Beiträge von Thamiel

    Thamiel:
    Ok, ich versteh das also richtig, das du der Meinung bist, das die Umstände des Refs aufgrund der Struktur und der vermeindlcihen Freiheiten an sich Willkürlich ist udn gegen unsere demokratische Grundordnung und das GG spricht, aber der Referendar sich damit nun erst einmal arrangieren muss?

    Mündliche Prüfungssituationen sind willkürlich, weil sie idR nicht so dokumentiert werden, um transparente Bewertungsmaßstäbe zu ermöglichen. Das ist aber keine Eigenart von Prüfungsstunden, sondern eine Eigenschaft jeder mündlichen Prüfung, inkl. mündl. Abitur und derartiger akademischer Prüfungen sowieso.

    Weiterhin spricht das Ref nicht gegen unsere demokratische Grundordnung (und das GG ??? meine Güte - höher ging jetzt nicht mehr, oder?!). Das der Beamte das hoch halten muss, heißt nicht, das er im Innenverhältnis nicht autoritären Führungsstrukturen unterliegen kann. Schaffen Berufssoldaten ja auch irgendwie ohne sich zu beschweren.

    Du musst dich nicht mit dem Ref arrangieren. Aber wenn du den Vorbereitungsdienst machst, gehe ich davon aus, dass der Sinn und Zweck darin bestanden hat, das 2. StEx zu erreichen und nicht, irgendwelchen Dienstvorgesetzten, die den Job seit was-weiß-ich wie vielen Jahren machen und schon alle Arten von Refis gesehen haben (inkl. deiner Sorte) mit Vorschriften und Gesetzestexten vor der Nase rum zu wedeln, nur weil etwas abläuft, worüber du dir als Anfänger nach eigenem Gutdünken einfach mal ein negatives Urteil erlaubst.

    Bin ich der einzige, der das als unheimlich dämlich ansieht?

    Klar kannst du anderer Meinung sein. Oder etwas ungerecht finden. Aber es ist nicht an dir, das zu ändern. Dir fehlen als Refi schlichtweg die Werkzeuge dazu. Wenn du dein 2. StEx mit 1.0 gemacht hättest und nach x Jahren verbeamteter Lehrtätigkeit auf Fachleiter umgesattelt hättest, nach weiteren 2 Generationen am Seminar die Strukturen ausgekundschaftet wären.... dann wärs soweit gewesen, etwas ändern zu können. Nicht vorher.

    Nochmal zum mitlesen: Du trittst nicht für jemanden ein, wenn dir die Möglichkeit fehlt, für irgendetwas einzutreten. Du hast als Ref keine Entscheidungskompetenz. Dir wird zwar gern das Gegenteil suggeriert ("Probieren Sie sich aus!", etc.), aber am Ende hast du keine Handhabe gegen die Dinge, die mit dir veranstaltet werden. Darüber kannst du jammern und klagen, bringt aber nix. Im Vorfeld bringt es etwas, wenn man sich damit arrangieren kann und dadurch überlebt. Was danach kommt, ist eine ganz andere Geschichte. Aber erstmal dieses "danach" erreichen!

    Kapa: Parteien sind nicht mein Thema. Refs sind auch keine Beamten im Sinne der vollen Semantik dieses Begriffes. Refs sind schlichtweg Beamte, weil sie dadurch pflegeleicht sind. Die Alternative wäre nämlich ein ordinärer Ausbildungsvertrag wie für jeden anderen Azubi auch. Aber die sind halt doch ein wenig anders gestellt als "Beamte auf Widerruf".

    Haltung kannst du nur haben, wenn du mit beiden Beinen fest auf dem Boden stehst.
    Rückgrat kannst du nur zeigen, wenn du es dir leisten kannst, Wiederstand zu zeigen.
    Solidarität kannst du nur zeigen, wenn du etwas von Gewicht in die Waagschale werfen kannst.

    Das sind alles Sachen, die Refs qua Amt nicht können, weil der Diensteid und ihre Position in der Hierarchie ihnen die Voraussetzungen dafür nimmt. Solange du nicht auf Lebenszeit verbeamtet wurdest (und dir die gelegentlichen Einträge in deine Dienstakte schnurzpiep sind), bist du als Beamter fremdbestimmter als jeder Angestellte. Klar, es ist ein goldener Käfig mit hoher Attraktivität. Aber der täuscht doch nicht darüber hinweg, das der Diensteid viel stärker und weiter bindet als jede Verpflichtung, die aus einem Arbeitsvertrag resultiert.

    Darüber kann man trefflich diskutieren. Zum Beispiel, ob Referendare noch "junge Menschen" sind im Sinne gesammelter Lebenserfahrung. Sicherlich sind sie keine Teenager mehr. Wenn du Lehrling im ersten Jahr bist, darfste gerne blauäugig sein. Da geniesst du zu einem gewissen Grad noch Welpenschutz im Betrieb und die Kollegen sagen dir im voraus, was eine schlechte Idee ist. Aber Studierten kann man mMn schon unterstellen, dass sie aus eigenem Antrieb vorsichtig sind, wenn sie in unbekanntem Fahrwasser schwimmen sollen.

    Edit: @kecks: "kein untertan, sondern bürger sein" -> Nur als Refi bist du halt kein Bürger sondern Beamter und damit Untertan.

    naja, kapa war seminarsprecher.

    .. und kommissarischer Klassenleiter, und und und... Das Bild, das ich von ihm habe, ist das einer engagierten, vielleicht zu selbstbewußten Person, die sich Hals-über-Kopf auf unbekanntes Terrain gestürzt hat in der irrigen Annahme, genug Einfluss zu haben um Dinge in eine Richtung beeinflussen zu können, von der sie glaubt, das sie "gerechter" oder zumindest "richtiger" ist. Sorry, ich finde immer noch, dass das blauäugig war.

    Egal, ob du promoviert hast oder sonstwie Erfahrung gesammelt hast, der Vorbereitungsdienst war nie etwas anderes als machen, was einem gesagt wird. Die eigene Machtbasis ist derart kümmerlich und erlaubt nichts anderes. Sich in so einer Position aus dem Fenster zu lehnen ist selbstmörderisch. Bestenfalls verliert man nur Zeit. Schlimmstenfalls die eigene Berufsperspektive.

    Für mich ist es eine Befreiung aus dem System, das ich zwar gerne mit gestützt und verbessert hätte, aber das ich aufgrund der leider immer noch (ihr schreibt es ja teils selbst) Willkür so nicht akzeptieren kann.

    Wenn du das System so nicht akzeptieren kannst, kannst du es nur von außerhalb, durch Bildungspolitik ändern. Dann ist Lehramt klar der falsche Weg gewesen.

    Einerseits soll Schule zu demokratischen und selbstständig denkenden Menschen führen und andererseits ist das System in dem wir Lehrer uns freiwillig begeben ein anderes und antiquiertes.

    Das eine schließt das andere nicht aus. Insbesondere von den Beamten wird erwartet, das trennen zu können und diese Unfreiheit wird ihnen ja auch vergütet.

    leute, die eine haltung haben und für diese einstehen, statt in beamten-untertanen-manier brav zu nicken und aus angst vor möglichen 'konsequenzen' bloß keine hierarchien in frage zu stellen, nur weil das konsequenzen für einen selber haben könnte.

    Und was ist das letztendliche Ergebnis davon? Jetzt haben wir davon einen weniger im Schuldienst! Bravo. Recht haben und Recht bekommen sind zwei Paar Schuhe. Wenn du dir die Kämpfe nicht aussuchst, kommst du in dieser Hierarchie nie in Positionen, in denen du einen Unterschied machen könntest.

    [..] denn ich bin im Recht und ich werde keine Gerechtigkeit erfahren weil ich in dem Falle das Maul aufgerissen habe und mich da keiner unterstützen kann und das System des Arschkreichens recht gut in Berlin etablliert ist. Und noch weiteR: ICh wusste vorher das mri das auf die Füß fallen kann. Bin aber so dämlich an das Gute im Menschen/Lehrer/Ausbilder zu glauben.


    Und jetzt bist du verbittert, weil du das Gewicht dessen, was dir da schlussendlich auf die Füße gefallen ist, vorher in deinen Träumen nicht vorstellen konntest? Hallo? Du legst dich als Refi mit einem Seminarleiter an und glaubst, dass deine "Nebenqualifikationen" in der Schule und im Seminar dir dabei helfen, diesen selbst eingebrockten Konflikt zu bestehen?

    Wir reden hier über deutsches Beamtentum. Wie kann es sein, dass du da rein drängst und nicht weißt, wie dieser Hase laufen und Haken schlagen kann? Das finde ich ziemlich blauäugig.

    Anja: Genau. Wenn die 52% für Bleiben gewesen wäre, wäre diese Argumentation ähnlich verlaufen. Es ging hier um eine langfristig unumkehrbare Richtungsänderung, nicht um einen Steuersatz, der morgen wieder angepasst werden kann. GB ist fast cleavage-mäßig paritätisch geteilt. Das ist der worst case, denn die Hälfte des Landes ist mit der Entscheidung unzufrieden und wird Konsequenzen fordern, bzw. tut das bereits. Es ist keine Trennung quer durch alle Bevölkerungsschichten, sondern eine entlang gesellschaftlicher Trennlinien. Die Gefahr, dass sich diese Trennlinien auch nach außen wirksam etablieren, ist nicht geringer geworden.

    Ich lehne mich jetzt etwas aus dem Fenster, wenn ich das sage, aber ich denke, dass in spätestens 10 Jahren GB in seinen jetzigen äußeren Grenzen nicht mehr existieren wird.

    Ich seh das nicht locker, ich seh das emotionslos. Nur weil die meisten von uns Hauptschulen und die Klientel, die da hinstromert, noch nie direkt in Augenschein nehmen konnte, ist sowas trotzdem real. Ich könnte auch solche Stories erzählen, die noch keine 24h alt sind. Ja, ich hab auch meine Augen groß gemacht, als ich vom Ref in meiner Dorfschule zwischen den Feldern in den städtischen Brennpunkt gewechselt bin. Nennt sich Praxisschock. Aber das hat jeder von uns? Deswegen muss ich doch nicht vom Leder ziehen ?!

    In den "fachwissenschaftlichen Grundlagen" hatten wir in LD vor den Vorbereitungskursangeboten Durchfallquoten von 60-70%. Danach knapp 60%, was wir daran festmachen, dass die "Touris", also die Studierenden, die einfach einen Freischuss zum Kennenlernen ausprobieren wollen, wegbleiben. Zusätzlich sind da aber eh noch die Wiederholungstäter drin. Im ersten Anlauf haben aus meinen Übungen FWG regelmäßig nur 3-5 Leute den Schein geschafft, aus Übungsgruppen, die nach 4 Wochen nur noch aus 10 Studis bestanden (von ehemals 25+).

    In Saarbrücken hatten wir Studis, die sich an Analysis I (das dummerweise auch nur einmal im Jahr angeboten wurde) dreimal versucht haben, bis sie das Diplom aufgaben. In LD ging das schneller, weil der Fachwechsel nicht gleichbedeutend mit Lehramtsaufgabe ist.

    Steht in den Verlaufsplänen auch drin, was sich hinter den Veranstaltungstiteln inhaltlich verbirgt? Steht da auch drin, in welche Tiefe in den Inhalt abgestiegen wird? Wo sind die Unterschiede von "Analysis I", "Mathematik für Ingenieure I", "Algebra I", "Zahlentheorie" und was sich sonst noch am Fachbereich tummelt ?

    Ich hatte in meinem akademischen Leben zwei Vorlesungen à 4+2 SWS, die sich "Zahlentheorie" nannten. Eine an der UdS in Saarbrücken für Diplom Informatiker (und für Diplom-Mathematiker auch!) und eine in Landau für das StEx I für das Lehramt an Grund-/Hauptschulen. Die waren beide inhaltlich gleich, Restklassen und Co.

    Schulmathematik ist von vollständiger Induktion in Sek II abgesehen Ausrechnen, Universitätsmathematik ist mathematisches Beweisen. Allein dieser Paradigmenwechsel bricht Erstis in Massen das Genick, egal ob Lehramt oder Diplomstudiengang.

    Sei mir nicht böse, aber das wusste sie vorher. Das Mathe-Grundlagenstudium ist jetzt auch kein reines Fachstudium, sondern besteht im wesentlichen aus etwas erweitertem Abiturstoff.

    Das stimmt hinten und vorne nicht. Zum ersten sind bereits die "Fachwissenschaftlichen Grundlagen", so heißen die Ersti-Vorlesungen in Mathe in Landau/Koblenz reine Universitätsmathematik, sprich mathematisches Beweisen und zum anderen reicht selbst der Mathe-LK nicht an dessen Anforderungen heran, von GK-Kenntnissen ganz zu schweisen. Als ich damals abging war der Fachbereich dabei, über Vorbereitungskurse für Abiturienten in den Semesterferien nachzudenken (!).

    Ich hab die dortige Veranstaltung 6 Semester gebremst. Jedesmal die Diskussion in den Übungen, wozu man sowas in der Grundschule braucht. Und jedesmal das Gejammer, weil man sich das Studium so nicht vorgestellt hat / vorstellen konnte.

Werbung