Beiträge von WillG

    Muss man als Lehrer [...]

    Ich weiß nicht, wie deine Schule ausgestattet ist. An meiner Schule hat nicht jeder Kollege einen ergonomischen Arbeitsplatz. Lagermöglichkeiten für Materialien sind beschränkt und in welcher Form unser Arbeitsmaterial vorliegt, ist nicht vorgeschrieben. Selbst wenn man es vollständige digital hat, stellt die Schule nicht jedem Kollegen einen Computer zur Verfügung - der auch nicht viel bringen würde, weil es ja keinen eigenen Arbeitsplatz gibt, wo man ihn abstellen könnte.
    Ich bin nur in seltenen Ausnahmen vor 15 Uhr zu Hause, oft ist es 16 oder 17 Uhr. Aber das liegt nicht daran, dass ich in der Schule Vor- und Nachbereitung erledigen kann, sondern weil ich unterrichte bzw. andere Aufgaben übernommen habe, die ich nur vor Ort erledigen kann.

    Also, ich habe ja schon vieles hier gelesen, aber dass ein Lehrer einen Arbeitsplatz braucht, hat wirklich noch keiner in Frage gestellt. Ich wäre natürlich sehr froh, wenn ich so einen angemessenen Arbeitsplatz hätte...

    Es ist doch kein großes Geheimnis, dass wir oft so oder so ein Zimmer als Arbeitszimmer unterhalten würden und gerne die Möglichkeit der steuerlichen Absetzung mitnehmen.

    Ich weiß nicht, ob das so haltbar ist. In meinem Freundes- und Bekanntenkreis (Achtung: anekdotisch) haben eigentlich nur diejenigen ein eigenes Arbeitszimmer, die entweder Lehrer sind oder Homeoffice betreiben. Alle anderen haben zwar privat einen Computer, aber das ist meist ein Laptop, der halt irgendwo genutzt wird. Wenn man nicht regelmäßig zu Hause arbeiten muss und keine umfangreiche Sammlung von Arbeitsmaterialien lagern muss, braucht man in der Regel kein Arbeitszimmer - und fühlt auch nicht das Bedürfnis danach.

    Wichtig ist das Kerngeschäft. Unterrichtsstunden müssen vor- und nachbereitet werden, Klaururen müssen geschrieben und korrigiert werden, Zeugnisse müssen geschrieben werden.
    Nun gibt es Lehrer, die brauchen pro Zeugnis vielleicht zwei Stunden, andere brauchen vier Stunden. Und jetzt? Wie soll das verrechnet werden?

    Und inwiefern ist das in anderen Berufen anders? Es gibt eben Sekretärinnen, die tippen schneller tippen als andere. Es gibt eben KFZ-Mechaniker, die den Fehler schneller finden als andere. Da funktioniert die Arbeitszeiterfassung trotzdem. Ich verstehe nicht, warum Lehrer immer für sich beanspruchen, dass ihr Job so extrem anders ist als andere.


    Ich möchte ja auch nicht im nächsten Jahr wenn ich von meiner Arbeit zu Beginn profitieren hören: Du arbeitest zu wenig, dann kannst du ja noch dieses und Jenes machen.

    Aber genau das passiert - zumindest, wenn man eine gute Schulleitung hat.
    Eine gute Schulleitung achtet darauf, dass man im Job ankommen kann. Man bekommt nicht gleich die anspruchsvollen Klassen (Leistungskurs etc.), wird von Zusatzaufgaben vielleicht noch eher verschont.
    Wenn man dann ein wenig Routine hat, kommen weitere Aufgaben und mehr Verantwortung. Dass man das als Lehrer relativ leicht vermeiden kann, weil man es einfach ablehnt, hängt mit den Vorteilen des Beamtentums zusammen. Aber so ist der gängige Weg. Und dann kommen - je nach Interesse / Engagement /Eignung - auch Beförderungs- und Funktionsstellen etc.
    Dürfte in anderen Jobs auch nicht großartig anders sein.

    Man darf die Liste wohl ergänzen um ein Verbot sogenannter Konversionstherapien. Nicht nur unter einer CDU-Kanzlerin, sondern auch auf Betreiben eines CDU-Gesundheitsministers hin.

    Und es ist so ziemlich das erste Sinnvolle, das ich aus seinem Mund höre!

    Also finde ich, dass es der Ausdruck "Korrekturhölle" ganz gut trifft. Ich würde diese Kombi nicht mehr studieren.

    Hier D/E, immer viel in der Oberstufe. Ich unterschreibe Fossis Aussage zu 100%.
    HÜs (heißen hier Stegreifaufgaben) schreibe ich so gut wie nie, höchstens mal eine "fill-in-the-blank" Vokabelabfrage. Hausaufgaben korrigiere ich nur die in Bayern vorgeschriebenen Übungsaufsätze. Es würde mir nicht im Traum einfallen, sonst irgendwelche Hefte zu korrigieren.
    Und trotzdem ist es dir Korrekturhölle, die die Stimmung manchmal über Wochen und Monate nachhaltig versauen kann.

    die meisten Kollegen

    ist aber eben nicht:

    ich


    Machen wir es doch einfacher. WillG, du dokumentierst jetzt mal die nächsten drei Jahre haarklein deine Arbeitszeit (mit Stoppuhr, damit das auch stimmt) und berichtest in drei Jahren über deine Erfahrungen - und ob du das durchgehalten (und für sinnvoll erachtet) hast.
    Deal?

    Du kapierst offenbar wirklich nicht, worüber wir hier diskutieren. Wenn ich jetzt drei oder fünf oder zehn Jahre lang meine Arbeitszeit erfasse (- der Zusatz "mit Stoppuhr" zeigt, dass du das Prinzip auch noch nicht kapiert hast -), dann bringt das niemandem was. Wer will denn schon beurteilen, ob ich ggfs. über meiner Arbeitszeit liege, weil ich zu umständlich korrigiere. Oder zu lange nach der schönsten Schriftart für mein AB suche. Etc. etc.
    Wenn aber flächendeckend alle Lehrer ihre Arbeitszeit erfassen und die überwiegende Mehrheit stark darüber (oder vielleicht sogar darunter) liegt, dann sagt das durchaus etwas darüber aus, ob das Aufgabengebiert vielleicht zu umfangreicht ist. Und wenn du dabei regelmäßig nachts schlecht von Kevin träumt oder ob Susanna prinzipiell nur beim Unkraut jähten korrigiert, fällt dann nicht ins Gewicht.

    und selbst zu entscheiden, wann ich was wie tue oder halt auch nicht. ich will nicht dokumentieren

    Können wir bitte das eine (selbst entscheiden, wann ich was mache) vom anderen (dokumentieren) argumentativ trennen?
    Niemand, absolut niemand, stellt das erste in Frage. Es geht alleine nur um das zweite. Beides immer wieder miteinander in Verbindung zu bringen, lenkt nur vom eigentlichen Thema ab.

    Entsprechend müsste auch eine Dokumentation überhaupt nicht enhalten, WANN ich meine Arbeiten erledige, und schon gar nicht wo, sondern nur, wie lange ich dafür gebraucht habe. Ob der Arbeitgeber das Recht hat, das in Erfahrung zu bringen, kann man diskutieren (ich meine: ja, v.a. auch um im Zweifelsfall seiner Fürsorgepflicht nachkommen zu können). Aber wenn man aus Sicht der Arbeitnehmervertretung mit so einer Erfassung echte Chancen hat, etwas zu verbessern, dann würde ich das in Kauf nehmen.
    Und ganz ehrlich, die meisten Kollegen würden bei Menschen, die für sie arbeiten (Putzhilfen; Handwerker) ganz genau hinsehen, wie ob die Arbeitszeit korrekt abgerechnet wird.

    Zumal es zu nix taugt. Wenn in Baden-Württemberg 120.000 Lehrer ihr Leben lang jede Tätigkeit erfassen, damit dokumentiert wird, dass wir mehr als 42 Stunden pro Woche (im Schnitt) arbeiten - und die Erfassung 5 % der gesamten Arbeitszeit erfordert, wird am Ende die Unterrichtsverpflichtung um 5% erhöht, weil man uns dafür die Dokumentation erlässt.
    So schaut's doch aus.

    Mit solchen Defätismen kann ich wenig anfangen. Klar, wenn man etwas gar nicht erst versucht, weil "es ja sowieso nix bringt", dann wird sich nie etwas ändern und man kann sich schön darüber beschweren, dass sich ja sowieso nie was zum Guten ändert. Das ist natürlich bequem. In Niedersachsen hat sich durch eine Erhebung der Arbeitszeit immerhin etwas getan.

    Das mit dem Zeitaufwand, ja nu, das kann man so oder so sehen. Ich bin wirklich niemand, der solche Dinge gerne macht oder organisatorsich irgendwie gut im Griff hätte. Eher im Gegenteil. Aber da würde sich sicherlich ein Modus finden, im Zweifelsfall digital. Und ein Erfassen der Arbeitszeit als "Big-Brother-Überwachung" zu sehen, ist schon auch... kreativ. Ob das "normale" Arbeitnehmen, die morgens einstempeln, oder Menschen mit Home Office, die sich morgens ins Firmennetz einloggen, wohl auch so sehen?

    Bei uns sind es vorwiegend die pädagogischen Herausforderungen, die es mit sich bringen, dass ich (um den kommenden Vormittag zu überstehen) auch mal nachts aufwache und neue Planungen für den nächsten Tag anstelle.

    Das verstehe ich. Was ich nicht verstehe ist, warum man diese Zeit nicht erfassen kann.
    Ich meine, wenn du nachts aufwachst, weil dir im Schlaf die perfekte Idee gekommen ist, die du dann 20sek lang notierst: geschenkt.
    Aber wenn du wirklich aufstehst (oder meinetwegen auch liegen bleibst, egal) und dann 40 Minuten oder 1 1/2 Stunden über Kevin nachdenkst, dann kannst du das doch auch als Arbeitszeit erfassen? Das widerspricht sich doch nicht?

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