Beiträge von dayumdrops

    Liebe Crowdintelligenz,


    ich habe mein 1.Staatsexamen Ende 2017 mit der Note sehr gut (1.0, SEK II, Sozialwissenschaften und Anglistik) bestandenund habe mich danach in einer Unternehmensstiftung herumgetrieben. Ich habe mich damals bewusst gegen das Referendariat entschieden. Seit Ende des letzten Jahres bin ich in ein Ministerium auf Landesebene gewechselt und habe dort - trotz fehlendem 2.Stex - eine Verbeamtung in A13 angeboten bekommen (kein Schulministerium). Meine Arbeitserfahrung hat den Weg dahin geebnet. Nun bin ich verbeamtete Referentin im Landesdienst. Allerdings merke ich, dass ich stark verunsichert bin, was meinen Studienabschluss anbelangt.

    Zwar weiß ich, dass ich formell ein Master-Äquivalent besitze, aber ich merke in Vorstellungsrunden, dass ich mir selbst aberkenne, eine Fachwissenschaftlerin zu sein bzw. dass auch andere Personen immer wieder verwundert sind, dass ich „nur auf Lehramt“ studiert habe.

    Wie handhabt ihr das? Seht ihr euch selbst als vollwertige „Sozialwissenschaftlerin“ / „Mathematiketin“ etc.?

    Ich merke, dass sich da in mir ein großer Komplex aufbaut. In der Wirtschaft hat mein Studienabschluss niemanden interessiert - im öffentlichen Dienst ist es so ein bedeutender Faktor, das ich sogar gerade überlege, noch einen nebenberuflichen Master aufzusatteln.


    Viele Grüße

    Dayumdrops

    Okay, das stimmt natürlich. Mindestens 6 Jahre (und die sind sehr optimistisch geschätzt) sind halt eine lange Zeit. Wenn die TE gute Noten haben wird, dann macht es das sicher leichter. Ob das der Fall ist, weiß ich natürlich nicht.

    Ja, zumindest mein 1.Stex war eine glatte 1.0. Wie das im Ref aussieht, weiß natürlich keiner...

    es ist nur so ärgerlich. 2011 habe ich angefangen zu studieren. Damals sagte man mir schon, es würde schwierig werden mit der Stelle. Deshalb habe ich mir ein zweites Standbein aufgebaut und war heilfroh, dem schwierigen Arbeitsmarkt entkommen zu sein. Kurz vor meinem Abschluss kam dann die Einstellungswelle. Drei Jahre nach dem Abschluss ist das schon wieder vorbei.

    Wer weiß: Es sind sicherlich noch andere verunsichert und hängen den Job dann doch an den Nagel. Diesem Schulministerium würde ich die Engpässe wünschen, wenn auch den Kindern nicht...

    Die speziellen WiPo-Lehrer wird es frühestens in 6 Jahren geben, und das auch nur, wenn im WiSe 2021 mit der universitären Ausbildung begonnen wird. Davon würde ich meine Entscheidung auf keinen Fall abhängig machen. Wenn du ohnehin viel Wirtschaft in deinem Studium hattest und auch bereit bist, dich in neue Themen einzulesen, wirst du nicht schlechter sein als ein WiPo-Lehrer, der irgendwann Mal von der Uni kommt.

    Das stimmt wohl!...Meinst du denn, die Schullandschaft sieht das ähnlich? Ich habe so wenig Kontakt zu Schulen, dass ich gar nicht einschätzen kann, wie autonom diese Schulen unterwegs sind - und auch lieber mal eine Sowi-Lehrkraft, statt einer Wipo-Lehrkraft einstellen, weil sie Soziologie für wichtig halten. Meine Hauptsorge ist hier, dass mir da das Ministerium irgendwann einen Strich durch die Rechnung macht. Mein Partner ist Psychologe. Man hat nun ein Psychotherapeuten-Studium geschaffen und damit sind seine Zugänge in die Ausbildung auch auf wenige Jahre beschränkt.

    Vielen Dank für eure Rückmeldungen, Haubsi, Susi und Bolzbold. Du hast natürlich vollkommen recht, Haubsi. Die Frage nach der Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist ganz entscheidend. Ich habe das Glück, in einer Unternehmensstiftung zu arbeiten, die da auch recht familienfreundlich ist. Ich bin natürlich nicht verbeamtet. Es gibt sicherlich nicht die gleichen Sicherheiten wie im Lehrer:innenberuf.

    Ich habe aber direkt nach dem Studienabschluss auf A13-Niveau verdient, das ist nach wie vor so, und ich kann mich den ganzen Tag mit spannenden Fragen beschäftigen und gemeinnützige Projekte machen.

    ABER: Mir fehlt der Kontakt zu den Kindern und Jugendlichen.


    Ich glaube, ein weiterer entscheidender Faktor: Ich müsste ad hoc Gehaltsabstriche machen und finde es sehr undurchsichtig, ob es denn direkt mit einer festen Stelle klappen könnte. Insbesondere nun, da mein Fach reformiert werden soll und in den nächsten Jahren Wi-Po-Lehrer:innen auf den Markt strömen, die für das Unterrichten meines Fachs vermeintlich "besser" ausgebildet sind.


    Puh! Ich glaube, ich stecke in einer Endzwanziger-Krise und weiß nicht, wie es weitergehen soll...und was ich werden will! Vielleicht werde ich auch Zirkusdompteurin oder so - das habe ich mir als Kind immer gewünscht... ;)

    Hallo ihr Lieben,

    ich bin seit Jahren stille Mitleserin. Dass ich mich jetzt aktiv bei euch melde, hat mit meiner verzwickten Situation zu tun.


    Ich habe Ende 2017 mein erstes Stex in NRW mit der Fächerkombination Englisch/Sozialwissenschaften für die SEK II gemacht. Nach dem Studium habe ich eine Stelle als Projektmanagerin in einer Bildungsstiftung angetreten. Nicht, weil ich das Unterrichten nicht spannend fand, sondern weil es eine Chance war, Bildungsprojekte zu machen. Ich befasse mich also jeden Tag mit Bildung. Natürlich eher auf eine abstrakte Weise. Der Plan war, dies drei Jahre zu machen, da mein Vertrag ursprünglich für diese Zeit befristet war, und gleich danach in‘s Ref zu gehen.


    Nun habe ich allerdings einen entfristeten Vertrag bekommen, die Konditionen sind sehr gut und die Arbeit macht mir Spaß. Zwei Dinge machen mich allerdings gerade tierisch nervös:


    1. Bald ist die Fünfjahresfrist für den Start des Ref nach dem 1. Stex vorbei. Man sagte mir auf Nachfrage, dass ich nach Verstreichen dieser Frist ein Kolloquium bestehen muss. Ich war im Studium sicher nicht faul und ich kann gut lernen, aber die wenigen Informationen dazu beunruhigen mich. Hat hier im Forum jemand dieses Kolloquium machen müssen? Hat dieses Einfluss auf die Note des 1. Stex?


    2. In NRW wird mein Fach Sowi ja nun abgeschafft und mit Wirtschaft-Politik ersetzt. Ich habe in Köln mit einem recht hohen Wiwi-Anteil studiert. Meine ehemaligen Kommilitonen hätten allesamt keinen Zertifikationskurs machen müssen, um als Sowi-Lehrkräfte Wi-Po zu unterrichten. Allerdings wird jetzt der neue Studiengang Wirtschaft-Politik eingeführt. Ich habe die Befürchtung, dass es für mich eng werden könnte, mit meinem Sowi-Fach. Könnte es sein, dass man mich perspektivisch in 5 Jahren nicht mehr in‘s Ref lassen könnte, da mein Fach bis dahin nicht mehr in dieser Form existiert? Das Schulministerium hat zwar zugesichert, dass Studierende, die in den nächsten Jahr einen Abschluss in dem Fach erwerben, auch mit Wirtschaft-Politik in‘s Ref gehen und die Lehrbefähigung erwerben können. Allerdings fühle ich mich durch die Reform extrem unter Druck gesetzt und habe etwas Angst, dass mein Studium damit für die Tonne ist.


    Ich werde bald 30, in Sachen Verbeamtung hätte ich also noch ein wenig Puffer.

    Wie schätzt ihr die Lage hier ein? Was würdet ihr an meiner Stelle machen?

    Vielen Dank schon einmal für eure Zeit!



Werbung