Ich habe ja reine Jungenklassen und daher häufiger das Vergnügen damit, dass jungentypisches Verhalten auf einmal als krankhaft bezeichnet wird, allerdings auch ab und an mal den Fall, dass jemand tatsächlich AD(H)S hat. Die wenigsten davon waren eine Belastung für eine Jungenklasse, die kommen damit eigentlich hervorragend klar, solange da nicht noch massive Störungen des Sozialverhaltens reinkommen (die nicht ADHS induziert sind). Ich hab Verhaltenstherapie und Neurofeedback beide im Einsatz gesehen, die Wirksamkeit ist in etwa so gut wie die von Ritalin, wirkt aber über den Tag gleichmäßig und manchmal muss man den Schüler daran erinnern, dass zu tun was er da gelernt hat.
Auch ein z. B. depressiver Mensch ist unter Psychopharmaka wesensverändert oder evtl. so wie vor der Erkrankung. Wie beurteilt man denn das eigentliche Wesen eines Menschen?
Ja, deswegen werden depressive Menschen, die das erste Mal Psychopharmaka bekommen, üblicherweise stationär aufgenommen, weil Antidepressiva als erstes die Antriebslosigkeit beheben, die schlechte Gefühlslage bleibt bestehen. Dann hast du jemanden, der nicht nur Gedanken an eine Selbsttötung hat, sondern auch die Motivation das umzusetzen. Die schlechte Gefühlslage wird dann...durch Verhaltenstherapie geändert. Aber immerhin besser als Depressionen mit Insulinschocktherapie, Elektrokonvulsionstherapie oder Lobotomie zu behandeln (die Klassiker der Medizin halt). Es gibt kein Antidepressivum, dass wesentlich besser abschneidet als Verhaltenstherapie (Klick mich!), die meisten haben Glück, dass sie so lange zugelassen sind, dass sie nicht gegen Placebo antreten mussten, haben aber gleichzeitig massive Nebenwirkungen.