Ich bin sicher, ein Psychiater kennt den Unterschied zwischen Ritalin und Insulin insbesondere bzgl. der Herkunft.
Bei der ganzen Kontroverse um ADHS und Ritalin, die schon vor Jahrzehnten gewälzt wurden als ich noch in Landau im Audimax saß, haben sich die Positionen seitdem wenig verändert, wie ich finde. Ich war auch mal Befürworter dieser Therapie, aber das war eine Entscheidung auf Aktenlage ohne praktisches Fundament oder Anschauung.
Was meine Meinung geändert, mich letztlich erschreckt hat war dann die Erleichterung (auch bei mir als Lehrer), mit der das Umfeld der Betroffenen auf die Verhaltens- und Wesensänderung reagiert hat, die so intensiv war, dass man kaum noch zwischen Eigen- und Fremdmotivation unterscheiden konnte, was die Fortsetzung der Medikation anging. Es war Zwang. Von allen Seiten.
Versteht mich nicht falsch, das waren alles mehrmonatige stationäre Krankenhausaufenthalte, mit mehrfachen Besprechungen davor und danach mit den Eltern, Ärzten, usw. und Therapeuten zum detaillierten Sozialverhalten in der Schule, zuhause etc. Die Entscheidung einzustellen und wie einzustellen ist nicht leicht getroffen worden.
Aber das Ergebnis war (und meiner jetzigen Meinung nach war dies auch letztlich immer das erklärte Ziel): ein anderer Mensch. Bösartig ausgedrückt ging es um das Gefügigmachen des schwächsten Gliedes in der Kette zur Erleichterung des Betroffenen und seines Umfeldes. Je nachdem wen man fragt, wird mehr das eine oder das andere gesehen. Meiner Meinung nach geht man den Betroffenen auch deswegen an, weil es die einfache Lösung ist.