Hi Vanessa!
Ich bin Physikerin der TU Berlin und bin auf die Idee gekommen, den Quereinstieg in das Lehramt zu machen.
Warum?
Ich bin theoretische Physikerin und meine Zukunft liegt im Bereich der IT-Branche, also dauerhaft vor dem PC zu sitzen, wobei mir
wirklich die zwischenmenschliche Interaktion fehlt.
Kann ich sehr gut verstehen, war in der selben Situation wie du. Habe den Quereinstieg in der Schweiz gemacht, wobei es da anders ist als in D - in der Schweiz ist man systembedingt fast immer "Quereinsteiger", zumindest in der Sek II.
1) Aufgrund meines nicht-geradlinige Lebenslaufes weiß ich nicht, wie groß meine Chanchen sind, für das berufsbegleitende
Referendariat angenommen zu werden.
Kenne mich in Berlin nicht aus, aber was man so hört ist man da mit M/Ph sehr begehrt... Unabhängig von Formalien: ich war beim Einstieg auch schon 40 mit "nicht-linearem" Lebenslauf und kann nur positives berichten.
2) Ich habe recht unterschiedliche Erfahrungen gehört, das der Lehrerjob ein äußerste stressiger Job sei, sogar die Anfälligkeit
für Burn-Out in dieser Berufsgruppe besondern hoch ist, wie sind eure Erfahrungen damit? Ich würde aufgrund der Belastung
am Anfang nur eine 1/2 Stelle und später maximal eine 3/4 Stelle machen.
Stressige und unstressige Phasen wechseln sich ab, kann man so pauschal nicht sagen. Burn-Out Anfälligkeit liegt oft in der Persönlichkeit, sehr oft gefährdet sind Menschen, die zu hohe Ansprüche an sich selbst haben und - etwas überspitzt formuliert - bis Nachts um 3 an jedem Komma ihrer Arbeitsblätter feilen. Man muss, gerade wenn man zum Perfektionismus tendiert, wirklich aktiv lernen es irgendwann auch "mal gut sein" zu lassen.
3) Mathe und Physik sind bekannterweise nicht gerade die begehrtesten Fächer in der
Schule und ich könnte mich vorstellen, bei vielen Frust zu erzeugen, Jugendlichen oder Kinder dazu zu zwingen etwas zu
lernen, worauf sie keinen Bock haben. Erfüllt euch dieser Beruf?
Ja! Ich unterrichte nur Mathe und tatsächlich ist das nicht gerade das Lieblingsfach vieler... aber einige ändern ihre Meinung auch und finden Mathe richtig spannend. Muss aber dazu sagen, dass meine Lernenden schon erwachsen sind und eine Berufsausbildung hinter sich haben.
4) Ich weiß, es gibt Stoßzeiten bei Korrekturen von Klausuren, habe aber auch Horrorgeschichten von Überstunden gehört.
Wie gelingt euch die Zeiteinteilung? Ist dies vereinbar mit eurem Leben oder anderweitigen Aktivitäten?
Am Anfang ist es schwierig, ganz klar. Man muss erstmal viel Zeit investieren, vor allem in die Vorbereitung der Stunden - das wird aber mit der Zeit und der gewonnenen Erfahrung besser. M/Ph sind verglichen mit Sprachen dankbar was Korrektur angeht, aber manchmal hilft nur an den Schreibtisch sitzen und erst dann wieder aufstehen, wenn die Stapel durch sind...
Das Beste am Job ist für mich die freie Zeiteinteilung - es muss alles gemacht werden, aber abgesehen von Konferenzen oder Besprechungen kann ich allein entscheiden, wann ich was mache. Tatsächlich habe ich mehr Zeit für andere Aktivitäten als in einen "9 to 5"-Job, aber dafür sitze ich auch mal am Sonntag oder spätabends am Schreibtisch - das macht mir nichts aus, ich kann gut zwischen Job und Privatleben "switchen".