......, bin ich mir noch immer nicht abschließend über den Sinn des Systems im Klaren. Prinzipiell habe ich natürlich einiges mitgenommen, was - auch aus meiner Sicht - den Unterricht verbessert (respektive kann ich selbstkritisch auch bestehende Defizite erkennen)....
Unter anderem dafür ist das Referendariat da und recht nützlich...dazu aber gleich beim Vergleich mit anderen Nationen mehr.
Dennoch habe ich noch immer den Eindruck, das viele Unterrichtsansätze nur wenig empirisch-systematisch auf ihre Fähigkeit Kompetenzen zu fördern überprüft sind. Zumindest finde ich im Englischen und Deutschen Sprachraum i.d.R. keine großen empirischen Studien, welche so Manches, was zunächst gut klingt, auch tatsächlich einmal überprüft (und damit die Frage, was denn nun bitte schön methodisch guter Unterricht sein soll - abgesehen von Grundlagen wie Einstieg und Sicherung). Kooperative Lernformen z.B. klingen zur Kompetenzförderung plausibel - nur leider hat sich das kaum in der Fachliteratur nachweisen lassen (einzelne kleine Einzelstudien zeigen zwar gelegentlich Effekte, die große relevanten Metastudien dagegen nicht).
Das mag für einzelne Methoden stimmen, für "Großformen" hingegen zeigen Metastudien recht deutlich, welche wie stark mit Lernerfolg korrelieren. Eine der bekanntesten dürfte die Hattie-Studie sein. Hier lässt sich z.B. ablesen, dass das "Classroom-Management" mit R=0,8 einen sehr starken Beitrag leistet...wie auch das Auftreten der Lehrkraft in Bezug auf Klarheit, L-S-Beziehung etc. an sich...alles Dinge, die sich insbesondere im Referendariat gut erlernen und trainieren lassen.
Sei es drum. Was mich jedoch sehr erstaunt: in den meisten Ländern gibt es kein dem Referendariat vergleichbares System. Eine 6-12 monatige Probezeit ist oft verbreitet, aber kein formales Assessment. Was mich ebenfalls erstaunt: in vielen Ländern absolviert man zunächst ein normales Fachstudium, und belegt dann einen Master oder Zertifikat als Lehrer.
Das muss keineswegs erstaunen: In nahezu allen europäischen Ländern nimmt der berufsbezogene Anteil der Ausbildung mind. 30% der Ausbildungszeiten ein...im Gegensatz zu Deutschland ist dies aber oftmals bereits in die universitäre Ausbildung integriert. Insofern kann ein seperates Referendariat (was in der Tat beamtenrechtlich bedeutend ist: So darf nur nach einem Vorbereitunsdienst mit bestimmter Mindestdauer überhaupt in den höheren Dienst eingestellt werden), entfallen. Gleichwohl wird auch in anderen Ländern der Berufseinstieg oftmals durch entsprechende Weiterbildungen begleitet. Sehr detaillierte Informationen im Vergleich finden sich z.B. hier: http://www.edudoc.ch/static/xd/2003/48.pdf
Laut den PISA-Statistiken:
http://www.oecd.org/berlin/themen/…-Mathematik.pdf
http://www.oecd.org/berlin/themen/…sekompetenz.pdf
http://www.oecd.org/berlin/themen/…senschaften.pdfgelingt es Ländern wie Polen, Belgien, Irland, den Niederlanden, Estland und Finland (und den ostasiatischen Staaten) dennoch, vergleichbare und bessere Kompetenzen zu erzielen.
Kann das jemand erklären? Warum verfolgt man das System des Referendariats, wenn scheinbar kein erkennbarer Zusammenhang zum späteren Lern- und Kompetenzerfolg der Schüler ableitbar ist?
Eine einfache Korrelation zwischen Lehrerausbildung und Kompetenzerwerb existiert schlicht und einfach nicht (übrigens auch bei Hattie zu finden mit R=0,11
). Einerseits werden, wie oben bereits beschrieben, trotz fehlenden Referendariats auch in anderen Ländern praxisrelevante Ausbildungsinhalte vermittelt und andererseits klammerst du ganz andere Einflussfaktoren, die sehr deutlich eingehen, hier vollkommen aus: Der Vergleich mit den ostasiatischen Ländern wurde bereits angesprochen, dieser hinkt wegen einer ganz anderen Lernkultur deutlich. In Europa fällt auf, dass insbesondere die nordischen Länder gut wegkommen, bei der ersten PISA-Studie war Finnland ja hochgelobt. Aber auch hier kann man schnell Fehlurteilen erliegen:
http://www.welt.de/politik/deutsc…als-Irrtum.html.
Ich will damit eigentlich nur sagen: Vorsicht bei monokausalen Vermutungen ![]()