Ich spreche jetzt mal für Mathematik (gehe dabei weitgehend konform mit @Avantasia ).
Es hat sich offenbar einiges geändert bei den Studieninhalten. Als ich studiert habe (Studienbeginn war vor ca. 25 Jahren) gab es aber auch schon deutliche Unterschiede zwischen den Unis.
Ich habe praktisch alle Vorlesungen und Übungen mit den Diplomern gemeinsam gehabt. Ich habe im Hauptstudium ein paar mehr Scheine gemacht, als ich gemusst hätte. Für das Mathe-Diplom hätte mir nur noch die Diplomarbeit und ein Nebenfach gefehlt (Musik war kein anerkanntes Nebenfach für Diplom-Mathe). An den Unis, wo ich studiert habe, war aber Mathe Gym-Lehramt in weiten Teilen gleich zu Mathe Diplom. Einschränkung: Es gab im Hauptstudium durchaus ein paar Vorlesungen, die bei Lehrämtlern besonders beliebt waren.
Aber: Schon das (damalige) Grundstudium geht sehr weit über das hinaus, was man in der Schule (und sei es im Leistungskurs) macht. Deswegen muss jemand, der "nur" Mathe Bachelor (oder ein erfolgreich abgeschlossenes Grundstudium im früheren Sinne) hat, nicht zwingend "fachliche" Probleme bekommen an der Schule.
Dennoch fand ich es schon früher gut, dass das Mathe-Gym-Lehramt Studium dem Diplom so ähnlich ist:
1. Erst im Studium kann man erkennen, was Mathematik als Wissenschaft überhaupt ist. Das sollte man schon auch als Lehrer wissen, wie kann man sonst Schüler fördern und beraten, die vielleicht mal Mathe studieren wollen?
2. Wenn man Mathelehrer werden will, dann sollte es doch eigentlich selbstverständlich sein, dass man sich für Mathe interessiert! Dann wird man diese interessanten Vorlesungen doch verstehen wollen, ganz egal, ob man das konkret an der Schule braucht oder nicht!
Im Vergleich mit Musik will ich aber deutlich sagen, dass der Unterschied zwischen dem, was man in der Schule und an der Uni macht, zumindest vom "Musikwissenschaftlichen Teil" her deutlich geringer ist. Viele musikwissenschaftliche Fachbücher könenn auch von Oberstufenschülern (aus dem Musik Leistungskurs etwa) gelesen und verstanden werden. Es gibt sicher auch Aspekte, die selbst ein guter Schüler nicht verstehen würde, aber hier hätte man als Lehrer dennoch eine sehr gute Chance, dem Schüler zu erklären, worum es in dem betreffenden Buch geht.
Bei Mathematik ist das nicht so. Wenn ich etwa an das Thema meines Mathe-Hauptseminars denke: Ich hätte nicht den Hauch einer Chance, jemandem zu erklären, worum das ging, der nicht mindestens ein Mathe Grundstudium erfolgreich abgeschlossen hat.
Ich finde eine sehr gute Beherrschung des eigenen Faches sehr wichtig. Aber ein Mathe-Bachelor, bei dem man die Inhalte auch tatsächlich verstanden hat, ist dafür mehr als ausreichend!