Beiträge von goeba

    Um nochmal etwas zuzuspitzen: Es gibt nicht wenige Mathekollegen, die nicht in der Oberstufe unterrichten wollen. Das liegt mehrheitlich daran, dass sie Stochastik nicht an der Uni hatten und nun nicht bereit / willens / in der Lage sind, sich da einzuarbeiten. Scheint also nicht so einfach zu sein.

    Ich hingegen musste z.B. die Oper "Wozzeck" (ja, schreibt man so) von Berg / Büchner unterrichten (im Musik EA). Da habe ich mich mit einer Deutschkollegen eine Stunde hingesetzt sowie eine Lektürehilfe gelesen, um da auch zum Text keinen völligen Blödsinn zu erzählen. War letztlich aber sehr interessant, man muss an solchen Stellen halt die Vorbereitung etwas ernster nehmen!

    Ich rede nicht direkt von Bachelor oder Master/Diplom/Lehramt sondern von Fachrichtungen. Letztlich: ist Chemie leichter fachfremd zu unterrichten als Deutsch. Vorausgesetzt natürlich, man hat selber das aktuelle Thema verstanden. Ich finde die Idee nicht so verkehrt, schade, dass so verärgert abgelenkt wird.

    Ich sehe es zwar so wie @Wollsocken80 (im Bezug darauf, worum es eigentlich ging), aber, um Deine Frage aus meiner Sicht zu beantworten: Deutsch ist viel leichter fachfremd zu unterrichten als Chemie. Da jeder Gymnasiallehrer (um solche ging es hier ja, trifft auf andere Lehrer aber hoffentlich auch zu) ja sicher in der Deutschen Rechtschreibung und Grammatik ist und darüber hinaus Texte sinnentnehmend lesen + zusammenfassen kann, wird er, nach kurzer Lektüre des eingeführten Deutschbuches, das in der Mittelstufe sicherlich viel eher hinkriegen als Chemie, wo doch schon der Zugang zu den Inhalten deutlich erschwert ist. An der Schule meiner Frau müssen Kollegen, die Bio als Fach haben, im Rahmen von NaWi auch Chemie unterrichten. Das fällt denen deutlich schwer, sage ich mal ...

    Vielleicht sehe ich es ja auch falsch, ich habe über die Musikwissenschaften schon einiges an geisteswissenschaflichen Arbeitsmethoden mitbekommen und bin bei der Vorbereitung meines Musikunterrichtes (gerade in der Oberstufe) oft gezwungen, mich auch in Deutsch-Themen einzuarbeiten, sodass ich mir das eventuell etwas einfacher vorstelle als KuK, die damit noch gar nichts zu tun hatten.

    Oder, mal anders formuliert: Für eine optimale Pension muss man zunächst möglichst lange Vollzeit arbeiten. Damit man das schafft, engagiert man sich möglichst sonst für gar nichts. Erst 7 Jahre vor der Pensionierung engagiert man sich sprungartig, damit man 5 Jahre vor der Pensionierung noch befördert wird. Natürlich muss man diese 5 Jahre noch Vollzeit weiterarbeiten!

    Ich spreche jetzt mal für Mathematik (gehe dabei weitgehend konform mit @Avantasia ).

    Es hat sich offenbar einiges geändert bei den Studieninhalten. Als ich studiert habe (Studienbeginn war vor ca. 25 Jahren) gab es aber auch schon deutliche Unterschiede zwischen den Unis.

    Ich habe praktisch alle Vorlesungen und Übungen mit den Diplomern gemeinsam gehabt. Ich habe im Hauptstudium ein paar mehr Scheine gemacht, als ich gemusst hätte. Für das Mathe-Diplom hätte mir nur noch die Diplomarbeit und ein Nebenfach gefehlt (Musik war kein anerkanntes Nebenfach für Diplom-Mathe). An den Unis, wo ich studiert habe, war aber Mathe Gym-Lehramt in weiten Teilen gleich zu Mathe Diplom. Einschränkung: Es gab im Hauptstudium durchaus ein paar Vorlesungen, die bei Lehrämtlern besonders beliebt waren.

    Aber: Schon das (damalige) Grundstudium geht sehr weit über das hinaus, was man in der Schule (und sei es im Leistungskurs) macht. Deswegen muss jemand, der "nur" Mathe Bachelor (oder ein erfolgreich abgeschlossenes Grundstudium im früheren Sinne) hat, nicht zwingend "fachliche" Probleme bekommen an der Schule.

    Dennoch fand ich es schon früher gut, dass das Mathe-Gym-Lehramt Studium dem Diplom so ähnlich ist:

    1. Erst im Studium kann man erkennen, was Mathematik als Wissenschaft überhaupt ist. Das sollte man schon auch als Lehrer wissen, wie kann man sonst Schüler fördern und beraten, die vielleicht mal Mathe studieren wollen?
    2. Wenn man Mathelehrer werden will, dann sollte es doch eigentlich selbstverständlich sein, dass man sich für Mathe interessiert! Dann wird man diese interessanten Vorlesungen doch verstehen wollen, ganz egal, ob man das konkret an der Schule braucht oder nicht!

    Im Vergleich mit Musik will ich aber deutlich sagen, dass der Unterschied zwischen dem, was man in der Schule und an der Uni macht, zumindest vom "Musikwissenschaftlichen Teil" her deutlich geringer ist. Viele musikwissenschaftliche Fachbücher könenn auch von Oberstufenschülern (aus dem Musik Leistungskurs etwa) gelesen und verstanden werden. Es gibt sicher auch Aspekte, die selbst ein guter Schüler nicht verstehen würde, aber hier hätte man als Lehrer dennoch eine sehr gute Chance, dem Schüler zu erklären, worum es in dem betreffenden Buch geht.

    Bei Mathematik ist das nicht so. Wenn ich etwa an das Thema meines Mathe-Hauptseminars denke: Ich hätte nicht den Hauch einer Chance, jemandem zu erklären, worum das ging, der nicht mindestens ein Mathe Grundstudium erfolgreich abgeschlossen hat.

    Ich finde eine sehr gute Beherrschung des eigenen Faches sehr wichtig. Aber ein Mathe-Bachelor, bei dem man die Inhalte auch tatsächlich verstanden hat, ist dafür mehr als ausreichend!

    Ihr überschätzt die Fachlichkeit meiner Meinung nach ganz gewaltig. Wer einen Bachelor Mathe (ohne Lehramtsanteil) auch nur irgendwie überlebt, der ist für die Schule gut gerüstet. Im Lehramtsmaster passiert fachlich auch nicht mehr.

    Ich möchte das auch nochmal betonen. Gerade hielt eine Schülerin einen Kurzvortrag übers Mathestudium: Aktuelle Abbrecherquote 80% (bei uns waren es damals noch etwas über 60%). Wenn man diesen Bachelor hat, dann hat man schon mal was geschafft.

    Rein fachlich: Der Mathe-Lehramt-Master beinhaltet fachmathematisch, soweit ich weiß, eigentlich nichts -> kein Problem.

    Geographie: Weiß ich nicht.

    Beruf: Keiner hier weiß, woher Deine Probleme im Studium kamen. Meist (!) ist es so, dass Leute, die auf einem anderen Weg scheitern, im Lehramt ebenfalls scheitern. Ob Du aber die Ausnahme bist kann hier keiner beurteilen. Nachhilfeerfahrung ist ja schon mal nicht schlecht.

    Wie kommt das? Ich habe eben nachgeschaut und finde sowohl das erste als auch das zweite Zitat sofort wieder. Es steht dort genau so wie zitiert.

    Liegt es vielleicht am "Querlesen" ( = überfliegen)? Dann sollte man doch aber erst mal genauer lesen, wenn man den Eindruck hat, da stimme was nicht, bevor man solche Aussagen tätigt, weil du mir ja damit "die Unwahrheit" unterstellst!?!

    Unterstellen wollte ich gar nichts. Evtl. liegt es ja daran, dass ich auf der Seite nicht angemeldet bin. Ich finde weder den Nutzer "Auszug" (bei mir werden viele einfach mit xxx angezeigt), noch das komplette Zitat (nur Teile davon). Ferner schreibst Du "interessanter Artikel", verlinkst aber auf einen Kommentar. Geht es Dir jetzt um den Kommentar oder den Artikel? Ist aber auch nicht so wichtig, ich wollte definitiv nichts unterstellen, mir ist nur der Bezug unklar.

    @WillG : Der Entscheidende Unterschied ist: Am Telefon früher hat man nur eine Unterhaltung gleichzeitig geführt. Am Smartphone dutzende. Im Fernsehen hat man nur einen Mist gleichzeitig konsumiert. Heute stöbert man noch beim Fernsehen gleichzeitig im Handy!

    Das resultiert auf Dauer in einem völligen Unvermögen, sich auf eine Sache zu fokussieren.

    Mit der Doppelmoral hast Du aber völlig recht.

    Sorry, aber mir wird das Thema hier zu heiß gekocht. Vor allem, wenn immer wieder der Begriff "Sucht" fällt.
    Das Handy heimlich zu nutzen ist eine Art der unterrichtsfremden Beschäftigung wie jede andere auch, also wie schwätzen, Zettelchen schreiben, vor sich hin zeichnen, wasweißich. Und ebenso muss man damit umgehen - oder eben auch nicht, wenn die Reaktion eine noch größere Störung darstellt.

    Ich will gar nicht leugnen, dass es bei dem Thema ein gewisses Suchtproblem geben kann. Aber davon sind deutlich weniger betroffen, wie es viele Leute - vor allem Lehrer - oftmals denken. Das Handy wird zum Telefonieren, Smsen, Chatten, Zeitunglesen, Buchlesen, Rechnen, Spielen etc. gebraucht. Kein Wunder, dass man es ständig in der Hand hat. Früher hätte man halt zwischen Festnetztelefon, Computer, Zeitung, Buch, Taschenrechner, Gameboy gewechelt und keiner hätte ein Problem gesehen.

    Sorry, aber ich sehe das anders. Möglicherweise werde ich mal irgendwann durch eine seriöse Studie widerlegt, aber der Umgang der Menschheit mit dem Medium Smartphone ist m.E. ein großes Problem der Jetzt-Zeit.
    Meine Beobachtungen:
    a) Die Schüler kommunizieren viel über das Medium, aber ganz überwiegend nur Nutzloses. Häufiger noch als früher kommen Aussagen wie "ich wusste nicht, was Hausaufgabe war", "ich hatte das Material nicht", obwohl all diese Informationen ja nur noch eine Whatsapp entfernt wären (Handyfotos von Arbeitsblättern sind durchaus gut lesbar)
    b) Die Schüer verdaddeln unendlich viel Zeit mit dem Smartphone. Zitat einer Schülerin: Ich habe neulich mal darüber nachgedacht, wie KRASS VIEL ZEIT man hätte, wenn man kein Smartphone hätte! Gleiche Schülerin: "Ich trickse mich da aus. Wenn ich mal konzentriert was arbeiten will, aber was im Internet nachschauen möchte, nehme ich mein altes Smartphone, wo die ganzen Apps aber nicht mehr drauf sind".
    c) Es gibt einfach keine Haltung, in der man auf längere Zeit ohne Gesundheitsschäden mit dem Smartphone umgehen könnte. Der Bildschirm ist unverhältnismäßig nah am Auge. Die Haltung ist grundsätzich gekrümmt. Schon am PC ist eine gesunde Arbeitshaltung schwierig, am Smartphone ist sie aber unmöglich.

    Aktuell sieht man auf Spielplätzen Kinder im Sand, und Eltern, die nebenher aufs Smartphone starren. Das wird (Stichwort frühkindliche Prägung) Folgen haben!

    Dummerweise werden in vielen Medienberichten "Digitalisierung" und "Smartphone" in einen Topf geworfen. Ich bin ja für die Digitalisierung (wenn professionell gemacht), aber sehr gegen Smartphones!

    Selbstverständlich können Smartphones in bestimmten Situationen sehr praktisch sein, ich habe auch selbst eines. Aber ganz überwiegend sehe ich den Umgang mit dieser Geräteklasse hochgradig kritsch.

    @Kippfelfritze : Ich finde das Zitat nirgendwo genau so, wie Du es zitiert hast.

    Ich habe in dem Artikel und in einem davon verlinkten Artikel mal etwas quergelesen. Da geht es um die berühmte Hattie-(Meta)-Studie, offenen Unterricht und irgendwas mit Medien. Interessantes war aber auch dabei.

    Ich behaupte mal: Niemand, der an einer staatlichen Schule unterrichtet, wo es ein in der Fachgruppe vereinbartes Curriculum gibt, kann ernsthaft längere Zeit einen "offenen Unterricht" machen - so, wie der Begriff im strengen Sinne definiert ist (selbständige, interessengeleitete Wissensaneignung). Lustig allerdings, dass trotzdem immer wieder von "Wissen" die Rede ist, dabei geht es doch heute nur noch um Kompetenzen, oder? In letzter Konsequenz würde dabei doch herauskommen, dass ein Schüler, der sich nicht für Mathe interessiert, dann eben nur Geschichte macht (oder sich Bibis Schminktipps auf Youtube anschaut und anschließend ja auch "Wissen" erworben hat).

    Was ich aktuell viel praktiziere, ist ein - ich nenne es mal so - dezentraler Unterricht. Das heißt: Ich gebe Materialien rein, Möglichkeiten zur Selbstkontrolle, Erklärvideos, weiterführende Differenzierungsaufgaben. Konkret mache ich das vor allem in Musik so, weil mir dann die Zeit bleibt, mit Teilgruppen ernsthaft Musikpraxis zu machen (etwa: Eigene Arrangements proben, Aufnahmen machen).

    Welche Erkenntnis gewinne ich dabei? Entscheidend für den Erfolg ist eine hohe Sozialkompetenz, oder, einfacher formuliert: Ohne Disziplin geht so etwas nicht. Bei einem dezentralen Unterricht können Schüler, die Quatsch machen wollen, dies fast völlig ungehindert tun. Wenn Unterricht also (in dem oben genannten diffusen Sinne) "moderner" werden soll, muss man sich ganz stark um diese sozialen Aspekte kümmern. In einer "schwierigen" Klasse mache ich erst mal Frontalunterricht, damit ich die Meute im Blick habe. Und das nun wirklich nicht, weil ich keine anderen Methoden drauf hätte!

    Es ist doch in allen Fächern so, dass die fachlichen Kenntnisse der Kollegen höchst unterschiedlich sind.

    Ich habe selbst auch eine Qualifikationsmaßnahme durchlaufen, allerdings war es zusätzlich so, dass man sich (freiwillig) an der Uni parallel prüfen lassen konnte (was ich gemacht habe). Mit der Qualifikationsmaßnahme alleine durfte man das Fach dann in Niedersachsen unterrichten, mit der Uniprüfung hatte man ein vollwertiges Staatsexamen. Die Maßnahme selbst war aber auch nicht ohne, wir hatten eine hohe Abbruchquote, und am Ende wurde eine umfangreiche Klausur geschrieben.

    Ich habe einige Jahre nebenberuflich als Programmierer gearbeitet. Ganz ehrlich, die Referendare, die das Fach voll an der Uni studiert haben, haben nicht annähernd die Programmiererfahrung, die ich habe. In anderen Bereichen (technische Informatik etwa) sind die aber fitter (meine Prüfungsthemen bei der Uniprüfung waren theoretische Informatik und Computergrafik, technische Informatik hatte ich nur im Umfang der qualifizierungsmaßnahme).

    "Kenntisse" über Algorithmen kann man sich aneignen (so im Sinne von - welche Sortieralgorithmen gibt es oder so). Schwieriger wird es bei Komplexitätsbetrachtungen. Noch schwieriger dann bei formalen Sprachen und anderen Aspekten der theoretischen Informatik. Echte Programmiererfahrung wiederum ist unersetzlich, wenn man Schüler bei eigenen Projekten unterstützen möchte.

    Wenn es jetzt so ist, dass überall die Grundlagen fehlen, dann sollte die Kollegin eben nicht in der Oberstufe eingesetzt werden.

    Wie schon häufig gesagt hängen die Leistungen ja meist unmittelbar mit den Sekundärtugenden zusammen.

    Eine Gruppe (oder Teilgruppe), die nicht aufpasst, kann entsprechende Leistungen nicht bringen.

    Und ja: Es ist dann hilfreich, diese Leistungen besonders kleinschrittig und objektivierbar einzufordern (also z.B. häufige Tests / Hausaufgabenkontrollen / Nachfragen im mündlichen). Natürlich verschreckt man dann die "zarten Pflänzchen", aber niemand hindert einen daran, diese in einem Gespräch beiseite zu nehmen und das entsprechend zu klären. Denn besonders diese Schüler leiden ja unter einer schlechten Arbeitsatmosphäre!

    Ich hatte da mal ein sehr schönes Erlebnis: Nach einer Zeugniskonferenz sprach mich eine Schülerin einer solchen besonders schwierigen Klasse an, die meinte, ich sei ja sehr streng mit ihnen gewesen, aber ich sei der einzige Lehrer gewesen, der danach auch wieder nett zu ihnen war. Ok, Eigenlob stinkt, aber was mir sehr wichtig ist: Sei nicht nachtragend. Sei flexibel. Mach Dir immer klar: Das sind die Kinder, ich bin der Erwachsene. Bei Kindern ist es normal, dass sie sich danebenbenehmen, Du als Lehrer hast immer professionel zu bleiben.

    Ich halte es da mit Wagenschein. Wagenschein sagte sinngemäß, wir müssten "Inseln des Wissens schaffen".

    Damit war kein Faktenwissen gemeint, sondern: An Stellen, wo es sich lohnt, sollte man Handlungsorientiert / offen / induktiv statt deduktiv / hier tolle Sache Deiner Wahl einsetzen arbeiten.

    Das kann man aber nicht immer machen, dann wird man nie fertig. Um diese Inseln mit Brücken zu verbinden, kann man dann auch informell Wissen einfach "mitteilen". Ein mathematisches Beispiel wäre dann z.B., dass man eben nicht alles beweisen muss, aber wenn man etwas tolles zu Beweisen hat, wo es sich lohnt, viel Zeit in einen schülerzentrierten Zugang stecken sollte.

    Ich möchte hinzufügen, dass ich es für wichtig halte, das den Schülern (vor allem den älteren) ehrlich zu sagen. Wenn also in Mathe eine Herleitung oder ein Beweis fehlen / unvollständig sind, dann sage ich das den Schülern, damit sie (gerade die besonders guten, kritischen) nicht denken, es läge an ihnen, wenn sie das Gefühl haben, das noch nicht vollständig verstanden zu haben.

    Davon abgesehen kommt man aber ohne Grundlagenwissen nicht aus. Dieses muss auswendig sitzen, notfalls "reingepaukt". Wenn Schüler z.B. die mathematischen Begriffe (und das sind nicht so viele eigentlich, verglichen mit Vokabeln in Fremdsprachen, wo es ja aberhunderte sind) nicht kennen, verstehen sie mich und die Bücher nicht. Man kann auch nicht alles immer nachschauen. Wenn ich in einem Absatz einen Begriff nachschauen muss, dann ist das ok. Wenn es aber 5 sind oder so, wirkt der ganze Text so fremd und abschreckend, dass das Gehirn gleich zumacht.

    Tja, das pädagogische Tabu: Braucht es stumpfes Pauken oder nicht?

    Ich schreibe mal als Vater, weil mein Sohn es kürzlich so schön auf den Punkt gebracht hat: Geschichte lernt er mühelos, weil ihn das interessiert. Erdkunde muss er sich reinpauken, weil es ihn überhaupt nicht interessiert.

    Und, was das Ganze so schön vergleichbar macht: Er hat beide Fächer beim gleichen Lehrer.

    Wir haben beispielsweise in der Grundschule (ganz schön mutig) aus einem Bausatz einen Elektromotor gebaut. Ich weiß heute noch, wie ein Elektromotor funktioniert, und sehe das Teil auch noch vor mir. Dinge, die ich "handelnd" gelernt habe, und die mich gleichzeitig interessierten (alles mathematisch-naturwissenschaftlich-technische, sowie das musikalische) kann ich mir völlig mühelos und fast endlos lange merken.

    Gleichzeitig war ich z.B: bei historischen Fakten (im Unterschied zu meinem Sohn) völlig unfähig, mir irgend was zu merken, da musste ich mir das "reinpauken". Und wenn schon pauken, dann bitte effektiv (Lernsystem).

    Ich mach das auch nicht alleine, trotzdem brauche ich immer mindestens 3 Unterschriften für eine Bestellung, auch wenn es sich dabei nur um einen USB-Stick oder ein HDMI-Kabel handelt.
    Und der Hammer ist dann, wenn ich mal Hilfe rufe, weil es zeitlich nicht geht, daß mir dann die Chefetage noch Schüler gleich klassenweise als Helfer schicken will. Mit 30 Schülern an der Backe schaffe ich noch viel weniger als alleine, weil ich bei so einem intensiven Werkstattunterricht eigentlich nicht mehr als 3-4 betreuen kann. Die Schüler stören also mehr als sie mir helfen, weil ich die dann alle beaufsichtigen muß und vor allem auch darauf achten muß, daß nichts geklaut wird. Ich hab es deshalb bei uns auch schon einmal ganz direkt formuliert, als die Abteilungsleitung mich gefragt hat, was sie tun könnte: "Halt mir die Schüler vom Hals!" *War dann die ganz unverblümte Wahrheit.*

    Deswegen habe ich schon fest eingeplant, dass ich im IT-Team einen "Bürokraten" haben will! Der muss von Technik keine Ahnung haben (es kommen ja immer mal wieder so Sprüche wie "ich würde ja gerne helfen, aber ich habe davon keine Ahnung!", die schnapp ich mir dann), der bekommt von mir dann eine Mail "ich brauche xyz", und dann will ich das Gerät einige Zeit später einfach im Fach haben und kein einziges Formular dafür ausfüllen.

    Moin @plattyplus,
    möglicherweise bin ich ja auch gar nicht so motiviert, wie Du mal warst.

    Wie ich oben schon schrieb, ich bastle nicht an Hardware herum. Und ich bin nicht "eh da", weil ich so viele Interessen habe, dass ich mich problemlos auch einem anderen Gebiet zuwenden könnte - das weiß mein Chef auch. Aber ich bin bereit, mich zu engagieren, wenn es passt auch in den Ferien. Ich betreue den Bereich aber auch nicht alleine. Und, Du schriebst in einem anderen Faden mal was über eure Computeranlage - das ist bei uns sehr viel weniger umfangreich.

    100% Zustimmung zur Budgethoheit - hier ist es zwar demokratischer, in dem Sinne, dass wir gemeinsam über das Budget beraten, aber immer noch viel zu bürokratisch. Und wenn das Budget erst mal ausgegeben ist, hat man über ein halbes Jahr lang kein Geld mehr, das ist unpraktikabel in einem Bereich, wo mal was kaputt geht.

    Weil andere Kollegen schreiben, die's halt anders sehen. Ich hab grad keine Lust mehr zu schreiben, was ich an anderer Stelle eh schon 20 x getan habe. ;)

    Beziehungsweise man ja nicht alles immer schwarz-weiß sehen muss. Ich finde die aktuellen digitalen Schulbücher schlecht. Trotzdem benutzen wir sie, weil insgesamt die Vorteile überwiegen.

    Auch ich sehe den "Digitalpakt" kritisch, trotzdem setze ich mich für die Digitalisierung ein. Ist nicht immer alles wie beim Märcheprinz + der bösen Hexe ;)

    Ich stelle auch gerade wieder viel an meinem Unterricht um. Es ist klar, dass die "ideale" Unterrichtsmethode von der eigenen Persönlichkeit, vom Fach, von der Klasse und von äußeren Faktoren (wie die Lage der Stunde im Stundenplan) abhängt.

    Ich stelle aktuell fest, dass der Raum eine wichtige Rolle spielt. Ich bin mit einer Klasse in einem so kleinen Raum, dass ich dort deutlich häufiger Gruppenarbeiten (die dann verteilt auf andere Arbeitsbereiche stattfinden) durchführe, als ich das evtl. in einem "besseren" Raum tun würde.

    Ich hatte schon andere Gruppen, wo ich merkte, dass ich mit Frontalunterricht am meisten erreiche.

    Man muss nicht jeden Trend mitmachen, aber ein Repertoire an Methoden, das man solide beherrscht, ist m.E. essentiell.

    Nebenbei bemerkt, wirklich "offener" Unterricht ist das natürlich noch nicht.

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