Beiträge von Conni

    Mir geht es wie icke und den anderen Vorschreibern: Ich lese erstmal von einem schüchternen Kind, das wenig spricht. Kenne ich auch, einsprachig aufgewachsene.
    Bist du sicher, dass die zweisprachige Erziehung einen wichtigen Beitrag zu dieser Schüchternheit leistet?
    Spricht das Kind mit den Mitschülern?
    Was sagen die Eltern dazu?

    Letztlich kannst DU nicht erreichten, dass das Kind mit dir mehr spricht. Mit diesem Vorsatz fomulierst du eine Erwartung, die du gar nicht erfüllen kannst (die muss ja das Kind erfüllen) und diese Erwartungen sind eine der Wurzeln viel menschlichen Unglücks. Du kannst maximal Angebote machen, aber du kannst das Kind nicht prinzipiell ändern. Vielleicht ist das einer seiner Wesenszüge?

    Hallo ihr Lieben,
    D.h., wenn alle Lehrer diese Aussage verneinen, ihre Berufszufriedenheit und -belastung dennoch schlechter als in meiner Vergleichsstichprobe ist, kann ich ja schließen, dass es nicht an dem Hinzukommen der Flüchtlingskinder liegen sollte...

    Ich glaube kaum, dass es viele verneinen.
    Und selbst, wenn es alle irgendwie bejahen, dann muss es nicht an den Flüchtlingskindern liegen, da durch die vielen Reformen, die durch die Schulen gejagt werden, vielerorts die Arbeitsbelastung unabhängig davon, ob Flüchtlingskinder da sind oder nicht, deutlich steigt.
    Ich vermute, dass man im Bereich Schule solch kausale Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge gar nicht gut überprüfen kann, eben weil vieles nicht ausblendbar ist und zu viel gleichzeitig passiert (Flüchtlinge, Inklusion, bundeslandspezifische Reformen, schnelle Veränderung des Lebensraumes in bestimmten Regionen - in Berlin steigen die Mieten derzeit so rapide, dass sich die Sozialstruktur der Bezirke verändert) und weil natürlich auch kurzfristige, individuelle Faktoren bei der Belastung eine Rolle spielen: Welche Klasse habe ich, wie arbeite ich mit meinem Team, wie komme ich gerade mit der Schulleitung klar etc.
    Du hättest vielleicht ganz allgemein fragen können: "Wie viel der Mehrbelastung entsteht durch die Flüchtlingskinder, wie viel durch andere Ursachen?" - Ursachen eventuell noch nennen lassen. Oder so etwas in der Art. Aber das ist jetzt eh zu spät und vielleicht hätte das auch den Umfang der Arbeit gesprengt.

    Ich finde es prima, dass du mit uns diskutierst und dir Gedanken machst. Du kannst ja noch promovieren und dann die Umfrage erweitern. 8)
    Aufnahme der angesprochenen Punkte in den Diskussionsteil finde ich eine gute Maßnahme und wünsche dir viel Erfolg!

    Ich verstehe, wie du das meinst und es kann natürlich sein, dass es letztlich wirklich so ist, aber du weißt es eben nicht. Ohne das abzufragen hast du keinerlei Kontrolle darüber. Ich frage mich auch, wieviele Teilnehmer du dafür brauchst, damit es dann tatsächlich so hinhaut. Und ich frage mich auch gerade, ob es überhaupt Schulen in sozialen Brennpunkten gibt, die tatsächlich gar keine Flüchtlingskinder unterrichten? Immerhin gibt es da den größten Anteil an billigem Wohnraum.... also wie kann da eine zuverlässsige Vergleichsgruppe entstehen?

    Das ist ein Gedanke, den ich gestern so gar nicht hatte!
    In meiner Schule gibt es keine Klasse ohne Flüchtlingskinder.
    Hintergrund: Flüchtlinge werden untergebracht, entweder in neu erbauten Containern oder in leerstehenden Gebäuden. Diese leerstehenden Gebäude (oder die Freiflächen) in öffentlicher Hand gibt es hier in Berlin in Gebieten, in denen sich Gewerbe schlecht ansiedeln kann, weil die Menschen z.B. zu arm sind, um in größerem Umfang Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen. Also in einigen Brennpunktgebieten Berlins.
    Bei uns in der Schulumgebung gibt es davon einige, sodass wir schon immer 2 Wohnheime im Einzugsgebiet hatten. Eines der Wohnheime wurde nun erweitert durch die Umwandlung leerstehender Büros in Flüchtlingsunterkünfte in großem Ausmaß. Fazit: Im Moment sind ca. 17 % unserer Schüler aus Wohnheimfamilien oder in Ausnahmefällen Flüchtlingsfamilien, die frisch eine eigene Unterkunft erhalten haben.
    In der Schule eines Kindes in meiner Familie in einer gut situierten Gegend Berlins gibt es unter 2% Flüchtlingskinder, weil es dort keine leerstehenden Gebäude oder Flächen in öffentlicher Hand gab, da sich die Menschen (privat + Unternehmen) um jedes Fleckchen Land reißen.
    2 Schulen in Berlin sind keine bundesdeutsche Statistik, das ist klar. Aber ob du wirklich das ausgewogene Bild bekommst, von dem du offenbar ganz sicher ausgehst, wage ich zu bezweifeln, zumal du keine Kontrolle darüber hast, ob es real so ausgewogen ist.

    Ich finde es gut, dass jemand mal nachfragt, und nicht immer nur auf die Schulen "abgeladen" wird und es ist ein guter Ansatz, da kann ich mich icke einfach nur anschließen.

    Noch etwas ist mir eingefallen: Wir hatten schon schwer auffällige Flüchtlingskinder an der Schule. Es waren ausnahmslos die Kinder schwer traumatisierter Eltern. Die Kinder mit weniger traumatisierten Eltern zeigten bislang an unserer Schule im allgemeinen keine groß auffälligen Trauma-Reaktionen.

    Bei uns bietet die Schulpsychologie gar keine Fortbildungen zum Thema "Flüchtlinge" an. Die sind einfach so unterbesetzt, dass sie gar nicht mehr hinterherkommen, selbst die Kernaufgaben werden nach außen abgegeben.
    Es wäre vielleicht ein Anfang, wenn es flächendeckend qualifizierte Fortbildungen gäbe und man sich nicht alles autodidaktisch erarbeiten müsste (falls man etwas Sinnvolles findet).

    Ich konnte den größten Teil trotzdem positiv beantworten, denn ich habe - in einem Einzugsgebiet, wie icke es ungefähr von der letzten Schule beschreibt - eher wenige und überschaubare Probleme mit meinen ganz tollen, sich superschnell integrierenden "Flüchtlingskindern" in der Klasse. Probleme gibt es eher bei den anderen. Und je schwieriger der Rest der Klasse, desto weniger kann ich überhaupt auf irgendwelche traumatische Reaktionen eingehen und intervenieren und desto hilfloser fühlt man sich auch. Ich kenne diese Situationen und habe das Glück, im Moment für unser Einzugsgebiet eine "liebe" Klasse zu haben (d.h. "nur" 5 Kinder mit Diagnosen aus dem Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie, davon der größte Teil eher introvertiert).

    Neue Woche, neues Glück: 49 Zeitstunden. Das war eine ziemlich heftige Woche und ich bin froh, jetzt "unterrichtsfrei" zu haben. Wobei mein Arbeitszimmer aussieht, als hätte jemand eingebrochen und beim Goldbarrensuchen alles auf den Boden geworfen.

    Unterricht: 19,5 Zeitstunden.
    Aufsichten: 5,5 h
    Konferenzen und sonstige Sitzungen sowie deren Nachbereitung (Protokoll): 4 h
    Klassenleitertätigkeit (Absprachen mit Fachlehrern / Externen, Gespräche mit Eltern/ Schülern etc., Klassenkonferenz) 8 h
    Zusatztätigkeit 1 und 3: 0 min
    Zusatztätigkeit 2 und 4: je 15 min
    Zusatztätigkeit 5: 2 h
    Unterrichts Vor- und Nachbereitung: 9,5 h

    Stimmt natürlich,
    mir geht es hier tatsächlich um die subjektive Meinung dem Medium gegenüber und nicht mal unbedingt für dem Einsatz im Unterricht.

    Haargenau darum geht es mir auch. Auf einen Einsatz im Unterricht käme ich niemals, da dafür einfach das technische Equipment fehlt.
    Meine subjektive Meinung heißt pro und contra. Ich sehe es genauso wie Nordseekrabbe: Wenn du jemanden mit einseitiger Meinung suchst, wirst du es im Jahr 2017 einfach sehr schwer haben und kaum Interviewpartner finden.

    Bei mir waren es letzte Woche 43 Zeitstunden.
    Davon 19,5 Zeitstunden Unterricht.
    Aufsicht: 6,5 h - bevor jetzt wieder einer meint, ich hätte da Pause: Nein, die Pausen sind selbstverständlich rausgerechnet: Ich bin immer aufsichtspflichtig, wenn ein Schüler im Raum ist, das sind mindestens 10 min vor jeder Unterrichtsstunde, dazu Hofaufsichten und letzte Woche eine zusätzliche, ewig lange Mittagsaufsicht.
    Fortbildungen, verpflichtend: 3 h
    Unterrichtsvor- und nachbereitung: 8 h
    Klassenleitertätigkeit: (Absprachen, Förderplan ergänzen, Vorbereitung Klassenkonferenz, Gespräche mit Schülern + Eltern): 2 h
    Zusatztätigkeit 1: 10 min
    Zusatztätigkeit 2: 20 min
    Zusatztätigkeit 3: 0 min
    Zusatztätigkeit 4: 30 min
    Zusatztätigkeit 5: 3 h
    "Zusatztätigkeiten": Aufgaben über Unterricht und die Klassenleitung hinaus, möchte ich wegen Wiedererkennbarkeit nicht genauer beschreiben.)

    Wie ist denn das mit dem Arztbesuch? Ich bin ziemlich sicher: Wenn man einen Facharzttermin nur vormittags bekommt, darf man den wahrnehmen, muss jedoch rechtzeitig Bescheid geben.

    Wenn man sich aber einen auf 15 Uhr gelegt hat, weil man laut Plan keine Stunde mehr hat? Es macht Sinn, das auch bekannt zu geben, damit man keine Vertretungsstunde bekommt. Ob einen der Chef aber anweisen kann, alle Arzttermine anzugeben, die vor 16 Uhr stattfinden?

    Laut §616 BGB ist ein Arztbesuch während der Arbeitszeit unter Entgeltfortzahlung möglich, wenn dringender Behandlungsbedarf besteht oder keine anderen Termine angeboten werden in der Praxis oder die Behandlung zu einer bestimmten Zeit nötig ist (Blutabnahme morgens). Man muss natürlich rechtzeitig bescheid geben.
    Das Problem ist, dass bei der Threadstellerin die Arbeitszeit ausgedehnt wird, aber eigentlich doch nicht: Also wenn es um Arzttermine geht, müssen die 1 Woche vorher angekündigt werden, wenn sie vor 16 Uhr gehen muss, d.h. hier wird mit "bis 16 Uhr ist Arbeitszeit" gehandelt, während es gleichzeitig aber keine Bereitschaftszeit und damit eigentlich auch keine festgelegte Arbeitszeit ist.
    Hat jemand eine Ahnung, ob es für Lehrer speziell eine rechtliche Präzisierung hierzu gibt?
    Meine Schulleiterin wollte mir generell und für die restliche Zeit an meiner Schule verweigern, zu einem Spezialisten zu gehen, weil der nur Vormittagssprechstunden und eine Nachmittagssprechstunde am "Versammlungstag" hatte. Zum Glück war ich in diesem Gespräch mit Personalrat und da wurde der o.g. Paragraph zitiert.

    Ich finde, dass es sinnvoll ist, eine für sich passende Position zwischen "sich wegducken" und "den Schädel an der Wand einrennen" zu finden. Ich kenne das letzere aus dem Vorbereitungsdienst (ebenfalls zufällig hineingeraten, ähnlich wie bei Schantalle) und obwohl ich von den Mentorinnen und Seminarleitern fair behandelt wurde, hat die Haltung der Schulleitung, die auf das gesamte Kollegium stark abfärbte, mir das Referendariat schwerer als nötig gemacht.

    Danke Meike, für den ausführlichen Beitrag. Einen Teil davon hatte ich schon festgestellt, aber nicht alles und hätte es nicht so gut zusammenfassen können.
    Eine Kollegin, 30, sagte letzte Woche, dass sie - seit sie in der Schule arbeitet - immer voll durchhängt abends und am Wochenende, vorher hat sie nach Feierabend gefeiert etc. Meine Zeit außerhalb der Schule ist zu lange her (bzw. ich habe damals Teilzeit gearbeitet). Woran ich mich noch erinnern kann: Ich habe da Nachtschichten gemacht, wenn dringend Aufträge fertig werden mussten, zusammen mit einer ruhigen, fleißigen Kollegin. Es war absolut entspannt, wir waren ein Superteam und ich habe mich in der Schule nie länger als ein paar Minuten so entspannt und gleichzeitig noch grundlegend leistungsfähig gefühlt wie damals nachts um halb 2.

    Was mir auch zusetzt, ist die ständige Lautstärke in einer Grundschule. Schlecht gedämmte Räume und vor allem Treppenhäuser.
    Außerdem finde ich die Arbeit extrem komplex: Ich muss als Grundschullehrerin, Sonderpädagogin, Mutti, Vati, große Schwester, Kuschelbär, Sozialarbeiterin, Psychotherapeutin (idealerweise mit Spezialausbildung für "emotional-instabile Persönlichkeitsstörungen"), Ergotherapeutin, Lerntherapeutin, Logopädin, DAZ-Kleingruppenlehrerin, Arzthelferin, Polizistin (Spezialgebiet Taschendiebstahl) und Sekretärin gleichzeitig arbeiten und das teilweise parallel tun. Gleichzeitig erwarten meine Schüler noch von mir, dass ich Hellseherin, Zahnärztin und Schneiderin bin. Mein am häufigsten verwendeter Spruch der letzten Wochen: "Ich bin nur einmal da."

    Mich würden hier mal Grundschulzahlen interessieren. Mir fehlt aber im Moment die Muße alles aufzuschreiben. 75% sind bei mir 4 Tage von 08-13 Uhr.

    Habe 6 Wochen aufgeschrieben, Vollzeit, zwischen etwas über 40 und 45 Zeitstunden, bei sehr effizienter Zeitplanung und wenig "Extras" (differenzierte Arbeitsblätter etc.).
    Vollzeit bei mir:
    3mal von 7:20 bis 13:30 Anwesenheitspflicht in der Schule, danach Aufräumen des Schreibtisches / Klassenraumes, Unterrichtsnachbereitung, Gespräche mit Kollegen / Schulsozialarbeiter / b.B. Ganztag.
    1mal 6:50 bis 12:40 dito
    1mal 7:20 bis 12:40 dito
    Zusätzlich 1 bis 4 Nachmittagsveranstaltungen pro Woche (Dienstberatungen, Konferenzen, Teamsitzungen, Arbeitsgruppen, Projektgruppen, Fortbildungen, Vor- und Nachbesprechungen, Elterngespräche.

    Heute habe ich z.B. von 7:20 bis 11:38 und von 11:40 bis 14:20 Uhr gearbeitet. Da ja hier immer so betont wird, dass man seine Pausen nicht einrechnen sollte, habe ich die großzügige Pause, die ich am ruhigsten Ort der Schule (Lehrer-WC) verbrachte, mal explizit ausgewiesen. Also knapp 7 Stunden. Bin komplett fertig und könnte nur noch schlafen. Kann ich aber nicht, denn es ist noch kein Unterricht vorbereitet.

    Es gibt gar keinen Grund, jetzt grummelig zu werden, wie es einige offenbar schon sind. Ich habe niemandem was getan und meine persönliche Arbeitszeit ist nicht zu eurem Nachteil.

    Ich bin nicht grummelig, nur verwundert, falls du mich meinst.
    Was bei mir halt wirklich hinzukommt, ist die Grundschule. Ich habe immer die Aufsichtspflicht, sobald ein Kind in meinem Raum ist, d.h. in jeder "kleinen Pause" das macht am Tag im Schnitt 50 min aus; ohne Hofaufsichten. Dazu kommt die Arbeitsgruppensucht in unserer Schule.

    Das einzige, was mich in diesem Thread grummelig macht ist, dass sich hier - wie ständig in letzter Zeit - Leute einmischen, die statt konstruktiver Beiträge behaupten, dass manche hier nicht richtig rechnen können oder wollen. Da habe ich dann nämlich gar keinen Bock mehr, irgend etwas Persönliches zu schreiben, da ich einfach nicht wie eine Zweitklässlerin behandelt werden möchte.

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