An meinem Traumschultag....
stehe ich um 7:30 (im Sommer gerne 7:00) Uhr auf, dusche, frühstücke in Ruhe, fahre mit dem Bus zur Schule.
In meinem Klassenraum, welcher durch eine große, durchsichtige Verbindungstür in zwei Teile geteilt ist (beide jeweils so groß wie mein jetziger Klassenraum), erwarten mich 18 Schüler und der Integrationserzieher meiner beiden mehrfach leicht behinderten Kinder (Lernen, em-soz, Sprache, Motorik), die in einer realen Schule des Jahres 2009 leider nicht als förderbedürftig gelten.
Während der Integrationserzieher mit den beiden genannten und einem weiteren Kind Konzentrationsübungen durchführt, arbeiten die anderen 15 Kinder leise und ausdauernd an ihren Wochenplanaufgaben. Gespräche finden im Flüsterton statt und werden durch ausreichende schallisolierende Bauelemente des klassenraumes gedämpft.
Ich setze mich in dieser Zeit an einen der Tische und übe oder wiederhole mit kleinen Gruppen Lerninhalte, frage etwas ab, übe mit einzelnen Kindern lesen oder rechnen.
In einem Blitzlicht erzählt jedes Kind kurz, woran es gearbeitet hat und ob es etwas Besonderes zu berichten gibt.
In der anschließenden Frühstückspause bleibt dem I-Erzieher und mir Zeit, die Lernfortschritte und Beobachtungen im pädagogischen Tagebuch zu notieren und uns kurz über die erste Unterrichtsphase auszutauschen.
Nach der Frühstückspause gehen die Erstklässler zum Sport. Die Zweitklässler üben in der Zeit einen neuen Unterrichtsinhalt. Danach wechseln die Gruppen.
In der Bewegungspause, während der die Kinder unseren geräumigen Schulhof mit vielen Spielgeräten nutzen können, melde ich dem Sozialarbeiter, dass einer meiner Zweitklässler den 3. Tag fehlt. Der Sozialarbeiter setzt sich mit Mutter und Familienhelferin in Verbindung und gibt mir selbstständig Rückmeldung. Ich setze mich an einen freien, schuleigenen Computer mit eigenem Passwort, rufe mir einige Arbeitsblätter auf, die Kolleginnen in den gemeinsamen Arbeitsblattpool eingestellt haben. Ich verändere zwei der Arbeitsblätter passend zu meinem nächsten Thema auf verschiedenen Niveaus, erstelle eine kleine Übung für meine fitten Zweitklässler, stelle alle Blätter in den gemeinsamen Pool ein und drucke sie auf schuleigenem Papier mit schuleigenem Drucker aus.
An einem freien Kopierer kopiere ich die Blätter und sortiere sie in meinen geräumigen, abschließbaren Arbeitsmittelschrank mit den vielen zweckmäßigen Unterteilungen in die Ablage für den Unterricht der Folgewoche ein.
Während die Kinder Mittag essen, sitzen meine Kollginnen und ich zusammen, um über aktuelle Themen zu beraten: Themen der nächsten Unterrichtswoche, Probleme in den Klassen, gemeinsame Gespräche mit Familien, die Kinder in mehreren Klassen haben. Wir weisen uns auf neu erstellte Arbeitsblätter im gemeinsamen Arbeitsblattpool hin. Falls wir nichts besprechen müssen, bereiten wir Unterrichtsmaterialien vor.
Danach kann ich in Ruhe mein Pausenbrot essen, ohne mich dabei in ein freies Zimmer heimlich einschließen zu müssen.
Nachdem sich alle Kinder nach dem Mittag noch ein wenig ausgeruht haben, gehen wir frisch an's Werk:
In unserem großen Kunstatelier basteln die Kinder mit schuleigenen Bastelmaterialien hübsche Kunstwerke, ohne sich dabei mit der Schere nachzujagen, die Hosen und T-Shirts kaputt zu schneiden, ihr Tuschwasser zu trinken, dem Nachbarn mit dem Pinsel in der Nase zu bohren, sich mit dem Edding Lidstriche zu malen etc.
Am Ende der Stunde räumen sie nach der 3. Ansage alles auf.
Danach gehe ich in unseren Musiksaal. Freudestrahlend erwartet mich dort die musikbegeisterte 4. Klasse, mit der ich nun tolle Lieder singen und dazu grooven darf. Mit ausreichend zur Verfügung stehenden Boomwhackers üben die Kinder eine Begleitung ein. Selbstverständlich haben alle ihren Musikhefter mit den zugehörigen Liedblättern dabei.
Mist, der Wecker klingelt...
Conni
PS: Die Zeugnisse sind fertig. Ich habe offenbar einen Totalschaden davongetragen.