Beiträge von WillG

    Genau so sehe ich das durchaus auch:

    Bei Teilzeit - die ja hier vorliegt - sehe ich das grundsätzlich anders. Da ist es natürlich so, dass im Zweifelsfall die Verpflichtungen aus der Vollzeitstelle (hier: des Mannes) stärker wiegen.


    EDIT:
    Es ärgert/nervt mich aber eben, wenn Kolleginnen (und nochmal: Ich nutze die feminine Form, weil es bei mir im Kollegium ausschließlich Frauen sind, die so argumentieren. Natürlich ist es denkbar, dass das in anderen Kollegien auch Männer sind.) diese Argumentation bringen, die Vollzeit arbeiten. Dadurch ensteht dann eben immer gleich der Eindruck, dass der Job des Mannes ein "richtiger" Job ist, während das, was wir so machen, ja eher nebenbei geht, so dass Termine und Verpflichtungen eher Empfehlungscharakter haben. Das erhöht den Stress und die Belastung für alle im Umfeld enorm.
    Wenn natürlich jemand Teilzeit in beträchtlichem Umfang nimmt, dann rücken der Job - und natürlich die damit verbundenen Verpflichtungen in dem Maße in den Hintergrund, in dem Stundenzahl (und Bezahlung) reduziert sind. Und dann kann bzw. muss man sogar in solchen Fällen darauf bestehen, dass der Beruf des Partners, der Vollzeit arbeitet, wichtiger und unflexibler ist.

    Ich verstehe das Problem, ehrlich gesagt, nicht ganz. Nachdem ihr ja von freiwilliger kollegialer Hospitation sprecht, könnt ihr die doch einfach machen, oder? Warum braucht man dafür denn einen organistorischen Überbau?

    Konkret: Wenn ich bei Kollege Hans Meier hospitieren möchte, finde ich entweder eine passende Freistunde oder ich gehe zum Schulleiter und schlage einen entsprechenden Stundentausch etc. vor. Kein Problem. Evtl. muss ich auch gar nicht lange rumtauschen, sondenr kann mich dafür direkt freistellen lassen. Idealerweise halt so, dass kein Kollege vertreten muss, also in Randstunden etc.

    Oder verspreren sich die Schulleiter selbst diesem organisatorischen Weg? Dann müsste man so ein Anliegen vielleicht über den Personalrat vortragen, denn dass das sinnvoll und im Sinne der Unterrichtsentwicklung ist, kann ja keiner bestreiten?!?

    Ich würde der Schulleitung auch ganz deutlich klar machen - zur Not gemeinsam mit dem Lehrer-/Personalrat, dass ich...

    1.) ... auf Erstattung der Reisekosten bestehen würde.
    2.) ... die Differenz zwischen Teilzeit und Vollzeitbeschäftigung auf den letzten Cent abrechnen würde.
    3.) ... durch die Kinder eventuell auch kurzfristig ausfallen könnte (- wobei hiermit als "Drohung" vielleicht vorsichtig wäre, da es als angekündigtes "Blaumachen" missverstanden werden könnte. Je nach Schulleitung vielleich auch absichtlich missverstanden.)

    Ich sehe es nämlich wie Chemikus - als Schulleitung würde ich mich darauf nicht einlassen wollen.

    OT:
    Ich bin bei mir im Kollegium immer ein wenig verblüfft, dass so viele Kolleginnen auch das Argument bringen, dass sie diesen oder jenen Termin nicht wahrnehmen können, weil ihr Mann da arbeiten muss oder auf Dienstreise ist. Ich frage mich dann immer, warum der Beruf des Mannes wichtiger/bedeutender ist als unserer. Das klingt dann schnell nach "Hobbylehrerinnen" - und in der Tat sind das bei uns ausschließlich die KollegINNEN. Diese Einstellung ist aber in erster Linie deshalb verwunderlich, weil meine Kolleginnen Vollzeit arbeiten und damit ja auch 100% der Dienstverpflichtungen tragen müssen. Bei Teilzeit - die ja hier vorliegt - sehe ich das grundsätzlich anders. Da ist es natürlich so, dass im Zweifelsfall die Verpflichtungen aus der Vollzeitstelle (hier: des Mannes) stärker wiegen.


    dann müssten alle Arbeiten, mit Nummer statt Name versehen, zentral nach Berlin geschickt werden,


    Bundesweites Zentralabi...egal. Nummern statt Namen... auch egal.

    Aber die Idee, alle Arbeiten (nicht nur das Abi) zum Korrigieren nach Berlin zu schicken, finde ich unschlagbar. Ich bring die drei Packen, die gerade hier liegen gleich nachher zur Post. Hast du eine Adresse griffbereit?

    Wir Oberstufenkollegen haben so genannte Vorhaltestunden. Sprich wenn ich 13er zum Abitur führe, halte ich bis dahin mehr Stunden als mein Deputat hergibt (24 Std = volles Deputat, als 13er Kollege 25,5 Std bis zum letzten Schultag der Abiturienten). Während des schriftlichen Abiturs finden Stattvertretungsstunden statt: Habe ich einen 13 LK mit 5 Stunden, so muss ich diese 5 Stunden während des schriftlichen Abiturs dennoch ableisten, meist durch Vertretungsstunden (deswegen "Stattvertretung"), zusätzlich zu meinen 3 frei verfügbaren Vertretungsstunden im Monat.

    Durch die Vorhaltestunden haben dann die 13er Kollegen nach dem Abitur-Gedöns ein wesentlich entspannteres Leben, denn die Stunden, die sie theoretisch noch unterrichten müssten, sind ja bereits abgehalten. Bei uns, wenn es ein G9-Gym ist und die 13er bereits vor den Osterferien ihren letzten Tag haben, ist dies besonders nett bei einem solch langen 2. Halbjahr wie diesem. :)
    Dafür ist das 1. Halbjahr grässlich...

    Mit anderen Worten, die Kollegen, die durch Oberstufeneinsatz ohnehin stärker mit vorbereitungs- und korrekturlastigen Kursen belastet sind, müssen in der Phase der Belastung auch noch mehr arbeiten, um während der Phase der extremsten Belastung (Abi) "normal" zu arbeiten und dann danach entlastet zu sein? Und da spielt der PR so einfach mit?
    Habt ihr dann wenigstens die Garantier, danach wirklich nicht für Vertretungen herangezogen zu werden, auch dann nicht, wenn wirklich Not am Mann ist?

    Aber mal aus Interesse:

    Der KMK Beschluss bringt doch nichts, wenn meine Kombi in einem Bundesland nicht zugelassen ist, oder? Oder noch schlimmer: Wenn es mein Fach in dieser Form nicht gibt. Hier in Bayern gibt es z.B. das Fach "Wirtschaft und Rechtslehre" und das Fach "Sozialkunde". Wenn jetzt ein bayerischer Lehrer mit "Wirtschaft und Rechtslehre" und "Deutsch" nach Hessen wechseln wollte, würde das doch wahrscheinlich nicht gehen, weil Wirtschaft und PoWi nicht identisch sind. Oder sehe ich das falsch und die Länder sind da entspannter als man annehmen möchte?

    Alternativ spielst du den Inkasso-Verein für deinen Arbeitgeber, um Geld bei den Schülern einzutreiben? Lehrkräfte, die das Geld für Unterrichtsmaterialien bei den Schülern zusammenbetteln? Sorry, aber das GEHT GAR NICHT!


    Ich stimme dir in deinem Kampf gegen die Selbstausbeutung der Lehrkräfte absolut zu. Dass Lehrer Arbeits- und Unterrichtsmaterialien bzw. Dienstreisen selbst zahlen, geht gar nicht. Das ist unglaublich. In diesem Fall finde ich aber, dass du ein wenig übertreibst.
    Es war bisher an allen Schulen, an denen ich war, üblich, dass die SCHÜLER sog. Kopiergeld bezahlt haben, mit dem die Kopien des Schuljahr zumindest z.T. gegenfinanziert wurden. Dass dies die Klassenlehrer einsammeln mussten habe ich noch nie als Problem empfunden, den schließlich spiele ich auch den Inkasso-Verein, wenn ich Workbooks oder Lektüren bestelle und das Geld von den Schülern einsammle oder Ausflüge und Klassenfahrten organisiere und dafür Geld eintreibe.
    Ideal ist das nicht und natürlich hätte ich gerne eine Sekretärin, die das für mich übernimmt, aber wenn der Dienstherr meint, er müsste für so etwas einen Akademiker teuer mit A13Z bezahlen, dann ist das andererseits nicht mein Problem. Die Zeit dafür muss ich noch nicht einmal bewusst von meiner Unterrichtsvorbereitung einsparen, sondern sie geht ja direkt während meiner Unterrichtsverpflichtung drauf. Ist dann halt so. Das sehe ich ähnlich gelassen, wie wenn meine Schüler (-nicht ich!) während meiner Unterrichtszeit Tische und Stühle schleppen sollen, um eine Veranstaltung in der Aula vorzubereiten.

    EDIT: Wenn Josh ohnehin Kopiergeld einsammeln muss, dann finde ich die Variante, das in die eigene Tasche zu stecken und davon Ausdrucke im Klassensatz zu Hause zu finanzieren, statt morgens gestresst in der Kopiererschlange zu stehen, gar nicht so schlecht. Das erleichtert ihm die Arbeit, ohne dass er einen Cent aus eigener Tasche bezahlt. Konsequenterweise müsste man auch die Hardwareanschaffungen bzw. Abnutzung auf die Schüler umlegen.
    Das einzige wirkliche Problem sehe ich darin, ob dieses Vorgehen streng genommen legal ist und auch dann standhält, wenn missgünstige Schülereltern Ärger machen wollen. Als Parallele: Man sollte ja auch keinesfalls Geld für Klassenfahrten auf das eigene Privatkonto überweisen lassen, selbst wenn man es ja dann vollständig für die Finanzierung der Reise ausgibt. Der Verdacht der Vorteilsnahme im Amt ist da zu groß. Ähnlich könnte es auch in diesem Fall von missgünstigen Eltern konstruiert werden. Ist aber vielleicht in der Alpenrepublik anders.

    Bei der Sache mit den Postkarten ist mir jetzt aufgefallen, dass da evtl der eine "nur" eine Karte von der Oma in Recklinghausen, der andere von der Tour durch die USA schicken kann :-/ ... Bei uns sind z.T. ziemlich deutliche finanzielle Unterschiede in der Schülerschaft

    Also, erstens muss das ja nichts heißen. Ich habe letztes Jahr auch keinen großen Urlaub gemacht, obwohl ich es mir leisten kann. Hat sich halt so ergeben. Ich hätte also quasi auch "nur" von der Oma in Recklinghausen schreiben können. Finde ich jetzt nicht schlimm. Aber gut, natürlich liegt das auch daran, dass es nicht am Geld lag.

    Zweitens und viel wichtiger finde ich diese ständige Gleichmacherei nicht zielführend. Die Kinder müssen auch lernen, dass es Unterschiede gibt. Und dazu gehört auch, dass sie sich nicht schlechter fühlen müssen, wenn sie sich"nur" Recklinghausen leisten konnten, statt im Grand Canyon rumzuturnen. Auch das Recklinghausen-Kind kann bestimmt von netten Urlaubserlebnissen berichten, so dass die Postkartenaktion gerade in dieser Hinsicht eine gute Gelegenheit bietet.
    Wenn man die Kinder immer nur in Watte packt, in dem Sinne, dass es ja keine Gelegenheit geben darf, in der soziale Unterschiede auffallen, können gerade die benachteiligten nie ein gesundes Selbstbewusstsein entwickeln.

    Die offizielle Argumentation dürfte anders sein. Wenn Du Papier in der Schule einsteckst, dann "bestiehlst" du erstmal den Dienstherrn. Um den Vorwurft der Unterschlagung abzuwenden, müsstest du eben nachweisen, dass du das "gestohlene" Papier dienstlich verwendest. Ob und wie diese Argumentation vor Gericht Bestand hätte, weiß ich natürlich auch nicht.
    Natürlich ist das bescheuert. Ich bin mit meinem A13 Gehalt nun wahrlich nicht darauf angewiesen, für meinen privaten Gebrauch Papier aus der Schule zu klauen. Andersrum ist die Situation, in der davon ausgegangen wird, dass ich einfach so auf Privatkosten zu Hause drucke, unhaltbar. Ich würde trotzdem - gerade weil es sich ja mehr um einen symbolischen Akt des Protestes handelt - nicht einfach "heimlich" zum Ausgleich Papier einstecken, sondern dies zumindest mit der Schulleitung kommunizieren. Das wäre mal interessant, wie sie reagiert. Man könnte das, je nach Eskalationsstufe, auch mal ganz öffentlich in der GLK machen mit der Forderung, dass jeder Kollege einmal im Quartal einen Packen Papier gestellt bekommt.

    Im Übrigen geht deine Forderung nach einem Arbeitsplatz an der Schule mit Druckmöglichkeit in diesem Kontext (!) nicht auf, da dich ja keiner zwingt, Arbeitsblätter zu erstellen. Vor allem, wenn ihr ein Buch habt. Dass du problem-/kompetenz-/schüler-/prozess-/handlungs-/produktionsorientiert arbeiten möchtest und dafür regelmäßig ABs druckst, ist ja deine didaktische Entscheidung. Im Zweifelsfall gibt es ja sicher irgendwo einen Drucker bei euch, den du nutzen kannst, um auch mal ein AB oder eine Klausur zu drucken, so dass der Dienstherr aus dem Schneider ist.

    Versteh mich nicht falsch: Ich finde diese Situation auch untragbar. Allerdings muss man durchaus aufpassen, welche Formen der "Revolte" Sinn machen und erfolgsversprechend sein können und bei welchen man sich im Zweifelsfall eher ins eigene Knie schießt.
    Ich würde im Zweifelsfall darauf bauen, eine ordentliche Ausstattung einzufordern und offen zu kommunizieren, dass der Unterricht sonst einfach mit den gegebenen Mitteln bestritten wird. Bei Beschwerden/Nachfragen von Eltern oder Schülern würde ich das ebenso vertreten.
    Farbdrucke gibt es dann sowieso nicht.

    Nun, wenn ich dein Rechtfertigungsmodell zugrundelegen würde, müsste ich mich fragen, welche Kompetenz der Informatik originär zugesprochen werden könnte, die nicht schon von anderen Fächern belegt ist.


    Ich weiß ja nicht, wo ich so ein "Rechtfertigungsmodell" in dieser Absolutheit postuliert haben soll, aber da gäbe es durchaus mehr als eine Ausnahme. Wo hat denn der Deutschunterricht ein Alleinstellungsmerkmal, das nicht auch von den Fremdsprachen übernommen werden kann? Wo hat das denn der Mathematikunterricht, wenn man davon ausgeht, dass Mathe als Hilfswissenschaft in allen Naturwissenschaften eine Rolle spielt.
    So ein "Rechtfertigungsmodell" habe ich nie aufgestellt und es würde auch keinen Sinn machen. Ich hatte lediglich erklärt, warum man Sprachenlehrern eher die Kompetenz zuspricht, das Verfassen von Texten zu unterrichten als anderen Lehrern. Da ist durchaus ein Unterschied.

    Na ja, aber Überschneidungen gibt es doch überall. In Geschichte "entlehnt" sich die Quellenanalyse die Methoden zur Texterschließung aus dem Deutschunterricht. Die Fremdsprachen entlehnen die Grundkenntnisse zu Grammatik auch aus dem Deutschunterricht (- und oft aus dem Lateinunterricht, was manchmal etwas peinlich für die Deutschlehrer ist, dass sie das selbst nicht hinbekommen haben). Die Naturwissenschaften entlehnen die Rechentechniken aus dem Matheunterrricht etc.

    Abgesehen davon: Was ist denn die Konsequenz aus deiner Aussage. So richtig verstehen ich noch immer nicht, worauf du hinauswillst. Kein Informatik mehr, weil das sowieso überall drinsteckt? Nur noch Informatik, weil das Fach sowieso alle anderen ersetzt? Oder alles weiter so wie es ist, weil sich Informatik nicht von den anderen Fächern abgrenzen will?

    Eine Ergänzung bzw. Frage habe ich noch:
    In meinen textlastigen Fächern habe ich das Problem, dass ich meinen Schülern beibringen möchte, ganz automatisch und konsequent aktiv mit den Texten zu arbeiten. Sie sollen also Anstreichungen machen, Kommentare an den Rand schreiben etc. Das geht in Schulbüchern natürlich nicht, so dass ich dann doch wieder zu Kopien greife. Das führt manchmal sogar zu dem Irrsinn, dass ich Texte (in diesem Fall meist Gedichte) kopiere, die auch im Lehrbuch stehen. Ökologisch und ökonomisch eigentlich nicht zu rechtfertigen.
    Hat jemand einen heißen Tipp, wie man mit diesem Problem umgeht? Im Ref hat ein Ausbilder darauf geschworen, die SuS Folien über die Buchseiten legen zu lassen, auf denen sie dann mit Folienstift arbeiten konnten, aber so richtig gut hat das auch nicht funktioniert.

    Programmieren ist nichts anderes als das Verfassen von Texten in einer formalen, meist kontextfreien Sprache mit 0-Fehlertoleranz in der Syntax.

    Meinetwegen. Aber es gibt ja nun auch nicht das Unterrichtsfach "Sprachen", sondern jede Sprache hat ihr eigenses Unterrichtsfach. So auch die "Programmiersprache" mit Informatik. Dort wird dann eben das Verfassen von Texten vermittelt, wie sie in dieser Sprache üblich sind. Der "kulturelle" Kontext fällt eben weg, wobei ich mir sicher bin, dass die IT-Kollegen dafür auch eine Analogie finden können. Und wo widerspricht das jetzt meinen Aussagen?

    Gegenfrage: Warum wird Deutsch- und Fremdsprachenlehrern die alleinige Kompetenz zugesprochen, das Verfassen verständlicher Texte zu vermitteln? Schließlich vertraue ich dem Erdkundelehrer doch auch darin, mit Dezimalbrüchen rechnen zu können, sowie dem Kunstlehrer, Schrägbilder zeichnen zu können.


    Na ja, das Verfassen von Texten ist nun eben originär Inhalt der Philologien. Es ist durchaus möglich, dass das auch die Kollegen anderer Fächer können, aber es primär ist die Vermittlung dieser Fähigkeit eben in den Sprachfächern angesiedelt. Es würde ja auch niemand auf die Idee kommen, das Rechnen von Dezimalbrüchen in das Fach Erdkunde zu verlagern, nur weil der Erdkundekollege das vielleicht auch kann.
    Das heißt übrigens nicht, dass die Kollegen in anderen Fächern nicht auch einen Blick auf Verständlichkeit haben können/sollen/müssen bzw. das nicht sinnvoll in die Benotung einfließen lassen können/sollen/müssen. Aber es macht doch durchaus Sinn, dass bestimmte Kompetenzen in erster Linie bestimmten Fächern zugeordnet sind. Und da gehört das Verfassen von Texten doch in jedem Fall primär in die Sprachen. Oder habe ich hier Scheuklappen auf?

    Mittlerweile sind wir nicht nur von Texten, sondern noch allgemeiner von Daten umgeben, sowohl im Berufsleben als auch im privaten Alltag. Daten manipulieren uns und wir sie. Das fängt beim Smartphone an und geht über Cookies, Wikipedia-Artikel bis hin zu Vorratsdatenspeicherung. Die Techniken dieser Informationssammlungen und Informationsverarbeitungen sind ebenfalls immer vergleichbar. Für einen mündigen(!) Menschen ist es absolut erforderlich, die Wirkungsweise dieser Techniken zu durchschauen. Im Informatikunterricht analysiert man eben diese Daten und deren Verarbeitungsmöglichkeiten. Datenbanken, Algorithmen, Rechneraufbau und -netze, Verschlüsselungen und Codierungen studiert man und übt diese, dadurch können die SuS die Manipulationstechniken durchschauen, um sie in anderen Kontexten nachweisen zu können und Gegenmaßnahmen einleiten zu können (man muss schließlich nicht alles mitmachen, was Facebook und Co von einem will). Unser Hilfsmittel sind Maschinen, die deutlich schneller als wir rechnen, daher müssen wir ihre Sprache beherrschen und das sind Algorithmen. Diese unterstützen uns in der strukturierten und gezielten Weitergaben von Informationen auch in anderen Sprachen, daher werden diese in Informatik vermittelt und in Form von Programmiersprachen geübt.


    Oh, absolute Zustimmung. Mein Post war auch nicht als Absage an den Informatikunterricht gedacht, sondern vielmehr eine Antwort auf Firelillys Frage nach der Bedeutung der Geisteswissenschaften in der heutigen Zeit. Ich fände es auch völlig in Ordnung, wenn ein neues (evtl. schulinternes) Curriculum gewisse dieser Themen und Fragestellungen in andere Fächer auslagern würde - auch in geisteswissenschaftliche. Die Manipulation durch die Medien sind ja auch schon Teil aller Deutschlehrpläne, die ich kenne und da gehören die sog. "neuen" Medien in jedem Fall dazu, gerade auch, weil sie ja eben nicht mehr "neu" sind.
    Ich wehre mich halt nur gegen die Einstellung, dass Geisteswissenschaften in der heutigen Zeit Orchideenfächer sind, die zwar "nice to have" sind, aber nicht mehr wirklich relevant.

    Natürlich ist es "okay", das Lehrwerk zu verwenden. Wofür ist es denn
    sonst auch da? Wobei ich in einem meiner Fächer tatsächlich eher wenig
    damit arbeite, aber da hält sich die Vorbereitung auch so eher in
    Grenzen.

    hochbezahlten Spezialisten

    Das halte ich allerdings für eine Wunschvorstellung. Hast du schon mal mit Kollegen geredet, die an Lehrbüchern mitwirken? Das sind Kollegen wie du und ich, also durchaus Spezialisten, aber auch nicht mehr oder weniger als wir es selbst sind. Und "hochbezahlt" ist bezüglich der Honorare für Lehrbuchautoren eigentlich nur der blanke Hohn...

    Ich höre immer als erstes Argumente wie "Sonst gäbe es wieder Krieg" oder "Die SuS werden unmoralisch handeln". Ich denke diese Gefahr ist sehr übertrieben und es geht eher um kleinere Dinge. Ich glaube einfach, dass man mit 4 Stunden Informatik und 1 Stunde Religion mehr Positive Effekte erreicht als anders herum.

    Das finde ich interessant, den solche Gründe habe ich noch nie gehört. Ich finde diese Gründe auch ehrlich gesagt ziemlich schwachsinnig und würde selbst niemals so argumentieren.
    Ich finde wesentlich wichtiger, wie diese Fächer bei den SuS Fertigkeiten und Fähigkeiten herausbilden, die in allen Lebensbereichen eines (mündigen?) Menschen relevant sind. In DS geht es natürlich darum, wie man sich selbst präsentiert, wie man vor einem großen Publikum spricht, sich bewegt, sich verhält. Und wie man mit Gestik, Mimik, Artikulation und Intonation die Inhalte und den eigenen Standpunkt unterstreicht. Das sind für jeden wichtige Fertigkeiten, der später mit anderen Menschen arbeiten muss und diese vielleicht sogar anleitet.
    Die viel zitierten Gedichtsinterpretationen funktionieren ganz ähnlich: Wir sind von Texten umgeben, sowohl im Berufsleben als auch im privaten Alltag. Und Texte manipulieren ihren Leser. Immer und ohne Ausnahme. Das fängt bei der Werbung an, geht über politische Ansprachen und Zeitungartikel bis hin zu wisschenschaftlichen Aufsätzen, die ihre Forschungsergebnisse vertreten wollen.
    Die Techniken dieser Manipulation (sprachlich, strukturell, durch Anspielungen und Verweise, Motive) sind ebenfalls immer vergleichbar. Für einen (mündigen?) Menschen ist es absolut erforderlich, diese Techniken zu durchschauen. Im Deutschunterricht analysiert man deswegen eben auch Sachtexte, Reden etc. Und man analysiert auch literarische Texe: Erzählungen, Romane, Dramen und natürlich auch Lyrik. Man macht das einerseits sicherlich aus einem gewissen Bildungsanspruch heraus, andererseits eignen sich solche Texte besonder gut, um diese Techniken einzustudieren und zu üben, da sie in besonderem Maße strukturiert und geplant sind. Dadurch können die SuS an die "Manipulationstechniken" herangeführt werden, die sie dann eben auch in sachlichen bzw. fachlichen Texte nachweisen können. Und schließlich sollen sie auch selbt lernen, gezielt Sprache einzusetzen, um ihre Aussageintention zu verdeutlichen.
    Wenn ich will, dass jemand das in anderen Sprachen auch lernt, muss ich das in diesen Sprachen eben auch vermitteln und üben.

    Ich habe aufgrund eines bestimmten Hobbys sehr viel Kontakt mit Naturwissenschaftlern. Und mir fällt durchaus auf, dass viele von ihnen (pauschal gesagt) mehr Schwierigkeiten haben, sich vor einer Gruppe zu bewegen und mündlich wie schriftlich deutlich, knapp und verständlich zu formulieren, als ich das von meinen Mit-Geisteswissenschaftlern gewohnt bin.

    NAtürlich bin ich dafür, dass man so schreibt, dass man verstanden wird. Wenn aber umgekehrt auch Nicht-Naturwissenschaftler sich auf ein höheres Niveau begäben, um den Naturwissenschaftler zu verstehen...

    Ich würde das Problem nicht auf MINT vs. Geisteswissenschaftler beziehen. Generell gilt, dass man halt in vielen Berufzweigen Vorgesetzte haben kann, die selbst nicht vom Fach sind. Für die muss ich dann halt so formulieren (können), dass sie es auch verstehen. Ob es sich jetzt dabei um naturwissenschaftliche oder geisteswissenschaftliche Themen handelt, spielt dabei keine Rolle.
    Woher kommt denn eigentlich immer der Drang so vieler Naturwissenschaftler, ihr Gebiet als so viele anspruchsvoller und schwieriger darzustellen. Jetzt mal ganz unabhängig davon, ob es vielleicht stimmt. Aber wieso muss das denn immer so betont werden?


    Abgesehen davon: In Bayern sind Chemie und Physik ebenfalls Hauptfächer.

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