Beiträge von Morse

    "praktisch GAR NICHTS tun" ist eine vage Formulierung. Was heißt das konkret, so dass man darüber diskutieren kann?

    "viele Produkte in Deutschland sehr günstig" - sehr günstig, aha! Verglichen mit was? Polen schon mal nicht.

    "wieso nicht alles (auch Essen) kostenlos zur Verfügung steht" - ist für diese Aussage die Zusammenstellung des Hartz IV Satzes berücksichtigt, oder aussen vor gelassen, weil nicht jeder darauf Anspruch hat?

    (Randnotiz:
    "Konsumverhalten der Deutschen kritisch betrachten" - hoffentlich ohne die oft vorgebrachte Kritik, dass die Armen doch an der Armut schuld sind, weil sie immer nur billig kaufen wollen ("Geiz ist geil").

    Danke, Morse, für diese kurze, aber inhaltlich gehaltvolle Antwort, angenehmerweise ohne Moralkeule!
    [...]leider sind die Fronten diesbezüglich sehr verhärtet, weil statt demokratischer Gesprächskultur zumeist Grundsatzdebatten nach dem Motto "Darf man das jetzt sagen oder nicht" geführt werden. [...]

    Noch ein paar Worte dazu, weil Du mich namentlich genannt hast. (Meine Moralkeule war natürlich nur im Mantel versteckt.)

    Meines Erachtens macht es insofern keinen Unterschied, ob man nun für oder gegen die Ausländer ist, dass sich eine Regierung davon nicht beeindrucken lässt. Eine Herrschaft hat ihre Interessen und setzt diese durch, egal was vor einer Wahl versprochen wurde.

    Ausländerfeinde sagen z.B., dass ihnen die Ausländer auf der Tasche lägen, weil sie nicht arbeiteten oder ihnen die Arbeitsplätze wegnehmen. Das scheint paradox, aber beides stimmt auf eine Art.
    Ja, ein Zuwander ins Sozialsystem verursacht Kosten.
    Ja, Mitbewerber auf dem Arbeitsmarkt verschärfen die Konkurrenz.

    Aber:
    Ein Arbeiter verdient so viel, dass es zur Reproduktion seiner Arbeitskraft genügt. Alle Eingriffe des Staats in den Markt stellen dies sicher und sind letztendlich nur Feintuning eines Systems maximalen Profits. Ob nun ein neuer Sozialfall dazu kommt, oder eine Million - davon hat der Arbeiter nicht mehr oder weniger, auch wenn das behauptet werden mag. Gewinne werden nicht an die verteilt, die sie durch ihre Arbeit erwirtschaftet haben, sondern behalten von denen, die arbeiten lassen für ihren Gewinn.

    In einer Konkurrenz um Arbeitsplätze gibt es immer Verlierer. Daran sind aber nicht die Gewinner schuld, sondern die Konkurrenz bzw. dieses System selbst.
    Dass inländische Konkurrenz legitim ist und ausländische nicht, obwohl der Schaden in der Konkurrenz selbst besteht, die immer Verlierer produziert, muß man sich auch erst mal weismachen lassen.

    Anstatt zu streiten, ob man die Ausländer willkommen heißen oder wegschicken soll, kann man auch mal überlegen welche Interessen hier vorliegen und wer hier wem was zumutet.

    Schließe mich Midnatsol an und möchte nur das ergänzen:

    "Warum sind sie da?" Und da fällt mir leider kein positiv konnotierter Grund (was ich mit "Bereicherung" umschrieb) ein, auch wenn du mir da gerne aushelfen darfst.

    Der Einwanderungspolitik von Staaten liegt keine Moral, sondern eine Kosten-Nutzen-Rechnung zugrunde.
    Die Kosten der Flüchtlingswelle sind offensichtlich, der Nutzen weniger offensichtlich. (Z.B. Lohnkosten senken.)
    Ich sag mal so:

    Was eine Großmacht sein will, die sich in internationalen Angelegenheiten für zuständig erklärt, Eingreifen so legitimiert, "Verantwortung übernimmt", ihre Soldaten ans Ende der Welt schickt etc. - die muss das abkönnen. Und umgekehrt.

    Hier von der bpb (http://www.bpb.de/nachschlagen/l…788/knappheit):
    Knappheit
    die Tatsache, dass nicht alle Güter in so ausreichendem Umfang bereitstehen, um damit sämtliche Bedürfnisse zu befriedigen. Aufgrund des begrenzten, knappen Güterangebots kann nur ein Teil der grundsätzlich unbegrenzten Bedürfnisse des Menschen befriedigt werden. Die Knappheit der Güter ist ein wirtschaftliches Grundproblem und macht wirtschaftliches Handeln des Menschen notwendig, um eine bestmögliche Versorgung mit Gütern zu gewährleisten. Je knapper ein Gut ist, desto höher ist sein Preis.

    Duden Wirtschaft von A bis Z: Grundlagenwissen für Schule und Studium, Beruf und Alltag. 6. Aufl. Mannheim: Bibliographisches Institut 2016. Lizenzausgabe Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung 2016.


    Demnach stehen Güter also prinzipiell (!) in nicht ausreichendem Umfang bereit, aha!
    Damit wäre ja endlich mal geklärt, ob das Glas halb voll, oder halb leer ist! ;)

    FreMe: Vorsicht, ich nehm Dich beim Wort! ;)

    Wenn ich Deine Beschreibungen lese und mir den Unterricht bzw. dessen Lernziele vorstelle, pendelt das Niveau ganz stark hin und her. Auf der einen Seite vermeintliche Banalitäten, auf der anderen Seite sehr komplexe/abstrakte Wirtschaftstheorien.
    Da würden mich wirklich die konkreten Lernziele bzw. Feinziele interessieren!
    "Warum gibt es wirschaftliches Handeln" oder "Wirtschaftskreislauf" ist mir zu vage, darunter kann ich mir alles oder nichts vorstellen.
    Noch was inhaltliches:

    Güter sind immer dann knapp, wenn sie erschöpflich sind und nicht (praktisch) unendlich zur Verfügung stehen, sodass sie kostenlos sind (wie z.B. Luft). Das bedeutet, dass im Normalfall eben nicht alle (!) Bedürfnisse befriedigt werden können, weil man für knappe Güter zahlen muss [...]

    Vorweg: ich unterrichte u.a. Geschichte und Gemeinschaftskunde, aber kein WK, BWL etc., bin also kein Profi (falls das nicht eh klar war ;-))
    Mir scheint zu verknüpfst "knapp" mit "teuer" ganz unabhängig von Angebot und Nachfrage. Schau mal auf Ebay-Kleinanzeigen, ob es da nicht erschöpfliche Waren kostenlos gibt...
    Oder Stell Dir vor es gäbe einen seltenen Rohstoff, für den sich kein Mensch interessiert.
    Diese Verknüpfung "knapp heißt teuer" ist doch ein Warenfetisch!

    Wahrscheinlich frage ich deshalb so viel/blöd nach, weil mich zum einen das Thema sehr interessiert, vor allem wie man die abstrakteren Theorien didaktisch reduzieren könnte, zum anderen kann ich mir wie oben geschrieben einfach nichts konkretes vorstellen bei Deinen Beschreibungen. Das muss aber nicht an Dir liegen, sondern womöglich auch an der Materie und ihrer Begriffshuberei wie Bedürfnis, Bedarf, Nachfrage etc.

    Wäre cool, wenn Du nach dem Halten Deiner Stunden/der Reihe schreiben könntest wie es lief! :)

    Ich bin so frei mal noch weiter rumzustochern bzw. blöde Fragen zu stellen ;)

    Bzgl. des von mir genannten 'Welthunger trotz ausreichender Resourcen' sagst Du, dass Du Dich nicht auf weltweite Probleme, sondern auf Deutschland beziehst - ok.
    Aber dass in Deutschland die meisten Güter knapp sind ist mir neu!
    Du schreibst, dass die "Güter knapp sind. Brathähnchen ja auch erst einmal gezüchtet [...] werden müssen". Daraus, dass Waren produziert müssen, kann man doch nicht folgern, dass es eine Knappheit gibt.
    Was verstehst Du unter "knapp"? Dass der Preis einer Ware nicht "umsonst" ist?

    Geht es Dir um die Preisform der Ware oder um eine Moral à la "Kinder, seinen Lebensunterhalt muss man sich verdienen! Es wird einem nichts geschenkt!"

    In einigen Bundesländern werden gerade Lehrer aller Schulformen an Grundschulen abgeordnet.
    [...]
    Ich bin an einer OBS (ohne gymnasialen Zweig) und auch mit Abordnung an der GS.

    Das wusste ich noch gar nicht! Bisher habe ich das ab und zu im Scherz (!) gesagt, dass wir ja womöglich bald an die GS abgeordnet werden...

    Wie häufig kommt das vor? Gibt es da offizielle Infos oder Zeitungsberichte?
    Wird man vorher gefragt, ob man einverstanden ist oder gibt es auch welche die Zwangsabgeordnet werden?

    Da man dir absolut nichts vorwerfen kann, kannst du in sachlichem Ton einfach die Schallplatte machen:
    Ja, verstehe ich, schwierige Situation. Nein, ich konnte nicht kommen, mein Kind war krank. Ja, das war sicher schwierig. Nein, leider, mein Kind war krank. Nein, sorry, mein Mann konnte es nicht betreuen. Nein, auch jemand anderes nicht. Ja, schon klar, aber mein Kind war leider krank. Nein, es gab keine andere Lösung. ...
    [...]
    Ich würde auf Erklärungen, Rechtfertigungen, eigene Vorwürfe usw. verzichten. Irgendwann sagst du sonst etwas, was man dir im Mund umdreht.

    +1

    Ich lasse mir kein "Ehrenamt" abverlangen und bin strikt gegen sogenanntes "Engagement" (unbezahlte Überstunden).

    Wer meint, Elend ausgerechnet dadurch zu mildern, dass man Unterprivilegiterte fit macht für unsere Konkurrenzgesellschaft mit ihrem immanenten Elend, der irrt sich.

    Der Grund, auf den ich eingehen möchte, sind die Bedürfnisse, die Menschen haben. Und diese ziehen den Bedarf an bestimmten Gütern mit sich. Das Problem, weshalb man dann wirtschaften muss, ist die Knappheit von Gütern. Und das ist auch der Bezug zum Schlaraffenand. Es gibt eben nicht von allem so viel, wie man gerne hätte. Und das fliegt einem dann auch nicht einfach so zu. Vielmehr sind einige Güter knapp und haben daher einen bestimmten Wert und wenn man ein solches Gut haben möchte, muss man dafür etwas tun - also z.B. diesen Wert mit Geld bezahlen. Und dann kann man aber eben mit dem begrenzten Geld, das man hat, nichts anderes mehr kaufen.
    Für Ergänzungen/Korrekturen/... bin ich natürlich gerne offen :).


    Ich finde das inhaltlich so nicht richtig.
    Beispiel:
    Laut der Bundeszentrale für politische Bildung leiden knapp 900 Millionen Menschen an Hunger, obwohl genügend Nahrung vorhanden ist. Dies sei ein "Verteilungsproblem".
    Aber vielleicht mißverstehe ich Dich bzw. Deine Formulierungen auch bzw. darüber kannst Du ja - wenn es das Material hergibt - ja auch die Schüler diskutieren lassen.

    Welche Lernziele hast Du bzgl. des "Schlaraffenlands"? Dass man Geld braucht um sich etwas kaufen zu können? Das man sich Geld verdienen muss durch Arbeit, wenn man keines hat? Das ist mir nicht ganz klar...

    Was hat es denn generell mit derlei Fragen auf sich? Sollen das Fragen sein, die SchülerInnen sich stellen? Oder muss man seine U-Entwürfe immer in Frageform abgeben? Kenne ich nicht.

    Ohne vom Fach zu sein: würde spontan mit Thema Taschengeld loslegen. Wer bekommt welches? Was kaufen sich die SchülerInnen davon? Wo kommt dieses Geld eigentlich her? Wer hat schon mal gejobbt? Möchte jemand fürs Rasenmähen/Babysitten/Zeitungaustragen gern Äpfel oder Winterschuhe bekommen? Warum (nicht)? ...

    Ja, U-Entwurfe in Geschichte und Gemeinschaftskunde haben üblicherweise eine Leitfrage (die dann auch der Titel der Stunde ist).
    Diese kann bereits in zuvor von den SuS entwickelt worden sein oder sich mehr oder weniger spontan aus dem Einstieg der Stunde ergeben.

    jetzt ganz ohne Ironie gefragt:leben wir hier in Mitteleuropa nicht im Schlaraffenland? :gruebel:

    Klar, und die, die nicht im Schlaraffenland leben, sind froh, dass sie nicht mehr in der Steinzeit leben, und die in der Steinzeit sind froh, dass sie mal was Warmes essen können und die davor, dass sie es mal aus den Meeren an Land geschafft haben. Und so findet jeder einen Vergleich, mit dem er sich gut fühlt.
    Oder wie es bei Monty Python heißt: "And though I may be down right now at least I don't work for Jews." ;)

    Edit: Die Richtung des Vergleichs würde ich entgegen der vermuteten Haltung der Schüler ausrichten.

    Ich habe mich jetzt für die Leitfrage "Wieso leben wir nicht im Schlaraffenland?" für die Reihe entschieden. Nach der ersten, offensichtlichen Antwort (weil Essen nicht fliegen kann), glaube ich, dass ich damit ganz gut zur Güterknappheit, dem Grund, wieso wir überhaupt wirtschaften müssen und wieso es also Märkte gibt, wieso man dann Geld braucht etc. kommen kann.

    "dem Grund" - das macht mich neugierig zu wissen, was Deiner Meinung nach der Grund ist!

    Es bezweifelt auch keiner, dass sich beide Fächer thematisch ergänzen, gerade wenn es um den Umgang mit anspruchsvollerer Literatur in der Sek II, bei der man den historischen Kontext braucht, um Entstehung und inhaltliche Vorgänge noch umfassender verstehen zu können. Problematischer ist eher, dass Lehramtsabsolventen beider Fächer (vor allem in der Kombination beider Fächer), insbesondere mit Zielform Gymnasium, in deutlich zu hohem Maße vorhanden sind. Und obwohl Lehrerbedarfsprognosen vorhanden sind, die eher von besagten Fächern abraten, ist in nächster Zeit eher nicht von einem abweichenden Studienauswahlverhalten auszugehen.

    Viele Lehramts-Studenten gehen davon aus, dass sie sich in der Konkurrenz um Stellen gegen andere durchsetzen werden.
    Viele Lehrer-Foristen geht davon aus, dass sie sich in einer Konkurrenz bei leistungsgerechter Bezahlung gegen andere durchsetzen würden.
    Jeder kann gewinnen, aber halt nicht alle, gell!

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