Beiträge von Philio

    Ist das heute immer noch so, daß der Geschichtsunterricht mit dem 3. Reich endet oder kommt die Geschichte nach 1945 inzw. auch in den Lehrplänen vor?

    Bei mir kam das auch in den 90ern vor - Bizone, Trizone, BRD/DDR-Gründung, Montanunion, EWG, Kalter Krieg, NATO, Warschauer Pakt, ... alles dabei. Mein Geschichtsunterricht endete 1992 mit der deutschen Wiedervereinigung, das Lehrmaterial hierzu hatte mein Geschichtslehrer selbst zusammengestellt. Das war übrigens an einer Realschule. Ich mag allerdings nicht ausschliessen, dass ich einen besonders engagierten Geschichtslehrer hatte. Besagter Geschichtslehrer war auch weit davon entfernt, eine "generationenübergreifende Kollektivschuldthese" bezüglich der Nazi-Diktatur zu vertreten. Was er allerdings thematisiert hat, ist eine generationsübergreifende Verantwortung dafür, dass es so etwas in Deutschland niemals wieder gibt - und das absolut zu Recht.

    "Übliches" Verbrauchsmaterial stellt meine Schule, aber was ich mir (sehr gerne) aus eigener Tasche leiste sind FriXion Stifte in allen Farben - falls ich mich vor der Klasse mal verschreibe, kann ich damit den Fehler gleich ausbessern. Die Nachfüllminen sind leider vergleichsweise teuer, aber über Internet deutlich billiger als im Einzelhandel.

    Nur mal so aus Interesse, wie stand es bei dir mit den Sprachen?

    Finde ich sehr spannend, Deutsch und Englisch sind mir als Schüler sehr leicht gefallen - interessanterweise zunächst deutlich leichter als Mathematik, die hat erst später aufgeholt. Für Latein habe ich mir definitiv zu wenig Zeit genommen, da habe ich auf "4 gewinnt" gelernt (zur Erklärung: ich habe das Abitur per Nichtschülerprüfung gemacht), es nochmal "richtig" zu lernen steht auf meiner ToDo Liste ;) . Französisch lerne ich gerade, vorwiegend autodidaktisch.


    Mathematik basiert halt auf logischem Denken, während es bei Sprachen auf ein gutes Gedächtnis und die Fähigkeit Systeme zu verstehen und anzuwenden ankommt,

    Leider kommt in der Schule oft zu kurz, dass es in der Mathematik hauptsächlich um Strukturen und Muster geht - gerechnet wie in der Schule habe ich im Mathematikstudium kaum (in Physik dafür umso mehr). Vielleicht hätte dir das Mathestudium besser gefallen als der Matheunterricht an der Schule …

    Sprachen sind meiner Meinung nach nicht logisch

    Sprachen vielleicht nicht, aber die Untersuchung von Sprachen schon - mir fällt mir da z.B. Chomskys Generative Grammatik ein.

    Ich bin Anhänger der Theorie, dass man entweder das eine oder das andere kann, sprich man ist entweder gut in MINT Fächern oder aber in den Geisteswissenschaften. Ich selbst kenne keinen, der in beidem wirklich gut (im Sinne von hervorragend) ist, es gibt aber auch in meinem Kollegenkreis "Allrounder", welche es geschafft haben überall mehr oder weniger 2 zu stehen.

    Zähle ich mit LK Geschichte (15P) und LK Physik (14P) als Gegenbeispiel? ;) Wie es im Studium gewesen wäre, kann ich nicht sagen, da ich Physik studiert habe. Ich kenne aber viele, die Lehramt Sek II Mathematik + Sprache, oder Mathematik + Geschichte, oder Physik + Sprache studiert und das Studium mit exzellenten Abschlussnoten in beiden Fächern beendet haben. Nimm es mir deshalb bitte nicht übel, wenn ich deine Theorie unter "empirisch widerlegt" abspeichere.

    Übrigens ändert auch das neumodische Konstrukt MINT nichts an der Tatsache, dass Mathematik den Geisteswissenschaften deutlich näher ist als den Naturwissenschaften (auch wenn das immer noch teilweise kontrovers diskutiert wird).

    Man könnte aber auch eine ganz andere Einteilung machen - in empirische und nicht-empirische Wissenschaften zum Beispiel. Das finde ich jetzt viel spannender, als die uralten Grabenkämpfe zu pflegen. Dann hat man auf einmal Experimentalphysik zusammen mit empirischen Sprachwissenschaften im selben Boot, die Stringtheoretiker (sorry, der Seitenhieb musste sein ;) ) aber nicht mehr.

    Dass man sich dann im Studium die Fächer auswählt, in denen man auch in der Schule gut war ist doch nur logisch, oder?

    Sollte man meinen, aber mit der menschlichen Rationalität ist es allzu oft nicht so weit her … Dabei ist mir ein alter Beitrag in der Kolumne von Harald Martenstein eingefallen, den ich mal gelesen hatte: "Warum ich, in mühevollster Kleinarbeit, ausgerechnet Romanistik studiert habe, kann ich nicht mehr nachvollziehen. Französisch war mein schlechtestes Fach in der Schule. (…)".

    Es gibt eine kostenfreie App "Photomath " die alleine durch Scannen von Aufgaben (auch handschriftlich) sofort die Ergebnisse mit ausführlichen Lösungsschritten präsentiert.

    Gibt's schon lange, ich zeige sie auch meinen Lernenden (zusammen mit WolframAlpha, Geogebra, Desmos, ...).

    Gibt es bereits Erkenntnisse oder Erfahrungen über den Umgang mit dieser revolutionären Neuerung? Hausaufgaben, Tests, Unterrichtsformen ...müssen ja völlig neu gedacht werden.

    Warum? Lernziel ist ja z. B., dass der Lernende die Gleichung lösen kann und nicht die App... ausserdem ist Handynutzung während der Prüfung nicht gestattet. Wer es ausserhalb von Prüfungen als Lern- und Kontrollwerkzeug einsetzen möchte - herzlich gerne.

    welche Ausbildungen habe ich zusätzlich zu absolvieren, um als Berufsschullehrer arbeiten zu dürfen?

    Ein komplettes Hochschulstudium bis zum Master, da schliesse ich mich meinen Vorrednern an … und da niemand weiß, ob es dann noch ein Seiteneinsteigerprogramm gibt, wäre in diesem Fall ein grundständiges Lehramtsstudium die beste Wahl.

    Davon mal abgesehen, dass ich die Inhalte als ziemliches Detail- statt Grundlagenwissen empfand, an welchen Stellen im Unterricht stellt sich das Wissen über Ringe, Körper und Gruppen denn als besonders nützlich heraus?

    Sek I Unterricht, mögliche Schülerfrage: "Wir hatten ja im Unterricht, dass man jeden Winkel mit Zirkel und (unmarkiertem) Lineal halbieren kann. Kann man denn damit auch jeden Winkel dritteln? Im Buch habe ich dazu nichts gefunden …". Klar, man kann jetzt nicht mit höherer Algebra kommen, die Antwort muss schon schülergerecht sein - aber im Hinterkopf sollte das ein Mathematiklehrer schon haben.

    Das kann aber auch daran liegen, dass die Studieninhalte eines (Gymnasial)-MINT-Lehramtsstudiums dermaßen über die Schulbedürfnisse hinausgehen

    Das glaubst du. Clevere Lernende können mit einer einzigen Frage problemlos die Grenzen deines Fachwissens sprengen - das muss noch nicht mal "cutting edge science" sein. Niemand kann alles wissen bzw. von einer Sekunde auf die nächste Antworten auf alles aus dem Ärmel schütteln. Aber mit dem fachlichen Hintergrund kann man die Antworten recherchieren, erarbeiten, das Wesentliche herausarbeiten, sachlich vereinfachen, didaktisch vereinfachen, etc. Dafür braucht man (unter anderem) sein Fachwissen und ich kann dir sagen - ich brauche es jeden Tag in voller Breite und Tiefe, und es wird ständig in der Praxis getestet.

    So, das nehme ich jetzt mal als Aufhänger (ist also in keiner Weise an oder gegen Dich gerichtet, liebe Wollsocken), um mal eine etwas ausführlichere Suada zum Thema "Mordor NaWis vs. Auenland GeWis" loszuwerden. Es kam ja in diesem Thread, der ja nicht zuletzt schon vom Ausgangsposting her darauf angelegt war, wieder mal zu der Frage, warum über diesen alten Käse immer wieder - und zwar nicht von Seiten der Geisteswissenschaften! - diskutiert werden muss.


    Ich fand weder, dass das Ausgangsposting speziell darauf angelegt war, noch, dass sich dieser Thread in diese Richtung entwickelt hat … sehe ich das falsch?

    Da wäre zunächst die Hybris der Genannten (wir reden immer noch von "manchen", gell!), ihre Fächer seien um ein Vielfaches „schwerer“ und von viel weniger Menschen intellektuell bewältigbar als andere.


    Man hört immer davon, aber von den Naturwissenschaftlern, die ich persönlich kenne, behauptet das keiner (natürlich nicht repräsentativ). Ich auch nicht, wobei das vielleicht auch daran liegt, dass auch Geisteswissenschaften (ausser Mathe) auf meiner Liste der potenziellen Studienfächer standen … hm, vielleicht kommt das ja noch ;) Aber was man persönlich als leicht oder schwer empfindet, hängt ja auch von den eigenen Voraussetzungen ab - es würde mir nie einfallen, daraus ein allgemeingültiges Ranking ableiten zu wollen. Ich fand Physik und Mathe im Studium anspruchsvoll, aber nicht in dem Sinn "schwer" - beides liegt mir eben gut. Anderen liegt es gar nicht. Andererseits hätte ich zum Beispiel niemals Sport studieren können - zu keinem Zeitpunkt meines Lebens hätte ich den Eingangstest bestanden, ganz abgesehen von meinem gänzlich fehlenden Talent für Sport. Für mich wäre Sport nicht nur "schwer" sondern "unmöglich" gewesen - bei anderen ist das natürlich ganz anders.

    Vor allem Chemiker scheinen mir für den Glauben an "Gottbegnadung" (ja, ich weiß, was mit diesem Begriff konnotiert ist) anfällig, und in der Tat scheint für das Studium der Chemie eine Art Inselbegabung äußerst nützlich zu sein (siehe hierzu auch obiges Zitat).

    Da ich in Chemie absolut talentfrei bin, kann ich dazu nichts sagen … vielleicht nur, dass Chemiker im Studium sehr viel Zeit in Laborpraktika verbringen müssen, weswegen man auf Studenpartys kaum Chemikerinnen/Chemiker kennenlernt - höchstens bei denen, die von der Chemiefachschaft organisiert werden ;)

    Nicht umsonst sind meist die Lehrer naturwissenschaftlicher Fächer dafür berüchtigt, für in ihrem Fach schwächere Schüler eher wenig übrig zu haben.

    Auch davon hört man, kann ich aber aus eigener Erfahrung (wieder nicht repräsentativ) weder aus meiner Schulzeit noch jetzt als Lehrer bestätigen … ich glaube auch nicht, dass ich befangen bin, denn ich war bis zur 9ten in "meinen" Fächern richtig schlecht und fand meine Lehrer sehr verständnisvoll. Aber in jedem Fach wird es Fachidioten wie den von dir angeführten Chemielehrer geben - das liegt genauso in der Natur des Menschen wie das humanistisch gebildete Universalgenie.

    Viele Chemielehrer (zumindest für SekII ausgebildete) sind offensichtlich ständig frustriert, weil sie sich immer wieder ausmalen müssen, was sie als Abteilungsleiter (oder höher) in der Wirtschaft verdienen bzw. bekommen würden.

    Die Naturwissenschaftler an der Schule, die ich kenne, sind mehrheitlich froh, dass sie nicht (mehr) in der Industrie arbeiten müssen - ich auch :)

    Von der Tatsache, dass Hölderlin wesentlich besser zum Bezirzen der Damen geeignet ist als Benzolringe, sei hier mal abgesehen.

    Hey, ich habe noch einen Polynomring in einer Intervallschachtelung im Angebot … ja, ich weiss, der ist alt …

    Und eben diese spezielle Art der Fähigkeit zum vernetzten Denken ist es wohl auch, die vielen Naturwissenschaftlern abgeht.

    Hm mal sehen ... zumindest Englisch auf C-Niveau sollte man als Naturwissenschaftler schon können, sowohl schriftlich als auch mündlich, da Englisch die "lingua franca" in den Naturwissenschaften ist. Eine reflektierte Einordnung zumindest der eigenen Disziplin in die Historie sollte jeder, der sein Fach ernsthaft studiert hat, auch drauf haben - ganz besonders im Lehramt. Auch die philosophischen Grundlagen der Naturwissenschaften (Stichwort Wissenschaftstheorie) sollten einem Naturwissenschaftler nicht gänzlich unbekannt sein. Klar gibt's auch Fachidioten (siehe oben) - aber die können sich das Fachidiotentum immer weniger leisten und das ist auch gut so.

    Dankeschön, das ist doch immerhin ein Anhaltspunkt.

    Haben eben reingesehen, sieht nicht so aus als wäre das was Brauchbares drin...

    Da ich sowieso tatsächlich gern mal wieder ein gutes Didaktikbuch lesen würde: Taugt der was? Vor allem im Bezug auf ETechnik? Spezielle Literatur gibt es da ja leider kaum, außer Uniskripten.

    Ehrlich gesagt, kenne ich kein einziges wirklich gutes Physikdidaktikbuch - damit meine ich etwas praktisch verwertbares jenseits von Pädagogikblabla und Methodenzauber. Der "Kircher" ist enzyklopädisch, aber nicht besonders originell - Wagenscheins genetisch-exemplarisch-sokratisch und sowas, hauptsächlich theoretisches Zeugs aus dem Fachdidaktikseminar. Denke, das Buch enthält hauptsächlich Prüfungswissen für Studis und Referendare, für Praktiker wenig brauchbares (höchstens zu ein paar ausgewählten "hippen" Themen der (Gymnasial-)Physik wie Quanten-, Elementarteilchen- und Biophysik). Wenn es tatsächlich um Unterricht geht, dann fast immer auf der Metaebene. Das Einzige in Richtung E-Technik ist ein Projekt zu Induktionsmotoren, unter der Kapitelüberschrift "Aktuelle Methoden I - Projekte".

    Was ist denn deiner Meinung nach an dieser Vorgehensweise überhaupt "falsch"? Das "Verknüpfen mit Mal" wirkt jetzt auf den ersten Blick nicht so ganz sauber, aber es ist doch richtig, dass aus x~a und x~1/b auch x~a/b folgt. Woraus sich der letzte Schritt doch wieder definitionsgemäß ergibt.

    Warum nicht die Konstante gleich einführen? Dann hat man keine Proportionalitäten mehr, sondern Gleichungen.

    Aber die Voraussetzungen für dieses Verfahren müssen auf jeden Fall geklärt werden, sonst bildet sich möglicherweise die Fehlvorstellung, man könne alle proportionalen Sachverhalte so modellieren ("verknüpfen mit Mal") - siehe das Museumsbeispiel von Volker_D.

    Warum studieren so viele Leute Geschichte und wollen es dann unterrichten? Ich kenne Geschichte aus meiner Schulzeit als äußerst unbeliebtes Fach, welches nur von einigen wenigen überhaupt gemocht wurde. Die meisten empfanden es als ähnlich einschläfernd wie Physik.

    Also ich fand Geschichte total spannend, Physik übrigens auch (habe beides im LK gemacht). ;)

    Wahrscheinlich ist es wie in jedem anderen Studienfach auch: Ein Teil studiert es aus Begeisterung für das Fach, ein anderer Teil hat falsche Vorstellungen bezüglich des Studiums des Fachs und studiert es deshalb ("da konnte ich in der Schule immer mit Auswendiglernen eine gute Note schaffen, das mache ich jetzt im Studium auch") bzw. falsche Vorstellung über den späteren Job, ein dritter Teil studiert es mangels besserer Alternativen als kleinsten gemeinsamen Nenner. Eventuell ist in Geschichte die Verteilung auf diese drei Personengruppen besonders ungünstig.

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