Ich seh das Problem nicht so ganz (liegt aber evtl. an mir). Ich unterrichte in Bayern und bin religiös (kann aber dem Kreuzerlass aber auch gar nichts abgewinnen). Ich unterrichte Geschichte und wann immer die Kirche aus historischer Sicht Mist gebaut hat, habe ich kein Problem damit, das ganz deutlich zu machen. Religion und Kirche sind zwei Paar Schuhe.
Gut ... die Fragen zielen ja jetzt eher auf das Religiöse. Religion ist für mich Privatsache, sie hat in meiner Arbeit nur insoweit etwas verloren, als ich mich bemühe, meine Mitmenschen nach den Geboten meiner Religion zu behandeln (und dazu braucht's nicht einmal Religion sondern nur Respekt und Anstand). Wieso in Fächern außer Religion meine Religion oder mein Atheismus ein Problem sein sollte, sehe ich nicht. Ich muss das nicht zum Thema machen und selbst wenn, kann ich immer noch deutlich machen, dass das jetzt meine Privatmeinung ist und wenn die nicht zu radikal, zu häufig oder zu penetrant den Unterricht bestimmt, sehe ich darin kein Problem. Ich versuche mich da allerdings als Person recht rauszunehmen, so heißt es bei mir in Geschichte "Viele Menschen glauben ..." - und nicht "ich glaube".
Das Fach "Sozialwissenschaften" könnte natürlich mit "Gut" / "Böse" ... Motivation auf der Basis von göttlichem Willen etc etwas zu tun haben ... Aber auch hier greift für mich ein bestimmtes Prinzip: in vielen Bereichen sollte ich den SchülerInnen verschiedene Positionen aufzeigen, die Entscheidung aber ihnen überlassen ... und dazu gehört die Religion. Sonst kommst man sehr schnell in Konflikt mit dem Erziehungsrecht der Eltern (und außerdem mit dem übergeordnetem Lehrplanziel des eigenständig denkenden, kritischen Menschen - und lässt den SchülerInnen eben nicht die Möglichkeit, sich ihres Verstandes zu bedienen). Sie von meiner Position in diesem Bereich überzeugen zu wollen (sei es von meiner Position als Christ oder von Deiner als Atheist) halte ich für völlig falsch. Mir fehlt da auch jeder Missionierungseifer - nochmal: meine Religion ist meine Privatsache, meine Welt geht nicht unter, wenn in meiner Klasse für keinem Gott eine Rolle spielt (ich dachte immer, das nennt sich Toleranz und ist angeblich bei Katholiken ganz schwach ausgeprägt). Umgekehrt müsste ich dann aber von einem Atheisten eine ähnliche Position erwarten.
Mein persönliches Weltbild hat im Unterricht wenig zu suchen, da bin ich der Demokratie und dem Grundgesetz verpflichtet (was meinem Weltbild praktischerweise aber auch gar nicht widerspricht), in dem auch die Freiheit der Religion steht (was für mich bedeutet: auch die Freiheit der Entscheidung zur Nicht-Religion). Wenn mich jemand direkt fragt, habe ich kein Problem, darauf zu antworten - und das braucht der Atheist auch nicht zu haben.