft diese Stellen auch wieder besetzt werden. Das entscheidet die Politik immer wieder jedes Jahr neu. Selbst auf Planungen des letzten Jahres zum Stellenbedarf kann man sich im kommenden Jahr nicht verlassen. Ich kenne auch Fälle, da sind hochspezialisierte Berufsschullehrer in Rente gegangen und weil es sowieso an der Schule niemanden gab, der das Fach unterrichten konnte, da hat man dann gleich mal an der Berufsschule diesen Ausbildungsgang beendet und alle Schüler müssen nach Halle.

    Zusammengefasst, keiner kann dir heute eine sichere Prognose über den Lehrerbedarf machen, wenn du dann irgendwann mal fertig bist.

    Dann solltest du unbedingt viele Praktika und Hospitationen in den Schulen machen. Vor allem in Brennpunkten, da man nie weiß, wo man hinterher als Lehrer eingesetzt wird. Meine Meinung sollte man als Lehrer an sich den Anspruch stellen, dass man die Kinder an erster Stelle unterrichten und erziehen will. Ich sehe immer Kollegen, die den Kindern an erster Stelle helfen wollen. Wenn man ein ausgeprägtes Helfersyndrom hat, dann wird man in der Schule als Lehrer schnell an seine Grenzen kommen, da die seelische Gesundheit leidet. Man kann eben nicht jedem und immer "helfen".

    Ich kenne auch einige, die Lehramt evangelische Theologie machen und einen sehr sozialen Ansatz in ihrer Persönlichkeit haben und dann in der Schule oft zweifeln, weil ja die Kinder im Unterricht ganz anders sind, als ob man nachmittags Christenlehre oder Konfirmandenunterricht macht.

    Wenn du jetzt schon Angst und Zweifel in Bezug auf deine Berufswahl hast, dann ist das nicht der richtige Job für dich. Entweder gehst du mit Elan an die Angelegenheit heran oder du lässt es lieber. Ohne Selbstbewusstsein und mit einen Rucksack voller Selbstzweifel wirst du langfristig im Berufsalltag keine Chance haben, den Job 30 Jahre gut zu machen und gleichzeitig emotional gesund dabei zu bleiben.

    Und Praktika in Jugendgruppen u.ä. ist eine gute Sache, aber Lehrer ist immer etwas anderes als Betreuer oder freiwilliger Helfer. Deswegen werden Betreuer, Sozialpädagogen, Praktikanten usw. von den Kindern geliebt, weil sie eben nicht der "böse" Lehrer sind, der ihre Leistungen beurteilen und benoten muss.

    Welche Fächer in welcher Schulform willst du denn studieren?

    Unsere Schule ist auch betroffen. Meine Stammschule ist komplett abgesoffen und das Gebiet ringsrum ist komplett gesperrt und damit kein Rankommen (= Evakuierungsgebiet und Katastrophenalarm). Vielleicht opfern die Kollegen, die nicht arbeiten müssen bzw. können, ihre Zeit und helfen ehrenamtlich irgendwo mit.

    In der Schule, in die ich dieses Jahr abgeordnet wurde, war ich heute von 20:00 bis 04:00, da diese zum Notfalllager des DRK erklärt wurde. Wir helfen alle hier freiwillig mit, die Evakuierten zu versorgen und wir haben uns alle freiwillig in 8-h Schichten einteilen lassen. Ich habe gerade während der Nacht in der Kleiderkammer die ankommenden Spenden sortiert. Keiner, aber auch keinen Kollege hat sich darüber beschwert, dass er hier hilft bzw. helfen soll. Der Schulleiter achtet allerdings darauf, dass jeder eine Schicht pro Tag da ist. Dabei werden wir mit unterstützenden Aufgaben betraut, da ja auch der Schulleiter kein Einsatzleiter ist, sondern auch nur ein Ansprechpartner für die Rettungskräfte.

    Ich finde es auch selbstverständlich, dass wir nicht daheim sitzen und Däumchen drehen.

    Meine Stammschule ist überschwemmt und nicht zugänglich. Alle Lehrer sind daheim oder individuell als Helfer unterwegs. In den Schulen, die als Notfallunterkünfte ausgewiesen sind, sind die Lehrer nach Möglichkeit da und unterstützen das DRK oder THW.

    Aber wenn ein Gebiet evakuiert ist, dann würde ich gar nicht versuchen, dort hinzukommen. Ist ja eh gesperrt.

    Ich bin jetzt im 10. Schuljahr im Dienst und war noch nie zur Klassenfahrt. Dieses Jahr ist eine 8. Klasse gefahren und es fand sich keine weibliche Kollegin, die begeistert gerufen hat, dass sie mitkommen will. Aber es wollte eine Mutter mitfahren. Der Direktor hat niemanden von den weiblichen Kolleginnen aufgefordert mitzufahren. Für ihn war es ausreichend, dass ein männlicher Lehrer und eine Mutter mitfährt. (P.S. Ich war aber auch 10 Jahre an der Berufsschule. Da werden keine mehrtätigen Klassenfahrten mit den Auszubildenden gemacht.)

    Fortschritt ja, aber er darf - trotz Rekordeinnahmen - nichts kosten! Bei tresselt.de kann man im Detail nachlesen, wie Lehrergehälter über Jahrzehnte systematisch geschrumpft und Arbeit erhöht und verdichtet wurden. Wie lange wollen wir uns so etwas eigentlich bieten lassen?

    Jetzt stellt sich die Frage, wie wir uns wehren. Ich war dieses Jahr einmal zum offiziellen Streik in unserer Landeshauptstadt dabei. Und da war ich die einzige von der ganzen Schule. (Nebenbei: ich bin dieses Jahr erst an diese Schule abgeordnet wurden. D.h. vom Stammkollegium hatte keiner Lust zum streiken.)

    Keiner kann dir heute sagen, wie die Situation in 5 Jahren ist. Heute zählen bei Bewerbungen fürs Referendariat nur Noten und Fakten. Und das Bayern und Ba-Wü besser an den Unis ausbilden ist auch nur Gerede. Bei Bewerbungen in den staatlichen Schuldienst gibt es keine Unis, die einen höheren Status haben. Es zählt nur der Abschluss.

    Übrigens, im Schuldienst sind die Deutschlehrer oft Klassenlehrer, da meist ein Lehrer KL wird, der die meisten Stunden in der Klasse hat. Aber das ist auch keine Regel.

    Studiere erst mal das, was dir heute am meisten Freude bereiten würde. Du kannst heute nicht als Studienanfänger abschätzen, wie die Einstellungschancen in 5 Jahren sind. Und was in 10 Jahren mal im Schuldienst passieren wird, das kann dir erst recht keiner sagen.

    Ich schätze mal, dass es langfristig schwierig wird, wenn man weder das 1. Staatsexamen (=Master of Education), noch das 2. Staatsexamen hat. Nur darauf zu hoffen, dass es mal mit dem Seiteneinstieg klappen wird, ist doch immer mit Unsicherheit verbunden.

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