Ich höre immer als erstes Argumente wie "Sonst gäbe es wieder Krieg" oder "Die SuS werden unmoralisch handeln". Ich denke diese Gefahr ist sehr übertrieben und es geht eher um kleinere Dinge. Ich glaube einfach, dass man mit 4 Stunden Informatik und 1 Stunde Religion mehr Positive Effekte erreicht als anders herum.
Das finde ich interessant, den solche Gründe habe ich noch nie gehört. Ich finde diese Gründe auch ehrlich gesagt ziemlich schwachsinnig und würde selbst niemals so argumentieren.
Ich finde wesentlich wichtiger, wie diese Fächer bei den SuS Fertigkeiten und Fähigkeiten herausbilden, die in allen Lebensbereichen eines (mündigen?) Menschen relevant sind. In DS geht es natürlich darum, wie man sich selbst präsentiert, wie man vor einem großen Publikum spricht, sich bewegt, sich verhält. Und wie man mit Gestik, Mimik, Artikulation und Intonation die Inhalte und den eigenen Standpunkt unterstreicht. Das sind für jeden wichtige Fertigkeiten, der später mit anderen Menschen arbeiten muss und diese vielleicht sogar anleitet.
Die viel zitierten Gedichtsinterpretationen funktionieren ganz ähnlich: Wir sind von Texten umgeben, sowohl im Berufsleben als auch im privaten Alltag. Und Texte manipulieren ihren Leser. Immer und ohne Ausnahme. Das fängt bei der Werbung an, geht über politische Ansprachen und Zeitungartikel bis hin zu wisschenschaftlichen Aufsätzen, die ihre Forschungsergebnisse vertreten wollen.
Die Techniken dieser Manipulation (sprachlich, strukturell, durch Anspielungen und Verweise, Motive) sind ebenfalls immer vergleichbar. Für einen (mündigen?) Menschen ist es absolut erforderlich, diese Techniken zu durchschauen. Im Deutschunterricht analysiert man deswegen eben auch Sachtexte, Reden etc. Und man analysiert auch literarische Texe: Erzählungen, Romane, Dramen und natürlich auch Lyrik. Man macht das einerseits sicherlich aus einem gewissen Bildungsanspruch heraus, andererseits eignen sich solche Texte besonder gut, um diese Techniken einzustudieren und zu üben, da sie in besonderem Maße strukturiert und geplant sind. Dadurch können die SuS an die "Manipulationstechniken" herangeführt werden, die sie dann eben auch in sachlichen bzw. fachlichen Texte nachweisen können. Und schließlich sollen sie auch selbt lernen, gezielt Sprache einzusetzen, um ihre Aussageintention zu verdeutlichen.
Wenn ich will, dass jemand das in anderen Sprachen auch lernt, muss ich das in diesen Sprachen eben auch vermitteln und üben.
Ich habe aufgrund eines bestimmten Hobbys sehr viel Kontakt mit Naturwissenschaftlern. Und mir fällt durchaus auf, dass viele von ihnen (pauschal gesagt) mehr Schwierigkeiten haben, sich vor einer Gruppe zu bewegen und mündlich wie schriftlich deutlich, knapp und verständlich zu formulieren, als ich das von meinen Mit-Geisteswissenschaftlern gewohnt bin.
NAtürlich bin ich dafür, dass man so schreibt, dass man verstanden wird. Wenn aber umgekehrt auch Nicht-Naturwissenschaftler sich auf ein höheres Niveau begäben, um den Naturwissenschaftler zu verstehen...
Ich würde das Problem nicht auf MINT vs. Geisteswissenschaftler beziehen. Generell gilt, dass man halt in vielen Berufzweigen Vorgesetzte haben kann, die selbst nicht vom Fach sind. Für die muss ich dann halt so formulieren (können), dass sie es auch verstehen. Ob es sich jetzt dabei um naturwissenschaftliche oder geisteswissenschaftliche Themen handelt, spielt dabei keine Rolle.
Woher kommt denn eigentlich immer der Drang so vieler Naturwissenschaftler, ihr Gebiet als so viele anspruchsvoller und schwieriger darzustellen. Jetzt mal ganz unabhängig davon, ob es vielleicht stimmt. Aber wieso muss das denn immer so betont werden?
Abgesehen davon: In Bayern sind Chemie und Physik ebenfalls Hauptfächer.