Ich gehe davon aus, dass man bei der Ausbildung bzw. beim Lehramtsstudium auch darauf eingeht, wo die Grenzen liegen und was ein Lehrer zwischenmenschlich nicht tun sollte.
Wie ist es nun aber mit folgenden Sachverhalten (dafür möchte ich einige schildern):
- Lehrer*in geht mit den Kindern im Rahmen des Unterrichts zum Bowling und nimmt 4 der Kinder bei sich im Auto mit
- Lehrer*in umarmt ein Kind, das weint
-Lehrer*in umarmt eine Schülerin nach bestandener Prüfung (hat meine damalige Biolehrerin bei mir gemacht, ich empfand es nicht als übergriffig, sondern als Geste der Anerkennung: Du hast die Abiprüfung geschafft)
- Lehrerin hält die Hand einer Schülerin, nachdem diese im Sportunterricht umgekippt ist
- Lehrer*in tauscht sich mit Schülern die Handynummern aus und beantwortet Fragen
- Lehrer*in schreibt E Mails
-Lehrer*in ist mit einem Schüler im Raum allein und macht die Tür zu
Bei Männern ist das ja noch ein Stück heikler. Zumindest wird das gerne in der Öffentlichkeit so thematisiert.
Was meint ihr? Wo liegen die Grenzen? Gibt es die überhaupt? Oder macht man die ganz individuell fest?
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Schaue auch, was an deiner Schule (Region, ...) üblich ist.
1. Schüler dürfen wir nicht im privaten PKW mitnehmen. Dagegen habe ich nur einmal verstoßen, als ich mit meiner Klasse freitags abends von einer Klassenfahrt (Zug) zurückkam (sehr sehr ländliche Gegend) und niemand ein Mädchen am Bahnhof abholte. Nach einiger Wartezeit erreichte ich eine Oma des Mädchens, die aber mehrere hundert km entfernt wohnte und erfuhr, dass der kleine Bruder einen schweren Unfall hatte. Ich nahm das Mädchen dann mit zu mir.
2. Kommt auf die Situation an, normalerweise vermeide ich eher körperlichen Kontakt (kommt aber auch bei Müttern mal vor - sehr sehr selten)
3. Das kam an der Berufsschule wo ich unterrichtete schon mal vor (da ich ein technisches Berufsschulfach habe, hatte ich eher Jungs), dass Schüler mich vor Erleichterung und Freude umarmten. Jetzt an der Mittelschule eher weniger. Warum? - keine Ahnung!
4. Habe schonmal einen Schüler wiederbelebt - ein bisschen mehr wie Händchenhalten (Wir gingen hinterher normal miteinander um, auch die Klasse).
5. Mit den etrieben und den Schülern tauschte ich an der BS die Handynummern, sodass sie sich bei mir direkt krankmelden konnten bzw. bei Problemen anrufen konnten. Wenn ich bei Betriebsbesuchen rechtzeitig wusste, dass ein Schüler krank ist, konnte ich länger schlafen. Bei Problemen konnte ich rechtzeitig helfen und habe manche Lehrstelle/manchen Lehrabschluss retten können. Es hat nie jemand meine Nummer missbraucht oder ausgenutzt.
6. siehe Punkt 5
7. Bei Beratungsgesprächen bin ich schonmal mit einem Schüler alleine oder wenn mir ein Kollege einen Schüler "zur Beruhigung" schickt. Ist heikel, aber teilweise vom Datenschutz her nicht anders möglich.
8. Bei Frauen kann es auch zu Problemen kommen, wenn ein Schüler behauptet, du hattest ihn geschlagen.
Die Grenzen liegen im rechtlichen Bereich, aber auch im persönlichen Bereich. Ersteres wirst du im Laufe der Ausbildung lernen, letzteres beobachte und reflektiere Kollegen.