Beiträge von tibo

    Die Bundeswehr ist etwas anderes als das Finanzamt. Der UN-Kinderrechtsausschuss fordert Deutschland auf, die Rekrutierung U18-Jähriger zu beenden und jegliche Werbung insbesondere an Schulen zu unterlassen. Es gibt also gute Gründe, eine solche Veranstaltung kritisch zu sehen. Eine Weigerung ist als Lehrkraft mWn nicht möglich, eine Arbeitsgruppe der GEW hat aber Vorschläge zum Umgang der Bundeswehr an Schulen zusammengestellt:

    Die Möglichkeiten kommen dabei aber auch auf das Bundesland und den jeweiligen Kooperationsvertrag mit der Bundeswehr an.

    tibo

    Steigt der Leistungsdurchschnitt denn tatsächlich oder "kann" er nur theoretisch steigen?

    Nein, sieht man sich die Vergleichsstudien an, steigt der Durchschnitt nicht. Die letzten Ergebnisse sind für ein reiches Land wie unseres ohne Frage schlecht. Es verzerrt aber mMn trotzdem die Wahrnehmung an den weiterführenden Schulen zu einer noch dramatischeren Wahrnehmung.

    Denn Fakt ist, dass immer weniger Kinder mit dem eigentlich vorgesehenen Leistungsstand an den weiterführenden Schulen (und zwar über alle Schulformen hinweg) ankommen

    Es gibt auch die andere Perspektive z.B. des Soziologen Aladin El-Mafaalanis, der in seinem Buch "Mythos Bildung" das Paradox beschreibt, dass Kinder in unserem System insgesamt mehr können, aber dies an den Schulen nicht wahrgenommen wird, weil die 'ehemaligen guten Hauptschüler*innen' nun an der Realschule sind, die 'ehemaligen guten Realschüler*innen' nun am Gymnasium sind und am Gymnasium nur im Verhältnis weniger Kinder mit den 'ehemaligen Spitzenkompetenzen' sind. Der Leistungs-Gesamtdurchschnitt kann steigen, obwohl er im Durchschnitt an den einzelnen Schulformen sinkt.

    Entgegen dem Trend an der weiterführenden Schule ist der Anteil an Kindern mit Leistungen im höchsten Kompetenzniveau in Mathematik in der vierten Klasse laut TIMSS 2023 übrigens gestiegen:

    "Die höchste Kompetenzstufe V erreichen 8,3 Prozent der Viertklässlerinnen und Viertklässler (international 10,4 Prozent; EU 9,5 Prozent; OECD 11,5). Dieser Anteil ist im Vergleich zu 2007 (5,6 Prozent) und 2019 (6,0 Prozent) signifikant gestiegen."

    https://www.blaetter.de/dokumente/vier…-mathematik-und

    Wenn man es also darauf verkürzen will, 'liefern wir durchaus besser ab'.

    Ich kann bestätigen, dass wir auch an unserer Grundschule darauf achten, in allen Eingangsklassen eine gute Mischung in verschiedenster Hinsicht zu haben. Nach Schuleingangsuntersuchung, teilweise Hospitation der Sonderpädagogin oder SEP in den Kindergärten und der Anmeldung, bei der Schulleitung, Sonderpädagogin und SEP auch nochmal einen Blick auf die Kinder werfen, setzen diese sich mit den zukünftigen Klassenlehrer*innen zusammen und bilden die Klassen.


    Wir brauchen das knallharte Leistungsprinzip, was anderes können wir uns nicht leisten.

    Die Ironie daran ist, dass Selektion in der Hinsicht das Gegenteil ist, da die Erwartungen an Schüler*innen an Hauptschulen und erst Recht Förderschulen gesenkt werden und an Realschulen niedriger als an Gymnasien sind. Hattie betont immer wieder die Bedeutung hoher Erwartungen an Schüler*innen, Differenzierung darf deswegen auch nicht falsch verstanden werden als Gruppierung.

    They know they’re getting lesser work. They know that the teacher is trying to make them a learner by giving them tasks they could already do. And they miss out on the rich depth that the other students get. And you can see why grouping is not my favorite activity.

    It’s about different ways in different times, not grouping.

    Andere Länder schaffen es, länger alle Kinder gemeinsam zu unterrichten und gleichzeitig bessere Ergebnisse in den (auch kritisch zu betrachtenden) Vergleichsstudien zu erzielen. Aus der Inklusion wissen wir, dass leistungsstärkere Schüler*innen nicht von damit leistungsheterogeneren Klassen negativ beeinträchtigt werden. Auch die Ergebnisse zu jahrgangsübergreifendem Unterricht, tendenziell ja auch leistungsheterogener, zeigen, dass die älteren Kinder dort keine schlechteren Leistungen zeigen. Beim jahrgangsübergreifenden Unterricht gibt es meines Wissens auch keinen so großen Effekt für die jüngeren Schüler*innen. Gerade beim Förderschwerpunkt Lernen haben aber Kinder an Regelschulen - leistungsheterogene Gruppen - Vorteile gegenüber Kindern an der Förderschule - leistungshomogenere Gruppen. Ein weiteres Beispiel sind die sogenannten Willkommensklassen, die beim Spracherwerb im Vergleich zur Beschulung von Geflüchteten im Regelunterricht schlechter abschneiden.

    Ich behaupte, leistungsstärkere Schüler*innen werden also nicht von leistungsheterogeneren Klassen oder Schulen beeinträchtigt, leistungsschwächere Schüler*innen profitieren tendenziell von leistungsheterogeneren Klassen und Schulen. Man orientiert sich eher nach oben als nach unten. Möchte man besonders begabte Schüler*innen fordern, sind hiervor vor allem spezielle Forderprogramme in Kleingruppen effektiv.

    Bei Hattie wird sich eh bedient, so wie es einem selbst in den Kram passt. Um mal eine grobe Aufzählung zu geben:

    - Klassengröße irrelevant

    - Lehrerwissen unnötig

    - dafür aber Frontalunterricht interessanterweise sehr effektstark. Da frag ich mich, wie man ohne Expertenwissen effektstarken Frontalunterricht durchführen kann

    Du verwechselt Frontalunterricht mit direkter Instruktion. Dafür dass dir Wissen so wichtig ist, argumentierst du hier ziemlich unwissenschaftlich. Des Weiteren sagen weder Hattie noch ich, dass Fachwissen unnötig seien.

    Wenn man Bildungswissenschaften nicht ernst nimmt, sind es ganz schön große Töne, Referendar*innen oder Schüler*innen Mängel vorzuwerfen.

    Es gibt keinen Konflikt zwischen der Förderung und der Forderung im Unterricht. Es ist beides gleichzeitig möglich, da es sich beim Lehrplan um ein Spiralcurriculum handelt, bei dem man Themen immer wieder auf verschiedenen Niveaus behandeln kann, wie hier schon erklärt wurde (z.B. bei der Zahlenraumerweiterung oder dem Zehnerübergang). Also nein, daran liegt es nicht. Ein Aspekt könnte mMn viel mehr sein, dass Gymnasien mitunter komische Vorstellungen von "angemessenen Kompetenzen" haben und den Lehrplan der Grundschule gar nicht kennen - wir haben hier ein Gymnasium, das sich wohl über die Schreibschrift der Kinder beschwert, weil diese so individuell sei und keiner der gängigen Schreibschriften entspräche. Ein Blick in den Lehrplan zeigt, dass es aber um eine "flüssige" und "lesbare" "verbundene Schrift" geht und nicht um eine konkrete Schreibschrift. Die Rolle des Gymnasiums hat sich außerdem geändert, vielleicht sollte es sich daran anpassen?

    In Köln sind die Selbstscankassen zum Glück mittlerweile sehr, sehr verbreitet. Wenn's die nicht gibt, vermisse ich sie auch sehr. Da ist in 99 Prozent der Fälle auch nur Kartenzahlung möglich, was das System zusätzlich beschleunigt. Und wir haben die Entwicklung von den ersten Modellen mitgemacht, die wirklich noch viele Fehlerchen hatten, zu den jetzigen Modellen, die zuverlässig funktionieren. Trotzdem erwarte ich eigentlich, dass eine Person des Marktes auch nur für die Selbstscankassen zuständig ist, da man sonst bei Fehlern ewig wartet. Am Ende ersetzen sie ja direkt mehrere Kassen, die sonst besetzt wären.

    Ich ordne mich auch dem Lager zu, das ganz dekadent standardmäßig bei Rewe einkauft. Sehen wir es aber lieber als Unterstützung des lokalen Fußballvereins. Lidl gibt es hier leider nicht so nah, sonst würde ich da mehr einkaufen. Insbesondere das Obst und Gemüse gefiel mir da immer sehr gut. Die Aldis hier glänzen leider gar nicht, was Frische und Haltbarkeit von Obst und Gemüse angeht.

    Auch Tibo fällt nichts anderes ein, als genau das gleiche zu fordern wie die letzten 5 Jahre, nur lauter und aggressiver - die Vorstellung, dass Trumps Sieg daran gelegen hätte, dass die Medien seinen Irrsinn nicht deutlicher und früher herausgestellt hätten, ist geradezu eine Realitätsnegierung - die Medien haben Jahrelang kaum etwas anderes gemacht, es hat nur nichts genützt.

    Nein, das ist keine Realitätsnegierung, es gibt im verlinkten Artikel reale Beispiele:

    "Molloy nennt zahlreiche Beispiele, wie aus den beleidigenden und wirren Statements Trumps in Medien wie der 'New York Times' kohärente und vernünftig anmutende Stellungnahmen gemacht wurden. Aus einem wirklich wahnhaft anmutenden Post, in dem er eine TV-Debatte mit 'Genossin Harris' von der 'radikalen Linken' auf dem Sender 'ABC FAKE NEWS' mit dem 'fiesesten und unfairsten Nachrichtensprecher' ankündigte, machte CNN folgenden Text:

    'Der ehemalige US-Präsident Donald Trump gab am Dienstag bekannt, dass er sich mit Vizepräsidentin Kamala Harris auf die Teilnahme an der Debatte am 10. September geeinigt hat und dass die Regeln dieselben sein werden wie bei der letzten CNN-Debatte, die für alle Beteiligten gut gelaufen zu sein schien.'"

    Meine Forderungen sind die gleichen, der letzten fünf Jahre, weil das erfolgreich war. Ein Anteil um die zehn Prozent für eine Partei wie die AfD ist leider immer realistisch, das ist eben der Anteil an Menschen mit diesem Weltbild und der Offenheit für Populismus in der Gesellschaft und bei diesem Anteil hatten wir die AfD lange. Ich werde lauter (aber ich weiß nicht wie du auf aggressiv kommst?), je mehr man von dem Kurs abweicht, der die AfD zumindest klein gehalten hat. Ich werde lauter, weil du diese Fehlschlüsse und die falsche Normalisierung hier im Forum immer wieder bringst. Meine Forderungen, die Abgrenzung von der AfD statt Annäherung, sind im Gegensatz zu deinen wissenschaftsbasiert - Léonie de Jonge, Professorin für Rechtsextremismusforschung mit dem Schwerpunkt politische Akteure und Ideologien am Institut für Rechtsextremismusforschung an der Universität Tübingen:
    "Die Entwicklungen in den Niederlanden belegen, dass der Versuch, die extreme Rechte durch inhaltliche Annäherung oder strategische Kooperation einzudämmen, das Gegenteil bewirkt: Statt sie zu schwächen, legitimiert und stärkt er sie. Dennoch schlägt Friedrich Merz in Deutschland nun genau diesen Weg ein. Es gibt auch keine empirischen Belege dafür, dass integrative oder imitierende Strategien die Unterstützung für die extreme Rechte verringern. Im Gegenteil: Wähler:innen bevorzugen in der Regel das Original gegenüber der Kopie. Außerdem können akkommodierende Taktiken das politische Terrain für die extreme Rechte sogar bereiten und deren Themen weiter in den politischen Mainstream tragen. Merz und seine Mitstreiter:innen wären gut beraten, sich die jüngsten Entwicklungen genauer anzusehen. Es ist ein gefährliches Spiel – denn einmal aus der Tube, lässt sich die Zahnpasta nur schwer zurückdrücken." Quelle:https://verfassungsblog.de/niederlande-brandmauer-merz-afd/

    Ja dann definiere doch mal genau und sauber gegeneinander abgegrenzt.

    Ich habe da eher den Eindruck, alles was nicht auf deiner Linie ist, ist aus deiner Sicht "Rechtsextremismus, Rechtspopulismus, Faschismus, Trumpismus".

    Ich habe zufälligerweise in Politik meine Bachelorarbeit geschrieben und dort über den Populismus in der AfD. Von daher kann ich dazu durchaus etwas schreiben, aber es wird nicht ganz komplett sein, sonst würden es 60 Seiten werden:

    Populismus ist eine Anti-Haltung. Anti Establishment, programmatisch aber in viele Richtungen offen, ist also keie geschlossenes Weltbild. Man schaue sich den Umschwung der AfD vom Beginn der Corona-Zeit, als in anderen Ländern bereits restriktiver agiert wurde, und der Zeit, in der dann auch in Deutschland restrikitver agiert wurde, an. Zu Beginn konnte es der AfD nicht schnell genug gehen, die Grenzen zu schließen und harte Maßnahmen zu fordern, weil 'die Altparteien' einfach zu wenig machen würden. Später, als die demokratischen Parteien dann geschlossen und entschlossen gegen Corona angingen, war die AfD auf einmal auf Seiten der Schwurbler. Populismus zeichnet aus, (emotionalisiert) 'das Volk' anzusprechen und eine Differenz zu schaffen zu den 'politischen Eliten'. Rechts wird der Populismus dann, wenn er 'das eigene Volk' gegen das Fremde bzw. 'die Fremden stellt'. Das war in der AfD übrigens von Anfang an veranlagt in der Anti-Euro-Politik, wenn auch nicht so explizit wie heute. Als ich meine Bachelorarbeit 2016 geschrieben habe, gab es durchaus bereits die Frage auch in der Politikwissenschaft, inwiefern die AfD rechtspopulistisch ist, aber damals war es noch nicht so deutlich nach außen und innerlich ja auch noch gar nicht so entschieden, wie heute mit der parteiinternen Machtgewinnung des Flügels um Höcke. Anders als in der AfD erfüllt Trump das Merkmal einer rechtspopulistischen Partei, die Strukturen auf eine männliche, dominante Person zuzuschneiden bzw. dieser besonders viel Macht zu geben. Trump wettert ununterbrochen gegen die 'politische Elite', erfüllt also das Merkmal des Anti-Establishment in besonderem Maße, obwohl er selbst dazu gehört, und Trump äußert sich wiederholt rassistisch.

    Rechtsextremismus beruht auf einem rassistischen und faschistischen Weltbild. Rechtsextremismus ist deutlich menschenfeindlich, das bedeutet er greift die Würde des Menschen, insbesondere ausländisch gelesener Menschen an. Angreifen ist da durchaus wörtlich gemeint, denn der Rechtsextremismus scheut nicht vor körperlicher Gewalt gegen Menschen. Die demokratischen Strukturen werden verachtet und das Ziel ist eine undemokratische Machterhaltung, ein autoritäres System. Auch der Verfassungsschutz legt seinen Fokus bei der Bewertung auf die Verfassungsfeindlichkeit und auf die Herabwürdigung ausländisch gelesener Menschen. Ich würde das Ausweiten auf die Abwertung von Minderheiten generell, wenn man sich zum Beispiel die Verknüpfungen von Trump ins evangelikale queerfeindliche Milieu und die Verknüpfungen der AfD mit dem queerfeindlichen Netzwerk von Beatrix von Storch anschaut. Schauen wir uns Trump darüber hinaus unter diesem Aspekt an, so kann man deutlich benennen, dass er die US-demokratische Verfassung missachtet. Er wollte seine Wahlniederlage nicht akzeptieren und sägt an der Rechtsstaatlichkeit und der Gewaltenteilung in den USA. Der Sturm auf das Kapitol war eng verknüpft mit Trump und so hat dieser diesen gefördert und den Beteiligten in seiner zweiten Amtszeit die Strafe erlassen.

    Was unterscheidet Rechtspopulismus und Rechtsextremismus? Rechtspopulist*innen lehnen Demokratie nicht ab, sondern deuten sie um. Aus der Herrschaft des Volkes wird das Volk durch sie eng definiert (Anti-Establishment, anti ausländisch gelesene Menschen) und dann behauptet, der Wille des echten Volkes würde ja missachtet werden. Rechtspopulist*innen verstehen sich als echte Vertreter*innen des Vokes und alles was ihre Macht also einschränkt, steht gegen den Willen des von ihnen bestimmten Volkes. Das sind durchaus auch demokratische Institutionen, denn checks-and-balances braucht man ja nicht, wenn das eng definierte Volk eine eng definierte, einheitliche Meinung hat. Der Rechtsextremismus lehnt das demokratische System selbst ab und möchte es durch ein autoritäres System ersetzen. Während Populismus eine Form der Kommunikation ist, die nicht an bestimmte Inhalte geknüpft sein muss, ist der Rechtsextrmismus eine Ideologie in sich. Die Neue Rechte versucht den Rechtspopulismus als Mittel, als Türöffner zu nutzen. Nach außen gibt man sich rechtspopulistisch (für das Volk; gegen das Establishment; gegen jene, die vermeintlich nicht zum Volk gehören), nach innen hat man aber eine klare rechtsextremistische Ideologie, die nur subtil z.B. durch Dogwhistling nach außen scheint. Meine Meinung ist, dass man hier durchaus eine Entwicklungslinie erkennen kann: Rechtspopulist*innen geben sich am Anfang als konvervativ aus, Rechtsextremist*innen geben sich am Anfang als rechtspopulistisch aus. Die Grenze wird systematisch verschoben - und das hat in den USA und in Deutschland leider sehr gut geklappt.

    Trumpismus vereint Aspekte der verschiedenen Dimensionen: wie beschrieben die Anti-Establishment-Haltung des Populismus, die Abwertung von ausländisch gelesenen Menschen des Rechtspopulismus, die Verfassungsfeindlichkeit des Rechtsextremismus und die Offenheit für Gewalt wie beim Sturm auf das Kapitol zu sehen. Darüber hinaus hat er aber auch oligarche Elemente und eine Schnittmenge mit der libertären Bewegung, die für ihren eigenen finanziellen Vorteil die Sozial- und Finanzgesetze untergraben. Trumpismus hat ein Element, das nicht zwingend zum Rechtspopulismus oder Rechtsextremismus gehört, nämlich die MAGA-Bewegung. Trumpismus als Begriff meint also die Elemente des Rechtspopulismus und des Rechtsextremismus, die Trump vereint, und die spezifischen Elemente seiner Politik.

    Das alles ist aber insgesamt schwierig voneinander abzugrenzen, auch in der Politikwissenschaft wird da ausgiebig diskutiert, weshalb ich bei den genauen Begriffen auch manchmal vielleicht undeutlich bin. Deutlich bin ich aber bewusst in der Ablehnung, denn das größte Problem ist eben die Normalisierung dieser Phänomene, die alle eine gewisse, beschriebene Menschen- und Demokratiefeindlichkeit innehaben. Das muss man benennen, verurteilen, ausgrenzen, es darf nicht normal werden.

    Zur Zeit als ich meine Bachelorarbeit geschrieben habe, gab es auch die These der Immunisierung gegen den Rechtspopulismus und -extremismus in Deutschland aufgrund der Erfahrung des Nationalsozialismus. In Deutschland waren wir im Vergleich zu anderen Ländern lange ohne eine solche größere Partei im Parteienspektrum, gerade weil die Menschen hier besonders aufgepasst hätten, was gesagt wird, weil es gesellschaftlich schnell hohe Strafen für Äußerungen gäbe, die in diese Richtung gedeutet werden konnten. (Dieser These würde ich nicht uneingeschränkt zustimmen, weil die CDU und die CSU auch früher schon genug gesagt haben, was ebenfalls problematisch ist.) Es wurde aber auch schon gewarnt, dass es auch in Deutschland das Potenzial für eine solche Partei gibt, die Einstellungen waren und sind in der Mitte der Gesellschaft zu einem Teil verbreitet. Jetzt wurden sie angesprochen und es wurde nicht widersprochen.

    Ich habe schonmal geschrieben, dass ich über die USA und Trump nicht so viel sagen kann wie über Deutschland. Aber hier kenne ich mich aus: Die Union (und auch die SPD und Die Grünen in kleineren Teilen) und Moebius sind auf dem Holzweg mit ihrer Übernahme der rechtspopulistischen Themen und Forderungen. Das normalisiert diese weiter und die Menschen wählen dann das Original. Seit diese in Friedrich Merz menschgewordene Strategie voll ausgespielt wird, hat sich die Zustimmung zur AfD teilweise verdoppelt. Das, was Moebius fordert, macht die Politik gerade und man sieht das Ergebnis. Das Gegenteil wäre also zumindest in Deutschland richtig: Widerspruch und das scharfe Schwert der Demokratie nutzen, deutlich zeigen, dass Rechtspopulismus und -extremismus nicht normal sind und nicht akzeptiert werden. Der AfD und deren Themen keine Bühne bieten, sondern eigene Themen setzen.

    Die Verteidigung Trumps durch Moebius, wenn Trump kritisiert wird, ist hier auch so sicher wie das Amen in der Kirche, ich habe nach chemikus' Beitrag schon darauf gewartet ^^

    Gegenrede ist im Rahmen des Rechtspopulismus und Rechtsextremismus übrigens alles andere als irrelevant. Und gerade bei Trump wäre es gut gewesen, hätten die Medien in den USA und in Deutschland Trumps Irrsinn viel früher herausgestellt. Es gab da eine gute Analyse zu, wie es Rechtspopulist*innen und -extremist*innen dieser Art geholfen hat, dass Medien sie behandelt haben, als wären es normale Leute und den Irrsinn neutral-gewaschen haben, weil Medien im Normalfall den Anspruch einer gewissen Neutralität haben. Rechtsextremismus, Rechtspopulismus, Faschismus, Trumpismus - wie auch immer man es genau definieren will - ist aber nicht normal und dieser Typus nicht 'geistesgesund'.

    "Indem sie Trumps inkohärente und oft gefährliche Rhetorik immer wieder als konventionellen politischen Diskurs framen, kommen die großen Nachrichtensender ihrer Pflicht zur Information der Öffentlichkeit nicht nach und bieten stattdessen Deckung für das zunehmend erratische Verhalten eines ehemaligen – und möglicherweise zukünftigen – Präsidenten.“ Quelle: https://uebermedien.de/99494/sanewash…-normalisieren/

    Und Moebius ist immer vorne mit dabei, wenn hier der Irrsinn eines Donald Trump als Normalität verkauft werden soll.

    "Disclaimer": Wenn hier im Thread vom "unteren Drittel" geschrieben wird, dann denke ich an die KuK, die nach Beginn Ihres Unterrichts auf den Schulhof rollen, sich dann im Lehrerzimmer erst mal eine Tasse Kaffee holen, um dann gemütlich in den Unterricht zu schlendern. Schwellenpädagogik inklusive. Oder die ohne Ausnahme an allen Tagen mit Dienstbesprechungen etc. sich krank melden. Oder die, die sehr regelmäßig montags krank sind. Dass alles sind dann auch die Kandidat*innen, die bei der Übernahme von zusätzlichen Aufgaben fehlen - oder sich mit dem Allerwerstesten auf die Erledigung setzen.

    Ja, und das sind meiner Erfahrung nach eher Ausnahmen im Kollegium, eher 10 Prozent als 30 Prozent. Meistens hat man sie aber im Kollegium.

    Es gibt aber halt keine Definition, was denn überhaupt alles zum "Schulleben" gehört. Ich verstehe darunter die Gestaltung von Rahmenbedingungen, unter denen Unterricht möglichst effektiv und zielführend stattfinden kann. Andere meinen, dazu gehöre, zu Schulaufführungen der Theatergruppe zu gehen, die Bläserklasse zum Ausflug ins Altenheim zu begleiten, einen zusätzlichen Kennenlernnachmittag für kommende Fünftklässler zu veranstalten, Wettbewerbsteilnahmen zu organisieren oder AGs anzubieten. Nichts davon MUSS aber passieren, also finde ich extrem fragwürdig, hier eine Erwartungshaltung bezüglich des Engagements aufzubauen.

    Der Begriff ist offen gehalten, weil er von der Schulgemeinschaft selbst mit Inhalt gefüllt werden muss. Die Schule organisiert dies selbstständig (§3 Abs. 1). Die Versteifung auf Unterricht wird dem Sinne des Schulgesetzes NRW aber mMn nicht gerecht, was man z.B. an der Existenz des Erlasses zu Schüler*innen-Wettbewerben oder der Pflicht zur Teilnahme an Klassenfahrten erkennen kann - klar führt das zu Unterricht hin oder entwickelt sich aus Unterricht, aber es ist eben mehr als Unterricht. Im Lehrplan Sachunterricht (S. 180) habe ich noch eine mMn passende Formulierung zum Thema Gestaltungsfreiräume gefunden:

    "Der vorliegende Lehrplan ist so gestaltet, dass er Freiräume für Vertiefung, schuleigene Projekte und die Beachtung aktueller Entwicklungen lässt. Die Umsetzung der verbindlichen curricularen Vorgaben in schuleigene Vorgaben liegt in der Gestaltungsfreiheit – und Gestaltungspflicht – der Fachkonferenzen sowie der pädagogischen Verantwortung der Lehrerinnen und Lehrer. Damit ist der Rahmen geschaffen, gezielt Kompetenzen und Interessen der Schülerinnen und Schüler aufzugreifen und zu fördern bzw. Ergänzungen der jeweiligen Schule in sinnvoller Erweiterung der Kompetenzen und Inhalte zu ermöglichen."

    Deine im zweiten Teil benannten Beispiele sind gute Beispiele für das Schulleben. Du hast Recht, dass nichts davon passieren muss, aber etwas muss passieren (Gestaltungspflicht). Du kannst diese Formen des Schullebens nicht komplett streichen - weder als Schule noch in der persönlichen Arbeitszeit. Die Auswahl und Verteilung der Arbeit regelt die Schulgemeinschaft in Eigenverantwortung, so hat man Einfluss auf die Gestaltung und hat aber eben auch die Pflicht, sich in den von der Schulgemeinschaft beschlossenen Veranstaltungen zu engagieren. Es muss passieren, was die Schulgemeinschaft und die Schulleitung im Rahmen ihrer rechtlich gegebenen Kraft bestimmt.

    Ich habe nur manchmal das Gefühl, dass das "Kerngeschäft" auf das Unterrichten reduziert wird. Es gehören aber genau so das Erziehen, Beraten, Beurteilen, Betreuen, Fördern, Innovieren und Evaluieren dazu. Und die Gestaltung des Schullebens wird in der BASS NRW ausdrücklich genannt:

    "Die Lehrkräfte wirken an der Gestaltung des Schullebens, an der Organisation der Schule und an der Fortentwicklung der Qualität schulischer Arbeit aktiv mit. Sie stimmen sich in der pädagogischen Arbeit miteinander ab und arbeiten zusammen." (SchulG NRW, § 57 Abs. 2).

    D'accord, dass das in einem gesunden Verhältnis zueinander stehen muss und da mussten wir als Schule in den letzten Jahren auch dran und sind da dran (auch als Lehrer*innenrat) die Termine angesichts der allgemeinen Belastung zu reduzieren, wir hangelten uns teilweise von einem Veranstaltung zur nächsten. Prinzipiell ist es mir aber wichtig, dass Schule mehr ist als Lernen. Schule ist der Lebensmittelpunkt der Kinder.

    Die Zeiterfassung wird zu ganz vielen Problemen führen - sofern sie überhaupt annähernd realistische Werte für einzelne Tätigkeiten ausweist.

    Es läuft dann alles auf zu wenig Personal hinaus, das eben nicht auf Bäumen wächst. Also muss dann getrickst werden, dass das Ganze trotz Zeiterfassung wieder passt. Es wird dann Pauschalen für einzelne Tätigkeiten geben, die lächerlich gering bemessen sein werden. Beispielsweise 10 Minuten durchschnittliche Korrekturzeit für eine vierstündige Deutsch-LK-Klausur.

    Das Ganze wird vielen derjenigen, die noch motiviert und engagiert sind, den Rest geben.

    Das ist eine mMn pessimistische Sicht auf die Dinge, das Gesetz ist immerhin ein Gesetz für den Arbeitnehmer*innenschutz. Ich denke, dass sich die Bedingungen dadurch für Arbeitnehmer*innen verbessern werden. Zum Beispiel entsprechen Pauschalen doch gar nicht der Rechtssprechung, da doch die tatsächliche Arbeitszeit erfasst werden muss.

    "Arbeitgeber müssen Beginn, Dauer und Ende der Arbeitszeit erfassen - einschließlich Überstunden und Pausenzeiten. Folglich besteht die Zeiterfassungspflicht für die tatsächliche Arbeitszeit des Arbeitnehmers oder der Arbeitnehmerin." Quelle: https://www.haufe.de/personal/arbei…_76_582476.html

    Ich weiß gar nicht, inwiefern da nach Aufgaben, die man durch Pauschalen abbilden könnte, aufgeschlüsselt werden müsste. Es geht meines Verständnisses nach nur um die tatsächliche Arbeitszeit. Dass ich "voll" bin, um den Diskussionsstrang von RosaLaune aufzugreifen, kann ich mit der Arbeitszeiterfassung dann also objektiv beweisen bzw. wäre es dir als Schulleitung bewusst, da du die Daten hättest.

    Für die Schulleitungen kann ich das Dilemma natürlich verstehen, denn ich denke wie du auch, dass es zu wenig Personal gibt (und Lehrkräfte aktuell mehr arbeiten, als sie müssten).

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