Ich sehe hier aber keine Absprache! Du beschreibst ja genau, auf was es herausläuft: entweder die SL akzeptiert es, oder nicht. Eine "einvernehmliche Lösung" im Sinne eines Kompromisses ist in diesem Fall gar nicht möglich. (Dienstliche Beschwerde etc. ist ja vermutlich nicht mit "ausdiskutieren" gemeint gewesen.)
Na ja, ganz so schwarz-weiß ist es ja nicht. Man kann den SL auf Probleme/Implikationen hinweisen, die er vielleicht nicht auf dem Schirm gehabt hat. Und man kann gemeinsam eine Lösung finden, wie die Kollegen Planungssicherheit bekommen, der SL aber trotzdem zur Not auch mal kurzfristige Konferenzen ansetzen kann, wenn das denn unbedingt notwendig sein sollte. Da kann man schon Lösungen finden, die zwischen "SL akzeptiert" und "SL akzeptiert nicht" liegen. Und sei es auch nur, dass man dem betroffenen Kollegen (in diesem Fall Stan) nach so einem Gespräch rückmelden kann, dass er die Aussage des SL nicht so ernst nehmen soll und ruhig weiterhin Wochenendtrips buchen kann.
Und die Eskalationsstufen (dienstliche Beschwerde etc.) sind natürlich kein Ausdiskutieren, das kann man dann zur Not nachschieben, wenn man es für notwendig erachtet. War es bei uns noch nie, denn meine bisherigen SLs waren immer gesprächsbereit. Ich frage mich manchmal, wie schlimm es kommen müsste, dass ich meinem PR anraten würde, diesen Weg zu gehen. Und dann lese ich manche Beiträge in diesem Forum und denke mir, dass in diesen Fällen eine Eskalation gerechtfertigt wäre. Ob ich bei solchen SLs als PR konfliktfähig genug wäre oder besser abdanken würde, habe ich mich auch schon öfters gefragt.
Ich denke ich verstehe schon, worum es Dir dabei geht. Die SL möchte eine Autorität sein und hat Sorge, dass wenn sie sagt "Wenn der Flug schon gebucht ist, klar, dann fliegen Sie natürlich. Bitte informieren sie mich nächstes Mal, dann habe ich das auf dem Schirm!" manch einer das zum Anlass nimmt, auch ohne Reise nicht zur GLK erscheint. Kann das sein?
Jein. Ich meine eher damit, dass der SL vielleicht die Konferenz leicht impulsiv angesetzt hat, ohne dabei darüber nachzudenken, dass manche Kollegen vielleicht bereits andere fixe Pläne haben. Er hat sich vielleicht gedacht: "Das ist jetzt wichtig und dringend, da kann ich es vertreten, dass sie mal zwei Stunden später ins Wochenende und zu ihren Familien kommen." Vielleicht hat er sich auch noch vorgenommen, bei Eltern, die ihre Kinder vom Kindergarten abholen müssen oder so großzügig zu sein.
Und dann kommt der junge Kollege Stan, und zwar nicht mit einem "wichtigen" Grund wie Kinderbetreuung oder, sondern mit einem Wochenendtrip. Der SL ist überrumpelt, vielleicht stehen noch andere Kollegen um sie herum und hören alles. Er reagiert unsouverän und spontan, und zwar nicht besonders gut: Er erlaubt es, aber mit dieser seltsamen Einschränkung von wegen "nicht gern gesehen". Diese Reaktion kommt vielleicht tatsächlich spontan aus dem Grund, den du beschreibst. Falls, nur falls er dann aber in sein Büro geht und sich dort denkt: "Ist doch Quatsch, ist doch echt nicht so wild, wenn Herr Stan diese Konferenz verpasst. Er kann ja auch nichts dafür, dass sie so kurzfristig anfällt.", dann kann es noch schwerer sein, wieder ins Leherzimmer zurückzugehen und zu sagen: "Ha ha ha, was habe ich für einen Quatsch geredet. Natürlich können Sie buchen, was Sie wollen! Der Idiot war doch ich, weil ich die Konferenz so kurzfrisitg anberaumt habe."
Hier kann dann ein Gespräch im Nachgang helfen, bei dem man in Ruhe darüber redet, wie in Zukunft mit solchen Problemen umgegangen wird. Dadurch kann der SL sein Gesicht wahren und die Kollegen bekommen Planungssicherheit.
Und falls der SL sich bei so einem Gespräch uneinsichtig zeigt, kann man eben immer noch den Konflikt eskalieren lassen (s.o.).
Für mich ist das auch etwas befremdlich, wenn das Kollegium die SL über die Rechtslage informieren soll.
Normalerweise sollte doch eher umgekehrt die SL Anlaufstelle für solche Fragen sein.
Ja, da habt ihr beide sicherlich recht. Klar ist es seine Aufgabe und dafür wird er auch bezahlt. Aber das ist wieder so eine Grundsatzfrage, wie bei der Beschafftung von Arbeitsmaterial (Laptops etc.). Ich kann mich hinsetzen und mich darüber aufregen, dass mein SL keine Ahnung vom Schulrecht hat. Oder ich kann mich selbst fit machen, wodurch ich ihm gegenüber auch einen gewissen Vorteil erlange, weil ich besser Einblick habe, was erlaubt ist und was nicht und die Vorschriften zur Not aus der Tasche ziehen kann.
Ich sehe es übrigens durchaus auch als meine Aufgabe als PR, schulrechtlich fit zu sein. Auch wenn ich leider dafür nicht mit A16 vergütet werde. (Dass es eigentlich zu den Dienstpflichten jeder Lehrkraft gehört, das Schul- und Dienstrecht zu kennen, ist nochmal eine andere Geschichte.)
Und diese Frage würde ich gerne erneut stellen. Wenn es um die Entscheidung, wie wir unsere Zeit investieren, sollte doch wohl die Unterrichtsqualität einen gewissen natürlichen Vorrang haben, weil es nunmal der Kern des geschäfts ist, oder?
Wenn du die Frage ganz objektiv und ohne Kontext stellst, muss ich natürlich sagen, dass das Kerngeschäft wichtiger ist. Klar!
Die Sache ist aber nicht so einfach. Denn, auch wenn das egozentrisch klingt: Ich bin mir beruflich selbst am wichtigsten. Das soll heißen, es mir wichtig, bei einer Tätigkeit, die 40 Stunden meiner Woche einnimmt, zufrieden (NICHT: glücklich) zu sein. Und für mich habe ich festgestellt, das funktioniert am besten, wenn ich Probleme aktiv angehe und mich nicht darauf beschränke, mich zu beschweren. Das zieht mich nämlich noch mehr runter. Es okay, wenn Kollegen das anders sehen. Wenn sie es nicht als ihre Aufgabe sehen, Laptops zu organsieren oder sich in schulrechtliche Regelungen einlesen, um aus einem Missstand das Beste zu machen. Es ist auch okay (und eigentlich auch völlig richtig), wenn Kollegen sich strikt weigern, eigenes Geld für ihre Arbeit zu investieren. Aber bei mir würde das die Stimmung nur noch weiter runterziehen. Auch Mikaels Argument, dass sich so ja nicht etwas ändern wird, lasse ich hier nicht gelten. Denn nur durch Jammern und Beschwerden wird sich auch nichts ändern, weil es einfach keinen interessiert, wie wir uns an der Basis fühlen. Da müsste man schon politisch und gewerkschaftlich aktiv werden. Dazu habe ich aber selbst nicht den Antrieb, deshalb bewirke ich dort etwas, wo ich selbst die Wirkung spüren kann und bin den Leuten dankbar, die das auf höherer Ebene versuchen - auch wenn sie oft ideologisch anders aufgestellt sind als ich. "Beggers can't be choosers."
Ich bin übrigens auch der Meinung, dass ich mit meinen fast 20 Jahren Berufserfahrung und mit meinem Materialfundus durchaus auch guten Unterricht (im Sinne von: Die Schüler lernen die relevanten Inhalte und Fähigkeiten bei mir) halten kann, ohne den noch aufwendig vorzubereiten. Ich könnte die einzelnen Einheiten noch ein wenig kreativer gestalten oder methodisch aufwerten, aber im Kern ist mein Unterricht (zumindestens meiner Einschätzung nach) schon in Ordnung. Deshalb ist auch hier diese Schwarz-Weiß-Malerei, die wir beide in diesem Thread zum Teil betreiben (Unterricht vs. Schulentwicklung) in dieser Form auch eine Pauschalisierung.
Ich bevorzuge mich als inneren Emigranten zu sehen. Den Begriffe Immigration hatte ich etwas unbedacht übernommen. Und eigentlich macht "innere Immigration" nicht so richtig Sinn.
Ja, meinetwegen. Stimmt vermutlich.
Was, lieber WillG, ist denn deiner Ansicht nach, die Voraussetzung dafür, dass man sich beschweren darf?
Beschweren darf sich jeder, klar. Die Frage muss anders lauten: Was sind die Voraussetzungen dafür, dass Beschwerden auch ernst genommen werden? Ich glaube, das wurde durch meine Ausführungen schon deutlich: Man sollte - meiner Meinung nach - zumindest ein Minimum an Bereitschaft aufbringen, auch etwas an der Situation zu ändern. Einen Kollegen, der vor dem Schrank mit dem Toner steht und sich darüber aufregt, dass schon wieder keinen den Toner ausgewechselt hat (- ich übertreibe hier ein wenig -) kann ich in seiner Beschwerde nicht ernst nehmen.
Aus PR-Sicht machen es diejenigen, die sich immer laut beschweren auch schwierig, den Überblick über die wesentlichen Problembereiche zu behalten. Wenn ein Kollege sich nachhaltig über Dinge wie Toner etc. beschwert, kann das schon mal den ruhigen Kollegen überdecken, der stillschweigend im vierten Monat in Folge jede Menge Überstunden schiebt.