Beiträge von Ratatouille

    Du kommst aus Rheinland-Pfalz. Da kannst du dich aus Familiengründen beurlauben lassen, bis das jüngste Kind 18 ist. Der Beihilfeanspruch bleibt bestehen. Du musst aber die Antragsfristen beachten, also Antrag bis zum 31.1., Beurlaubung dann ab 1.8.

    Lesenüben und Einmaleinsüben etc. muss! zu Hause geübt werden. Das kann weder Schule noch der Hort leisten.

    Genau, Lesen, Rechnen und die Uhr, alles andere läuft ausreichend gut in Schule und Hort. Sonst nur noch für Bewegung an der frischen Luft sorgen, Essen kochen, rechtzeitig schlafen schicken. Das wars, absolut machbar für die allermeisten, alleinerziehend hin, beruflich eingespannt her (bin ich beides auch). Sofern man sich überhaupt um seine Kinder kümmern möchte.

    Die Wahlangebote sorgen dafür, dass die Nachmittagsbetreuung häufig eine reine Kinderaufbewahrung ist. Gelernt kann nicht werden, weil ja viele aus der Klasse nicht da sind und nicht benachteiligt werden sollen. Eine gut durchdachte Ganztagsschule kann nur mit allen Kindern stattfinden.

    Meine Kinder waren in der Grundschulzeit nachmittags im Hort (ja, Glück gehabt, es gab einen und wir haben sogar Plätze bekommen), sie haben dort kurz Hausaufgaben gemacht und danach "nichts gelernt", sondern geklettert, gemalt, gewerkelt, gefilzt, gesungen, geflötet, Theater gespielt, getanzt, gebastelt, gestrickt, gehäkelt, fotografiert, sind ins Kino, Museum, zu Ausstellungen gegangen, wandern, forschen und haben viel, viel mit anderen Kindern gespielt. Es waren ganz normale Erzieherinnen und Erzieher da, mehrere, die im Wechsel immer mal etwas Neues angeboten haben.


    In der weiterführenden Schule habe ich die Kinder in der Ganztagsklasse angemeldet. Das war echt schrecklich. Alle 30 in einem Raum, von hilflosen Hilfslehrern auch schon vormittags kaum notdürftig beaufsichtigt, Höllenlärm, Gehampel und Gerenne (logisch!!), dazwischen Unterricht durch Lehrer. Superanstrengend und frustrierend für alle Beteiligten. Sobald es ging, habe ich sie da herausgenommen.


    Als Jugendliche war ich einige Jahre selbst auf einer Ganztagsschule. In dem Alter fand ich es nicht schrecklich, aber es war öde. Mich nachmittags anderswo auszutoben und auszuprobieren, hätte mir mit Sicherheit besser getan. Dass es für viele Kinder und Jugendliche von Vorteil wäre, wenn sie den Nachmittag in der Schule verbringen könnten, bestreite ich nicht. Aber ich finde, svwchris hat Recht. Lehrer sollten sich nicht für alles zuständig fühlen. Es gibt ein Leben außerhalb der Schule.

    Allerdings, in der einen "schlechten" Klasse wurde auf die ganz schlechten Noten mehrfach mit anhaltendem Kichern und Herumgekaspere reagiert.

    Doch, du solltest dir schon Gedanken über die Kinder machen. Wie soll denn ein Zehnjähriger in seiner neuen Schulklasse (voller cooler Jungs?) anders reagieren, wenn er sich nicht gleich als Fußabtreter anbieten will? Was in ihm vorgeht, weißt du erstmal nicht. Es sollte dir aber nicht egal sein.

    Deutsch macht schon richtig Spaß, weil man viel mehr Möglichkeiten hat, Brücken zu den SuS zu schlagen als in den meisten anderen Fächern. Und langweilig wird es nie.


    Aber

    • Deutsch ist als Fach schon überkomplex, du musst immer viele Stränge gleichzeitig verfolgen (integrierter Ansatz). Schau mal in die Lehrpläne.
    • In einem Fach, das von 5 bis 13 und in relativ vielen Stunden unterrichtet wird, musst du viel mehr Unterricht vorbereiten und aktuell halten als in einem zweistündigen Nebenfach ab Klasse 7 oder 8, was grade in den ersten Jahren ein deutlicher Unterschied ist.
    • In Deutsch schlägt die zunehmende Heterogenität besonders durch, die Vorbereitung wird also noch komplexer, du schreibst Förderpläne etc.
    • Du bist natürlich immer Klassenleiterin, was schön ist, aber in jüngeren Klassen arbeitsintensiv.
    • Ja, die Korrekturen dauern. Und Aufsätze von Schülern, die ihre Stärken anderswo haben (das sind nicht wenige...) sind für beide Seiten eine Qual. In anderen Fächern korrigiere ich nicht nur viel schneller, sondern auch lieber.
    • In Deutsch und Englisch hast du nicht nur dauernd schriftliches Abitur, sondern auch besonders viele Schüler im mündlichen Abitur, in beiden Fächern. Das ist sehr viel Arbeit, selbst wenn du mal keinen eigenen Abiturkurs haben solltest (Zweitkorrektur, Protokolle beim mündlichen Abitur).
    • Deutsch und Englisch gehören zum Kreis der Fächer (Mathe, Naturwissenschaften, Deutsch, Englisch), die permanent im Fokus immer neuer, nervtötender Reformen stehen, was einem unfassbar viel Lebens- und Arbeitszeit raubt, auch wenn man diesbezüglich möglichst die Kirche im Dorf lässt.

    Also: Deutsch ist viel Arbeit, in Kombination mit Englisch seeehr viel Arbeit. Andererseits sind Lehrer sehr gesucht, die Geschichte oder Erdkunde auf Englisch unterrichten können. Das würde dir vielleicht auch Spaß machen. Wenig Arbeit wäre das natürlich auch nicht.

    Obwohl sie selbst Lehrerin ist, passiert ihr als Mutter der typische short cut. Die Lehrer sollen mal bitte zugeben, dass zuviel Unterricht ausfällt - als ob wir es wären, die das verschleiern.


    Wenn Lehrer in Vertretungsstunden Zeitung lesen oder Filme zeigen, ist das ganz sicher nicht ideal, weder was den Lernerfolg noch was die Außenwirkung betrifft, aber oft gar nicht die Entscheidung von Lehrern. Da echte Vertretundsstunden irgendwann bezahlt werden müssen, gibt es zusätzlich die Erfindung der sog. Aufsichtsstunden, in denen Lehrer angeblich gar nicht arbeiten und die deshalb auch nicht bezahlt werden müssen. Natürlich könnte man jetzt einfach trotzdem Unterricht machen. Viele tun das, mit schlechtem Gewissen den jungen Kollegen gegenüber, die trotz Bestnoten und offenkundigem Lehrermangel nicht eingestellt werden. Und die hätten sicherlich auch gerne die eingesparte Stelle an der Berufsschule der eifrigen, aber politisch etwas naiven Dame.

    Es ist schon etwas ungewöhnlich, dass ein SL so dezidiert einfordert, dass Kollegen die Sprachrichtigkeit mitbewerten, im Recht ist er aber! Das ist eben nicht allein die Aufgabe der Deutschlehrer, sondern hat in allen Klausuren zu erfolgen. Die Klausuren durchzusehen, gehört wiederum zu den Aufgaben der SL. Und natürlich ist das Thema Klausuren und Korrekturen ein Kriterium unter vielen bei den Laufbahnbeurteilungen.


    Offensichtlich bist du mehrfach darauf hingewiesen worden, dass du die Sprachkorrekturen gründlicher machen sollst. Dann tu es doch einfach und dein neuer SL hat keinen Grund zur Kritik. Oder es ist dir zu lästig und du lebst damit, dass das halt aufgefallen ist.


    Da du sicher längst verbeamtet und wahrscheinlich auch befördert bist, kann dir dieses Blatt sowieso total egal sein. Außer vor Beurteilungen und Verabschiedungen werden Akten von niemandem gelesen, schon gar nicht gründlich. Bei einem Schulwechsel wird die Akte nicht an deinen neuen SL geschickt, sondern allenfalls der Inhalt der alten Nebenakte in die Hauptakte bei der Bezirksregierung umgeheftet, aber meist nicht einmal das. In jedem Fall interessiert dieses Blatt keine Sau, wenn du nicht selber Wind darum machst.

    Das, was du beschreibst, ist doch echt skandalös.

    Leider entspricht das den geltenden Regeln, auch wenn es vielleicht verständnisvollere Schulleiter gibt.


    Ich durfte ein Schulfest nicht für zwei Stunden zur Kindergartenverabschiedung meines Sohnes verlassen, obwohl ich als Teilzeitkraft die volle Projektwoche durchgearbeitet hatte. Zu seiner Einschulung hätte er ebenfalls alleine gehen müssen (Vater gibts bei uns wegen eines Schicksalsschlags nicht mehr, andere Verwandte wohnen weit weg und sind alt), wenn die "Assistentin" des Stundenplaners (die natürlich in Wahrheit die Arbeit gemacht hat) nicht solidarisch gewesen wäre und meinen freien Tag auf seinen Einschulungstag gelegt hätte. Diese strenge Auslegung galt bei uns nicht für jeden. Der Personalrat war aber in diesem Umfeld natürlich keine Hilfe.


    Als Kleinkind im Fremdelalter hatte mein Kind schweres Asthma und musste öfter notfallmäßig ins Krankenhaus. Dass ich ihn als Mutter begleite, war nicht drin, der Arzt fand es medizinisch nicht nötig, obwohl Angst und Aufregung die Atemnot verstärken und mein Sohn sich in seiner Verzweiflung beim Strampeln die Infusion herausgerissen und Bett und Wand vollgeblutet hat, und natürlich waren die vier (auch bei Alleinerziehenden) Krankheitstage im Jahr ohnehin schnell aufgebraucht. Die SL hätte noch bis zu vier weitere Tage mit anderen Begründungen genehmigen können, wenn sie denn gewollt hätte - hat sie aber nicht. Einzelne Urlaubstage können Lehrer in der Schulzeit nicht nehmen. Zusammenhängender Sonderurlaub (z.B. ein Vierteljahr) wäre theoretisch denkbar, muss man aber sechs bis acht Wochen vorher beantragen und die Notwendigkeit belegen können, fällt bei sporadischen Krankheitsschüben flach. Bleibt noch, nach vielen Monaten (je nach Antragsmonat 6 bis 18) unbezahlt in Urlaub zu gehen und sich solange von Tag zu Tag durchzuretten.


    Die Geschichte mit dem sterbenden Vater hat eine Kollegin ähnlich erlebt. Bei uns bekommt man erst frei, wenn ein Verwandter ersten Grades BEERDIGT wird, nicht wenn er erst stirbt. Allerdings fand es die SL angebracht, von der Kollegin zu verlangen, vor der Beerdigung ihres Vaters die ersten beiden Stunden zu unterrichten, da die Beerdigung auf 11 Uhr terminiert war.


    Klar haben Beamte eine besondere Treuepflicht. Aber wir haben auch Pflichten in anderen Rollen und menschliche Bindungen und Bedürfnisse. Ich finde die Regeln in manchen Lebenslagen sehr brutal.

    Ja, zum Beispiel. Was sagt dein Bauchgefühl? Das Kind war super, alles lief lange prima. Nun hat es womöglich Probleme mit der Lehrerin, mit den Mitschülern, könnte an den sozialen Rand geraten, könnte schlechter beurteilt werden, könnte...


    Vielleicht fällt dir ja testweise eine kleine vertrauensbildende Maßnahme ein (keine Rechtfertigungsarie und eher kein weiteres Klärungsgespräch).

    Rund 41 Prozent der Grundschullehrer (Primarbereich), 48 Prozent der Lehrer an Gesamtschulen und Gymnasien (Sekundarbereich I) und 42 Prozent an der gymnasialen Oberstufe (Sekundarbereich II) sind mindestens 50 Jahre alt.


    SKANDAL!!!


    Wenn Gymnasiallehrer mit 30 Jahren mit der Ausbildung fertig sind und mit 65 in Pension gehen, wie aktuell noch der Fall, und alle Jahrgänge gleichmäßig vertreten wären, müssten 42 Prozent 50 oder älter sein. Waaaahnsinn, wie stark die tatsächlichen Zahlen hiervon abweichen. Und natürlich allein Schuld der Lehrer, was altern die denn so unverschämt!!

    Wenn Eltern aufdrehen (und nicht zu den berühmten zwei bis drei Prozent Verrückten gehören), dann meist weil starke ELTERNgefühle im Spiel sind. Sie haben Angst, das Kind könnte etwas Wichtiges nicht schaffen, fühlen sich hilflos wegen Schulwegmobbereien, schämen sich vor den Nachbarn, fühlen sich um die Früchte ihrer aufopfernden Erziehungsarbeit betrogen, weil vom Lehrer nicht anerkannt usw. Wenn man verstanden hat, worum es wirklich geht, hat man gute Chancen, es auf der zwischenmenschlichen Ebene aufzulösen. Um deine Sachkompetenz als Lehrerin geht es jedenfalls in Wahrheit nicht, weshalb es nichts bringt, auf der Sachebene hin- und herzuargumentieren. Im Zweifel würde ich einfach mal drei/vier Wochen wegsehen und Ruhe geben. Es ist wichtiger, mit den Eltern im guten Einvernehmen zu bleiben als jedes problematische Verhalten des Kindes zu bearbeiten. Wenn die Eltern zuhause gegen dich arbeiten, funktioniert deine Erziehungsarbeit ohnehin nicht.

    Also wenn ein offensichtlich wenig erfahrener Lehrer mich als Problemelternteil betrachten, über Alkohol und Gewalt phantasieren und mir wichtige Informationen vorenthalten würde, nur weil ich mit meinem hochpubertären Sohn gelegentlich einen Konflikt habe, käme ich auch einigermaßen aggressiv rüber.



    Lieber Threadersteller (Schüler??), natürlich werden die Lehrer zunächst mal deine Eltern ins Boot holen. Es besteht eine Erziehungspartnerschaft zwischen Schule und Elternhaus. Hier gibt es sehr seltene Ausnahmen, nämlich dann, wenn Jugendamt und Polizei die richtigeren Adressen sind.

    Hallo Alfreda!


    Gut dass du es angehst - nichts wie weg!


    Aber nicht kopflos. Ich würde genau schauen wohin, Kollegen, die am Ort wohnen ausfragen, auch Eltern, die du kennst, Homepages studieren, Tag der offenen Tür, an normalen Tagen an Schulschluss, in den großen Pausen und auch dazwischen durchs Haus laufen, Atmosphäre schnuppern, drei, vier Schulen aussuchen und sie als Wunschschulen auf dem Antrag angeben. Möglicherweise findest du dabei einen guten Grund für deine Legende (siehe unten).


    Die Chance, dass es klappt, erhöhst du, indem du vor der Wahl der Schulen schaust, ob jemand mit einem deiner Fächer demnächst geht (Buschfunk, Philologenverbandsbuch mit Geburtsdaten...) und indem du dich nach Abgabe des Antrags den neuen Schulleitern vorstellst.


    Auf gar keinen Fall begründest du den Versetzungswunsch mit deiner Gesundheit oder den Intrigen an der Schule etc. In den Antrag schreibst du "persönliche Gründe". Wenn der SL ein schlechtes Gewissen hat, wird er dich löchern, dann hast du dir eine freundliche Legende zurechtgelegt. Die wird und muss er nicht glauben, er will nur wissen, was du sagst, wenn dich jemand anderes fragt, was aber keiner tut, außer deinen neuen Kollegen. Denen erzählst du dieselbe Legende, sonst lässt du das Thema nicht hinter dir.


    Denk daran, den SL um Stillschweigen zu bitten. Gib den Antrag nicht zu spät ab, so dass er noch in Ruhe mit dir sprechen kann (also ca. drei Wochen vor der Frist). Dass es nicht beim ersten Mal klappt, ist immer möglich, egal wie du den Antrag begründest. Dann musst du mit diesem SL weiterleben. Nur wenn er dir die Freigabe verweigert, lohnt es sich darüber nachzudenken, wen du ins Vertrauen ziehst und wie weit (z.B. Hauptpersonalrat).


    Viel Glück!
    Rata

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