Beiträge von Mashkin

    Danke für diese Antwort. Dieses "Schlendrian" Vorurteil kannte ich gar nicht, aber es gibt außerhalb Deutschlands auch das Vorurteil der übergenauen Kleinlichkeit der Deutschen. Das Prinzip "Deutsche Eiche" mußte ich googlen. ;)

    @Mashkin,


    im Referendariat, ja, da musst du den Studienleitern (und ihren Kriterien) gefallen. Lehrjahre sind keine Herrenjahre.


    Später kannst du dir die Lehrer zum Vorbild nehmen, deren Unterricht und Umgang mit den Schülern dir gefallen hat. Das ist ja nicht unbedingt das Gleiche.

    Das ist richtig. Wichtig ist aber meines Erachtens, ob man hinter der Idee steht. In Rußland konnte ich das, hier nicht.

    Danke für die vielen Antworten! Solange ich nichts neues habe, werde ich die Brocken nicht hinschmeißen, aber ich merke mehr und mehr, daß ich auch mit der Mentalität der Menschen im Alltag hier nicht zurechtkomme.
    Und an eine Zukunft an dieser Schule glaube ich nicht mehr. Bei den Auswertungen der Hospitationen macht die Schulleiterin sich ihre Notizen und erzählt mir quasi lächelnd daß ich nichts kann, und dann ist das Gespräch vorbei. Mir kommt es vor, als ob sie einen "case" gegen mich aufbaut, damit sie einen formellen Grund hat mich loszuwerden.


    Bei der ersten Hospitation hatte ich vergessen einen Planungszettel für sie zu kopieren und auszufüllen. Daraufhin meinte ich, daß ich den nachreiche, und daß es ja schließlich nur ein Zettel sei. Sie sah mich an, als hätte ich ihren Hund gegessen und meinte nur, daß wenn sie mir etwas sage, ich dies zu tun habe, das hier sei schließlich Deutschland. Danach versah sie den leeren Zettel mit einem Datum und kopierte ihn sich für ihre Akten.


    Sorry, aber mit Menschen, die eine derartige Arbeitsauffassung haben und einen derartigen Umgang mit ihren Arbeitskollegen pflegen, kann ich einfach nicht arbeiten. Mag sein, daß ich dann nicht nach Deutschland passe, aber dann ist das halt so, und dann habe ich meine Lektion jetzt gelernt. Ich fand´s schon komisch daß sie alle siezt, aber das war dann zuviel für mich.

    Nicht themenrelevant, aber interessiert mich schon länger: Du schreibst hier ja konsequent nach alter Rechtschreibung, die immerhin schon gut 20 Jahre nicht mehr unterrichtet wird. Wie handhabst du das in der Schule? Rechtschreibfehler in UBs dürften nämlich auch zu größeren Problemen führen.

    Ich unterrichte natürlich in der neuen, aber privat nutze ich diesen Unfug nicht.

    Ich schließe ja auch gar nicht aus, daß ihr mit den von euch vorgebrachten Argumenten recht habt. Vielleicht hab ich´s ja auch wirklich nicht drauf. Gedanklich bin ich dabei, damit abzuschließen, und Heimweh habe ich sowieso. Mich würde halt interessieren, ob es hier andere "Gescheiterte" gibt, und woran es bei ihnen lag.

    Hallo Mashkin, ich habe auch ein Angebot für Sachsen (Grundschule) bekommern, fange aber erst am 1. November an. Inwiefern läuft es denn nicht gut bei dir? Hattest du andere Erwartungen bzgl. des Schulalltags oder wirst du von Seiten der Schule nicht genügend unterstützt?

    Nun, zum einen habe ich eine Klasse, in der es relativ gut läuft. Wenn allerdings Hospitationen mit Bewertung anstehen, bekomme ich immer wieder zu hören, mein Unterricht sei ineffektiv, sprich: Die tatsächliche Arbeit der Schüler sei zu gering. Gestern z.B. habe ich Wortschatz zum Thema Herbst mit einem Silbenrätsel erarbeiten lassen, welches die Kinder ausschneiden und auf ein Blatt kleben sollten. Dies war eine Vertiefung von zusammengesetzten Substantiven und eine Vorbereitung auf Adjektive, die ich heute Montag einführen möchte. Die Kinder waren die ganze Zeit beschäftigt, dennoch war der Unterricht "ineffektiv". Ich mache diesen Beruf nicht seit gestern, und selbstverständlich gibt es systembedingte Unterschiede, aber die gestrige Stunde war meines Erachtens wirklich in Ordnung, ich habe sie lange geplant, verschiedene Arbeitsblätter erstellt usw.
    Mir kommt es eher so vor als ob man mich bewußt auflaufen lassen möchte, zumal es auch zwischenmenschlich bei mir und der Direktorin der Schule überhaupt nicht paßt. Einige Stunden hatte ich auch mit anderen, erfahrenen Kollegen vor Ort geplant, und diese Stunden schnitten bei der Überprüfung noch schlechter ab.


    Das andere Problem ist, daß ich noch in einer anderen Klasse unterrichten muß, da eine Kollegin länger ausfällt. Diese Klasse ist meines Erachtens eine Katastrophe, unverschämt bis zum Abwinken. Ich sehe mich selbst eher als einen strengeren Lehrer, aber meine Masche zieht in dieser Klasse absolut nicht, die Kinder haben Null Respekt vor mir. Anfangs bemühte ich mich noch für Ordnung zu sorgen, mittlerweile habe ich aufgegeben. Wenn man auf die Frage, wo der Lappen für die Tafel sei zu hören bekommt, "Du bist der Lappen", dann ist da meiner Meinung nach Hopfen und Malz verloren. Ich bekomme dann von einer Kollegin gesagt, ich solle mich durchsetzen, wie das geschehen soll, darüber verliert man aber kein Wort, bzw. die Tatsache, daß die Kinder Anweisungen einfach ignorieren, völlig unabhöngig davon was ich mache oder sage, wird ignoriert. Gestern bin ich mit einem Schüler ins Sekretariat gegangen und habe seine Eltern angerufen; dieser sitzt dann grinsend da und meint, "Na und, dann bekomm ich halt ein paar Tage mehr Hausarrest." Man hat da einfach keinen Zugriff. Laut der o.g. Kollegin bin ich, bzw. meine Art jedoch Schuld an dieser Situation. Ich bin durchaus gewillt, Dinge zu korrigieren, aber wenn ich nicht weiß, was ich korrigieren soll, wird es schwierig.


    Zu guter Letzt kam dann noch die Aussage der Direktorin, daß große Zweifel bestehen, ob ich die Probezeit überstehe.

    Mich würde interessieren, ob es hier auch Mitglieder gibt, bei denen es nicht geklappt hat, sprich: Mitglieder, die einen Seiteneinstieg versucht haben, dann aber gekündigt haben oder entlassen wurden. Wenn ja, woran hat es gelegen?
    Mir kam zu Ohren, daß Seiteneinsteiger in Sachsen auch schon wieder entlassen wurden, und bei mir läuft´s gerade auch nicht so toll.

    P.S. Das Bild will ich jetzt aber auch nicht holzschnittartig verallgemeinern. Ich habe brilliante Lerner aus dem Gebiet der ehemaligen UdSSR gehabt, interessanterweise immer Frauen, die herausragende intellektuelle Leistungen geliefert haben und faszinierende Personen waren. Aber es geht mir nicht um die statistischen Ausreißer nach oben (oder nach unten). Schule muss sich immer dem statistischen Mittel anpassen - und dafür gelten meine Ausführungen.

    Ich kann dir sagen, warum das so ist. Lehrer ist in Rußland kein typischer "Männerberuf". Als männlicher Grundschullehrer wird man von den Eltern mehr als kritisch beäugt, als männlicher Erzieher im Kindergarten (sofern es das bei uns überhaupt gibt) ist man sofort als potentieller Pädophiler verschrien. Hinzu kommt, daß Lehrer in Rußland erschreckend wenig verdienen, vor allem an öffentlichen Schulen. Und da in Rußland immer noch der Mann als "Familienunterhalter" die gesellschaftliche Norm ist, wird dieser Beruf meist von Frauen ausgeführt, die sich so etwas zum Familienhaushalt dazuverdienen, oft aber sehr gut ausgebildet sind. Die "guten alten" sowjetischen Lehrer sind aber immer noch in der Mehrzahl.


    Ich selbst mache mir auch meine Gedanken. Ich finde es eigentlich nett hier, aber vieles stört mich in einem Maße, daß es mir fast den Spaß an meinem Beruf nimmt. Ich mache mir Gedanken, ob ich von meiner Mentalität her überhaupt noch in dieses Land passe, denn mir kommt es so vor, als wenn es das Land, welches ich vor 20 Jahren verlassen habe, nicht mehr gibt und ich mittlerweile zu sehr im russischen System aufgegangen bin.

    Stunden die aber abhängig sind vom Status der Kinder haben nichts mit Förderstunden zu tun und all das ist mir eindeutig zu viel in eine Richtung gedacht, nämlich nur nach unten. Das was hier eindeutig immer zu kurz kommt ist die Begabtenförderung und evtl. auch die der "normalen" Kinder, die ja auch die ein oder andere Sache besser können und und und. Deshalb liebe ich Flex-Klassen so, da kann sich niemand verstecken und sagen, ich mag keine individuelle Förderung, wir machen alles gemeinsam und zusammen (und am besten noch Frontal), das kann da einfach nicht funktionieren und um so mehr Stufen da zusammen sind, um so mehr wird auch der letzte dazu gezwungen endlich auf die Bedürfnisse jeden einzelnen Kindes einzugehen.

    Was du sagen willst ist, daß jeder, der klassischen Frontalunterricht bevorzugt, ein schlechter Lehrer sei?

    Und jeder Mensch hat das Recht (oder sollte es haben) auf medizinische Versorgung. Es wird aber niemand medizinisch versorgt, der dieser Versorgung nicht bedarf. Ich fördere dort individuell wo es notwendig ist. Planst du deine Stunden für jedes Kind individuell? Herzlichen Glückwunsch! Du bist ein sehr guter Lehrer! Vermutlich hast du aber auch kein Privatleben.

    Weil du noch nicht lange genug hier arbeitest.Weil du mit offenem Herzen erst einmal sehen sollst, wie es tatsächlich ist, was du nach so kurzer Zeit nicht beurteilen kannst.
    Weil du den Lehrplan, der offene Unterrichtsmethoden auch beinhaltet, nicht erfüllen kannst, wenn du nur nach russischem System unterrichtest, bzw. es ständig in Gedanken als Vergleich heranziehst.

    Das finde ich nun wieder überheblich. Ich muß mir etwas, was nicht meinen Vorstellungen entspricht nicht 5 Jahre lang ansehen um festzustellen, daß es nicht meinen Vorstellungen entspricht. Und ich werde "offenen" Unterricht nur machen, wenn ich sprichwörtlich dazu gezwungen werde.

    @ Mashkin: Du schreibst, dass deine Kollegen etwas verwundert die Augenbrauen hochziehen über deine Methoden. Wie bekommen sie das denn mit? Die haben doch selbst Unterricht? Erzählst du alles? Ich persönlich würde für mich erstmal schauen, wie ich das alles hinbekomme und dann mit anderen meine Methoden reflektieren. Mich wundert es, wie viel da in 4 Wochen Schuljahresanfang, der ja immer etwas zäh läuft, schon reflektiert und als "so ist es hier in Deutschland" vermerkt wird.

    Ich tausche mich mit meinen Kollegen aus, vergleiche meine mit ihren Methoden, werte aus, was mir nach Hospitationen gesagt wird und selbtverständlich ziehe ich auch meine eigenen Schulerfahrungen heran.

    1. Ich habe in Rußland studiert und dort auch als Lehrer an öffentlichen wie privaten Schulen gearbeitet. Selbst zur Schule gegangen bin ich in NRW, aber das ist lange her.
    2. Warum darf ich keine Kritik an einem System üben? Etwa, weil ich mich der Obrigkeit zu fügen habe? Wie schrecklich autoritär...
    3. Ich kann Mathe nicht, weil ich leider sehr einseitig begabt bin - ich spreche 7 Sprachen fließend.


    Ich hatte nie vor überheblich zu klingen. Sinn dieses Threads war es (ursprünglich) meine ersten Eindrücke als "Ausländer" im deutschen Schulsystem wiederzugeben und mich mit anderen Seiteneinsteigern auszutauschen. Daraus wurde dann, was es jetzt ist, eine Grundsatzdiskussion über Unterrichtsmethoden und *IRONIE AN* ich als Verteidiger der "barbarischen" russischen Methoden gegenüber dem "fortschrittlichen" Westen. *IRONIE AUS*

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