Auf der anderen Seite gibt es mittlerweile viel berichtete, teilweise sogar oeffentliche Anfeindungen in lehrerkollegien, wenn Seiteneinsteiger dazu kommen.
Ja, weil - siehe oben - das einfach nicht mehr zu wuppen ist. Mal abgesehen von denen, die scheitern und aufgeben oder Klassen im Chaos versinken lassen. Es gibt auch gute, wirklich. Aber man steckt eben auch viel Zeit (Zeit, in der man guten Unterricht vorbereiten könnte oder Freizeit haben sollte) in diejenigen, die scheitern.
Die Kollegien sind ausgepowert und sie wissen, dass das in den nächsten Jahren immer so weiter gehen wird. Nebenbei wird der Lehrerberuf systematisch abgewertet. Die Wut entlädt sich in manchen Kollegien, die völlig fertig sind, offenbar leider gegen die Quereinsteiger und müsste eigentlich gegen die Senatsverwaltung gehen. In meinen beiden Kollegien habe ich das übrigens nicht erlebt.
Mit zwei "Ausnahmen", die keine Anfeindungen waren, aber von Quereinsteigern als unangenehm empfunden wurden:
Es wurde Quereinsteigern zugetraut, auch viel selbstständig und alleine zurechtzukommen, weil sie studiert und Berufserfahrung hatten und sich bewusst entschieden, sich also das Lehrersein auch selber zugetraut haben. Einige wollten aber an die Hand genommen und rundumbetreut werden. Funktioniert leider nicht. Zum zweiten gab es Quereinsteiger, die sich völlig selbst überschätzt haben und zusätzlich beratungsresistent waren (oder so überfordert, dass sie Beratung nicht annehmen konnten). Das lief meist auf Dauerschreien und durch das Schulhaus tobende Klassen hinaus. Da wurde zwar noch höflich, aber nicht mehr nett reagiert.
Ansonsten habe ich einen sehr freundlichen und aufgeschlossenen Umgang erlebt.
Zitat von gloryJa, Lehramt ist ein praktischer Beruf und nicht umsonst gibt es didaktische Studienteile und Praktika. Ein Seiteneinsteiger muss jedoch auch Mind. 8 Semester studiert und einen Abschluss an der Uni nachweisen. Dazu bringt er Berufserfahrung meist mit, vielleicht sogar Leitungserfahrung mit Teams und Erfahrung im Umgang mit "Kunden". Hier kann man für die Lehrerkollegen einen positiven Austausch entwickeln, wenn man das unterstützt.
Eben. Das wäre schön, das wird aber nicht unterstützt. An meiner letzten Schule gab es 2 Abminderungsstunden für die Betreuung aller aktuellen, noch frischen Quereinsteiger (damals 5 bis 8, schwankend wegen Fluktuation) zusammen. Jeder pfeift auf dem letzten Loch. Ich habe für zusätzliche Absprachen letztes Jahr einer quereinsteigenden Kollegin mal 30 min Skype oder Telefon am Sonntagvormittag angeboten. Wollte sie nicht. Ich hatte außerhalb dessen keine Kapazitäten mehr.
Ich drücke dir die Daumen, dass du in ein Kollegium mit wenigen Quereinsteigern und gut aufgestellten Klassen kommst und du gut betreut werden kannst.