Ich bin selbst nicht an der GS, kann dir diesbezüglich also nicht mit Erfahrungsberichten helfen. Ganz grundlegend solltest du dir aber vor Augen halten, dass du deshalb die Option auf den Quereinstieg hast, weil die Grundschulen akuten Personalmangel haben und du als Quereinsteiger natürlich dort eingesetzt wirst, wo akuter Mangel und damit Lehrkräftebedarf herrscht. Auch erfahrene Lehrkräfte arbeiten wenn sie die Wahl haben oftmals lieber nicht in Brennpunktschulen, sondern der idyllischen "Welt-in-Ordnung-Schule", wo insofern kein Mangel herrscht, sondern man nur mit großem Glück und passendem Profil landet. Der Mangel herrscht zuallererst an den Schulen mit den Kindern, die sowieso schon mit diversen Benachteiligungen zu kämpfen haben (gibt es auch auf dem Land btw), oftmals kein Elternhaus im Hintergrund haben, welches helfen könnte /würde und bei denen insofern Rückstände in der Entwicklung besonders gehäuft auftreten, die eine ideale Welt bis zum Ende der Grundschulzeit ausgeglichen hätte, die in der Realität dann aber Abstriche zur Folge haben, die sich durch die gesamte Bildungsbiographie der Kinder ziehen werden. Realistischerweise wirst du als Quereinsteiger eher an so einer Schule mit akutem Mangel landen. Überleg dir also gründlich, ob du den Beruf nur unter mehr oder minder Idealbedingungen ausüben möchtest /würdest /könntest oder vielleicht eine Motivation darüber entwickeln kannst Kinder zu fördern, die zuhause nicht die Unterstützung und Förderung erfahren, die deine eigenen Kinder erhalten. Ergänzend könntest du bei der ausbildenden Stelle nachfragen , wann klar ist, an welche Schule man kommen würde und ob sie absehen könnten, wo du landen wirst. Mehr als dir keine Antwort zu geben wird nicht passieren. Vielleicht aber, wenn du deine Bedenken transparent machst, wird man dir einen Hinweis geben (können), der dir bei deiner Entscheidung helfen würde.
Dies alles geschrieben solltest du den Faktor Erfahrung nicht außer Acht lassen. Ich will nicht behaupten, dass schwierige Elternhäuser oder Entwicklungsdefizite oder andere herausfordernde Standortbedingungen einem irgendwann nichts mehr anhaben, aber man lernt nach und nach mit manchen Dingen erfolgreich umzugehen, versteht besser, wo man was mit Geduld, Zeit und ggf. weiteren externen Lernpartnern erreichen kann, lernt aber auch, was man manchmal akzeptieren muss, weil man weder im Alleingang alle retten könnte, noch deshalb die Augen auch vor diesen Realitäten verschließen dürfte. Ich versuche für mich die innere Balance darüber zu finden, dass ich vor allem an die Fälle denke, bei denen der stete Tropfen den Ausschlag gibt (und wenn auch nur im ganz Kleinen), nicht diejenigen, bei denen es am Ende doch nur ein Tropfen auf den heißen Stein war. Viele meiner SuS kommen aus Grundschulen mit besonders schlechten Standortbedingungen, schwierigen Elternhäusern, bringen Entwicklungsdefizite mit in Klasse 5. Was mir an schwierigen Tagen bislang hilft ist Rückhalt im Kollegium einerseits und gesunder Abstand und Ressourcen auftanken in der Freizeit andererseits.