Hallo Morse,
ich finde das gegenüber den Betroffenen reichlich geschmacklos, hier allen Ernstes Vergleiche mit Euthanasie und NS anzustellen.
Wohl kaum eine Mutter wird ihren nachweislich schwer behinderten Fötus mit Bezug auf eugenisch-rassistische Ideologien abtreiben. Möchtest du in solch einer Situation sein?
Ich weise nur darauf hin, dass ca. 80% derjenigen, die vorher sagen, dass sie niemals ein behindertes Kind abtreiben würden, dies im Fall der Fälle dann doch tun. Kann man von einem Menschen verlangen, sein Leben für das Kind komplett aufzugeben und noch dazu wider besseren Wissens ein Kind zur Welt zu bringen, das sein Leben lang ggf. an einer gravierenden Behinderung leidet?
Niemand kann sowas einfach entscheiden und schon gleich nicht Leute, die selbst nicht in solch einer Situation sind.
der Buntflieger
Alles anzeigen
Eine Leitfrage ist eine Frage und keine Antwort.
Schön, dass Dich sogar diese noch nicht einmal formulierte Leitfrage zu einer Antwort provoziert hat. Da merkt man doch, welches Aktivierungs-Potential darin steckt.
Die Leitfrage könnte in diesem Fall lauten: "Ist Abtreibung von Behinderten heute nicht auch Eugenik wie bei den Nazis?"
Du hast auf diese Frage eine mögliche Antwort - Deine persönliche - gegeben.
Was als "geschmacklos" empfunden wird, ist wohl sehr individuell verschieden.
Die Provokation ist hier kein Selbst-, sondern Mittel zum Zweck, das bewusst eingesetzt wird um Schüler zu aktivieren.
Ich persönlich lege großen Wert darauf, dass es beim Denken keine Tabus gibt. Warum soll man nicht auch einen "reichlich geschmacklosen" Vergleich auf seine stichhaltigkeit prüfen?
Was kann daran falsch sein, eine Aussage auf ihren Wahrheitsgehalt hin zu prüfen?
Wg. des geschmacklosen Vergleichs:
Im Alltag begegnen einem oft Vergleiche aller Art, die sich zur dialektischen Kompetenz-Übung im Unterricht nutzen lassen.
10 Tage nach Trumps Ernennung zum Präsident gab es z.B. in der Zeit einen Artikel, in dem Trump mit Hitler verglichen wurde.
(Jetzt leider hinter einer Paywall: http://www.zeit.de/2017/05/adolf-…ttansicht?print)
Den habe ich mit Schülern gelesen und besprochen - die Aktualität von Trump hat sie motiviert (und bei "Hitler" meint natürlich eh jeder mitreden zu können).
Ob das "geschmacklos" ist oder nicht, spielt für mich erstmals keine Rolle. Für mich spielt eine Rolle, ob es stimmt bzw. ob dieser Vergleich angemessen ist. Darüber kann man diskutieren: was spricht dafür, was spricht dagegen.Sowas macht man im Unterricht. "Geschmacklos" ist da, wenn überhaupt, eine abschließende Bewertung und keine Beurteilung. Aber wenn sie mit einer schönen Begründung daher kommt, wie bei Dir, ist das ja auch ein schönes Ergebnis (und die Provokation hat sich in meinen Augen gelohnt).