Alles anzeigenHallo Miss Jones,
inhaltlich anregender Unterricht ist sowieso eine Grundvoraussetzung, aber wenn man obendrein für ein klar strukturiertes und reglementiertes Arbeitsumfeld sorgt, kommt dieser umso besser zur Geltung.
Vielleicht kommt es auch einfach hauptsächlich darauf an, wo man als Lehrkraft unterrichtet. Sicher ist es an einem Gymnasium in einem Akademiker-Umfeld kein Kunststück, die SuS an für sie selbstverständliche Umgangsformen zu erinnern, wenn sie diese mal kurzzeitig aus dem Blick verlieren. Ganz anderes sieht das in einem eher bildungsfernen Milieu aus, wo ein Großteil der SuS zu Hause nicht mal ein Frühstück bekommen und die Eltern bei Elternabenden mehrheitlich durch Abwesenheit glänzen.
Da kann man seinen Unterricht noch so ansprechend und voll eigener Begeisterung vortragen; wenn die Hälfte der Kinder mit ganz anderen Dingen beschäftigt sind und daher schlicht und ergreifend nicht zuhören können, bringt das leider nicht viel. Bei uns gibt es auch Klassen, bei denen es reicht, gut durchdachten Unterricht zu machen und Präsenz zu zeigen. Aber es gibt auch genügend Klassen, da kommst du ohne mühsam und langfristig eingeübte Regeln und Rituale einfach nicht voran, weil zu viel Zeit für Unterrichtsstörungen draufgeht.
der Buntflieger
Hm, ähnlich wie Miss Jones kenne ich genug Gymnasien, wo sich eher nicht die easy peasy schnösel Dösel und Akademikerkinder treffen. Da kann ich von Klassen berichten, die aufgrund des Elternhauses keinerlei Manieren/Benehmen/Sozialisiation vermuten lassen. Oder aber von Kindern, die da der Meinung sind, sie bräuchten eh nichts machen, denn "Abi kriegt ja jeder", übrigens auch ohne etwas dafür zu tun.
Oder aber Klassen, in denen hinter dem Rücken von Kollegen schnell mal die E-Sisha angemacht wird oder das Fläschen mit dem Alkohol angesetzt wird. Oder aber Klassen, in denen es ganz normal ist, das Kind xy wieder mit dem Kopf auf dem Tisch liegt und laut schnarcht weil es mal wieder nicht vor 2 Uhr Morgens ins Bett gekommen ist. Oder aber von Kindern, die sich gegenseitig auf, bildungsfern lässt grüßen, einem Niveau beleidigen, dass selbst manche Förderschüler dusslig schauen wenn sie das mitbekommen.
Gymnasium bzw. Abitur ist schon länger kein Garant mehr für die ruhige Kugel. Je nach Einzugsgebiet oder aber Ruf der Schule kommt da manchmal auch nur noch die sprichwörtliche "Resterampe" zum Einsatz.
Und da sprech ich noch nicht von meiner Erfahrung an zwei Berliner Oberstufenzentren, wo ein Teil der Schüler nicht mal in der Lage war richtig lesen zu können (und wir reden hier nicht von "sinnverstehendem Lesen" sondern tatsächlich davon, LESEN zu können).
Das zieht sich bis in die Uni hin mittlerweile.