Beiträge von Maylin85

    Ich war mit einem Haufen Ruhrpott-Siebtklässler unterwegs, jemand zeigte auf einen Förderturm, fragte, was das für ein "Turm mit Rad" sei und ich schaute in 28 ebenfalls ratlose Gesichter. NIEMAND konnte dazu was sagen.

    Es gibt nichts, was es nicht gibt...

    Letztlich ist das wohl alles Geschmackssache und hängt von der eigenen Arbeitsweise ab. Ich lasse auch bevorzugt ein Programm rechnen und schaue dann bei den Zeugnisnoten "nur noch", ob es so passt oder pädagogische Gründe gegen die errechnete Note sprechen.

    Ich bin im Sommer von digital wieder auf händisch umgestiegen, da meine bisher genutzte Notenapp auf dem Dienstlaptop leider nicht läuft und man neben dem Dienstgerät ja keine Privatgeräte weiternutzen darf. Fazit nach einem Quartal: ich finde es schrecklich, habe gefühlt ein riesen Chaos, dokumentiere erheblich lückenhafter als vorher und fühle mich irgendwie "unprofessioneller". Werde mich jetzt zum Quartal auf die Suche nach einem Programm begeben, das auch auf Windowssystemen läuft.


    Wie verhält es sich eigentlich mit der Untis-App auf dem Handy? Ist das strenggenommen überhaupt zulässig oder gehört auch das nur auf Dienstgeräte?

    Das stimmt, aber als unsoziales Stück muss man sich dann doch bezeichnen lassen. Dabei habe ich bezüglich Corona stets das gesetzlich erlaubte gemacht, aber das ist halt "zu wenig". Hier wird Selbstkasteiung als Tugend dargestellt.

    Es ist auch nicht gesetzlich vorgeschrieben, für gebrechliche Omis in der Bahn aufzustehen. Rücksichtsvoll und ggf. situativ angemessen ist es halt trotzdem...

    In der Sek I galt an meiner alten Schule auch die Regelung, dass nur volle Noten zu geben sind (interne Notizen für einen selbst davon unbenommen). Ich habe es ehrlich gesagt 7 Jahre lang konsequent ignoriert, weil ich +/- für die Schüler schon auch aufschlussreich finde, aber strenggenommen hätte man es nicht drunterschreiben dürfen.

    Nachdem wir vorhin schon bei der anekdotischen Evidenz waren:

    Als ich zwischendurch in anderen Bundesländern unterrichtet habe und dort die regelmäßige Vokabelabfrage eingeführt habe (- sehr zum Entsetzen der Schüler*innen -), habe ich durchaus eine Vergrößerung des Wortschatzes erleben können.
    Vereinzelt (!) habe ich dies auch nach dem Abi von Oberstufenschüler*innen als Feedback bekommen, dass sie die Abfragen zwar gehasst haben, dass sie aber selbst gemerkt haben, dass es etwas gebracht hat.

    Noch (!) vereinzelter haben sich schwache Schüler bedankt, dass sie so eine Möglichkeit hatten, ihre Noten zu verbessern. Aber ich will diese Rückmeldungen nicht verallgemeinern, das waren wirklich Einzelfälle.

    Ist das in Fremdsprachen denn ungewöhnlich? In 5 und 6 habe ich immer wöchentliche Vokabeltests geschrieben, in der Sek I abgewechselt zwischen mündlichen und schriftlichen Abfragen. Aber komplett ohne Vokabelabfragen kenne ich Fremdsprachenunterricht gar nicht.

    Schmidt

    Ich mag das pauschale Abkanzeln von Auswendiglernen nicht. Als Arbeitsgrundlage, um von dort aus dann weiterzudenken, finde ich es nicht verkehrt und bei aller Kompetenzorientierung schadet ein wenig "stumpfes" Faktenwissen meines Erachtens auch nicht. Es wird ja nicht erwartet, dass Schüler seitenweise Buchseiten lernen, aber sie sollten die Inhalte der letzten Stunde wiedergeben und ggf. auch den Erkenntnisgewinn nochmal zusammenfassend nachvollziehen können. Ich finde, das ist nicht zu viel verlangt und benötigt vielleicht 10-15 Minuten häusliche Vorbereitung.

    Das spräche ja dafür, die Leitungskontrollen unbedingt beizubehalten.

    Ich denke halt, es schafft mehr Verbindlichkeit, als wenn es völlig egal ist, ob man vorbereitet oder unvorbereitet zum Unterricht erscheint. Und völlig unvorbereitet geht es meines Erachtens nicht, denn niemand hört Sachverhalte einmal und hat sie dann so abgespeichert, dass man einige Tage später nahtlos anknüpfen kann.

    Klar, man kann auch in jeder Stunde nochmal 15 Minuten wiederholen, aber dann wirds halt ggf. eng mit dem Lehrplan...

    Ich finde es furchtbar traurig, wenn Leute ihren Sinn in ihren Kindern suchen. Kinder sind doch ebenso vergänglich und nicht von Dauer wie alles andere in dieser Welt und die Allermeisten werden keine weltbewegenden Spuren hinterlassen, sondern nüchtern betrachtet dem Planeten nur schaden (wie wir alle). Man kann ja gerne Spaß an Kindern haben und daher aus völlig egoistischen Gründen welche bekommen und sich mit ihnen eine gute Zeit machen, aber dass dieses private Vergnügen so häufig mit Sinn-Pathos überzuckert wird, ist schon irgendwie befremdlich.

    Das ist definitiv nachhaltiger, als wenn man sich in der Unterrichtsstunde mehr oder weniger engagiert berieseln lässt und erwartet, dass sich Lerninhalte ansonsten ohne weiteren Aufwand irgendwie ins Hirn transferieren.

    Ich erwarte, dass ich in einer Unterrichtsstunde an die vorausgegangene Stunde anknüpfen kann und dass die Inhalte noch präsent sind. Selbstverständlich müssen Schüler sich dafür nochmal kurz wiederholend zu Hause damit auseinandersetzen - dass das überhaupt in Frage gestellt wird, finde ich ehrlich gesagt absurd.

    Also ich finde total sinnvoll, dass Schüler durch Abfragen auch einen extrinsischen Grund haben, sich vor dem Unterricht vorzubereiten und nochmal den Inhalt der letzten Stunde zu wiederholen. Ist immer wieder schön, wenn sich niemand daran erinnert, was man 2 Tage vorher überhaupt gemacht hat..

    Offizielle Abfragen gibt es in NRW ja nicht, ich habe aber auch schon in Klassen eingeführt, dass zu Stundenbeginn per Zufallsgenerator jemand ausgewählt und zum letzten Stundeninhalt befragt wird (und habe mir dazu Leistungsnotizen gemacht). Die Empörung darüber, dass man sich nun auch noch auf ein Nebenfach regelmäßig vorbereiten solle, war groß. Ehrlich, und da wundern wir uns über grottige Ergebnisse in Vergleichstests.

    Gleichzeitig führt sie jedoch dazu, dass die Schwächsten irgendwann abgehängt werden. Der Fokus liegt an den GS (v. a. 3./4. Klasse) auf den Übertrittskindern, die Schwachen können gar nicht mehr mithalten, laufen nur noch mit, werden "durchgezogen", wie oft so schön gesagt wird. Förderunterricht existiert maximal auf dem Papier.

    Ganz extrem ist die negative Entwicklung seit der Einführung des kompetenzorientierten Lehrplans feststellbar.

    Ich frage mich gerade, ob das wirklich "schlimm" ist. Die Schwachen werden de facto nirgends so gefördert, dass sie plötzlich zu Überfliegern mutieren. Dort, wo eine Orientierung an den Schwachen erfolgt, crashed aber oft das Niveau für die Gesamtgruppe... bei Fokussoerung auf die Stärkeren scheint mir der "Gesamtschaden" unterm Strich geringer zu sein.

    Da wirst du dich am WBK auch noch weiter wundern, wir scherzen intern darüber welches vergebene Fachabitur das unglaublichste war.

    Ich sag nur Evelyn Burdecki ;)

    Das höre ich sehr oft, faktisch stelle ich aber bisher kaum nennenswerte Unterschiede zum Gymnasium fest, von dem ich komme. Auch da wurde so gut wie alles durchgezogen, was erfolgreich die Hürde der Anmeldung bewältigt hat...

    da zum Beispiel nachgewiesenermaßen Schüler und Schülerinnen heute komplexere Abituraufsätze in Deutsch schreiben als vor 30 oder 40 Jahren, insbesondere was den Satzbau und den Wortschatz betrifft

    Wo genau ist das nachgewiesen? Ich stelle eher fest, dass auch Oberstufenschüler gängige Begriffe (Ökonomie, Antithese, sekundär, exemplarisch...) nicht mehr kennen, absolut sprachlich flach formulieren und man froh sein darf, wenn wenigstens jeder zweite Satz auch ein Verb hat. Ich habe mich so manches Mal arg gewundert, wenn Schüler, die in Sachen Sprache und Textaufbau in meinem Fach absolut defizitär unterwegs waren, in Deutsch dann eine 2 hatten.

    Bezieht sich auf Erfahrungen im Ruhrgebiet.


    Ansonsten: ich finde es wenig verwunderlich, dass leistungsorientiertere Bundesländer wie Bayern, in denen das System dank Leistungsselektion ein sinnvolles Unterrichten ermöglicht und in denen auch nicht ständig das Anforderungsniveau gesenkt wird, in Leistungsmessungen besser abschneiden. Alles andere wäre ja auch relativ sensationell.

    Natürlich hat beispielsweise NRW auch Probleme durch die Bevölkerungszusammensetzung, aber die Durchhofiererei durch ein Schulsystem ohne Leistungsanforderungen erhöht eben auch höchstens die gewünschte Abschlussquote und nicht das Kompetenzniveau der Schüler. Wer springt schon höher, als er muss..

    Seid ihr eigentlich auch neidisch auf die ganzen Leute mit richtig viel Knete, die gar nicht mehr arbeiten müssen?

    Absolut. Ein Leben ohne die Notwendigkeit zu arbeiten,in dem man sich einfach Dingen zuwenden kann, die einen interessieren oder einem am Herzen liegen, würde ich jederzeit gegen einen langweiligen Berufsalltag eintauchen wollen.

    Wenn ich sage, dass ich neidisch rüberschiele, meine ich das aber in wohlwollender und gönnender Art und Weise und nicht neidzerfressen. Nur, falls das falsch rüberkam. Auch wenn es für mich umständehalber nicht vorstellbar wäre, kann ich gut verstehen, dass man seine Lebenszeit nicht in Vollzeit an irgendeinen Job verschwenden möchte und andere Modelle wählt - egal, ob die mit mehr Abhängigkeit oder geringerer Pension einhergehen.

    Und was hält dich davon ab, deinen Lebensstandard runter zu Schrauben und in Teilzeit zu gehen?

    Selbst, wenn du nur einen Lebensabschnittspartner hast, kann er doch die Hälfte deiner/eurer Miete etc. zahlen. Und wenn er dann irgendwann wieder geht, kannst du ja direkt wieder aufstocken. Das ist doch das Schöne an unserem Beruf, dass wir so flexibel sind.

    Ich hatte tatsächlich vor auf 75% zu gehen, bin aber angesichts der Inflation gerade recht froh, dass ich es nicht gemacht habe. Lebensstandard runterschrauben ist so einfach gesagt... ich hab teure Viecher, muss jeden Tag 80 km pendeln mit den entsprechenden Kosten (nein, Bahn ist keine Option) und ich würde nie nie niemals jmd mit in meine Bude ziehen lassen. Partner dürfen gerne zu Besuch kommen, müssen aber dann irgendwann wieder gehen 😊

    ...also nein, für mich passt das alles nicht.

    Aber ich schiele trotzdem etwas neidisch auf die 50%-Kolleginnen, die nur 2 oder 3 Tage arbeiten, einen Haufen Hobbies haben und so gut durchs Leben kommen 😊

    Ich beneide ja insgeheim die "Teilzeitlehrerinnen" und jeden, der sich mehr oder weniger auf einem "Versorger" ausruhen kann. Meins wäre das auch nicht, weil ich auch nicht an den langfristigen Bestand von Beziehungen glaube und es mir zu heikel wäre. Aber ein ziemlich angenehmes Leben haben die ja trotzdem unbestrittenerweise.

    ... und wenn nicht: ist doch egal.
    Was heißt denn "gerecht werden"?
    Jede*r kann ja entscheiden, was ihr/ihm wichtig ist und was seine/ihre Maßstäbe sind.

    Auch richtig. Trotzdem sollte man beides schon auch vernünftig hinkriegen. Kollegen, die sich mit Verweis auf Kinder ständig um Dinge gedrückt haben, gab es halt genauso.

Werbung