Mit Luxusproblemen hat die Schlechterstellung von der Hälfte der Bevölkerung auch nichts zu tun.
Gendergerechte Sprache ist kein Luxusproblem, da scheitert es am Problem.
Ich habe nicht per se etwas gegen Genderforschung, es gibt erhebliche Probleme, bei denen das Geschlecht eine starke Rolle spielt. Und zwar bei beiden Geschlechtern. Wenn wir mal in unserem Metier bleiben, wäre da zum Beispiel die systematische Benachteiligung von Jungen im Schulsystem, die vor ca. 10-15 Jahren in diversen Untersuchungen empirisch nachgewiesen wurde. Beim Nachweis ist es aber auch geblieben, ernsthafte Versuche diese Benachteiligung anzugehen hat es seitdem nicht gegeben.
Das Problem ist, dass ernsthafte Probleme geschlechtsbedingter Benachteiligung ausgesprochen komplex sind und sich einfachen Lösungen entziehen. Das in der Genderforschung tätige Personal ist mit dieser Komplexität aber weitgehend überfordert, was ein Spiegelbild der Entwicklung in unserem Schulsystem ist. Wir haben einen Dang in die Gymnasien und in akademische Laufbahnen - inzwischen will ja die Hälfte jedes Jahrgangs das Abitur und ein Drittel anschließend an die Universität. Den harten fachlichen Anforderungen in den Naturwissenschaften, Medizin oder Jura sind die aber nicht alle gewachsen. Was macht man, wenn das eigene Selbstbild (oder die Eltern) einen zu einer akademischen Laufbahn zwingt, ohne dass man einem echten akademischen Anspruch gerecht werden könnte? Man flüchtet sich in die "weichen" Fächer. Und dort gibt es dann irgendwann Leute mit Abschlüssen, die sich mit irgendwas beschäftigen müssen und die - mangels der Möglichkeit irgendwo einen echten Beitrag zu leisten - sich selbst Probleme zu schaffen um die selbst zu lösen und sich an die Illusion der eigenen Relevanz zu klammern. Die verteilen dann Sternchen. Das betrifft nicht nur die Genderforschung, sondern zB auch weite Bereiche der universitären Pädagogik.
Das ist im meinen Augen auch ein gesellschaftliches Problem, denn im Grunde fallen diese Menschen als produktive Mitglieder einer Gesellschaft weg und müssen ihr Leben lang alimentiert werden (und zwar zu wesentlich höheren Kosten, als es bei den unproduktiven Mitgliedern einer Gesellschaft der Fall ist, die nicht den Anspruch haben, Akademiker genannt zu werden).
Um das zu lösen, müssten in meinen Augen zwei Dinge passieren:
1. Eine Aufwertung von geisteswissenschaftlichen Tätigkeiten unterhalb universitärer Abschlüsse. Wer in Physik an der Universität scheitert, kann an die FH wechseln und meistens erfolgreich Maschinenbau, E-Technik oder sonst was studieren und damit gut durchs Leben gehen. Wer in vielen geisteswissenschaftlichen Fächern merkt, dass eine akademische Laufbahn nicht das richtige ist, hat eigentlich nur die Möglichkeit, in ein relativ tiefes Loch zu fallen oder sich halt mit aller Macht daran zu klammern, die Illusion aufrecht zu erhalten.
2. Es müsste eine ehrliche Auseinandersetzung mit Leistung in den betreffenden Fachbereichen geben. Das wir aber nur passieren, wenn es Druck von außen gibt und nicht mehr 90% eines Jahrgangs den Abschluss schaffen und der Schnitt dann bei 1,3 liegt.
Wer mich jetzt als Motivationsredner buchen möchte, den muss ich leider enttäuschen, ich arbeite nur ehrenamtlich da wo ich gebraucht werde.