Beiträge von WillG

    Ja, bei uns schafft es niemand der ordentlich arbeitet unter 40 Stunden zu bleiben.

    Die die es schaffen machen einen Teil ihrer Arbeit einfach nicht ordentlich und drücken sich ständig vor ihrer Arbeit.

    So kann man das sehen. Oder man sieht es so, dass der Dienstherr eben nicht die Arbeitsbedingungen schafft, um die erwartete Arbeitsleistung in der vorgegebenen, bezahlten Arbeitszeit zu schaffen und dass die, die deshalb mehr arbeiten, sich einerseits ausbeuten lassen und andererseits ein kaputtes System stützen, das bei vielen zu physischen und psychischen Erkrankungen führt. Alles eine Frage der Sichtweise. Ich weiß, welche Sichtweise ich besser finde.

    Wir sind natürlich jetzt ein gutes Stück von der arbeitsrechtlichen Ausgangslage weg, aber so funktionieren Forumsdiskussionen eben.

    Ich finde bei O. Meier - wie so oft - dass zwar die Art der Rhetorik etwas brüsk und dadurch fast provokativ ist, ihre Kernaussagen aber schon sehr korrekt sind.

    Wenn ich ihren Ansatz richtig verstehe, dann weigert sie sich, Emails außerhalb der Anwesenheit in der Schule zu lesen. Das kann man natürlich machen, solange wir keine Dienstgeräte zur Verfügung gestellt bekommen. Jetzt regen sich Gegenstimmen, die völlig zurecht argumentieren, dass man sich damit das Leben eventuell unnötig schwer macht. Denn klar, wenn ich Infos früher habe, kann ich besser darauf reagieren. Dass man sich dabei selbst der eigenen Freizeit beschneidet, nimmt man dabei mehr oder weniger bewusst in Kauf. Solange dies eine individuelle und freiwillige Entscheidung ist, ist das ja auch im Großen und Ganzen okay. Wenn jetzt aber Schulleitungen auf so Ideen kommen wie aus dieser freiwilligen Entscheidung eine Vorgabe abzuleiten, man müsse am Sonntagabend oder am Montagmorgen um 6 Uhr (!) seine Emails abrufen, dann läuft hier gründlich etwas falsch.

    Ich mag O. Meiers Rhetorik der Extreme nicht besonders, aber wenn man ihrer Logik konsequenter folgen würde, dann würden viel mehr der Missstände um unsere Arbeitsbedingungen deutlich werden.

    Ich möchte jetzt durchaus mal eine Lanze für die Ausgangsfrage brechen:

    Erstens hat die TE von einer theoretischen Frage gesprochen und rein theoretisch ist die Frage arbeitsrechtlich halt schon interessant. Natürlich kann man sagen "Lass es doch einfach!", aber damit ist die theoretisch-arbeitsrechtliche Seite nicht geklärt. Und ja, es gibt eben Menschen, die rechtliche Fragestellung interessant finden.

    Auf der praktischen Seite geht es letztlich um Resilienz, die bei verschiedenen Menschen unterschiedlich ausgeprägt ist. Die einen können am Freitagnachmittag nochmal was wegschaffen und dann den Stift wohlverdient fallen lassen und sich die zwei Tage Auszeit nehmen, die vorgesehen ist, ohne an die Schule zu denken. So sollte es sein. Anderen fällt dies eben schwerer. Da ist es mit einem "Lass es einfach!" ebenso wenig getan wie es einem depressiven Menschen hilft, ihm ein "Lächel doch einfach mal!" hinzuwerfen. Für Menschen, die diese Distanz alleine nicht hinbekommen, können klare Regelungen eben eine Hilfe sein. Jetzt kann man sich natürlich auf den Standpunkt stellen, dass man als Akademiker und erwachsener Mensch dazu in der Lage sein muss, Arbeit und Privat zu trennen, aber es muss schon erlaubt sein, über das Problem zu reden. Im Übrigen ist die Trennung natürlich einfacher, wenn ich einen Arbeitsplatz in einem Bürogebäude habe, an den ich am Wochenende nicht so ohne Weiteres rankomme. Dann kann ich halt diese wichtige Email, die ich am Freitag vergessen habe, nicht schnell mal eben am Sonntag schreiben. Und meistens geht die Welt davon auch nicht unter. Und wie aus "schnell mal eben 5 Minuten" oft gleich ein längerer Zeitraum wird, hat Chili ja dargestellt.

    Dem steht natürlich gegenüber, dass viele Lehrkräfte von der freien Zeiteinteilung profitieren und lieber am Dienstag-, Donnerstag- und Freitagnachmittag am Tennisplatz stehen - um ein Klischee zu bemühen - und dafür nachts und am Sonntag arbeiten. Das ist natürlich auch eine legitime Einstellung. Ich finde aber, dass ein konstruktiver Austausch über die Vor- und Nachteile unter Berücksichtigung der arbeitsrechtlichen Situation produktiver ist, wenn man sich das Problem differenziert ansieht und nicht auf ein "Lass es doch" reduziert.

    Es ging dabei weniger um die reine Arbeitszeiterfassung und den Umgang mit Minderleistern. Es ging darum, dass man nicht einfach im Nachgang behaupten kann "Chef, ich musste übrigens aufgrund der Korrekturen im letzten Monat täglich 10 statt 8 Stunden arbeiten....bitte sorgen Sie dafür, dass ich jetzt auch 25% mehr Gehalt überwiesen bekomme".

    Jein, das hängt ja natürlich zusammen - allerdings vielleicht weniger im Sinne der 25% mehr Gehalt, sondern durch Abfeiern der Überstunden.

    Also, als Beispiel: In einem Bürojob mit Gleitzeit kann natürlich ein Angestellter langsam arbeiten, dadurch Überstunden anhäufen, die er dann als Gleitzeit an anderer Stelle abhängt. Ein effizienterer Kollege hat diese Überstunden gar nicht erst angehäuft, weil er die Arbeit halt in der vorgegebenen Zeit schafft. Wenn dies dauerhaft vorkommt, wird das irgendwann auffallen und der Minderleister muss sich rechtfertigen. Hier gibt es dann entsprechende Wege, von Arbeitgeberseite damit umzugehen.

    Wenn der gleiche Effekt nun bei Lehrkräften auftreten würde, gäbe es aufgrund des Beamtenstatus eben weniger Möglichkeiten, den Minderleister zu einer effizienteren Arbeitsweise zu erziehen.

    Ich weiß übrigens gar nicht, ob ich das gut finde. Prinzipiell lehne ich dieses Leistungsdenken nämlich ab und es gibt oft, sehr oft, gute Gründe, warum Kollegen in bestimmten Phasen Minderleister sind. Dass wir in einem System arbeiten, in dem das aufgefangen werden kann, finde ich nicht prinzipiell schlecht. Ich finde nur eben immer, dass der Aufschrei, dieses oder jenes, was in der Arbeitswelt ganz normal ist, sei bei Lehrkräften einfach nicht umsetzbar, oftmals einfach falsch ist. Und falls er doch stimmt, dann liegt es halt doch oft am Beamtenstatus, auch wenn das einzelnen hier vielleicht gegen ihr persönliches Narrativ geht.

    Bei normalen Lehrern? Nein danke. Dann bekommt ja der ineffiziente Langsamkorrigierer noch Geschenke, das kann nicht des Rätsels Lösung sein.

    Ich wundere mich immer wieder, dass für den Lehrerberuf so besondere Umstände deklamiert werden, so dass dieses oder jenes angeblich bei uns nicht möglich sei. Ich behaupte, alle Branchen haben das Problem, dass es effizientere und weniger effiziente Mitarbeiter gibt und eben auch echte Minderleister. Was im Büro hinter verschlossenen Türen passiert kann man genau so wenig erfassen wie das, was Lehrkräfte zu Hause im heimischen Arbeitszimmer erledigen. Warum sollte es also schwieriger sein, für Lehrkräfte die Arbeitszeit zu erfassen und mit den Daten entsprechend umzugehen als es für andere Arbeitnehmer ist - insbesondere seit das Home Office sich in vielen Sparten so etabliert hat.

    Das Problem ist weniger die spezifische Art und Weise der Arbeit von Lehrkräften, sondern vielmehr der Beamtenstatus, der es eben schwieriger macht, auf Minderleister entsprechend zu reagieren.

    Braucht eine Konferenz immer eine formale Einladung und Tagesordnung? I

    So etwas ist in der Konferenzordnung des jeweiligen Bundeslandes geregelt. Ich würde aber mal behaupten - ohne natürlich die Regelungen aller Bundesländer zu kennen: Ja, braucht sie in jedem Fall. Eine Konferenz weil "ist so" dürfte dienstrechtlich nicht legitim sein.

    Dennoch korrigiert sie in allen Ferien,, nicht jeden Tag 8 Stunden, aber nahezu jeden Tag 4 Stunden zB.

    Also, ich habe auch D/E und unterrichrte vorwiegend Oberstufe. Ja, die Korrekturbelastung ist enorm und ich würde diese Kombi so auch nicht nochmal wählen, aber ich korrigiere sicherlich nicht in allen Ferien "nahezu jeden Tag 4 Stunden". Ich kann in allen Ferien mind. die Hälfte der Zeit frei machen, wenn ich mal wegfahren will, lässt sich das auch mal so organisieren, dass ich gar nicht in den Ferien korrigiere.

    Dann ist die Arbeitsbelastung vor und nach den Ferien natürlich entsprechend hoch. Also, empfehlenswert ist die Kombi keinesfalls, aber man kann sich seine Freiräume schaffen.

    Man muss aber auch lernen, damit zu leben, dass immer Korrekturstapel daliegen. Und man muss lernen, dieses nagende "eigentlich müsste ich dringend korrigieren" Gefühl auszuschalten, wenn man Freizeit für sich beansprucht. Das klingt leichter als es ist.

    Vor diesem Hintergrund würde ich dir zu deinem geplanten Wechsel zu Politik raten.

    Ich fürchte, dass auch hier mal wieder das Missverständnis vorliegt, die Arbeitszeit einer Lehrkraft erschöpfe sich im gehaltenen Unterricht.

    Ich möchte das gerne ein wenig differenzieren. Es geht ja gerade um die Trennung aus Dienstpflichten und einer evtl. inhaltsleer angeordneten Präsenzpflicht.

    Natürlich hat die Lehrkraft über den Unterricht hinaus auch andere Aufgaben, die oftmals Absprachen und Koordination mit anderen Lehrkräften erfordern. Daraus aber einfach mal pauschal eine volle Zeitstunde pro Woche als Präsenzpflicht zu fordern, erscheint mir aber eben gerade nicht gesetzeskonform, da die Präsenzzeit der Lehrkräfte konkret geregelt ist, nämlich über die Pflichtstundenverordnungen und über gesetzliche Regelungen zu Konferenzen und Dienstversammlungen bzw. zu außerschulischen Veranstaltungen. Aber diese beschriebenen Koordinationstreffen fallen eben in keinen dieser Bereiche.
    Wenn ein Team es hinbekommt, Absprachen und Koordination anderweitig zu gewährleisten, kann meiner Ansicht nach nicht einfach eine verpflichetende Präsenz angeordnet werden. Ander ist das aber eben bei GKs und DVs, für die entsprechend geladen werden muss mit den üblichen Formalitäten.

    Ansonsten sehe ich das so wie TwoEdgedWord

    Bundesland wäre wichtig.

    In der Regel ist es so, dass nur für Konferenzen und Dienstversammlungen eine Anwensenheitspflicht besteht. Beides kann nicht mal eben so durch Eintragung in den Stundenplan als regelmäßige Veranstaltung festgeschrieben werden, sondern es Bedarf einer Einladung mit Tagesordnung. Lädt niemand ein, gibt es keine DV oder GK.

    Teamsitzungen können zwar sinnvoll sein, aber eine Anwesenheitspflicht kann meiner Ansicht nach nicht einfach ausgesprochen werden, aber das wurde hier schon mal kontrovers diskutiert.

    Wenn du Beamtin bist, würde ich es im Zweifelsfall darauf ankommen lassen und einfach nicht hingehen. Wenn du ermahnt wirst, lass dir die rechtliche Grundlage zeigen oder lege eine Beschwerde bei der übergeordneten Behörde ein - schön auf dem Dienstweg. Oft verschwinden solche Probleme ganz schnell, wenn eine entsprechende Beschwerde / Anfrage an die übergeordnete Behörde auf dem Schreibtisch des SL liegt.

    Da gebe ich dir Recht. Ich hatte diesen Effekt als ich nach dem Studium und Schulbesuch in RLP nach NRW kam. RLP hat schon ein sehr spezielles System mit drei Leistungskursen, G8.5, ohne Zentralabitur und NRW hat plötzlich diverseste Abwahlmöglichkeiten und nennt die 10./11. Klasse "EF", wtf!

    Das sind doch Bagatellen. Da setzt man sich mal einen oder zwei Tage hin, liest ein wenig im einschlägigen Dienstrecht und schon hat man das in groben Zügen auf dem Schirm und ist auch nicht schlechter aufgestellt als der durchschnittliche Berufsanfänger. Der Rest schleift sich - wie beim Berufsanfänger - im Arbeitsalltag in der Praxis ein.

    Ich glaube, das, was du da vorschlägst, Seph, machen Kolleg*innen in den höheren Klassen sowieso. Das ergibt siuch ja von selbst, bzw. liegt das ja nahe.

    Schwieriger ist es natürlich, je jünger die Schüler sind.

    Trotzdem verstehe ich, was du meinst. Es geschieht ja immer wieder, dass die Wahrnehmung der Öffentlichkeit die Realitäten leugnet (12 Wochen Ferien; Klassenfahrten sind bezahlter Urlaub; Halbtagsjob) und dass dann aber die Lehrerschaft - mal so als Kollektiv gesehen - ihrerseits mit Hyperbeln antwortet ("Ich korrigiere ALLE Ferien durch oder bereite Unterricht vor!"; "Klassenfahrten sind eine Woche 24/7 Dienst, bei dem man mit einem Bein im Knast steht!"; "Alle meine Nachmittage sind gefüllt mit Unterricht, Konferenzen, Elterngesprächen, Korrekturen und Unterrichtsvorbereitung!")

    Ich glaube, diese Reaktionen, so verständlich sie sind, erweisen uns einen Bärendienst, weil sie in dieser Form einfach nicht stimmen - vielleicht mal für den Einzelnen, aber nie für das Kollektiv. Ja, ich korrigiere in allen meinen Ferien, außer den Sommerferien, mit meinen beiden Korrekturfächern, aber natürlich habe ich da auch eine nicht zu unterschätzende Anzahl an freien Tagen in allen Ferien. Ja, Klassenfahrten sind enorm anstrengend und in keinster Weise mit Urlaub zu vergleichen, und ich arbeite in dieser Woche mehr als sonst, aber ich bin halt auch nicht 24/7 im Dienst. Ja, meine Nachmittage sind gefüllt mit Unterricht, anderen dienstlichen Aufgaben und Unterrichtsvorbereitung / Korrekturen, aber trotzdem enden die meisten dienstlichen Termine spätestens um 16 Uhr, und danach kann ich mir die Zeit frei einteilen - auch wenn es dann viel zu tun gibt. Ich muss nicht bis 17.30 die Zeit in einem Büro absitzen.

    Langer Rede kurzer Sinn: Ja, wir haben diese Belastungen, keine Frage, und sie können enorm und überwältigend sein. Aber sie in Reaktion auf die gängingen Lehrerklischees zu übertreiben, bringt uns auch nicht weiter.

    Sorry, das ging jetzt sehr ins OT.

    Bei Lehrerkonferenzen sind für mich idR maximal 20 % wichtig für den Alltag. In der restlichen Zeit bereite ich Unterricht vor oder verschicke mails.

    Keine Ahnung, ob das auf dich oder dein Bundesland zutrifft. Aber ich habe es wirklich schon sehr, sehr oft erlebt, wie überrascht Kollegen sind, wenn man ihnen mal die einschlägigen Paragraphen vorlegt, was die Gesamtkonferenz oder die das Schulforum / Schulpflegschaft / Schulkonferenz (wie auch immer das Ding im jeweiligen Bundesland heißt), entscheiden darf. Und natürlich auch mit Initiativrecht. Das heißt, wenn jemand das Gefühl hat, dass die Inhalte der Konferenzen irrelevant sind, dann kann das Kollegium mit gezielten Anträgen etc. dafür sorgen, dass die Inhalte relevanter werden. Das ist aktive Schulentwicklung.

    Ebenfalls kann man mit Anträgen zur Tagesordnung dafür sorgen, dass reine Informationspunkte an das Ende gestellt werden, damit für wichtige Diskussionen genügend Raum bleibt. Solche reinen Informationspunkte kann man dann - per Antrag - auch schriftlich umsetzen, also per Mail vermitteln. Es muss sich - wie immer - nur eine Gruppe von Kolleg*innen finden, die das auch mal anfangen, zur Not gegen den Willen der Schulleitung.

    Kann er auch solange nichts abgestimmt werden muss.

    Eine Gesamtkonferenz, in der nichts abgestimmt wird, verfehlt meines Erachtens ihren Zweck. Gesamtkonferenzen sind Entscheidungsgremien, nicht Informationsplattformen. Dafür gibt es Dienstversammlungen

    In vielen Bundesländern, u.a. in Hessen, wenn ich mich richtig an Meike. und ihre Ausführungen erinnere, kann sich die GeKo selbst eine Geschäftsordnung geben. Da können sicher auch Höchstwerte für die Dauer eine Konferenz definiert werden. Wie bei allen Mitwirkungsmöglichkeiten der Gremien der Lehrkräfte muss sich halt einer (aus dem Kollegium) darum kümmern, das es angestoßen wird.

    Dann mach doch eine Total Written Response daraus und sammle es ein.

    Wenn du es komplexer machen willst, machst du eine Aufgabenstellung im Sinne von:

    "Those of you who have ever done XYZ do blabliblub, those of you who have ever done ABC do yadiyadiyadiyada).

    Entsprechend angepasst an das Sprachniveau. Und mit Dingen, die du halt über die Schüler weißt

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