Ich habe gerade versucht, die Umfrage auszufüllen.
Was euch klar sein sollte: Digitale Medien haben in der Schule lange nicht den Stellenwert, wie bei euch im Studium. Grund ist oft einfach die mangelhafte Ausstattung.
Bei derartigen Umfragen denke ich immer, in welchen Vorzeigeschulen die heutigen Studenten Praktika machen.
Insofern musste ich auch einen Teil der Umfrage mit "Teils-teils" beantworten, obwohl es eigentlich "keine Aussage möglich" heißen müsste. Wie soll ich denn einige Fragen einschätzen, wenn ich die Ausstattungen nicht habe? Da hilft es auch wenig, immer mehr Fortbildungen anzubieten, daran liegt es doch gar nicht.
Wir hatten vor 1,5 Jahren eine Smartboard-Fortbildung, weil die Schule nun über ein paar ganz wenige Smartboards verfügt. Das war wirklich sehr schön und wir freuten uns. Leider ist es aber so, dass die Räume ständig belegt sind, den Kollegen zugesagt wurde, dass sie ihre Räume nicht hergeben müssen und somit war ich seit dieser Fortbildung exakt 8 U-Stunden in einem Raum mit Smartboard. In 7 Stunden funktionierte der Ton nicht bzw. der angeschlossene Laptop war futschi. Vor 2 Wochen dann das Erlebnis des Jahrzehnts: Ich hatte einen Raum mit funktionierendem Smartboard UND Laptop, allerdings in einer spontanen Vertretungsstunde für eine Kollegin, die privat gekaufte Fach-Inhalte verwendet, die natürlich mit ihr privat zu Hause waren. Also schnell DVD rausgekramt und eingelegt. Alternative wäre noch Youtube schauen gewesen, das machen die Kinder ja in der Freizeit oft genug. Was uns damals in der Fortbildung gezeigt wurde, weiß ich nicht mehr. Nur noch, dass es unter extrem hohem zeitlichem Aufwand, der in der Anfangsphase - zusätzlich zu allen anderen Aufgaben und Sitzungen, die wir hier haben - regelmäßige Nacht- und Wochenendarbeit nötig machen würde, vorbereitet worden war.
Für eine 2. Smartboardfortbildung haben sich übrigens nie genug Leute gefunden, nachdem die Praxisprobleme (Räume, Zeitaufwand, z.T. aufgrund fehlender Programme, zusätzlicher Kauf digitaler Schulbücher) klar wurden.
Hinzu kommt, dass das W-LAN ständig kurz vor dem Erschöpfungstod ist, mehr als 5 Rechner können nicht ins Internet. Da kann man mit 25 Schülern auch keine Gruppenarbeit machen, vor einen Rechner passen eben nicht 5 Kinder.
Die Software funktioniert oft nicht zu 100%, dabei haben wir einen Beauftragten, der wirklich Ahnung hat und sich um das Wichtigste kümmert. Der sagt dann immer: "Ja wenn Kinder weggezogen sind, löschen Sie die bitte aus der Lernwerkstatt." Gesagt, getan, Lernwerkstatt für die entsprechende Klasse kaputt, obwohl korrekt gelöscht. Musste der Herr dann reparieren.
Für Musik braucht man entsprechende Programme. Die müssen gekauft werden. Die Schulen haben ja kaum Geld für Schulbücher und Arbeitshefte. Wo soll das Geld für Programme herkommen? Die guten Musikprogramme würden im Übrigen den Austausch der veralteten PCs verlangen, auch das würde viel Geld kosten. Und wo sollen die Medien herkommen, die den Schülern dann im Musikunterricht in Einzel- und Gruppenarbeit zur Verfügung stehen? Vor 20 Jahren (jaja, solange ist mein Studium schon her) wurde uns gesagt, das wäre die Zukunft. Im Moment hoffen wir, dass wenigstens eine sanierte Schule mit problemlos zu öffnenden (analogen) Fenstern und regulierbaren Heizungen die Zukunft ist.
Klar ist das alles schönes Wunschdenken, ich finde, jeder Lehrer sollte mit digitalen Medien umgehen können, nur sind Fortbildungen Zeitverschwendung, solange mein einziges dauerhaft zur Verfügung stehendes elektronisches Medium ein für den Musikunterricht mehr schlecht als recht geeigneter Ghettoblaster ist, der funktioniert, wenn die einzige Steckdose im Klassenraum gerade keinen Wackelkontakt hat. Als Zweit-Medium habe ich ein privat gekauftes Gitarrenstimmgeräut (batteriebetrieben) und im Dezember habe ich als Dritt-Medium noch eine batteriebetriebene LED-Lichterkette.