Beiträge von O. Meier

    na das bezweifelt wohl niemand

    Doch, z.B. Richard Carrier in seiner Dissertation. Die hat er allerdings in Geschichte verfasst, nicht in heißer Luft.

    da sind sich historische Quellen mal einig.

    Ach. Ich höre ...


    Aber das wissen Theologen genauer...

    Theologen? Genau wissen? Das hat schon eine gewisse Drolligkeit. Denen dann aber noch historische Expertise zu unterstellen, finde ich ein wenig viel.

    Ich zitiere mich jetzt einmal selbst. Warne ich da wirklich?

    Ja.

    Meine Absicht war, zu sagen, dass zu einer atheistischen (gottlosen) Einstellung eben noch ethische Grundsätze dazukommen müssen.

    Die müssen auch zur Bäckerprüfung und Fahrradpass dazukommen. Und ganz und insbesondere zur Religion, hier explizit zum Christentum. Das Christentum enthält so viele tiefgehende ethische Absurditäten, dass es jemandem, der davon nicht indoktriniert ist (einem Atheisten z.B.), wesentlich leichter fällt, ethische Grundsätze zu entwicklen.

    "Denkt nicht, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen! Ich bin nicht gekommen, um Frieden zu bringen, sondern das Schwert"
    (Matthäus 10:34)

    Dann ist doch alles gut. Ich wollte eben klarstellen, dass Atheismus alleine nicht genügt und noch nichts darüber aussagt, wie derjenige zum menschlichen Zusammenleben steht.

    Ach was. Es reicht auch nicht Radfahrer, Christ oder Bäcker zu sein. Warum muss man es für Atheisten explizieren?

    Der Rest deines Beitrages weicht deutlich von dem ab, was du zuerst schriebst, als du noch vor der gottlosen Gesellschaft gewarnt hast.

    Nächstenliebe ist für mich ein unklarer Begriff. Den braucht es nicht. Respekt kann man Respekt nennen. Wenn sich jemand für andere einsetzt, sagt man doch am besten, er setze sich für andere ein.

    Damit das nicht untergeht: Ich halte die christliche Idee, auf einen Erlöser zu hoffen, anstatt die Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen, für den ethischen Super-GAU. Das hilft das Gesäusel von Nächstenliebe auch nichts mehr.

    Wenn wir auf eine gottlose Gesellschaft zusteuern, brauchen wir moralische und ethische Grundsätze, die für alle gelten.

    Da sind mehrere Implikationen enthalten, die man so nicht stehen lassen kann. Die erste ist die, dass man in einer Gesellschaft mit Göttern keine ethischen Grundsätze bräuchte. Weil die Götter dann alles regeln? Viel Glück.

    Die zweite Impikation ist die, dass man sich jetzt ganz furchtbar schnell damit anfangen müsse, sich etwas zu überlegen. Weil man das bisher nicht getan hat? Weil die Götter sich ja gekümmert haben? Schon die antiken Philosophen haben sich mit ethischen Fragen auseinandergesetzt. Unter anderem mit der heutzutage für einige erstaunlichen Erkenntnis, dass man für Ethik keine Religion braucht, die vielleicht sogar hinderlich ist (vgl. Euthyphron).


    Wenn christliche Grundsätze nicht mehr gelten sollen - ich denke da jetzt an die Quintessenz der Bergpredigt (liebe deinen Nächsten wie dich selbst, sagt doch schon alles aus) , dann brauchen wir neue Grundsätze, die uns das gute Zusammenleben ermöglichen.

    Es bringt wohl mehr, wenn man seinen Mitmenschen mit Respekt begegnet. Nee, lieben möchte ich nicht jeden, der mir begegnet. Das Christentum, was immer das sein mag, ist mir als Grundlage für Ethik reichlich suspekt. Das fängt mit damit an, dass ein Schöpfer seinen Geschöpfen verbieten möchte, an der Erkenntnis von Gut und Böse teilzuhaben (symbolisiert durch das Verbot vom enstprechenden Baum zu essen). Dass sie das doch möchten, gilt dann als Sündenfall. Jener Schöpfer möchte lieber, dass sie seine Regeln einfach stumpf befolgen.

    Allerdings geht er dabei auch nicht besonders geschickt vor. Er ersäuft die ganze Bande (nicht die ganze, Noah und seine Familie sollen später die Erde inzestös neu besiedeln. Das Kneten von Menschen hat er wohl verlernt). Die Gebote, die ihm wohl wichtig sind, kriegt aber erst reichlich später ein anderer. Der haut die Tafeln aber gleich wieder zu Klump. Gegen welche Regeln haben sich eigentlich Noahs Zeitgenossen versündigt?

    Keine Ahnung, wo zeitlich "Hey, Abraham, wie wär's, wenn du deinen Sohn ermordest?" einzuordnen ist. Aber ein ethisches Highlight ist das auch nicht.

    Aber wo wir gerade bei Blutopfern sind. Ein solches war notwendig, damit den Menschen, die "Erbsünde", die Sache mit dem falschen Baum, also etwas, das diese Menschen gar nicht begangen haben, verziehen wird. Diesmal kein Massenersäufnis, stellvertretend musste ein Mann zu Tode gefoltert werden.

    Und seitdem soll man die Vergebung von "Sünden" nicht dadurch erreichen, dass man seine Missetaten bereut, bei den Opfern um Vergebung bittet oder gar den Schaden reguliert. Nein, man soll lediglich den Gefolterten als Erlöser anerkennen, und damit die Folter nachträglich rechtfertigen.

    Und zu jeder Stelle meiner kleinen Zusammenfassung, wird sich mindestens ein Christ finden, der mir erklärt, dass das so nicht gemeint sei oder dergleichen. Im Grunde gibt es "das Christentum" nicht. Viele klassische christliche Ideen kommen heutigen Christen absurd vor. Und wie man das heute zu interpretieren hat, da sind die sich alles andere als einig. Deshalb gibt es da so viele verschiedene Clubs, die sich alle christlich nennen. Und deshalb bekommt man zu jeder Bibelstelle von zwei Christen drei Interpretationen. Das soll die ethische Grundlage für eine Gesellschaft liefern? Sie belieben zu scherzen.

    Nur einen Atheismus leben und jeder fühlt sich zu nichts mehr verpflichtet

    Atheismus, das wurde schon mehrfach erkärt, ist die Verneinung eine Gottesglaubens. Das sagt relativ wenig über Atheisten aus. Und ich weiß auch gar nicht, ob die Floskel "Atheismus leben" einen Sinn ergibt. Insbesondere sagt Atheismus nichts über die moralischen Grundsätze des Atheisten aus. Dass diese "zu nichts verpflichtet" seien, also insbesondeer auch keine Rücksicht auf andere nähmen, ist eine absurde Behauptung und eigentlich eine Frechheit.

    Viele Atheisten bekennen sich zu säkularen Ethikprinzipien, die im wesentlichen auf dem Wohlergehen der Menschen oder etwas allgemeiner bewusster Lebensformen beruhen. Nein, da gibt es keine Regeln, die stumpf abzuarbeiten gllt. Ethik ist kompliziert. Aber man kommt gut klar, wenn man sich überlegt, welche Folgen die eigenen Handlungen für andere haben. Etwas Empathie, etwas Perspektivenübernahme, ein halbwegs wacher Verstand und die Bereitschaft, darüber nachzudenken, reichen aber, um klarzukommen. Zumindest deutlich besser, als ein Buch, in dem erklärt wird, wie man seine Sklaven zu verprügeln hat.

    ich hatte schon darauf hingewiesen, dass es bei der Anwendung der Klangschale oder anderer akustischer Signale nicht um klassische Konditionierung geht, sondern um ein kommunikatives Mittel. Hier wird kein "Belohnungssystem" angesprochen bzw. befriedigt und es gibt auch keine gesonderte Belohnung, wenn das besprochene Verhalten eintritt;

    Sicher? Kein wohlfälliger Gesichtausdruck der Lehrkraft, kein liebes "Danke"? Und die eintretende Ruhe daselbst wird von den Schülerinnen nicht als angenehm empfunden?

    Wir lernen doch im Studium nicht deshalb etwas über Konditionierung, damit wir unsere Schülerinnen besser als Zirkustiere behandeln können, sondern damit wir wissen, dass sich Konditionierung nicht vermeiden lässt.

    Klangschale, nicht mein Ding, aber wenn's funktioniert, bitte gerne. Und wenn man sich darüber im Klaren ist, wie viel Konditionierung da drin ist, kann man das auch verantwortungsbewusst einsetzen.

    also wenn es zählt, daß ich als Kleinkind im Freibad abgesoffen bin, nach 4 Minuten rausgezogen und reanimiert wurde, dann einmal. Da oben wollte mich aber anscheinend jemand noch nicht haben.

    Du meinst oben an der Wasseroberfläche bzw. am Beckenrand? Haben die dich nach der Reanimation wieder 'reingeworfen? Irgendetwas verstehe ich da nicht.

    Meiner Erfahrung nach sind fast alle so lange atheistisch, bis es ans Sterben geht.

    Kaum. Die meisten Menschen kommen als KInd zur Religion, weil sie entsprechend sozialisiert werden. Sie sind dann noch empfänglich für solcherlei, sie können nicht zwischen Fakten und Fiktion unterscheiden. In dem Alter machen Sie sich aber noch keine Gedanken über die eigene Vergänglichkeit.

    Der Verstand läßt es einfach nicht zu einzusehen, daß das eigene Leben so sinnlos und begrenzt ist.

    Die Begrenzheit des eigenen Lebens hat der Verstand schnell erfasst. Die emotionale Verarbeitung dürfte etwas schwerer fallen. Je eher und besser man das für sich klar hat, um so eher kann man damit anfangen, sein Leben sinnvoll zu gestalten. Wenn man das erst beim Sterben reflektiert, ja, dann mag es sein, dass einem das Leben sinnlos vorkommt. Dann ist's aber auch nicht mehr schlimm, dann ist's ja bald vorbei.


    So gesehen ist das Menschenwerk "Religion" nichts weiter als Massen-Psychologie, eben genau für solche Momente.

    In der Tat, als gesellschaftliche oder kulturelle Grundlage für Religionen ist die Angst vorm Tod vorne mit dabei. Trotzdem finden die Individuen häufig schon (weit) vorm Sterben zur Religion.

    ...das kommt nur darauf an, wie du "Einhorn" definierst - afaik ist der Narwal (noch?) nicht ausgestorben...

    Für den Narwal gibt es schon eine Bezeichung, es er heißt Narwal. Es gibt keinen Grund, ihm eine weitere Bezeichnung zuzuweisen (außer sich damit besonders schlau vorzukommen). Will man das aber trotzdem tun, sollte man keinen Begriff verwenden, der schon belegt ist (außer man möchte sich ob der daraus entstehenden Verwirrung besonders schlau vorkommen).

    Ebenso so gut könnte ich auch die halbvolle Flasche Cola, die mir gerade fast vom Schreibtisch gefallen ist, als Einhorn definieren. Dann könnte ich nicht nur zeigen, das es Einhörner gibt, sondern auch nachweisen, dass eines bei mir auf dem Schreibtisch steht - aber nichts besonders sicher. Erkenntnisgewinn? Keiner. Quatschfaktor? Sehr hoch.

    solange die Evolution einen göttlichen Schöpfungsakt nicht ausschliesst, ist für die katholische Kirche alles tutti.

    So lange es die Machtstrukturen nicht gefährdet, ist alles tutti.

    Abgesehen davon: Ochkam Messer spricht gegen einen Schöpfungsakt. Etwas weicher: die Behauptung, die Evolution sei Ergebnis oder Folge eines geplanten Schöpfungsaktes, liefert keine zusätzlichen Erkenntnisse. Es gibt keinen Grund, diese Annahme weiter zu verfolgen.

    Ich denke, das öffentliche Zugeben war eher das Problem. Die (theologisch) Verantwortlichen waren sicherlich gebildet genug, um Fakten richtig interpretieren zu können.

    Erscheint mir auch so. Aber Spekulation hin, Eindruck her: in diesem Punkt war die katholische Kirche zu dumm oder schlicht verlogen. Ich weiß nicht, was schwerer wiegt.

    der sowohl Biologe als auch Theologe ist.

    Und dann ist da noch der Katholik und Biologe Kenneth Miller, der im Dover-Trial als Gutachter gegen die Kreatinisten ausgesagt hatte. Nota bene: in Übereinstimmung mit seinem Glauben, die katholische Kirche ist pro Evolution. Keine Ahnung, wie das zusammen geht.

    Dafür musst du nicht den Kontinent wechseln. Der Vatikan betreibt seit dem 16. Jh. eine Sternwarte, die auch heute in der Fachwelt einen sehr gut Ruf genießt.

    Und trotzdem haben sie ein einige Hundert Jahre gebraucht, um zu merken, dass Galieo Recht hatte (bzw. das öffentlich zuzugeben).

    Jedenfalls bin ich an einer Schule mit einigen Reli-Lehrkräften, die ihr Fach sehr ernst nehmen...

    Können die ja machen. Letztendlich gehört es sich so, dass man sein Fach ernst nimmt. Ich hoffe, das tut eine deutliche Mehrheit der Kollegen. Wo hat denn nun die Sichtweise der Religionskollegen etwas mit dir zu tun?

    Echt? Macht dir die Unfassbarkeit von Raum, Zeit und Ich keine Angst?

    Äh, nein. Ich finde derlei interessant, gelegentlich auch faszinierend. Angst macht mir dann doch eher, dass immer wieder Radfahrer im toten Winkel von LKW sterben. Oder das MIkroplastik in unseren Meeren. Dass die Physiker nach jahrhundertelanger Beschäftigung mit Raum und Zeit konstatieren, dass die gar nicht wissen, was das eigentlich ist, lässt doch auf neue spannende Entdeckungen hoffen.

    Aber wie kommst du jetzt darauf? Es ging mir um die Ausrichtung des Lebens nach etwas, das sich nach Buntfliegers Ansicht der Überprüfung entzöge. Warum sollte ich mich an Regeln halten, die jemand erlassen haben soll, dessen Existenz sich nicht nachweisen lässt? Und wie will man wissen, was er will, wenn man nicht weiß, dass es ihn gibt?

    Ich finde es eher bewundernswert, wenn jemand mit ehrlicher Überzeugung Ruhe und Geborgenheit im Glauben finden kann.

    Ich finde es eher völlig unverständlich.


    Mir hilft dabei eher die Technik des Meditierens. Deren Nutzen ist zwar inzwischen wissenschaftlich bewiesen worden, erfunden wurde sie aber von spirituellen Menschen lange bevor es MRT gab.

    Mag sein. Trotzdem bedarf es dazu weder des Glaubens noch der Religion.

    Ich kann mich nicht hinstellen und sagen, dass die Gravitation nicht existiert und Dinge nur deswegen auf den Boden fallen (in Richtung des Masseschwerpunktes), weil kleine grüne unsichtbare Kobolde an den Objekten ziehen.

    Doch, sagen kannst du das. Allerdings machst du dich damit ziemlich lächerlich.

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