Beiträge von WillG

    Jedes Fach hat so seine Fallstricke. In Kunst hat man als Schüler auch einen Blick auf andere Bilder geworfen und wusste, wer ein schönes hat und bei wem es - sagen wir mal - speziell aussah. In Englisch kann man irgendeinen Quark sprechen oder einen fürchterlichen Akzent haben, man kann in vielen Fächern ein schreckliches Referat halten etc. Die Möglichkeiten sind mannigfaltig, ein kleines oder größeres Misserfolgserlebnis zu haben.
    Die meisten Fächer sind recht kopfbetont und dann gibt es das eine Fach, was das nicht so ist, wo eben auch mal andere Qualitäten zählen. Ist für manche Schüler auch mal entspannend.


    Das Problem liegt meiner Meinung nach an anderer Stelle.
    In meiner Schulzeit, und meinen Beobachtungen nach auch heute noch, war es so, dass es für das Ansehen innerhalb der peer group recht wichtig war, sportlich zu sein - mit entsprechendem Körperbau und entsprechender Beweglichkeit etc. Die heimlichen Alphaschüler waren deshalb meist die Sportlichen, unabhängig von ihren Leistungen in akademischeren Fächern. Die Schüler hingegen, die wenig sportlich sind, aber in anderen Fächern glänzen konnten, wurden häufig als "Streber" abgestempelt. Es ist innerhalb der peer group eben nur selten angesehen, in Mathe gut zu sein, während der gute Fußballer der Chef ist.
    Da spielen viele andere Faktoren mit hinein, die aber alle mit dem Aspket der Sportlichkeit zusammenhängen: Auftreten, Körperbau, Umgang mit anderen etc.
    Im Sportunterricht wird das dann rausgelassen. Der "Sportler" ist jetzt in seinem Element, der "Streber" quasi ausgeliefert.

    Als Schüler war ich auch wenig sportlich, aber in den anderen Fächern gut. Zu meinem Glück hatten wir, sagen wir mal, unsportliche und "verhaltensauffällige" Mitschüler, die eher in den Fokus geraten sind, so dass ich auch in den Sportstunden kein Problem bekommen habe. Mir haben auch Bundesjungendspiele nicht geschadet, obwohl ich nie eine Urkunde bekommen habe. Und, was wahrscheinlich am wichtigsten ist, wir hatten Sportlehrer, die eben darauf geachtet haben, dass auch die Unsportlichen nicht einfach Opfer waren.
    Ich wäre also gegen eine Abschaffung von Bundesjugendspielen oder Völkerball etc., weil ich eben denke, dass es wichtig ist, dass verschiedene Talente zum Zug kommen. Aber Sportleher müssen das halt im Blick haben. Ich glaube aber, davon kann man ebenso ausgehen wie bei anderen Lehrern, die nicht mehr dem fiesen Paukerklischees entsprechen.

    Aber auch wenn die GK das abstimmt, ist das nicht zulässig. Beschlüsse der GK, die nicht zulässig sind, gelten nicht

    Interessanterweise wäre es aber natürlich Aufgabe des Schulleiters, über die Rechtmäßigkeit von GeKo-Beschlüssen zu wachen.
    Schade, wenn er das nicht tut, weil unrechtmäßige Beschlüsse in seine Hände spielen. Umso wichtiger, dass es PRs (oder eben Kollegen) gibt, die sich nicht scheuen, sich mit dem Dienstrecht zu beschäftigen.

    Urteile des BVWG gelten in allen BL.

    Auch wenn es vermutlich eine echt blöde Frage ist: Gibt es irgendwo eine verbindliche Quelle für die Aussage?
    Ich hatte neulich eine Diskussion mit einem Mitglied unserer Schulleitung, bei der ich ein BVWG-Urteil zu einem Fall aus NRW zitiert habe. Seine Reaktion war, dass das ja dann für Bayern nicht gelte. Ich habe versucht ihm zu erläutern, dass BVWG-Entscheidungen bundesweit gelten, aber er wollte es nicht akzeptieren.

    Nicht nur die Logistik muss sichtbar sein sondern auch eine Gruppe von Kolleginnen und Kollegen, die erfolgreich in diesem Rahmen arbeitet bereit ist, zwar noch skeptische aber prinzipiell offen eingestellte Mitglieder des Kollegiums einzuladen - "Schau, das machen wir, hier, das klappt. Das da klappt noch nicht, aber vielleicht könnte man es anders versuchen." Und wenn das offen und nicht drängelich ist, dann kommt da bei zuerst wenigen und dann immer mehr ein: "Interessant, das probiere ich auch mal. Da ist was für mich, aber das ist nichts für mich. Hier habe ich Schwierigkeiten, kannst du mir helfen? Hier habe ich eine Idee, probier das doch mal aus..."

    Wenn die Stimmung im Kollegium gut und vertrauensvoll ist - das kann man gar nicht genug betonen! - dann ist das ein Ansatzpunkt. Offenheit, Ehrlichkeit, Vertrauen und Hilfsangebote können dabei helfen, dass sich im Kollegium tatsächlich zunehmend Leute finden, die so einen fundamentalen Paradigmenwechsel mit unterstützen [...].

    Ich hoffe, das ist jetzt nicht OT, ist jedenfalls nicht so gemeint:
    Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es selbst bei nahezu perfekten Bedingungen, im Sinne deiner Beschreibung, unmöglich ist, eine Veränderung des persönlichen Unterrichtsverhalten zu bewirken. Selbst bei großer Bereitwilligkeit und bei Unterstützung durch Kollegen, die mit den neueren Methoden/Arbeitsweisen erfahren sind, ist der zeitliche Druck im Schulalltag doch so groß, dass man (=ich?) zu schnell in alte Strukturen zurückfällt. Ich habe schon mehrfach Moodle-Fortbildungen gemacht, war immer begeistert, was das Programm kann. Und dann habe ich noch ganz motiviert ein paar Dateien ins Moodle geladen, nur um ganz schnell doch wieder bei meiner alten Unterrichtsweise zu landen, weil mir im Alltag zumindest gefühlt die Zeit gefehlt hat, mich damit zu beschäftigen.
    Das ist gar nicht auf die Digitalisierung beschränkt. Wir haben vor zwei Jahren mal einen Tag von der Schulleitung bekommen, an dem wir uns in der Fachschaft über unsere persönlichen Unterrichtsmethoden in der Oberstufe ausgetauscht haben. Daraus ist eine stattliche Materialsammlung entstanden und sehr viel hoch interessanter Input. Aber grundlegend hat sich an meinem Unterricht dadurch nichts geändert, was sehr schade ist.
    Eigentlich müsste ich mir im August mal Zeit nehmen, eine Unterrichtssequenz mit Moodle und mit anderen Impulsen, die ich bekommen habe, zu planen. Anderseits habe ich das Gefühl, Ferien echt bitter nötig zu haben.
    Deshalb die Frage: Wie kann man denn diese Problematik durchbrechen?

    Vielmehr versucht man ja, den SuS auch zu zeigen, wieso das wichtig ist (z.B. für die eigene Textproduktion, wenn man eine Geschichte spannender oder zumindest abwechslungsreicher gestalten will usw.). Das fehlt nach meinem persönlichen Eindruck im Lateinischen oft, eben weil es keinen konkreten Lebensweltbezug geben kann, da man "in freier Wildbahn" einem lateinischen Text so gut wie nie begegnet.

    Man wird in "freier Wildbahn" aber auch nicht eben mal eine Erlebniserzählung verfassen - zumindest nicht schriftlich.
    Man darf sich und sein Fach da als Deutschlehrer nicht selbst überschätzen; und ich bin selbst einer. Ich zweifle auch an, dass theoretische Grammatikkenntnisse bei einem großen Teil der Schüler tatsächlich Auswirkungen auf die Ausdrucksfähigkeit hat.

    Aber nebenher ein 2. Standbein aufbauen? Unrealistisch. Hinterher nach Alternativen suchen? Sowieso!

    Das entspricht in etwa der Anspruchshaltung, die man den Millenials gerne vorwirft. Ich habe es oben schon geschrieben: Ich bin für mein Leben verantwortlich. Und es war überhaupt nicht aufwendig oder stressig, dieses zweite Standbein aufzubauen. Als jemand, der seine Fächer aus echtem Interesse heraus studiert hat, habe ich nicht-schulische Praktika alleine schon aus Interesse bzw. Begeisterung für das Fach gemacht, auch im Theaterbereich, ein anderes Praktikum bei einem Verlag hat leider nicht geklappt. Irgendwann hat es sich halt dann auf Journalismus verdichtet. Das ist völlig problemlos leistbar und echt keine Überforderung, vor allem in den Geisteswissenschaften, de ja ein eher entspanntes Studienprogramm haben.

    Und wenn jemand Geisteswissenschaften studiert, die im richtien Jobmarkt halt kaum jemand brauchen kann, und dann noch auf Lehramt, von dem ich am Anfang ja gar nicht weiß, ob es mir liegt, dann ist es grob fahrlässig, sich nicht von Anfang an breit aufzustellen. Klar kann ich dann hinterher auf das böse System schimpfen, aber die Schuld trage ich allein. Nochmal: Es ist mein Leben.
    Aber, wie gesagt, das hängt halt vielleicht auch damit zusammen, wie viel echtes Interesse man für seine Fächer mitbringt und ob man auch gerne mal über den Tellerrand hinaussschaut. Beides übrigens Eigenschaften, die meiner Meinung nach gerade für den Lehrberuf unabdingbar sind.

    das ist natürlich super, dass du so viel Eigeninitiative gezeigt hast während dem Studium. Das ist aber eher nicht die Regel, würde ich mal sagen.

    Sorry, aber von erwachsenen Menschen mit Abitur, die einen akademischen Abschluss anstreben, erwarte ich Eigeninitiative. Ich war da, wie gesagt, nicht der einzige. Was ist das denn für eine Mentalität, dass man immer darauf wartet, dass einem die Dinge angewiesen oder hinterher getragen werden?

    Sicherlich kann man im freien journalistischen Bereich immer irgendwie (befristet oder ganz auf sich gestellt) tätig sein und wenn einem das als echte "sichere" Alternative erscheint - prima! Mir hätte das nicht gereicht, muss ich ehrlich sagen.

    Klar, logisch! Journalismus ist als Alternative zum Lehrberuf nicht zu 100% sicher, also ist es besser gar keine Alternative zu haben? Klingt nicht gerade logisch!
    Im Übrigen liegt die "Unsicherheit" nicht am System "Lehramtsstudium", sondern an meinen Fächern. Dass ich mit einem Germanistik-/Anglistikstudium später nicht doch noch schnell Kinderarzt werden kann, wenn das mit dem Lehrerjob nichts für mich ist, war mir aber vorher klar. Man nennt sowas auch "Eigenverantwortung".

    @Buntflieger ich bin Erzieher und arbeite bei meiner Kommune in Teilzeit. Wenn ich nach dem Ref nichts bekomme, werden die nicht nein sagen zu meinem Wiedereinstieg.

    Mit der obigen Argumentation ("Journalismus ist nicht sicher genug") müsste man hier antworten, dass Erzieher keine gute Alternative ist, weil man da ja so schlecht verdient.

    Aber ist ja auch egal. Das Problem liegt nicht an den Leuten, sondern an der Ausrichtung/Konzeption der Lehrerausbildung.

    Und da schließt sich der Kreis zum ersten Zitat. Denn, nein, das ist nicht total tolle Eigeninitiative, dass ich mir ein zweites Standbein gesuhct habe. Und es ist nicht ein Problem der "Ausrichtung/Konzeption der Lehrerausbildung". Ich bin doch selbst für mich, für mein Leben und meine berufliche Laufbahn verantwortlich. Aber diese Verantwortung kann ich natürlich nicht übernehmen, wenn ich alles nur schlecht rede.

    Ich habe Lehramt Gymnasium auf Sprachen studiert. Nebenbei habe ich früh Praktika in verschiedenen journalistischen Bereichen abgelegt, habe Seminare in diesem Bereich belegt, war später als freier Mitarbeitet tätig etc. Das ging alles nebenher, gar kein Problem. Vor dem Ref konnte ich mich dann entscheiden, ob ich im lokaljournalistischen Bereich ein Volontariat beginnen möchte oder eben ins Ref gehe. Das Volontariat stand mir die ganzen zwei Jahre über als Alternative offen. Klar hat mir keiner direkt eine Ressortleitung bei der SZ angeboten, aber davon redet ja keiner. Als Alternative war das super für den Seelenfrieden, auch wenn es nicht gleich die große Karriere versprochen hat
    In meinem Umfeld hatten sehr viele so ein zweites Standbein - gerade neben dem Lehramt ging das super.

    EDIT: Nach meiner - nicht repräsentativen - Beobachtung, gab es übrigens eine riesige Schnittmenge zwischen denjenigen, die sich keine Alternative gesucht haben, und denjenigen, die behauptet haben, sie bräuchten ja das viele Fachwissen im späteren Lehrerjob sowieso nie.

    ist es so schlimm in Bayern?

    Mit "schlimm" hat das nichts zu tun. Aber ich bin da ganz bei Kecks: Mein zweites Standbein, das zumindest gefühlt eine echte Alternative mit echten Jobchancen gewesen wäre, hat mir sehr viel innere Ruhe und Gelassenheit beschert. Sowohl während der Examensphase als auch im Ref.
    Wer möchte sich schon davon abhängig machen, ob man eine Stelle bekommt, ob man eine Stelle am "richtigen" Ort bekommt, ob man mit der Alltagsarbeit klarkommt, ob man sich im Ref entwickeln kann etc.
    Ich habe mir in Krisensituationen immer gedacht: "Wenns mir zu blöd wird, gehe ich eben und mache die andere Sache. Hab ja nichts zu verlieren." Ob das alles so reibungslos geklappt hätte, weiß man natürlich nicht, aber alleine schon diesen Plan B zu haben, hat unglaublich viel geholfen.

    Müsste man sich als Beamter jederzeit für alles rechtfertigen, würde das den alltäglichen Arbeitsablauf nicht unwesentlich hemmen.

    Ja, natürlich. Eine Variante davon ist "Dienst nach Vorschrift", wenn man eben alle Vorschriften auf den i-Punkt genau erfüllt - wodurch in der Realtität die Arbeit stillgelegt wird, weil wir uns ständig zwischen widersprüchlichen Vorschriften bewegen.
    Aber, ganz ehrlich Bolzbold, du machst gerade das, was du in anderen Diskussionen gerne anderen Leuten vorwirfst: Du argumentierst in Extremen, die niemanden weiterbringen. Keiner spricht davon, dass irgendwer sich "jederzeit und "für alles" rechtfertigen muss. Aber wenn ein Dienstvorgesetzter eine Weisung erteilt, die scheinbar keinen tieferen Sinn hat, dann darf man durchaus mal nach dem Grund und nach der rechtlichen Basis fragen. Noch sind wir Beamte oder Angestellte und nicht einfach willfährige Erfüllungsgehilfen.

    s ist nicht Aufgabe von Lehrern, die Rechtmäßigkeit von Anweisungen der Schulleitung zu überprüfen

    In den meisten Personalvertretungsgesetzen wird genau das als Aufgabe des PR definiert. Und der PR vertritt das Kollegium. Du hast also recht, der SL muss sich nicht vor dem einzelnen Kollegeb rechtfertigen, aber insg. kann er einer Rechtfertigung im Zweifelsfall nicht entgehen.

    Inwiefern ist es "Delegitimation geltenden Rechts" bzw. handelt es sich um "unlautere Mittel", wenn ich nach der Rechtsgrundlage einer zweifelhaften Entscheidung frage?
    Eher müsste dein Satz lauten:
    Letztlich geht es um die Kompensation gefühlter Machtlosigkeit durch den Versuch, eine illegitime (und moralisch möglicherweise zweifelhafte) Entscheidung durch Hinterfragen abzuwehren.

    Ich habe ja vor Bayern Unterrichtserfahrungen in anderen BLs gesammelt. Als ich dann nach Bayern gekommen bin, fand ich es sehr angenehm, dass die Inhalte so konkret definiert waren. Klar schränkt das auch ein, aber ich weiß als Fachlehrer, auf welches Wissen ich zumindest theoretisch aufbauen kann und wie die Themen in etwa in den Abschlussprüfungen abgesteckt sein werden.
    Und wir sparen uns diese nervige Arbeit mit den schulinternen Curricula, die ja letztlich dann auch in den "freieren" Bundesländern diese scheinbare Freiheit dann wieder einschränken.

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