Die Frage sollte also lieber lauten, ob man die Bedingungen fürs Abitur ändert oder das Abitur prinzipiell als Zugangsvoraussetzung für die Uni abschafft.
Naja, Studieren ohne Abi gibt es schon seit langer Zeit.
Man konnte schon immer über eine Sonderbegabtenprüfung studieren. Seit einigen Jahren geht das auch über eine berufliche Qualifikation.
Insofern ist für die "Sonderfälle" zum Glück schon gesorgt.
@Studium oder Ausbildung:
Letztlich stehen dahinter zwei Fragen:
- Sind die Jobanforderungen so, dass man sich in einem Wissensumfeld befindet das eher statisch ist oder in einem komplexen Umfeld, dass sich im Wandel befindet und noch der aktuellen Forschung unterliegt. Letzteres ist im Bereich der Didaktik/Methodik und den Lehr-Lernprozessen sicherlich der Fall. Allein das rechtfertigt ein Studium.
- Was ist Fachwissen? Ich weiß, dass es schwierig ist, sich der eigenen Facharroganz zu entledigen, weil man diese an vielen Universitäten vorgelebt bekommt. Das geht mir auch oft so.
Das Fachwissen eines Lehrers ist ein andere Wissensschnittmenge als das Fachwissens eines Wissenschaftlers, Ingenieurs, etc. Wenn ich mich hinstelle und sage mein Fachwissen beschränkt sich auf die Fachinhalte Physik/Mathematik, dann zeige ich eigentlich nur, dass mein "Fachwissen" bezogen auf meinen Beruf ziemlich lückenhaft ist. Da gehören nämlich in unterschiedlichem Ausmaß Psychologie, Sozialpsychologie, Soziologie, Pädagogik, Fachdidaktik, Fachmethodik, etc. dazu. Das plus die Fachinhalte ist das Fachwissens eines Lehrers.
Selbst wenn man sich auf die Fachinhalte beschränkt, dann unterschiedet sich das Fachwissen zwischen den Schulformen. Wo der Gymnasiallehrer in Mathe das Lebesque Integral kennen muss, nicht weil es Teil des gymnasialen Stoffs ist, sondern weil er wissen und vermitteln können muss, dass es auch andere Integrationsarten als Riemann gibt, da muss der Grundschullehrer wesentlich fitter in der Struktur der Mathematik und der Rechenverfahren sein und die Parameter deren neurologischer Repräsentation kennen, um den Schülern qualifiziert zu helfen eine mathematische Grundvorstellung aufzubauen. Das ist sicher ähnlich anspruchsvoll. Gerade über die neurologische Repräsentation von Mathematik wissen wir sogar noch recht weniger und forschen viel daran.