Wir stimmen wirklich in vielem überein, Wollsocken! Da es furchtbar anstrengend wird den Post zu lesen wenn ich immer konkret auf die jeweilige Stelle bei dir antworte, antworte ich lieber im Fließtext:
Auch ich finde es unangebracht, (für ein Praktikum) geschlechtsheterogene Gruppen vorzuschreiben. Genauso daneben wäre es geschlechtshomogene Gruppen vorzuschreiben. Ich denke man sollte den Schülern die Wahl lassen. Wenn sich dann geschlechtshomogene Gruppen bilden ist das völlig in Ordnung, passiert bei mir in der Sek1 wohl in 90% der Fälle. Aber ich habe die Schüler eben nicht gezwungen, ich habe sie nicht als "Mädchen" und "Jungen" behandelt, sondern als "SchülerInnen" (oder etwas pathetisch: als Menschen). Deinem Zwischenfazit:
Zitat von Wollsocken
Klar ist es ein Unterschied, ob die Trennung einfach vorgegeben ist, oder ob es je nach Wahl auch koedukativen Unterricht geben kann.
stimme ich daher vollauf zu.
Und nur das fordere ich auch bezüglich des Sportunterrichts! Man sollte den Schülern die Freiheit lassen zu wählen, mit wem sie (engeren) Umgang pflegen wollen. Total daneben ist es festzulegen, dass sich diese Wahl nur innerhalb des eigenen Geschlechts bewegen darf. Daher votiere ich für entweder
(1) koedukativen Klassenunterricht, in dem Schüler (in Partner-/Gruppenphasen) ja dann wie immer wählen können mit wem sie arbeiten wollen. Bilden sich geschlechtshomogene Gruppen: Prima. Bilden sich geschlechtsheterogene Gruppen: Prima. ODER
(2) ein Kursangebot, das gerne das Spektrum der "typischen Jungensportarten" und der "typischen Mädchensportarten" abbilden darf (im Idealfall aber natürlich auch etwas jenseits der Klischees bedient) und aus dem die SchülerInnen wählen können. Ich rechne damit, dass wenn Fußball und Tanzen zur Wahl steht in 99% der Fälle homogene Gruppen entstehen. Aber wenn das freiwillig passiert ist das meiner Ansicht nach etwas ganz anderes als wenn die SchülerInnen dazu gezwungen werden. -> Die Botschaft der Schule an die Kids muss sein, dass ihnen verschiedenste Optionen offen stehen, egal welchen Geschlechts sie sind. Dass es Fußball und Ballett, das Reck und den Schwebebalken gibt, und dass sie frei wählen können was ihnen Spaß macht. Wenn sie dann klischeehaft wählen ist das völlig in Ordnung. Es ist Teil unserer Freiheit uns dazu entscheiden zu können einem bestimmten Stereotyp zu entsprechen. Es gehört aber auch dazu uns dagegen entscheiden zu können. Festzulegen, dass Jungen und Mädchen getrennt und dann auch noch in unterschiedlichen Sportarten unterrichtet werden finde ich völlig daneben, weil wir als Institution die Botschaft senden "Jungen sind so, Mädchen sind anders." Wir lassen den Mädchen nicht die Wahl auch Jungeninteressen auszuleben und andersherum.
Wie du siehst mache auch ich als Phil1 Kollegin (zumindest vermute ich mal dass ich das bin, ich kenne den Begriff nicht) mir Gedanken über das Thema geschlechtergerechten Unterrichts. Ich komme aber offensichtlich zu anderen Schlüssen als die NaWis oder Sportler, wenn ich fordere die Schüler als Schüler und eben nicht als Jungen und Mädchen zu behandeln. Dabei habe ich Hinterkopf dass Jungen und Mädchen in unserer Gesellschaft noch immer unterschiedlich sozialisiert werden (Tatsache, kann man nicht leugnen) und sich daher unterschiedliche Interessen herausbilden. Diese bediene ich auch durchaus - aber ich schreibe eben NICHT vor, dass die Mädels jetzt das Tanz- und die Jungs das Fußballthema bearbeiten, sondern ich biete beides an und entweder die Kids wählen freiwillig ein Thema, oder ich schreibe es eben für alle vor. Ein "Du bist ein Junge, also machst du jetzt das, und du bist ein Mädchen, also machst du das andere" gibt es bei mir nicht.
Ach ist das immer anrührend, wenn heterosexuelle Kolleginnen und Kollegen sich solche Gedanken um die vermeintlichen (oder tatsächlichen) Probleme von uns homosexuellen Kolleginnen und Kollegen machen. Du wirst es nicht glauben ... auch da sind die Damen erheblich pestiger, als die Herren. [...] Den Jungs ist das wirklich kackegal, für nicht wenige der Mädchen ist das aber ein fürchterlich spannendes Klatsch- und Tratsch-Thema.
Du missverstehst mich. Es geht mir hier nicht um irgendwelche Probleme von homosexuellen Kolleginnen und Kollegen. Ich finde, dass ihre sexuelle Orientierung niemanden etwas angeht und daher ihre Geschlechtervorlieben auch keine Probleme machen sollten. Es geht mir nur darum aufzuzeigen, dass es absolut daneben ist, Männern als homogener Gruppe ein bestimmtes Verhalten zu unterstellen und ihre beruflichen Optionen aufgrund dieser Unterstellung einschränken. Aber das will ich jetzt nicht nochmal ausführen, ich verweise lieber nochmal auf Beitrag 15 (sollte das hier irgendwann ein eigenes Thema werden wird es dann wohl Beitrag 12 oder so sein).
Zitat von Wollsocken
Ganz kurz noch zum Ausgangsposting der Thread-Erstellerin: Es wundert mich ein wenig, dass das deutsche Arbeitsrecht es überhaupt zulässt, Stellen geschlechtsspezifisch auszuschreiben.
Mich auch!