Beiträge von Morse

    1. Moment, du sprachst von deinem Traumberuf. Das und satt sind schon zwei Gründe und deine Schüler lernen was von dir. Dritter prima Berufszweck. Dass deine Schüler mal einen Beruf ausüben werden ist ja per se nichts Schlechtes.
    2. Wenn Wegziehen ein Totschlagargument ist, was wäre dann keins? Zurück zum Tauschhandel? Alle autarke Selbstversorger? Dass unser Reichtum auf der Ausbeutung anderer Menschen auf der halben Welt beruht, das ist furchtbar. Dass mein Beruf aber einen Arbeitgeber reicher machen soll, das versteh ich halt nicht. Lasse es mir aber gern erklären.

    Ich habe Deinen Beitrag nummeriert. Zu

    1. Dass man lernt und einen Beruf ausüben kann halte ich für eine gute Sache. Aber den Zweck des ganzen in dieser kapitalistischen Gesellschaft, den finde ich nicht gut.

    2. Kurz zu "unser Reichtum": Ausgebeutet werden nicht nur Leut in der dritten Welt, sondern überall, auch bei uns. Die Arbeits- und (damit) Lebensbedingungen sind natürlich ganz andere, aber das Prinzip ist gleich.
    (Randnotiz: Es gibt häufig Beiträge in den Medien in denen die erfolgreiche Aussenhandelsbilanz der BRD kontrastiert wird mit Armut. Da wird dann gefragt: wie kann das sein, dass die Firmen so große Gewinne machen und die Leute trotzdem so wenig verdienen. In der Frage steckt schon die Antwort: weil die Leute so wenig verdienen, machen die Firmen so große Gewinne.)

    Zum Zweck des Arbeitsplatzes: ein Arbeitgeber stellt Arbeiter ein, damit sie für ihn Gewinn erwirtschaften - und zwar möglichst viel. Deshalb sollen die Lohnkosten möglichst gering sein.
    Wenn Deine Arbeit dem Arbeitgeber keinen Profit bringt, verlierst Du diese Arbeit. Ob Du damit Dich oder Deine Familie ernähren konntest spielt dabei überhaupt keine Rolle. Dieser Zweck existiert nur für Dich, für einen Arbeitgeber existiert er schlichtweg nicht.
    Dass die meisten Menschen "ihre Haut zu Markte tragen müssen" für ein paar wenige andere, die dadurch noch reicher werden - das halte ich für keine schöne Sache.

    Der Staat zahlt kurzfristig für Beamte weniger als für Angestellte und seit wann denken demokratisch gewählte Regierungen langfristig, das bringt doch überhaupt nichts für die Wiederwahl. ;)

    Ob Beamte oder Angestellte weniger Lohnkosten verursachen weiß ich nicht, aber ich gehe davon aus, dass die Senkung der Lohnkosten ein großes Interesse des Arbeitgebers (auch hier des Staats als besonderer Arbeitgeber) ist.

    Deinem Kommentar zu demokratischen Regierungen stimme ich auch zu! Wobei unsere Gewählten ja "frei" von einem imperativen Mandat sind...

    Beamte arbeiten immer noch in einem kameralistischen System, deine Gesellschaftskritik in allen Ehren, aber entweder kritisierst du dass dich deine Arbeitsbedingungen unglücklich machen oder dass dich der Zweck deiner Arbeit unglücklich macht, im ersten Fall bist du tatsächlich im System gefangen (aber wie gesagt, in einem kameralistischen System), im zweiten Fall gibt es einfache Abhilfe: Auswanderung in nicht kapitalistische Wirtschaftssysteme. Venezuela soll um die Jahreszeit sehr schön sein und die Leute dort...alle unglaublich zufrieden mit den Lebensbedingungen... :P

    Der Zweck macht mich unglücklich, die Arbeitsbedingungen teilweise auch (z.B. mangelhafte Ausstattung seitens des Schulträgers).

    Zu meiner Kritik an sich hast Du gar nichts gesagt, außer diese "dann geh doch nach drüben"-Phrase. Macht Dir dieser von mir benannte Zweck gar nichts aus, oder findest Du ihn gar gut, oder dass meine Beurteilung falsch ist?

    Das verstehe ich nicht. Kein Beruf hat doch nur einen Zweck: Er macht mich satt und dient einem anderen. Wenn es jetzt auch noch mein Traumberuf ist, ist die Tätigkeit sogar zufriedenstellend. Was will man mehr?

    Nenne es spätrömische Dekadenz, aber satt zu werden allein macht mich nicht glücklich.

    Den einzigen Zweck, den ein Arbeitsplatz in unserer kapitalistischen Gesellschaft hat ist es den, der den Arbeitsplatz zur Verfügung stellt, reicher zu machen.
    Wenn Deine Arbeit Dich satt macht, aber für den Arbeitgeber keine Rendite abfällt, ist Dein Arbeitsplatz für ihn überflüssig. Die Bedingung Deiner Arbeit ist dann schlicht nicht vorhanden.
    Ich finde das schrecklich in so einer Welt zu leben, wo die einen die anderen ausbeuten und das ganze vom Staat mit Gewalt durchgesetzt wird.

    Die Schule in dieser Gesellschaft dient auch nur diesem Zweck: Schüler sollen als zukünftige Arbeiter möglichst produktiv ausgebeutet werden können. Dafür sollen sie lernen und durch unsere Bewertungen für den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt sortiert werden.

    Sollte tatsächlich druchgedrückt werden, dass Beamte bald streiken dürfen, wird das Lehrer-Beamtentum schneller abgeschafft, als Studenten „A13“ überhaupt sagen können. So schaffen wir uns unser eigenes Grab. Glückwunsch.

    Falls das Berufsbeamtentum abgeschafft wird, dann ganz sicher nicht gegen das Interesse des Staats.
    Falls das Berufsbeamtentum abgeschafft wird, dann weil der Staat das mittlerweile für für seine Interessen von Vorteil hält. (Geringere Lohnkosten, etc.)

    Lehrer ist mein Traumberuf, aber ganz egal welchen Beruf ich ausübe: in unserer kapitalistischen Gesellschaft hat jeder Beruf nur einen einzigen Zweck und der macht mich unglücklich.

    Darüber können mich auch die vorhandenen schönen Erlebnisse und Erfolgserlebnisse mit Schülern und Kollegen nicht hinweg trösten. Das ist neben meiner Gesundheit auch ein Grund, dass ich bemüht bin meinen Selbstverschleiß zu verringern, was mir oft schwer fällt.

    Wir haben einen Ordner für jede Schulart wo die Noten händisch eingetragen werden.

    Das halte ich (jmd. der privat und beruflich viel mit Computern arbeitet) für das beste (und sicherste) System.

    Randnotiz:
    Bin schon gespannt auf die ersten bekannt werdenden Fälle, wo Zeugnisse gehackt werden. Wenn der gläserne Schüler realisiert ist, Arbeitgeber sich schon die Beurteilungen der Grundschule angucken können auf einer zentralen Datenbank und niemand mehr nachprüfen kann, ob die Daten darin überhaupt stimmen.

    Das ist wahrscheinlich die letzte Konsequenz aus "Klar, das sollte eigentlich der Schulträger bezahlen, aber meine Investition lohnt sich für mich, damit mache ich mir meinen Alltag deutlich leichter".

    Habe - trotz Teilzeitstelle - jeden Tag etwas für die Schule getan und kriege sie gar nicht mehr aus meinem Kopf.
    [...]
    Wie handhabt ihr das? Gönnt ihr euch einmal in der Woche einen schulfreien Tag?

    Ja. (Einen.)
    Mehr schaffe ich noch nicht, weil mein "Archiv" noch nicht voll und organisiert genug ist.

    Ich habe noch einen langen Weg vor mir, aber mit der Zeit schaffe ich es immer mehr, auch mal "nein" zu sagen und z.B. nachts dann einfach mal noch "irgendwas" einzutüten, anstatt noch das perfekte Arbeitsblatt zu basteln.
    Über Reduzierung des Deputats habe ich auch schon mal nachgedacht, weil dieses Schuljahr die Arbeitsbedingungen besonders schlecht sind, aber ich habe schon zu oft gehört "Das einzige was sich mit halbem Deputat ändert, ist das Geld. Sonst ändert sich nix!"
    Der Satz oben (hervorgehoben) spricht ja auch dafür... Ich glaube bei mir wäre das genau so, dass ich dann trotz weniger Stunden genau so viel den Kopf voll hätte mit Schule. Wenn das die nächsten Jahre so weitergeht, muss ich mir was überlegen. Aber ich habe ja Hoffnung bzw. die bisherige Erfahrung, dass es mit der Zeit besser wird.

    Wir sind im Gegensatz zu Angestellten in der freien Wirtschaft an unseren Dienstherren gebunden und dürfen nicht streiken. Der Vorschlag von Lehramtsstudent mag zwar assozial sein, ist aber dennoch effizienter als die Besoldung aller anzupassen.

    Warum nicht gleich komplett ehrenamtlich arbeiten und auf Gehalt verzichten? Das wäre NOCH effizienter für den Arbeitgeber!

    Warum hält man als Arbeiter eine hohe "Effizienz" für eine gute Sache, wenn sie doch nur bedeutet, dass für möglichst wenig Lohn möglichst viel Leistung aus einem herausgepresst wird?

    Dann hätte man aber weder einen finanziellen Anreiz für Neulinge, um den Beruf überhaupt auszuüben, noch für die erfahrenen Grund- und Mittelschullehrer als Belohnung für Treue im Job und eine konstant hohe Arbeitsqualität. Gleiches Gehalt für alle würde letztendlich alle zu Faulheit "motivieren", weil man dann auch nicht bereit wäre, mehr als der Andere zu machen, da man letztendlich eh das gleiche Gehalt erhält. In dem Fall wäre die Motivation deutlich größer, wenn es eine geringe Anzahl an Beförderungs- oder Zusatzzahlungsmöglichkeiten gäbe oder die Entlohnung grundsätzlich leistungsbasiert wäre (Problem: schwierig bei der Kategorisierung).

    Wie kommt das, dass man sich den gegen einen selbst gerichteten Standpunkt des Arbeitgebers zu eigen macht?

    Ich kann mir das nur durch zwei falsche Annahmen erklären:
    1. Von "Wirtschaftswachstum" würden alle profitieren.
    2. Man ist sich siegessicher in der anstehenden Konkurrenz um ganz wenige Beförderungen.

    Aber mal zurück zu "A13 für alle": natürlich wäre das ein Anreiz für Neulinge, um den Beruf überhaupt auszuüben. Genau aus diesem Grund wurde das teilweise auch eingeführt.

    DAs was bei uns gerade zu dem meisten Unmut führt ist, dass die Leute, die als Mentoren arbeiten (müssen, weil sie das angeordnet bekommen haben) und nicht mal eine Entlastungsstunde usw. dafür erhalten jemanden ausbilden und dann hinterher weniger als er bekommen. Scheinbar also nicht so qualifiziert wie er sind. Aber qualifiziert genug, um ihn auszubilden.

    Da stimmt doch was nicht!

    Daran merkt man: die Bezahlung hat unmittelbar nichts mit der Qualifikation zu tun.

    Im Kapitalismus regelt sich die Höhe eines Lohns durch Konkurrenz am Arbeitsmarkt. Diskussionen über einen vermeintlich "gerechten" Lohn sind da einfach unangemessen.

    Und auch in Fällen wie deinem war die Entscheidung für die Hauptschule nicht zwangsläufig die falsche, da es auch Spätzünder gibt, die mit der richtigen Förderung erst in die Lage versetzt werden, Inhalte auf höherem Niveau verstehen und verarbeiten zu können. Man muss diese Schulform nur als Chance sehen, statt sie gleich als Abstellgleis für Gestrandete zu charakterisieren.

    Solche Fälle gibt es, aber es gibt auch Fälle, wo Potential letztlich begraben wird durch dieses neue Umfeld - auf das es eben ankommt.

    Um in einer Klasse von "Chaoten", in der kein normaler Unterricht stattfinden kann, als einzig Motivierter am Ball zu bleiben und sich nicht bei den "Abgehängten" zu integrieren muss man schon ganz schön tough sein.
    Umgekehrt kann es Wunder wirken einen schlechten Schüler aus einer "Chaoten"-Klasse in eine angepasste/lernwillige Klasse zu setzen.

    Die Erfolgsgeschichten halte ich für die Ausnahme.

    Ich merke in meinem Schulalltag einen deutlichen Unterschied zwischen ehemaligen Hauptschülern, Realschülern und Abiturienten, auch in der Reihenfolge, dass man fast immer richtig von der tatsächlichen Leistung auf den vorherigen Abschluss tippen kann.

    Semi-off-topic:

    Fehlende Punkte an Satzenden

    Bei grammatischen Fingerübungen fällt mir auf, dass mehr und mehr Schüler nicht wissen, dass man am Satzanfang groß schreibt und am Ende ein Satzzeichen setzt.
    Der Klassiker ist, dass Fragezeichen gesetzt werden, aber keine Punkte. Ich vermute mal, dass das an Whatsapp liegt. ("Mein Punkt heißt "send"!")

    Das Problem tritt eher bei einzelnen Sätzen zu Grammatikübungen auf, weniger in "authentischen" Texten.
    Ich frage mich manchmal, ob ich da etwas nachgiebiger sein sollte, weil es quasi eine "unauthentische" Schreibsituation ist.
    Andererseits sage ich während Tests/Arbeiten teilweise mehrmals, dass Punkte gesetzt werden müssen, sonst gibt es Punktabzug. Trotzdem gibt's manche, die keine Punkte setzen. Neulich habe ich das nicht nur mehrmals gesagt, sondern sogar direkt zu der Aufgabe dazu geschrieben! Trotzdem gab es ein paar, wenn auch wenige, die keine Punkte gesetzt haben.
    Durch den Punktabzug hat es sich bei vielen gebessert, aber nicht allen. Ich weiß nicht, ob ich womöglich zu viel Wert darauf lege und mich vergallopiere.
    Einerseits ist es für die Grammatikübung per se ziemlich Wurscht, ob da nun am Ende ein Punkt steht oder nicht - andererseits ist es aber einfach mal sowas von elementar, dass ich nicht darüber hinweggehen will.
    Habt ihr diese Problematik auch und wenn ja, wie geht ihr damit um?

    Guten Morgen zusammen!

    In unserem Kollegium herrscht Uneinigkeit bei der Bewertung folgender Aufgabe in einer Englischarbeit:

    Die Schüler sollten in sechs Lücken die verneinte Form des "past perfect" einsetzen. Ein Schüler schreibt nun in jeder Lücke "haddn't + past participle", wobei das past participle stets korrekt gebildet ist.

    Ein Kollege würde hier statt einem Punkt 0,5 Punkte pro Lücke geben, ein anderer Kollege vertritt die Meinung, dass die Form jedes Mal als komplett falsch zu bewerten ist, da ein entscheidender Bestandteil nicht korrekt ist, wieder ein anderer Kollege schlägt vor, die erste Lücke als falsch anzusehen und die weiteren Lücken voll zu bepunkten, da es sich um einen immer wiederholten, minderschweren Orthographiefehler handelt...

    Wie lauten eure Einschätzungen? Vielen Dank!


    Auch ich würde 0,5 Punkte jeweils geben.
    Begründung: es ist zwar "nur" ein Schreibfehler, aber ein eher dackelhafter! Ich denke das mildere Korrektur hier nicht genug Anreiz bietet, aus dem Fehler zu lernen.
    Es gibt schlimme und weniger schlimme Schreibfehler.
    Z.B. ist es nicht so dramatisch, wenn man bei einem selteneren und schwerer zu schreibenden Wort durcheinander kommt, z.B. bei "colleague".
    Wenn aber jemand "I" außer am Satzanfang immer klein "i" schreibt, muss man schon deutlicher werden.

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