Ich hoffe, dass keiner sich herablassend gegenüber ungeimpften Personen verhält, aber seitdem Cancel Culture zu einem immer größeren Thema in unserer Gesellschaft wird, würde ich dafür meine Hand nicht ins Feuer legen.
"Keiner" ist halt schon wieder so ein pauschaler Allgemeinplatz. Bestimmt wird es auch einzelne Menschen geben die sich so verhalten werden, persönlich bezweifle ich aber, dass es sich dabei um Mehrheiten handeln wird (auch wenn man das im Rahmen der eigenen Filterblase und innerhalb unsozialer Medien womöglich anders wahrnimmt- wie auch sonst die aktuelle Debatte um "Cancel Culture" sich vor allem um Umgangsformen in den unsozialen Medien dreht und nicht die gesamte Realität abbildet).
Ich habe einen Kollegen, der sich keinesfalls impfen lassen will, ich habe eine Nachbarin, die sich nicht impfen lassen will- mit beiden spreche ich völlig normal, mag die Nachbarin auch trotzdem noch, egal was ich von ihrer Impfhaltung halten mag, verachte sicherlich keinen der beiden, gehe natürlich weder verächtlich, noch herablassend um mit diesen (mit dem Kollegen begrenzt es sich halt auf einen professionellen Umgang, dafür ist die Gesamtargumentation zu quergestrickt, das könnte und wollte ich im privateren Umgang nicht ertragen). Ich lege sehr großen Wert auf Solidarität und gesamtgesellschaftliche Verantwortung, was ich natürlich auch bei Debatten um die Impfungen immer zum Ausdruck bringe. Wenn ich merke, dass das auch für mein Gegenüber ein relevanter Wert ist und nicht einfach als irrelevant weggewischt wird, wenn ich weiß (aus früheren Äußerungen/aktivem Verhalten/Handeln), dass ein Gegenüber diesen Wert oftmals auch lebt und die Argumentation nicht völlig quergestrickt (extremistisch) ist dann sehe ich die divergierende Haltung zur Coronaimpfung anders an, als bei jemandem, bei dem das anders ist.
Ich verachte Menschen, die eindeutig egozentrisch argumentieren, aber dort, wo es ihnen dann passt, Vorteile des Lebens in einer Solidargemeinschaft einfordern- wie wenn es um Zahlungshilfen für bestimmte Branchen als Einkommensersatzleistung im Lockdown geht- oder aber ihren Mitmenschen qua Studium und Berufsstand, sowie vor allem qua Geschlecht (angeblich gehört es da bei einem Geschlecht ganz besonders zum biologischen Programm ein Elternteil werden zu wollen, für die Elternzeit/Erziehungszeiten beruflich kürzer zu treten...) mit Verweis auf gesellschaftliche Verantwortung und blabla biologische Reproduktion verordnen möchten. Wer Egozentrik lebt, aber von anderen Verantwortung fürs Gemeinwesen fordert hat sich meine Verachtung denke ich (un-)redlich verdient.