Beiträge von CDL

    (...)

    Eher persönlich sind es dann auch kleinere Dinge, wie dass ich immer dazu bereit war im Freundeskreis für jemanden teilweise Kosten für unsere Aktivitäten zu übernehmen damit er nicht zurückbleiben muss. Ich habe natürlich auch gerne auf viel Zeit verzichtet, um Bekannten zu helfen (bspw. in der Schule) oder im Verein Migranten auszuhelfen, damit sie es etwas einfacher haben.

    (...)

    Schön und gut, damit hängt diese Hilfe aber davon ab, dass es willige Menschen gibt, die grad Lust haben private Zeit und Geld einzusetzen zugunsten anderer. was ist mit denen, die keine solchen Helfer kennen, nicht auf diese treffen oder von diesen nicht für wert erachtet werden Hilfe zu erhalten? Indivdualhilfe ist großartig, hat aber eben auch Grenzen. Genau deshalb gibt es Varianten, die allen zugute kommen, die aber unter Umständen erfordern, dass diejenigen in Machtpositionen/mit Privilegien etwas von ihrer Macht/ihren Privilegien zu teilen bereit sind mit denen die noch zu wenig davon haben und zwar ganz gleich, ob ich persönlich jedes einzelne Individuum welches dann Hilfe erhält dieser für würdig erachte oder nicht.

    Ja, das hat ein Mensch verkündet, der in der katholischen Kirche mehr sein soll als das. Wo genau wäre das in der Bibel zu finden, dass Frauen ungeeignet fürs Priesteramt wären?

    Zitat von Plattenspieler

    Und wie führt dich die historisch-kritische Betrachtung zu der Überzeugung, die Kirche könnte, wenn sie wollte, auch Frauen sakramental weihen

    Ich interpretiere das Folgende vielmehr so, dass die Taufe das entscheidende Sakrament ist, nicht das Geschlecht, nicht die Herkunft oder der soziale Status, womit man eben auch den Geist Christi verkörpern kann:

    "Die ihr nämlich auf Christus getauft wurdet, habt Christus angezogen.

    Da ist nicht Jude noch Grieche,

    da ist nicht Sklave noch Freier,

    da ist nicht männlich und weiblich.

    Ihr alle nämlich seid EINER in Christus Jesus." (Müsste Galater 3,27 sein, hab meine Bibel aber gerade nicht griffbereit zur Kontrolle und bin zu faul ins WoZi zu gehen.)

    Nicht kann.

    Wie das?

    Ich bin Protestantin, keine Katholikin. Meine Glaubensbekenntnis beinhaltet nicht, dass ich an die heilige evangelische Kirche glauben müsste. Kirche ist- für mich- die Gemeinschaft der Gläubigen und damit nichts, was von der rechtlichen Organisationsform "Kirche" abhängig wäre mit all ihren Dogmata. Mein Glaube hängt also keinesfalls davon ab, dass die evangelische Kirche als Rechtsform in ihren aktuellen (oder auch vergangenen) Organisationsstrukturen bestehen bleiben würde. Ich finde es umgekehrt aber ungemein wichtig sich bei diesen Organisationsstrukturen nicht einfach blind an der Vergangenheit aufzuhängen, sondern diese zeitgemäß zu interpretieren. Frauen auszugrenzen bei der Priesterweihe geht aus gutem Grund auch für viele gläubige Katholiken gar nicht, Homosexuelle auszugrenzen geht aus gutem Grund auch für viele gläubige Katholiken gar nicht ... Die katholische Kirche als Organisationsstruktur mag einen Wandel in diesen Bereichen nicht wünschen und damit deine persönlichen religiösen Überzeugungen gut repräsentieren- viele Katholiken interpretieren ihre Gemeinschaft der Gläubigen anders und würden sich insofern einen Wandel der Organsiationsstrukturen wünschen statt ein "immer weiter" diskriminierender Ansätze. - Müssen wir diese Schleife wirklich jedes Mal drehen Plattenspieler, wenn ich als säkularisierte, agnostische Protestantin etwas schreibe, was dir als Fundamentalkatholiken in deinen streng katholisch geprägten Glaubensgrundsätzen widerspricht? Wie wäre es, wenn wir das beim nächsten Mal einfach auslassen würden, weil ich weiß, wie du an der Stelle tickst und das respektieren kann, auch wenn ich es keinesfalls teile und du umgekehrt hoffentlich ebenso vorgehen kannst?

    Dass ich als schwuler Mann mit der katholischen Kirche nix zu tun haben will, muss ich wohl nicht weiter erläutern.

    Nein, musst du nicht. Das halte ich für äußerst nachvollziehbar. Umgekehrt kann ich als Frau auch nichts mit einer Kirche anfangen, die Frauen nicht weihen möchte qua Geschlecht. Letztlich gibt es aber natürlich immer gute Gründe, die für die Mitgliedschaft in Verein X oder Y sprechen oder auch dagegen und- zumindest wenn man es sich einfach mal erlaubt Kirchen zu profanisieren (bzw. als das anzusehen, was sie- unabhängig von der Religion als solche- sind, nämlich eine Art Vereine)- das gilt eben auch für Kirchen jedweder Couleur. Ich persönlich fremdel durchaus stark mit Kirchen als Organisationsformen des Glaubens, der nun einmal unabhängig von Kirchen bestehen kann. Ich fremdel aber auch mit Mitgliedschaften bei Schützenvereinen, in Burschenschaften, bei der AfD, im Kleingärtnerverein, im Kleintierzüchterverein und und und. Zieht man AfD und (vermutlich ein Gros der) Burschenschaften ab, dürften sämtliche Mitgliedschaften aber- ähnlich wie die Zugehörigkeit zur katholischen oder evangelischen Kirche an sich- erst einmal unproblematisch sein, wenn es persönlich passt.

    Dann ziehe ich wohl, wie versprochen, den Hut vor deiner Treue zu deinen Werten. Ich werde es allerdings auch niemandem verübeln, wenn man zu solchen Opfern (oder noch größeren Opfern, wenn Partner und Kind involviert sind) nicht bereit ist.

    Der Witz ist, dass der Umzug, auch wenn er mir nicht leicht gefallen ist, kein Opfer war für mich. Ein Opfer wäre es aber gewesen entgegen meiner Überzeugungen für einen Arbeitgeber tätig zu werden, dessen Werte ich nicht in ausreichendem Umfang teile, um dafür beruflich einzustehen und mir dieses Etikett umzuhängen. Für das Land-Baden-Württemberg kann ich guten Gewissens einstehen ebenso wie für die Grundwerte der Bundesrepublik Deutschland. Den Eid, den ich da geschworen habe teile ich vollumfänglich und ohne Zweifel. Ich verstehe absolut, wenn gerade Familien andere Abwägungen treffen (müssen), weil unter Umständen auch schlichtweg Betreuungskonzepte für den Notfall (Familie, Freunde) zu stark ortsgebunden sind. Insgesamt muss man aber eben immer abwägen, für welche Werte man stehen möchte, welche man- guten Gewissens- vertreten kann. Einen Verein, den ich so stark ablehnen würde wie das bei dir gegenüber der katholischen Kirche zum Ausdruck kommt zu vertreten ist mir eben nicht nachvollziehbar. Das würde für mich bedeuten mich selbst im Stich zu lassen. Aber vielleicht habe ich auch einfach schon genug Berufserfahrung in diversen Bereichen gesammelt (und auch sonst schon genügend durchgemacht), um zu wissen, dass ich, wenn ich an mich glaube und mich ernst nehme, immer einen Weg finden werde auf die Füße zu fallen am Ende bzw. dass umgekehrt der Preis, den ich zahlen muss, wenn ich mich nicht ernst genug nehme langfristig zu hoch ist.

    Zitat von Marsi

    Ein großer Teil meines Freundeskreises war an verschiedenen dieser Schulen, da sie auch tatsächlich meist einen recht guten Ruf haben. Keine der Familien ist dabei religiös. Wenn das Angebot an guten Schulen ansonsten allerdings so gering ist, müssen auch Eltern darauf ausweichen. Und aus diesen Schülern sind eben auch ganz normale Erwachsene geworden, weder religiöser noch weniger religiös als andere.

    Das ist finde ich wieder etwas anderes, als die Frage, für wen man selbst beruflich tätig werden möchte, sprich wessen Werte man vertreten möchte und muss. (Wes Brot ich fress, des Lied ich sing ...). Natürlich bieten sehr viele Schulen unter religiöser Trägerschaft ein gutes Bildungsprogramm an und leisten gute Arbeit und natürlich gehen anständige Menschen mehrheitlich auch daraus hervor. Trotzdem könnte ich für mich selbst nicht vertreten für einen kirchlichen Träger als Lehrerin tätig zu sein. Und ich kenne es durchaus auch aus der Familie, dass man Gründe haben kann als Familie auf die Angebote von Schulen in kirchlicher Trägerschaft zurückzugreifen. Mein Neffe- ungetauft, Eltern evangelisch- besucht die Grundschule in katholischer Trägerschaft seines Dorfes. Ist die einzige Grundschule im Ort, guter Ruf, alle seine Kindergartenfreunde sind dort hingegangen, Alternative wäre eine öffentliche Grundschule im Nachbarort (schlechte Busverbindung, gefährliche Überlandstrecke ohne Radweg) und damit Elterntaxi von Klasse 1-4 statt morgens mit den Freunden gemeinsam mit dem Fahrrad in die Schule fahren zu können ab Klasse 1. Das ist für meinen Neffen eine hervorragende Entscheidung gewesen, die ich auch nicht weiter problematisch finde. Werte wie Nächstenliebe stark in den Schulalltag zu implementieren schadet schließlich keinesfalls- im Gegenteil.Ich bin aus gutem Grund Mitglied der evangelischen Kirche und finde es positiv, wenn mein Neffe Kontakt damit hat. Bei einer beruflichen Tätigkeit steht man meines Erachtens aber auch für die problematischen Aspekte eines Glaubens mit ein, was ich für mich noch nicht einmal bei der evangelischen Kirche tragen könnte, geschweige denn bei der katholischen Kirche. Kirchgeld von Ehepartnern nicht erwerbstätiger Kirchenmitglieder verlangen halte ich für unsäglich (dem Kirchenmitglied selbst den "Vereinsbeitrag" abzuverlangen aber nachvollziehbar). Ebenso untragbar finde ich es Menschen abzuverlangen Kirchenmitglied zu sein entgegen ihrer Überzeugungen (was man womöglich weiß und geflissentlich ignoriert, weil der Schein ja gewahrt bleibt), nur um deren Arbeitskraft nutzen zu können. Da komme ich dann eben wieder darauf zurück, dass Haltung keinen Preis hat. Das gilt natürlich auch für die Kirche selbst, die an der Stelle offenbar mehr auf Schein setzt, als auf Sein, was ich selbstenthöhlend und tragisch finde.

    Bei mir geiern die Evangelen sogar noch rum und kassieren "Kirchgeld".

    Musste ich schon wieder nachschauen, was das ist. ^^ Schonmal mit deiner Frau gesprochen, was ihre Zugehörigkeit zur Kirche anbelangt? Tatsächlich aber etwas absurd, dass man sonst Steuern aufs selbst erzielte Einkommen zahlt, bei den Kirchen aber die "Klubmitgliedschaft" des nicht erwerbstätigen Ehepartners zu einer Zwangsabgabe des erwerbstätigen Partners führt. Ziemlich anachronistisch. Das müsste zumindest an deine Frau gerichtet sein als Forderung, denn die ist ja das Kirchenmitglied (und Vereinsmitgliedschaften kosten eben immer etwas...).

    Würdest du denn wirklich im Extremfall auf die andere Seite des Landes ziehen, ggf. deinen Partner und Freunde zurücklassen, nur um diesen kirchl. Schulen zu entgehen? Falls du das ehrlich mit Ja beantworten kannst, dann ziehe echt den Hut vor dir und deiner Treue zu deinen Werten.

    Ich sage nur ebenso ehrlich, das könnte ich nicht. Und das ist okay so.

    Ich bin evangelisch, zahle Kirchensteuer und habe in der Vergangenheit bereits im außerschulischen Bildungsbereich für die Diakonie gearbeitet (ganz früher Kinderfreizeiten bei der Kirche geleitet). Mein Verhältnis zur Kirche dürfte also meine Werte betreffend nicht vergleichbar sein mit deinem. Dies geschrieben würde ich im schulischen Bereich nicht für einen kirchlichen Träger arbeiten, insbesondere niemals für einen katholischen Träger (dafür lehne ich zuviel an der Katholischen Kirche fundamental ab, angefangen mit dem Verhältnis zu Frauen). Ich würde aber auch an keiner evangelischen Schule tätig sein wollen. Das würde - ungeachtet meiner Zugehörigkeit zur evangelischen Kirche - im Widerspruch stehen zu bestimmten Werten, die mir besonders wichtig sind. Insofern habe ich kirchliche Schulen letztes Jahr auch gar nicht erst in Betracht gezogen, nur staatliche Schulen und bin am Ende 200km von meinem Wohnort der letzten 20 Jahre entfernt gelandet. Das ist natürlich nicht ganz leicht, weil ich viele Freunde zurücklassen musste, aber ich werde mir hier wieder etwas aufbauen, das passt schon. Also ja, ich würde auch auf die andere Seite des Landes ziehen, wäre das meine einzige Option in den Beruf zu kommen im staatlichen Schuldienst oder würde überbrückend KV machen. (Dank Mangelfachs hatte ich aber tatsächlich einige Auswahl und habe mich für etwas entschieden, was sich richtig angefühlt hat und zu mir passt.)

    Zur Impfbereitschaft: Ich hatte ja von unsren Freunden geschrieben, die sich mal ganz generell gegen aber auch schon gar nichts impfen lassen und nicht mal ihre Kinder gegen irgendwas (mit Müh und Npt gegen Tetanus!).

    Nun ist er 2fach geimpft mit Biontech und sie wartet auf den Novovaximpfstoff und wird sich damit impfen lassen. Obwohl sie vor einigen Monaten noch sagte, sie würde sich nicht impfen lassen.

    Find ich gut.

    Spannend. Weißt du, was dieses überraschende Umdenken motiviert hat?

    Echt interessant, dass man immer für alles Verständnis haben soll, aber nicht für jemanden, der auch für die Kirche arbeiten würde, wenn er ansonsten seine Familie/Freunde hinter sich lassen muss.

    Wer ist "man"? Und warum sollte "man" "für alles" Verständnis haben sollen, wer hätte das so gefordert? Ich jedenfalls nicht, mein Verständnis hat diverse Grenzen (insbesondere bei gewissen -ismen). Differenzieren- so unfassbar sexy und unersetzlich. Es gibt durchaus berufliche Lösungen für Menschen die die Werte der Kirche so komplett ablehnen, wie ich das aus Marsis Beitrag herauslese, ohne, dass diese gleich die Heimatscholle komplett verlassen müssten. Hat, wie geschrieben, etwas mit Haltung zu tun oder eben der Frage, welche Werte einem letztlich tatsächlich wichtig wären.

    Was ist den so "verwirrend" für euch an meinem Beitrag?

    Naja, trotz meiner großen Abneigung ggü. Religion und Kirche, würde ich auch an einer kathol./evangel. Schule arbeiten, wenn mir das meinen Ortswunsch ermöglicht. Idealerweise würde ich natürlich auch an einer Schule arbeiten wollen, die meine Werte am besten vertritt, aber den Luxus hat man eben nciht immer.

    Haltung kennt kein Preisschild, Opportunismus schon. Entweder deine Werte sind dir wichtig, dann lebst du sie (und findest passende Lösungen für dich, auch wenn diese manchmal einen "Preis" haben) oder es könnte sich lohnen darüber zu reflektieren, welche Werte dir tatsächlich wichtig sind jenseits derer, die du vordergründig für relevant erachten würdest.

    Bestimmt. Die meisten pubertierenden Jungen wünschen sich doch, in der Schule noch mehr lesen und schreiben zu dürfen. Am besten Pferdegeschichten.

    Kommt eventuell auf die Art der angestrebten Lektüre an. Mit Comics oder Mangas kann man durchaus auch Jungs ansprechen oder - gerade bei manchen Mangas- auch künstlerisch interessierte Mädels. Oder was über die alten Römer gemeinsam lesen und dann in der Römer-AG (Lese-AG klingt für viele zu fad) gemeinsam zum Lesestoff passend Schilder und Wappen nachbauen und nachzeichnen, Rüstungen nachbauen etc. (Pappmaché mit Hasendraht und Farben für Schilder und den Rüstungsaufbau, Waffen aus Holz oder Holzkern mit Hasendraht aufgebaut und mit Pappmaché und Farbe dann gestaltet.)

    Ich bin generell der Meinung, dass die Solidarität in unserer Gemeinschaft und in unserem System super ausgebildet ist. Ich sehe dort also keinen Bedarf für bswp. ein "noch" solidarischeres Sozialversicherungswesen.

    Ein simples "Nein" hätte völlig ausgereicht, aber nett, wie du versuchst deine fehlende Bereitschaft zu mehr gelebter Solidarität mit solidarischem Verhalten anderer zu begründen. "Unsere Gemeinschaft" ist ein schöner Allgemeinplatz an dieser Stelle, an der ich ganz konkret nach deiner persönlichen Bereitschaft gefragt hatte zugunsten von mehr Solidarität mit Schwächeren in der Gesellschaft auf persönliche Privilegien zu verzichten. QED würde ich sagen. Danke dafür.

    Ich habe ja auch nicht behauptet oder gemeint, dass jeder mit Kindern weniger/schlechter arbeitet.(...)

    Dann nimm dir die Zeit differenzierter zu formulieren, damit klar wird aus deinen Beiträgen, was du meinst und was nicht, denn das hier "(...) Oder arbeitet ein Beamter mit Kinder/Ehepartner besser/mehr? Wohl kaum (eher andersherum, gerade bei Kindern)." kann man wohl kaum anders verstehen, als als Behauptung, dass Beamte mit Kindern deines Erachtens wohl eher schlechter und weniger arbeiten würden. Danke!

    Sicherlich ist ein gewisses Maß an Empathie immer wichtig. Allerdings weiß ich nicht, ob man damit jetzt für Pensions-/Rentenansprüche argumentieren kann. Mein Studium hat sich auch gesundheitsbedingt um 2 Jahre verlängert, womit ich 2 Jahre Dienstzeit verloren habe. Sollte ich deswegen also 2 fiktive Dienstjahre draufgerechnet bekommen, wenn ich verbeamtet werde?

    Habe ich etwas Derartiges an irgendeiner Stelle gefordert? Wenn ja, zitier mich gerne. Ansonsten: Aufmerksam lesen und nachvollziehen, wofür ich plädiert habe. Da ging es NUR um den verbalen Ausdruck und den Hinweis diesem das erforderliche Quentchen Empathie angedeihen zu lassen. Mitmenschlichkeit hat erstmal gar nichts mit monetären Aspekten zu tun, auch wenn es ums Thema Rente/Pension geht. Allerdings kann man diese Brille umgekehrt, wenn man sie aufsetzt, auch dazu verwenden, sich Gedanken darüber zu machen, ob man wirklich ein System für angemessen hält, welches Altersarmut von Menschen zulässt, die 40 Jahre hart gearbeitet haben- sei es im Erwerbsleben oder in der Familie, ob man nicht zumindest ein System befürworten müsste, bei dem es keine getrennten Pensionskassen gibt, sondern alle in denselben Rententopf einzahlen. Man könnte darüber nachdenken, ob es fair ist, dass Menschen die Pensionen beziehen mehrere Jahre länger leben im Durchschnitt, als Menschen, die eine staatliche Rente beziehen, weil es ihnen vom Verdienst her in den meisten Fällen eher möglich war bessere Gesundheitsvorsorge zu treffen, sie weniger hart körperlich arbeiten mussten, etc. Man könnte darüber nachdenken, ob man tatsächlich die Lebensarbeitszeit aller Arbeitnehmer erhöhen kann, wenn man doch weiß, dass schon jetzt eine bestimmte Gruppe kurz nach Renteneintritt verstirbt, die es auch schon zu Lebenszeiten besonders hart hatte (Verdienstmöglichkeiten, Gesundheitsvorsorge, Art der Arbeitstätigkeit und damit einhergehender gesundheitlicher Verschleiß,... ). Für mich selbst genügt mir etwas mehr Empathie im Ausdruck, wenn es um Lebenssituationen geht, die einen selbst nicht betreffen, denn ich KANN für mich sorgen, trotz allem. Für einige meiner Mitmenschen (die von einer Verbeamtung im Regelfall nicht einmal träumen können) würde ich mir wünschen, dass die Empathie weitreichendere Früchte trägt. Ich würde sehr gerne dafür auf den einen der anderen Vorteil des Berufsbeamtentums verzichten, wenn ich wüsste, dass dafür unser Sozialversichungswesen für alle etwas solidarischer gestaltet werden würde. Wie sieht das bei dir aus? Wärst du bereit auf künftige Privilegien wie eine Pension zu verzichten zugunsten eines solidarischeren Sozialversicherungswesens oder geht es dir nur um die Frage, was du persönlich ja auch nicht mehr bekommst, weshalb das auch andere nicht haben sollen?

    (...) Oder arbeitet ein Beamter mit Kinder/Ehepartner besser/mehr? Wohl kaum (eher andersherum, gerade bei Kindern).

    Das halte ich jetzt für eine stark verkürzte, allzu steile These. Ja, Kinder zu haben erhöht die Teilzeitquote bei vielen jungen Eltern (und erfreulicherweise zumindest nicht nur den Lehrerinnen), aber schlechter arbeitet sicherlich niemand, nur weil plötzlich Kinder involviert wären. In Ausnahmefällen mag das mal zutreffen, insgesamt geht meine Erfahrung aber eher dahingehend, dass gerade junge Eltern deutlich zielführender arbeiten. Das hilft beispielsweise Konferenzen kürzer und knackiger zu gestalten (schließlich muss nicht nur noch Unterricht vorbereitet werden, sondern die Kinder wollen auch noch mal rausgehen oder etwas erzählen oder oder oder). Manchen gibt das auch eine Sinnhaftigkeit im Tun, die ihren Unterricht positiv beeinflusst. Ich finde es hat ein wirklich unangenehmes Geschmäckle, dass so ein verächtlichmachender Beitrag von jemand erklärt Kinderlosen ausgerechnet von einem anderen erklärt kinderlosen User geliket wird. Zur Ehrenrettung der kinderlosen User sei gesagt, dass ich auch zu diesen gehöre und meine KuK mit Nachwuchs über einen Kamm geschert anders betrachte, tatsächlich es aber vorziehe zu differenzieren bei derartigen Behauptungen.

    Das ist doch bei der Rente nicht anders. Wenn jemand erst mit 30 Beiträge einzahlt und dann noch ewig TZ arbeitet, kommt kaum was bei der Rente raus (zurecht).

    Ich hebe mal das letzte Wort hervor, denn auch wenn ich das teilweise (rein wirtschaftlich betrachtet) nachvollziehen kann, empfinde ich es gleichzeitig als arrogante Ohrfeige von jemandem, der sich offenbar keine Gedanken darüber gemacht hat, warum Menschen in Teilzeit tätig sind, auch wenn sie vielleicht lieber eine Vollzeitstelle hätten. Das fängt (um ein paar Varianten aufzuzählen) an mit den vielen vielen Frauen, die das über Generationen gemacht haben, offiziell qua Geschlecht noch dankbar sein mussten überhaupt arbeiten zu dürfen außer Haus und ohne adäquate Betreuungsmöglichkeiten Familie, Haushalt und Beruf zu wuppen hatten, geht weiter mit heutigen Alleinerziehenden, denen es ähnlich geht hin zu Menschen mit gesundheitlichen Problemen, die sich sich nicht ausgesucht haben, die eine Teilzeittätigkeit unumgänglich machen. Ich bin schwerbehindert als Folge von Gewaltverbrechen. Die habe ich mir nicht ausgesucht, genausowenig wie die lebenslangen Folgen. Ich würde sehr sehr gerne Vollzeit arbeiten können, unter anderem, um mir etwas weniger Sorgen machen zu müssen um meine Versorgung im Alter, wenn meine bestehenden gesundheitlichen Probleme unter Umständen höhere Pflegekosten verursachen könnten, damit ich in Würde altern kann, denn wenigstens das habe ich verdient. Und ja, bei der Rente ist das nicht anders oder was meinst du, warum meine Rentenansprüche nach rund 15 Jahren Einzahlungszeit immer noch so absurd niedrig sind?! Empathie kostet einen gar nichts außer etwas Menschlichkeit, also bitte, eine gewaltige Prise davon dazunehmen, wenn du dich über Themen äußerst, die dich als jungen und voraussichtlich gesunden Menschen bislang noch recht wenig touchiert haben. In ein paar Jahrzehnten (oder auch einfach nur, wenn das Leben dir einen "üblen Streich" gespielt hat, was hoffentlich niemals passiert) bist du dankbar dafür, wenn nachfolgende Generationen dieses Maß an Empathie und Mitmenschlichkeit im verbalen Ausdruck aufbringen bei Themen, die deine Lebensrealität betreffen.

    Das Kernproblem ist meines Erachtens- auch wenn einige das nicht als Problem betrachten werden-, dass wir als Beamte nicht Teil der regulären Sozialversicherungssysteme sind. Das ist letztlich ein zutiefst unsolidarisches Konzept, welches überholungsbedürftig wäre, was sich aber aus diversen Gründen wohl hierzulande nicht durchsetzen wird. Grundlegend muss auch ich als Beamtin etwas machen, um später einmal genügend Geld zu haben im Alter. Teilzeitarbeit plus später Einstieg in den Schuldienst bringen deutlich niedrigere Pensionsansprüche hervor. Ich habe zwar ein "paar" (niedrige Zahl!) hundert Euro Rentenanspruch aus meinem vorhergehenden Arbeitsleben, die gesichert oben drauf kommen, aber das wäre zusammen immer noch zu niedrig, um mir meine aktuelle Wohnung und meinen aktuellen Lebensstil weiter leisten zu können. Insofern bin ich froh es mir leisten zu können auch noch auf weiteren Wegen finanzielle Vorsorge treffen zu können (was ich nebenbei bemerkt seit rund 15 Jahren mache, weil mich schon sehr früh die extrem niedrigen Rentenansprüche, die ich angesichts der Verdienstmöglichkeiten im sozialen Bereich hatte ausreichend beunruhigt haben, um Vorsorge zu treffen).

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