Dann ziehe ich wohl, wie versprochen, den Hut vor deiner Treue zu deinen Werten. Ich werde es allerdings auch niemandem verübeln, wenn man zu solchen Opfern (oder noch größeren Opfern, wenn Partner und Kind involviert sind) nicht bereit ist.
Der Witz ist, dass der Umzug, auch wenn er mir nicht leicht gefallen ist, kein Opfer war für mich. Ein Opfer wäre es aber gewesen entgegen meiner Überzeugungen für einen Arbeitgeber tätig zu werden, dessen Werte ich nicht in ausreichendem Umfang teile, um dafür beruflich einzustehen und mir dieses Etikett umzuhängen. Für das Land-Baden-Württemberg kann ich guten Gewissens einstehen ebenso wie für die Grundwerte der Bundesrepublik Deutschland. Den Eid, den ich da geschworen habe teile ich vollumfänglich und ohne Zweifel. Ich verstehe absolut, wenn gerade Familien andere Abwägungen treffen (müssen), weil unter Umständen auch schlichtweg Betreuungskonzepte für den Notfall (Familie, Freunde) zu stark ortsgebunden sind. Insgesamt muss man aber eben immer abwägen, für welche Werte man stehen möchte, welche man- guten Gewissens- vertreten kann. Einen Verein, den ich so stark ablehnen würde wie das bei dir gegenüber der katholischen Kirche zum Ausdruck kommt zu vertreten ist mir eben nicht nachvollziehbar. Das würde für mich bedeuten mich selbst im Stich zu lassen. Aber vielleicht habe ich auch einfach schon genug Berufserfahrung in diversen Bereichen gesammelt (und auch sonst schon genügend durchgemacht), um zu wissen, dass ich, wenn ich an mich glaube und mich ernst nehme, immer einen Weg finden werde auf die Füße zu fallen am Ende bzw. dass umgekehrt der Preis, den ich zahlen muss, wenn ich mich nicht ernst genug nehme langfristig zu hoch ist.
Zitat von Marsi
Ein großer Teil meines Freundeskreises war an verschiedenen dieser Schulen, da sie auch tatsächlich meist einen recht guten Ruf haben. Keine der Familien ist dabei religiös. Wenn das Angebot an guten Schulen ansonsten allerdings so gering ist, müssen auch Eltern darauf ausweichen. Und aus diesen Schülern sind eben auch ganz normale Erwachsene geworden, weder religiöser noch weniger religiös als andere.
Das ist finde ich wieder etwas anderes, als die Frage, für wen man selbst beruflich tätig werden möchte, sprich wessen Werte man vertreten möchte und muss. (Wes Brot ich fress, des Lied ich sing ...). Natürlich bieten sehr viele Schulen unter religiöser Trägerschaft ein gutes Bildungsprogramm an und leisten gute Arbeit und natürlich gehen anständige Menschen mehrheitlich auch daraus hervor. Trotzdem könnte ich für mich selbst nicht vertreten für einen kirchlichen Träger als Lehrerin tätig zu sein. Und ich kenne es durchaus auch aus der Familie, dass man Gründe haben kann als Familie auf die Angebote von Schulen in kirchlicher Trägerschaft zurückzugreifen. Mein Neffe- ungetauft, Eltern evangelisch- besucht die Grundschule in katholischer Trägerschaft seines Dorfes. Ist die einzige Grundschule im Ort, guter Ruf, alle seine Kindergartenfreunde sind dort hingegangen, Alternative wäre eine öffentliche Grundschule im Nachbarort (schlechte Busverbindung, gefährliche Überlandstrecke ohne Radweg) und damit Elterntaxi von Klasse 1-4 statt morgens mit den Freunden gemeinsam mit dem Fahrrad in die Schule fahren zu können ab Klasse 1. Das ist für meinen Neffen eine hervorragende Entscheidung gewesen, die ich auch nicht weiter problematisch finde. Werte wie Nächstenliebe stark in den Schulalltag zu implementieren schadet schließlich keinesfalls- im Gegenteil.Ich bin aus gutem Grund Mitglied der evangelischen Kirche und finde es positiv, wenn mein Neffe Kontakt damit hat. Bei einer beruflichen Tätigkeit steht man meines Erachtens aber auch für die problematischen Aspekte eines Glaubens mit ein, was ich für mich noch nicht einmal bei der evangelischen Kirche tragen könnte, geschweige denn bei der katholischen Kirche. Kirchgeld von Ehepartnern nicht erwerbstätiger Kirchenmitglieder verlangen halte ich für unsäglich (dem Kirchenmitglied selbst den "Vereinsbeitrag" abzuverlangen aber nachvollziehbar). Ebenso untragbar finde ich es Menschen abzuverlangen Kirchenmitglied zu sein entgegen ihrer Überzeugungen (was man womöglich weiß und geflissentlich ignoriert, weil der Schein ja gewahrt bleibt), nur um deren Arbeitskraft nutzen zu können. Da komme ich dann eben wieder darauf zurück, dass Haltung keinen Preis hat. Das gilt natürlich auch für die Kirche selbst, die an der Stelle offenbar mehr auf Schein setzt, als auf Sein, was ich selbstenthöhlend und tragisch finde.