Das bedeutet, dass ich 17 der Kinder in 6 Klassen "betreue". Und ich merke deutlich, das schaffe ich nicht. Zumindest nicht so, dass ich den Kindern auch nur im Ansatz gerecht werde.
Herzlich willkommen in der Inklusion. So fühlen sich Grundschullehrer und Sonderschullehrer an Grundschulen seit Jahren. Es sei denn, die Sonderschullehrer haben noch eine Klassenleitung, dann sind sie zerrissen zwischen beidem und werden noch unzufriedener, weil sie zusätzlich ihrer Klasse und der Sonderpädagogik als solches nicht mehr gerecht werden.
Mit 17 Kindern stehst du noch recht gut da, an meiner letzten Schule waren es im Durchschnitt etwa 30 Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf pro Sonderpädagogin. (Und viel mehr mit Unterstützungsbedarf.) Die Stunden waren gedeckelt, also weniger als den Kindern eigentlich zustand, hier so üblich bei Schulen mit vielen Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf.
Organisiert war das so, dass Kinder mit ähnlichen Leistungsständen und Problemen zusammengefasst wurden und üblicherweise paarweise ihre zwei Stunden bekamen. Ausnahme GE und Hören, da hatten wir meist nur ein Kind. Ferner waren die nicht diagnostizierten Kinder in den 1./2. Klassen in größeren Gruppen, denn LE und ESE darf man in Berlin erst ab Klasse 3 haben.
Absprachen zwischen Tür und Angel sind ärgerlich und stressig und man vergisst dann vieles.
Zitat
Dazu kommt noch, dass mein Verständnis von gemeinsamen Lernen und Förderung der Kinder ein völlig anderes ist, als bei manchen Kollegen.
Ja, mein Verständnis ist auch immer ein völlig anderes gewesen, als ich als in der Realität als ein einzelner Mensch unter den Bedingungen im Brennpunkt als Klassenleiterin meist umsetzen konnte. Ich war permanent mit mir selber unzufrieden, ich hätte mich mindestens in 8 Teile teilen müssen, um meiner letzten Klasse gerecht zu werden und die Kinder auch im "normalen Unterricht" zu fördern, besser in 10. Ich habe 14 bis 16 Förderpläne geschrieben, da so viele Kinder den Anforderungen des Lehrplanes nicht dauerhaft gerecht wurden, aber ganz ehrlich, da kann man bestenfalls Galgenhumor entwickeln und irgendwie weiterwurschteln. Das ist Inklusion, das ist die Realität.
Und selbst, wenn es weniger Kinder sind und man sich "nur" in 3 Teile teilen müsste, auch das funktioniert einfach nicht. Viele Kollegen verzweifeln irgendwann oder stumpfen ab, um das alles auszuhalten und nicht oder nur begrenzt krank zu werden.
Zu deinen Wünschen:
Ich würde mich hier Krabapple anschließen:
Zusammensetzen und besprechen, was gewünscht ist.
Eventuell kannst du Kleingruppen bilden ("Temporäre Lerngruppen") heißt das bei uns, und dann mit mehreren Kindern zusammen auf ähnlichem Niveau gemeinsam etwas machen, dafür aber nicht nur eine oder 2 Stunden pro Kind, sondern dann mit mehreren Stunden pro Grüppchen.
Oder du nimmst alle Kinder einer Doppeljahrgangsstufe in die Gruppen auf und bietest eine differenzierte, individuell fördernde Lernumgebung an, sodass du z.B. täglich 2 - 3 Stunden mit Klassenstufe 1/2 und 2-3 Stunden mit Klasse 3/4 hast. (Je nachdem, welche Kinder da für dich übrig bleiben.) Dann hast du vielleicht 8 bis 9 Kinder in der Gruppe und quasi eine Kleinklasse. Du wärst erste Lehrerin in der Zeit und könntest gleichzeitig individuell fördern.
Für derartige Maßnahmen muss die Schulleitung mit ins Boot, denn dann muss der Stundenplan eventuell angepasst werden, damit der Sportunterricht nicht komplett verpasst wird etc.
Oder - wie auch schon von Krabapple vorgeschlagen - könntest du anbieten, Stunden zu übernehmen, z.B. wöchentlich eine Stunde Geometrie in Klasse 3xy, in der sich 2 Kinder mit sonderpäd. Förderbedarf befinden. Du sorgst für das gemeinsame Lernen und die Klassenleiterin hat die Möglichkeit, etwas runterzufahren und die Kinder mit Schwierigkeiten zu unterstützen (und das werden sicher mehr als die 2 mit sonderpädagogischem Förderbedarf sein.
Alternativ Teamteaching, das kostet aber Zeit., die man leider als
Klassenleiter an der Brennpunktschule meist nicht wirklich übrig hat.