Gegen geschlechterneutrale Erziehung spricht die Forschungslage, denn bereits Babys merken wenn sie bei der Mutter oder beim Vater sind.
Ich bin generell gegen den Genderwahn. Trotzdem kann man die Unterschiede zwischen Mann und Frau nicht weg reden und die Unterschiede wirken sich auch auf die Erziehung aus. Selbst wenn es nur die fehlenden Kompetenzen sind, die Jungs später nicht haben.
Es gibt sicher auch Rad fahrende Mütter, die mit ihren Söhnen Fahrradschläuche flicken, aber als Mutter eines Sohnes kann ich dir sagen, dass irgendwo eben auch Grenzen sind und das finde ich auch okay so.
Ich bin nicht diejenige, die mit meinem Sohn auf lange Radtouren fährt, zeltet, ihm zeigt wie man rudert, im Schlamm Fußball spielt oder ihm die Technik seines Dynamos erklärt.
Und dazu stehe ich auch. Dafür zeige ich ihm gerne, wie wir zusammen kochen oder Badminton spielen und verarzte hinterher die Wunden.
Wenn du dich das nächste Mal zurecht ärgerst über frauenfeindliche Stereotype, solltest du dir vor Augen halten, wieviele du davon in so wenigen Worten selbst zum Ausdruck bringst und ganz offensichtlich verinnerlicht hast. Wer in einer Familie kocht oder Dinge repariert ist nur dann eine Frage die zuerst qua Geschlecht und dann erst qua Befähigung/Interesse beantwortet wird, wenn wir unsere Kinder entsprechend erziehen und damit das weitergeben, was wir möglicherweise in diesem Bereich gelernt haben.
Meine Mutter kam aus einer Handwerkerfamilie, mein Vater aus einer Akademikerfamilie. Meine Mutter hat meinem Vater also zu Beginn ihrer Ehe beigebracht wie man Lampen aufhängt, tapeziert (Opa war Malermeister, das konnte meine Mutter also perfekt), wie man einen Schrank baut etc. Ja, meine Mutter hat auch gekocht, aber das war ihre große Leidenschaft, deshalb wollte sie dabei am Liebsten keine Hilfe. In die Küche durfte mein Vater erst regelmäßig nach ihrem Tod zum Kochen (und macht es sehr gerne seitdem), vorher durfte er mal ausnahmsweise am Wochenende kochen oder war fürs Küche aufräumen zuständig, wenn meine Mutter gekocht hatte (wer kochte, musste bei uns nicht auch noch die Küche aufräumen). Ich habe als Kind gelernt von Vater wie Mutter Fahrräder zu reparieren, Möbel zusammezubauen, Lampen zu installieren, zu renovieren, zu kochen, Fußball habe ich mit meiner Oma väterlicherseits gespielt (die fand es immer schrecklich dumm, dass Mädchen das in ihrer Zeit nicht durften und hat das deshalb besonders gerne mit ihren Enkelinnen gespielt), Kanu fahren und zelten im Verein jahrelang gemacht. Frauen und Mädchen können das alles genauso gut oder auch manchmal besser als ein Junge oder Mann (und umgekehrt), wenn sie es denn wollen und lernen. Zu meinen, irgendeine dieser Tätigkeiten sei "typisch" männlich oder "typisch" weiblich ist einfach nur ein Ausdruck zutiefst verinnerlichter Geschlechterstereotype, die nunmal gar nichts damit zu tun haben, wer wir- ob Männer oder Frauen- tatsächlich sind und wofür wir uns interessieren, sondern nur davon ausgehen, wer bzw. wie wir qua Geschlecht zu sein haben.
Zitat von tabularasa
Ich habe ja auch eine Menge Freundinnen im Bekanntenkreis, aber die sind eben nicht auf dem Fußballplatz oder fahren mit dem Rad waghalsige Strecken durch die Lüneburger Heide und rudern oder fahren Kanu.
Wenn sie das nur deshalb nicht machen, weil es sie nicht interessiert und auch nie interessiert hat, ist das völlig unproblematisch. Wenn sie es deshalb nicht machen, weil sie schon als Kinder gelernt haben, dass Mädchen so etwas nicht machen würden und sich auch noch als Erwachsene entsprechend selbst beschränken ist das verdammt traurig. Wenn sie ihre eigenen, unreflektierten Haltungen am Ende dann auch noch ihren eigenen Kindern aufzwingen und diesen vermitteln, so sei die Welt als Junge oder mädchen eben bzw. so seien Mädchen und Jungen eben (was auch immer dieses "so" dann auch inhaltlich bedeutet), dann wird es bei genauerer Betrachtung ganz schön übergriffig, respektlos und entmündigend, was man den eigenen Kindern erzieherisch angedeihen lässt.