Auch diese "leges minimae" sind einzuhalten
Passiert aber nicht. Menschen verstoßen permanent gegen Regeln. Deshalb gehört zu jeder Regel auch immer die Frage der Durchsetzbarkeit und der Sanktionierung. Die Idee, dass Menschen sich an Regeln halten, weil es sie gibt, ist naiv.
Die Anfrage in diesem Thread war doch nun genau, was man denn macht, wenn sich nicht alle an die Regeln halten. Insbesondere wenn offensichtlich keinerlei Sanktionen beschlossen wurden.
Klingt ein wenig nach „Das haben wir schon immer so gemacht.“. Aber was, wenn wir feststellen, dass wir eine Sache schon immer falsch gemacht haben?
die Rücksichtnahme auf Gepflogenheiten und Traditionen nennt man Anstand und Respekt.
Man kann es nennen, wie man will, dadurch wird es nicht sinnvoll. Der Sekundärtugendtrend, der hier deutlich wird, holt nicht jede ab. Da muss man dann aufpassen, wenn man möchte, dass Regeln eingehalten werden.
Ich finde es anständig, jemandem über die Straße zu helfen, die das allein nicht schafft. Und ich kann mir vorstellen, dass es ihr dabei nicht so wichtig ist, ob und welche Kopfbedeckung die Helferin dabei trägt.
Ich halte Respekt vor Menschen für wichtig. Dazu kann man (symbolisch) die Kopfbedeckung abnehmen, wenn man weiß, dass es für die andere Bedeutung hat. Genau so kann ich aber die Kopfbedeckung aufbehalten, wenn das für mein Gegenüber Bedeutung hat. Oder ich finde es OK, dass das Gegenüber die Kopfbedeckung aufbehält, obwohl mir das Absetzen lieber wäre. Respekt zu zeigen, kann viele Ausprägungen haben. Das kann der Tonfall sein, in dem man „Guten Tag!“ oder „'t's up?“ sagt. Oder mit welcher Geste man die abgenommene Kopfbedeckung auf den Tisch legt oder pfeffert. Die einfache Gleichung „Kopfbedeckung an — Respekt; Kopfbedeckung ab — Arschlosch“ ist mir zu einfach.
Und wenn mich jemand, der ich über die Straße helfe, bittet, zu diesem Zweck die Kopfbedeckung abzunehmen, hängt das sehr von der Situation und dem Hintergrund der Anfrage ab. Aber die Person kommt auf die andere Seite. Das kriegen wir schon hin.