Ich würde gerne mal die Seite einer alleinerziehenden Mutter und der Kosten-Nutzen-Rechnung von Teilzeitarbeit als Lehrerin einbringen.
Seit 7 Jahren, seit meiner Planstelle mit Verbeamtung, bin ich alleinerziehend. Damals war mein Kind gerade 4 Jahre alt und es ist auch bei diesem einen Kind bisher geblieben.
Ich arbeite seit der Trennung in Vollzeit. Ich sehe es nicht ein, Geldsorgen zu haben und auf eine gute/bessere Pension zu verzichten, weil die Arbeitsbedingungen keine Vollzeit zulassen. Wenn ich Teilzeit arbeite, habe ich deutlich weniger Gehalt bei fast gleichbleibender Arbeit und verzichte auf eine Menge Pension. Das sehe ich nicht ein!
Während der Kita- und Grundschulzeit wurde Rücksicht auf die Häufigkeit des Nachmittagsunterrichts genommen. Ich hatte einen Kita-Platz von maximal 7 bis 16 Uhr und auch in der Grundschule gab es Mittagsbetreuung. Wenn Konferenzen oder Nachmittagsunterricht war, konnte mein Kind schon mit 6 Jahren mit dem Bus zu meiner Schule kommen. Dann sind wir zusammen nach Hause gefahren oder irgendwelche Oberstufenschüler haben gerne gegen ein kleines Taschengeld die Betreuung übernommen. Das Jugendamt konnte uns damals keine Randzeitenbetreuung durch eine Tagesmutter anbieten, also hatte ich keine Wahl. Heute mit 11 sagt, mein Sohn, dass er das Busfahren und Laufen zu meiner Schule nicht gut fand. Auch mit Teilzeit (soviel, dass es zum Leben gereicht hätte) hätte ich damals allerdings mindestens einen Nachmittag ohne Betreuung arbeiten müssen, da konnte ich dann auch Vollzeit mit zwei Nachmittagen arbeiten. Großeltern hatte und habe ich hier leider nicht.
Heute ist er extrem selbstständig und wir bekommen alle Termine (von ihm und mir) gemeinsam super unter einen Hut.
Ja, ich bin oft ausgelaugt und müde. Dazu habe ich ADHS, was erst seit wenigen Wochen medikamentös behandelt wird. Ebenso ist mein Sohn HB und hat ADHS. Daher kommen für ihn extrem viele Termine und Fahrdienste in der Woche zusammen.
Um den Anforderungen als Mutter, Lehrerin und Mensch gerecht zu werden, ohne dabei kaputt zu gehen, habe ich vor Jahren für mich die Entscheidung getroffen, Beruf Beruf sein zu lassen und auf mich aufzupassen. Ich schenke meinem Dienstherr kein Geld unter diesen Arbeitsbedingungen!
Also arbeite ich so gut und viel, wie ich es schaffe. Es gibt Wochen (auch in den Ferien), da arbeite ich weit mehr als 40 Stunden bzw. auch in den Ferien und es gibt Tage/Wochen, da arbeite ich deutlich weniger. Es gibt Zeiten, in denen ich Türschwellendidaktik nutze und ich erledige dank meiner Schulformen (Förderschule) viele Aufgaben parallel zum Unterricht während der Stillarbeit. Wenn ich oder das Kind krank ist, sind wir krank. Auch habe ich schon krankschreiben lassen, wenn ich psychisch ausgelaugt war und nicht nur wegen körperlicher Krankheiten. Denn eine Krankheit muss nicht immer körperlich sein.
Ich habe schon lange kein schlechtes Gewissen mehr, weder gegenüber meinen Kollegen noch gegenüber meiner Schulleitung oder meinem Dienstherr. Das System will es so! Wenn eine geringere prozentuale Bezahlung wegen Teilzeit eine prozentual entsprechende Reduzierung der tatsächlichen Arbeitszeit zur Folge hätte, dann würde ich ernsthaft über eine Reduzierung nachdenken. Unter den derzeit geltenden Regeln werde ich aber einen Teufel tun, und aus Vollzeit in Teilzeit gehen. Vorher falle ich krank aus (zum Glück nicht absehbar) und erhalte mein Gehalt weiter. Stattdessen arbeite ich so gut und viel, wie ich schaffe. Bisher hat sich trotzdem noch niemand (Eltern, Kollegen, Schulleitung) über meine tägliche Leistung und Arbeitsqualität beschwert!