Kannst Du ein bisschen konkreter schildern, wie Dein SOL Unterricht abläuft?
Hat es sehr lange gedauert die Materialien und Pläne zu erarbeiten? Seit wann praktizierst Du das?
Also für SOL gibt es ja unterschiedliche Methoden. Meine "Standardmethode" ist es, die Materialien so aufzubereiten, dass die Schüler damit ohne große Hilfe meinerseits zurecht kommen. Das ist in Englisch recht einfach zu bewerkstelligen; in Mathe jedoch ist es schon einiges an Arbeit. Ich versuche es immer so zu machen, dass sie von Dingen, die denn SuS bereits bekannt sind, das Neue entdecken.
Beispiel: Kubische Funktionen führe ich anhand eines Faltwettbewerbs ein. Aufgabe ist es, aus einem DIN-A4-Blatt eine oben geöffnete Schachtel mit möglichst großem Volumen zu falten. Da die SuS unterschiedliche Schachtelhöhen wählen, erhält man eine Wertetabelle anhand derer man dann den Graph zeichnen kann. Der Schritt auf den allgemeinen Term ist dann recht schnell geschehen und dann kann die Wertetabelle nach links und rechts fortgesetzt werden. Voila, kubische Funktionen verstanden, ohne, dass ich groß was erklärt oder getan hätte.
Gelegentlich weiche ich von meiner Standardmethode ab. Ich mache zum Beispiel in jeder Klassenstufe eine Unterrichtseinheit im Flipped Classroom. Das sind dann meistens Themen, bei denen es nicht so viel zu "entdecken" gibt. Derzeit bereite ich für die 13er den Flipped Classroom zur Integralrechnung vor. Flipped Classroom funktioniert so, dass die SuS sich die neuen Inhalte (als Hausaufgabe) zuhause per Lernvideo zu Gemüte führen; im Unterricht werden dann nur noch KONKRETE Fragen geklärt und geübt. Unkonkrete Fragen à la "Können Sie das alles nochmal erklären? Ich hab gar nichts verstanden." werden nicht beantwortet. Das ist auch wichtig, weil man sich sonst die Methode kaputt macht. Genauso wichtig ist es, die Aufgaben nur in absoluten Ausnahmefällen zu besprechen. Die SuS wissen genau, welche Aufgaben für welches Anforderungsniveau gekonnt werden müssen und haben volle 90 Minuten Zeit, ich zu kümmern, die Lösungen zu verstehen. Wenn man nämlich grundsätzlich bespricht, lehnen sich nicht wenige SuS in der Übungsphase zurück und denken "Naja, wird ja nachher eh besprochen." Dabei ist es ja so, dass eine Besprechung von Aufgaben im Plenum den wenigsten Schülern etwas bringt. Für die, die die Aufgaben verstanden haben, ist es verlorene Zeit. Diejenigen, die sich nicht mit der Aufgabe beschäftigt haben, werden die Besprechung wenn überhaupt nur sehr oberflächlich verstehen. Und mit den wenigen, die sich wirklich mit der Aufgabe auseinandergesetzt haben und gescheitert sind, kann ich es auch nochmal im kleinen Kreis besprechen, während sich die anderen Schüler anderen Aufgaben widmen.
Ich praktiziere SOL nun schon seit zwei Jahren und bin absolut überzeugt davon. Die Klasse mit der ich angefangen habe, schreibt im kommenden Schuljahr Abitur. Da bin ich schon immens gespannt drauf. In Mathe schreiben sie mir regelmäßig Schnitte von 8 bis 11 Notenpunkten. Im Vergleich zu den Parallelklassen, die "herkömmlich" unterrichtet werden, ist das ein immenser Unterschied. Die Kollegen haben in der Regel Schnitte zwischen 4 und 7 NP.
Der Vorbereitungsaufwand ist allerdings immens. Ich muss da meist auf die Ferien zurückgreifen, weil ich unter dem Schuljahr einfach nicht genug Zeit am Stück habe um das zu leisten. Die Belohnung ist allerdings, dass man während des Schuljahres kaum mit Unterrichtsvorbereitung beschäftigt ist. Aber da gibt es ja auch genügend anders zu tun. Korrekturen, etc. 