Wie immer ihr wollt, dass die Leute mit euch umgehen, so geht auch mit ihnen um! Denn darin besteht das Gesetz und die Propheten.
Da sehe ich einen Haken auf dem Weg zum ethischen Handeln. Die hier Predigende beruft sich auf ein Gesetz, das verlangt, dass man so handele. Ethisches Handeln ist aber im Rahmen von Gesetzen nur begrenzt möglich, da die Gesetze selbst unethisch sein können. Vielmehr müssen die Gesetze ethischen Überlegungen entspringen.
Ob nun goldene Regel oder kategorischer Imperativ. Diese können sich nicht auf Gesetze berufen. Vielmehr müssen die Menschen sie um ihrer selbst Willen anerkennen. Sie müssen verstehen, dass es damit möglich ist, die Interessen der anderen zu beachten und Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen.
Sich auf Prophetinnen oder höhere Wesen zu berufen, die das schon regeln, bedeutet, Verantwortung abzugeben.
Und damit hat die Predigende es restlos zerschossen. Das einfordern einer solchen Emotion, ist sinnlos. Man kann Menschen mit Respekt, Freundlichkeit und offenenen Ohren begegnen, ohne sie zu lieben.
und fordert damit ein totales JA zum Leben.
Ja, das ist einfach. Das löst aber keine ethischen Dilemmata, wenn man gezwungen wird, ein Leben gegen das andere abzuwägen.
So halte ich die großen Worte, die der Predigenden hier aninterpretiert werden, für tatsächlich viel weniger konkret als ein kategorsicher Imperativ, der mir abverlangt, alle Seiten zu betrachten, die Folgen meiner Entscheidung für alle zu beurteilen, und mich dann eben zu entscheiden, ob ich den finalen Rettungsschuss ausführe, ob ich Waffen an die Ukraine liefere oder in ein anderes Krisengebeit.
Da kannst du die Menschen alle lieben und wünschen, dass sie alle leben. Das nützt nichts, jemand wird sterben. Und ja, manchmal ist man in der Position zu entscheiden, wer lebt und wer stirbt. Schlimm genug, aber dann ist man auf etwas mehr angewiesen, als das „totale JA“.
Ein „totales JA“ zum Leben diktiert übrigens auch, eine Organspendepflicht. Damit kann man Leben retten, ohne über der anderen Beteiligten urteilen zu müssen, die sind schon tot. Trotzdem finde sich auch unter den Christinnen im Bundestag keine Mehrheit für zumindest eine Widerspruchslösung. Der Respekt vor Leichen ist dann doch größer als der vorm Leben.
Und? Klappt gut mit der Bergpredigt, oder?